Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band.europäischen Cabinetspolitik und über die fernere Entwickelung der Staatenver- Lord Castlereagh war der zweite Sohn Robert Stewards, Discount Castlereagh 1802 wurde Castlereagh an die Spitze des Controlamtes gestellt und 180S europäischen Cabinetspolitik und über die fernere Entwickelung der Staatenver- Lord Castlereagh war der zweite Sohn Robert Stewards, Discount Castlereagh 1802 wurde Castlereagh an die Spitze des Controlamtes gestellt und 180S <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0352" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/97057"/> <p xml:id="ID_1076" prev="#ID_1075"> europäischen Cabinetspolitik und über die fernere Entwickelung der Staatenver-<lb/> hältnisse von 1816 bis 1822, insbesondere über den Kongreß von Aachen 1818,<lb/> über die Karlsbader Ministerialconferenzen, die Konferenzen zu Troppau 1820<lb/> und den Congreß zu Laibach 1821: gesandtschaftliche Berichte über die Stimmung<lb/> der Landstände und Bevölkerung, namentlich in den süddeutschen Staate», nehmen<lb/> unser besonderes Interesse in Anspruch. Die ganze Publication ist um so wich¬<lb/> tiger, als sie eine Menge seltener Aufsätze, welche der englischen Negierung ans<lb/> GeHeimwegen zugegangen sind, und noch unbekannter Angaben enthält, welche zum<lb/> großen Theil die geheime Geschichte jener Zeitepoche bilden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1077"> Lord Castlereagh war der zweite Sohn Robert Stewards, Discount Castlereagh<lb/> und Marquis von Londonderry, und wurde am 18. Juni 1769 geboren. Be¬<lb/> reits auf der Universität erhielt er in den mathematischen, philosophischen und<lb/> philologischen Wissenschaften die ersten Preise. 1790 trat er ins Parlament:<lb/> 1797 wurde er Geheimsiegelbewahrer von Irland und 1799 erster Secretär des<lb/> Vicekönigs von Irland, Marquis von Cornwallis. Durch sein Streben, die<lb/> Union zwischen England und Irland herzustellen, machte er sich unpopulär. Seine<lb/> Absicht war, durch eine legislative Einverleibung Irland aller der Wohlthaten<lb/> der Ordnung, des commerciellen Gedeihens und gesicherter Zustände theilhaftig<lb/> zu machen, die der britische Theil des Reiches bereits genoß. Daß diese Union,<lb/> obgleich sich ihr das irische Parlament anfangs widersetzte, doch endlich zu Stande<lb/> kam, ist hauptsächlich dem Takte, der Schonung, Beharrlichkeit und Anstrengung<lb/> Castlereaghs zuzuschreiben.</p><lb/> <p xml:id="ID_1078" next="#ID_1079"> 1802 wurde Castlereagh an die Spitze des Controlamtes gestellt und 180S<lb/> zum Staatssecretär des Kriegs- und Colouialdepartemeuts ernannt. Mit dem<lb/> Tode seines Freundes und Gesinnungsgenossen Pitt trat er mit seinen übrigen<lb/> Kollegen zurück und übernahm erst 1807 unter dem Ministerium Percival wieder<lb/> das Kriegsministerium, in welchem er bis zu seinem Duell mit Canning 1809<lb/> verblieb. Dieses Duell machte seiner Zeit großes Aussehe». Castlereagh be¬<lb/> schuldigte seinen College» Canning des Mangels an Treue und Ehre in seinem<lb/> Benehmen gegen ihn, weil Canning heimlich seine Entfernung aus dem Ministe¬<lb/> rium betrieben habe. Infolge des Duells traten sowol Castlereagh als Can¬<lb/> ning aus ihren Aemtern, ersterer, nachdem er noch dem jungen Sir Arthur<lb/> Weitesten mit Uebergehung so mancher älterer Generale das Commando der Ar¬<lb/> mee in Spanien und Portugal verschafft hatte. Aber uoch vor Ablauf des Jah¬<lb/> res 1809 erhielt Castlereagh das bis dahin von Canning verwaltete Ministerium<lb/> des Auswärtigen, in welchem er von da an bis zu seinem Tode verblieb. „Er<lb/> war Minister der auswärtigen Angelegenheiten, sagt der Herausgeber seiner Denk¬<lb/> würdigkeiten, zu einer Zeit als unsere militärischen und diplomatischen Angelegen¬<lb/> heiten die ausgedehntesten und erfolgreichsten waren: er war unser Unterhändler,<lb/> als Europa, das sich auf unsern Ruf erhoben und angefeuert ward durch unser</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0352]
