Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band.zeichnen sich durch warmes Gefühl und durch eine feine, graziöse Haltung aus. Am schön-Minncle. Erzählung von Josef Rank. Leipzig, Herbig. -- Der an Iteue Lyrik. -- Unsere jungen Componisten sind gewöhnlich in Verlegenheit Von Simrocks trefflicher Uebersetzung des Walther von der Vogelweide Reise!iteratur. -- Transatlantische Federzeichnungen von Eduard Pelz. zeichnen sich durch warmes Gefühl und durch eine feine, graziöse Haltung aus. Am schön-Minncle. Erzählung von Josef Rank. Leipzig, Herbig. — Der an Iteue Lyrik. — Unsere jungen Componisten sind gewöhnlich in Verlegenheit Von Simrocks trefflicher Uebersetzung des Walther von der Vogelweide Reise!iteratur. — Transatlantische Federzeichnungen von Eduard Pelz. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0287" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/96992"/> <p xml:id="ID_852" prev="#ID_851"> zeichnen sich durch warmes Gefühl und durch eine feine, graziöse Haltung aus. Am<lb/> sorgfältigsten ausgeführt ist die Erzählung: I.<z ilei-nor lies eil-uizuux.</p><lb/> <p xml:id="ID_853"> schön-Minncle. Erzählung von Josef Rank. Leipzig, Herbig. — Der an<lb/> das Genre der Dorfgeschichte streifende Roman enthält eine große Menge sachlicher Beo¬<lb/> bachtungen, die zuweilen den Eindruck der Naturwahrheit machen, wenn sie sich auch<lb/> meistens in einer Sphäre bewegen, deren Berechtigung innerhalb der Welt der Kunst<lb/> wenigstens fraglich ist. In dem Stil finden wir keine Verbesserung; noch immer den<lb/> Wechsel von Schwulst und vulgären Ausdrücke», noch immer Wichtigkeit der Betonung<lb/> ohne richtige Auswahl des Gegenstandes. Seite 17 wird von einem Dorfmädchcn ge¬<lb/> sagt, die sich in der Stadt als Magd vermiethen will: „Wie eine Heilige, die bedacht<lb/> ist, ihr äußeres und inneres Auge, alle ihre Gedanken und Sinne auf die reinen<lb/> Düfte ihres betenden Gemüths zu leiten, auf daß sie ohne Erdenschwere gegen Him¬<lb/> mel stiegen: also blickte Schön-Minnele gesenkten Auges vor sich hin und nieder und<lb/> ging vorüber." Wenn doch unsere Dichter endlich zu der Einsicht kommen wollten, daß<lb/> jedes Ding seine eigene Form erheischt. —</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Iteue Lyrik.</head> <p xml:id="ID_854"> — Unsere jungen Componisten sind gewöhnlich in Verlegenheit<lb/> um Texte; sie greisen meistens zu den Liedern von Uhland und Heine, die nun schon<lb/> hundertfach componirt sind. Das ist für die Musik nicht vortheilhaft, denn aus dem<lb/> Bestreben, die Reminiscenz zu vermeiden, geht in der Regel die Neigung zu schwülstigen<lb/> oder barocken Formen hervor, wobei es nicht selten vorkommt, daß grade wegen jenes<lb/> ängstlichen Bestrebens die Reminiscenz sich um so unangenehmer aufdrängt. Und doch<lb/> fehlt es nicht an neuen guten Liedern, die nicht eigentlich in den Kreis der Literatur-<lb/> geschichte gehören, die aber für diesem Zweck sehr verwerthbar sind. So finden sich z. B.<lb/> in den „Liedern von Julius von Rodenberg" (Hannover, Rümplcr) zahlreiche kleine<lb/> Melodien, in denen die Stimmung vortrefflich gehalten ist. Die Sprache ist rein und<lb/> edel, die Weise einfach und ansprechend. Von demselben Dichter liegen uns noch vor<lb/> „der Majestäten Felseubier und Rheinwein lustige Kriegshistorie" (Hannover, Rümplcr),<lb/> und „König Haralds Todtenfeier. Ein Lied am Meere." (Marburg, Elwert). Nament¬<lb/> lich in den letzteren ist die Färbung ganz vortrefflich. — Unbedeutender sind die „Poe¬<lb/> tischen Kränze" von Emilie Leccrf (Dessau, Katz) aber es findet sich darunter doch<lb/> ein und das andere sangbare und gemüthliche Lied.</p><lb/> <p xml:id="ID_855"> Von Simrocks trefflicher Uebersetzung des Walther von der Vogelweide<lb/> ist soeben (Leipzig, S. Hirzel) eine neue, vermehrte und vervollständigte Ausgabe<lb/> erschienen, mit einem seinen Geschmack ausgestattet, an welchem sich die gewöhnliche<lb/> Goldschnittliteratur ein Muster nehmen könnte. Wir haben sie mit der Weiskcschen<lb/> Übersetzung verglichen und geben ihr entschieden den Borzug: denn eine solche Über¬<lb/> tragung kann doch nur den Zweck haben, die alte Dichtung in der neuen Zeit ein¬<lb/> zubürgern, und das erreicht sie nur durch eine freie, verjüngte poetische Form. Daß<lb/> Walther, der liebenswürdige Sänger der Liebe und des Frühlings, auch durch seine<lb/> politischen Anspielungen auf die damalige Gährungspcrivde der kirchlichen Entwickelung<lb/> Interesse verdient, ist bekannt.—</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Reise!iteratur.</head> <p xml:id="ID_856" next="#ID_857"> — Transatlantische Federzeichnungen von Eduard Pelz.<lb/> 1. Band. Mit einem Plane von Neuyork. — Rudolstadt, Fröbel. Es ist in diesem</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0287]
zeichnen sich durch warmes Gefühl und durch eine feine, graziöse Haltung aus. Am
sorgfältigsten ausgeführt ist die Erzählung: I.<z ilei-nor lies eil-uizuux.
schön-Minncle. Erzählung von Josef Rank. Leipzig, Herbig. — Der an
das Genre der Dorfgeschichte streifende Roman enthält eine große Menge sachlicher Beo¬
bachtungen, die zuweilen den Eindruck der Naturwahrheit machen, wenn sie sich auch
meistens in einer Sphäre bewegen, deren Berechtigung innerhalb der Welt der Kunst
wenigstens fraglich ist. In dem Stil finden wir keine Verbesserung; noch immer den
Wechsel von Schwulst und vulgären Ausdrücke», noch immer Wichtigkeit der Betonung
ohne richtige Auswahl des Gegenstandes. Seite 17 wird von einem Dorfmädchcn ge¬
sagt, die sich in der Stadt als Magd vermiethen will: „Wie eine Heilige, die bedacht
ist, ihr äußeres und inneres Auge, alle ihre Gedanken und Sinne auf die reinen
Düfte ihres betenden Gemüths zu leiten, auf daß sie ohne Erdenschwere gegen Him¬
mel stiegen: also blickte Schön-Minnele gesenkten Auges vor sich hin und nieder und
ging vorüber." Wenn doch unsere Dichter endlich zu der Einsicht kommen wollten, daß
jedes Ding seine eigene Form erheischt. —
Iteue Lyrik. — Unsere jungen Componisten sind gewöhnlich in Verlegenheit
um Texte; sie greisen meistens zu den Liedern von Uhland und Heine, die nun schon
hundertfach componirt sind. Das ist für die Musik nicht vortheilhaft, denn aus dem
Bestreben, die Reminiscenz zu vermeiden, geht in der Regel die Neigung zu schwülstigen
oder barocken Formen hervor, wobei es nicht selten vorkommt, daß grade wegen jenes
ängstlichen Bestrebens die Reminiscenz sich um so unangenehmer aufdrängt. Und doch
fehlt es nicht an neuen guten Liedern, die nicht eigentlich in den Kreis der Literatur-
geschichte gehören, die aber für diesem Zweck sehr verwerthbar sind. So finden sich z. B.
in den „Liedern von Julius von Rodenberg" (Hannover, Rümplcr) zahlreiche kleine
Melodien, in denen die Stimmung vortrefflich gehalten ist. Die Sprache ist rein und
edel, die Weise einfach und ansprechend. Von demselben Dichter liegen uns noch vor
„der Majestäten Felseubier und Rheinwein lustige Kriegshistorie" (Hannover, Rümplcr),
und „König Haralds Todtenfeier. Ein Lied am Meere." (Marburg, Elwert). Nament¬
lich in den letzteren ist die Färbung ganz vortrefflich. — Unbedeutender sind die „Poe¬
tischen Kränze" von Emilie Leccrf (Dessau, Katz) aber es findet sich darunter doch
ein und das andere sangbare und gemüthliche Lied.
Von Simrocks trefflicher Uebersetzung des Walther von der Vogelweide
ist soeben (Leipzig, S. Hirzel) eine neue, vermehrte und vervollständigte Ausgabe
erschienen, mit einem seinen Geschmack ausgestattet, an welchem sich die gewöhnliche
Goldschnittliteratur ein Muster nehmen könnte. Wir haben sie mit der Weiskcschen
Übersetzung verglichen und geben ihr entschieden den Borzug: denn eine solche Über¬
tragung kann doch nur den Zweck haben, die alte Dichtung in der neuen Zeit ein¬
zubürgern, und das erreicht sie nur durch eine freie, verjüngte poetische Form. Daß
Walther, der liebenswürdige Sänger der Liebe und des Frühlings, auch durch seine
politischen Anspielungen auf die damalige Gährungspcrivde der kirchlichen Entwickelung
Interesse verdient, ist bekannt.—
Reise!iteratur. — Transatlantische Federzeichnungen von Eduard Pelz.
1. Band. Mit einem Plane von Neuyork. — Rudolstadt, Fröbel. Es ist in diesem
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