europäischen Cabinetspolitik und über die fernere Entwickelung der Staatenver-
hältnisse von 1816 bis 1822, insbesondere über den Kongreß von Aachen 1818,
über die Karlsbader Ministerialconferenzen, die Konferenzen zu Troppau 1820
und den Congreß zu Laibach 1821: gesandtschaftliche Berichte über die Stimmung
der Landstände und Bevölkerung, namentlich in den süddeutschen Staate», nehmen
unser besonderes Interesse in Anspruch. Die ganze Publication ist um so wich¬
tiger, als sie eine Menge seltener Aufsätze, welche der englischen Negierung ans
GeHeimwegen zugegangen sind, und noch unbekannter Angaben enthält, welche zum
großen Theil die geheime Geschichte jener Zeitepoche bilden.
Lord Castlereagh war der zweite Sohn Robert Stewards, Discount Castlereagh
und Marquis von Londonderry, und wurde am 18. Juni 1769 geboren. Be¬
reits auf der Universität erhielt er in den mathematischen, philosophischen und
philologischen Wissenschaften die ersten Preise. 1790 trat er ins Parlament:
1797 wurde er Geheimsiegelbewahrer von Irland und 1799 erster Secretär des
Vicekönigs von Irland, Marquis von Cornwallis. Durch sein Streben, die
Union zwischen England und Irland herzustellen, machte er sich unpopulär. Seine
Absicht war, durch eine legislative Einverleibung Irland aller der Wohlthaten
der Ordnung, des commerciellen Gedeihens und gesicherter Zustände theilhaftig
zu machen, die der britische Theil des Reiches bereits genoß. Daß diese Union,
obgleich sich ihr das irische Parlament anfangs widersetzte, doch endlich zu Stande
kam, ist hauptsächlich dem Takte, der Schonung, Beharrlichkeit und Anstrengung
Castlereaghs zuzuschreiben.
1802 wurde Castlereagh an die Spitze des Controlamtes gestellt und 180S
zum Staatssecretär des Kriegs- und Colouialdepartemeuts ernannt. Mit dem
Tode seines Freundes und Gesinnungsgenossen Pitt trat er mit seinen übrigen
Kollegen zurück und übernahm erst 1807 unter dem Ministerium Percival wieder
das Kriegsministerium, in welchem er bis zu seinem Duell mit Canning 1809
verblieb. Dieses Duell machte seiner Zeit großes Aussehe». Castlereagh be¬
schuldigte seinen College» Canning des Mangels an Treue und Ehre in seinem
Benehmen gegen ihn, weil Canning heimlich seine Entfernung aus dem Ministe¬
rium betrieben habe. Infolge des Duells traten sowol Castlereagh als Can¬
ning aus ihren Aemtern, ersterer, nachdem er noch dem jungen Sir Arthur
Weitesten mit Uebergehung so mancher älterer Generale das Commando der Ar¬
mee in Spanien und Portugal verschafft hatte. Aber uoch vor Ablauf des Jah¬
res 1809 erhielt Castlereagh das bis dahin von Canning verwaltete Ministerium
des Auswärtigen, in welchem er von da an bis zu seinem Tode verblieb. „Er
war Minister der auswärtigen Angelegenheiten, sagt der Herausgeber seiner Denk¬
würdigkeiten, zu einer Zeit als unsere militärischen und diplomatischen Angelegen¬
heiten die ausgedehntesten und erfolgreichsten waren: er war unser Unterhändler,
als Europa, das sich auf unsern Ruf erhoben und angefeuert ward durch unser
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