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Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band.

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seine Kräfte der Abschaffung des Sklavenhandels in Afrika durch Einführung
von Ackerbau und Handel und Verbreitung des Christenthums. Die dankbare
britische Nation hat diesem Wohlthäter Englands und der Menschheit eine Mar-
morbildsäule in der Westminsterabtei errichtet.

Buxton wurde geboren zu Carls Bolne in Essex und war der Sohn eines
Sheriff der Umgegend. Mit sechs Jahren verlor er seinen Vater. Da MrS.
Buxton Aussicht hatte, ihre" Sohn einmal in Irland einen bedeutenden Läuder-
complex erben zu sehen, über welchem noch ein Proceß schwebte, so wurde er
in Dublin erzogen. Er machte seine Studien ans der dortigen Universität mit
solchem Erfolg, daß die betreffenden Wähler ihn ersuchten, bei der Wahl eines
Parlamentsglieds für die Universität alö Candidat aufzutreten und den Erfolg
ihm verbürgten. Er lehnte jedoch den Antrag ab, vermählte sich mit Johanna
Gurney, der Tochter eines Quäkers John Gurney und der Schwester der nach¬
mals allgemein bekannt gewordenen Mrs. Fry, und trat, da die Aussicht auf die
irische Erbschaft geschwunden war, in die Verwaltung von Prnmans Brauerei
zu London ein, die seinem Oheim Hanbury gehörte. Seine Mutter hatte ihm
von Kindheit an die Pflicht der Wohlthätigkeit eingeschärft; in London suchte er
Gelegenheit, sich seinen Mitmenschen mißlich zu machen und er wurde in diesem
Bestreben kräftig unterstützt durch den ihm eng befreundeten Quäker, Philo¬
sophen und Philantropen William Allen. Bereits -1808 wurde er Mitglied einer
Gesellschaft, welche die Aufmerksamkeit des Publicums ans die Nachtheile lenkte,
die dadurch entstanden, daß auf eine Menge verhältnißmäßig geringer Verbrechen
Todesstrafe stand. Er nahm an allen Wohlthätigkeitsbestrebungen in seinem
Stadtviertel Spitalstelds theil, besonders an denen zur bessern Erziehung, zur
Verbreitung der Bibel durch die Bibelgesellschaften und zur Milderung der Noth
der armen Weber.

-181-I wurde Buxton Compagnon der Brauerei und widmete sich in den nächsten
sieben Jahren ausschließlich den Geschäften derselben, und gestaltete das ganze,
bisher befolgte Wirthschaftssystem um. Den bei der Brauerei beschäftigten Ar¬
beitern ging fast alle Schulbildung ab. Buxton berief sie zusammen und erklärte
ihnen: "Heut über sechs Wochen entlaß ich einen jeden aus dem Dienst, der
nicht lesen und schreiben kann." Er sorgte dann für Lehrer und Lehrmaterial
und brauchte nach sechs Wochen nicht einen einzigen Bauernknecht zu ent¬
lassen. Ebenso bemühte er sich, jegliche Sonntagsarbeit in der Brauerei abzu¬
schaffen, und die von ihm eingeführte strenge Sabbathfeier besteht noch hente
in derselben.

In demselben Jahre hörte er die Predigten John Pratts. Sie legten in
sein Herz das Samenkorn zu allem, was er später für Afrika that.

Der Winter des Jahres 18-16 trat sehr früh ein und mit großer Strenge.
Der Seidenhandel stockte fast gänzlich und die Weber des Spitalftcldsbezirks


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seine Kräfte der Abschaffung des Sklavenhandels in Afrika durch Einführung
von Ackerbau und Handel und Verbreitung des Christenthums. Die dankbare
britische Nation hat diesem Wohlthäter Englands und der Menschheit eine Mar-
morbildsäule in der Westminsterabtei errichtet.

Buxton wurde geboren zu Carls Bolne in Essex und war der Sohn eines
Sheriff der Umgegend. Mit sechs Jahren verlor er seinen Vater. Da MrS.
Buxton Aussicht hatte, ihre» Sohn einmal in Irland einen bedeutenden Läuder-
complex erben zu sehen, über welchem noch ein Proceß schwebte, so wurde er
in Dublin erzogen. Er machte seine Studien ans der dortigen Universität mit
solchem Erfolg, daß die betreffenden Wähler ihn ersuchten, bei der Wahl eines
Parlamentsglieds für die Universität alö Candidat aufzutreten und den Erfolg
ihm verbürgten. Er lehnte jedoch den Antrag ab, vermählte sich mit Johanna
Gurney, der Tochter eines Quäkers John Gurney und der Schwester der nach¬
mals allgemein bekannt gewordenen Mrs. Fry, und trat, da die Aussicht auf die
irische Erbschaft geschwunden war, in die Verwaltung von Prnmans Brauerei
zu London ein, die seinem Oheim Hanbury gehörte. Seine Mutter hatte ihm
von Kindheit an die Pflicht der Wohlthätigkeit eingeschärft; in London suchte er
Gelegenheit, sich seinen Mitmenschen mißlich zu machen und er wurde in diesem
Bestreben kräftig unterstützt durch den ihm eng befreundeten Quäker, Philo¬
sophen und Philantropen William Allen. Bereits -1808 wurde er Mitglied einer
Gesellschaft, welche die Aufmerksamkeit des Publicums ans die Nachtheile lenkte,
die dadurch entstanden, daß auf eine Menge verhältnißmäßig geringer Verbrechen
Todesstrafe stand. Er nahm an allen Wohlthätigkeitsbestrebungen in seinem
Stadtviertel Spitalstelds theil, besonders an denen zur bessern Erziehung, zur
Verbreitung der Bibel durch die Bibelgesellschaften und zur Milderung der Noth
der armen Weber.

-181-I wurde Buxton Compagnon der Brauerei und widmete sich in den nächsten
sieben Jahren ausschließlich den Geschäften derselben, und gestaltete das ganze,
bisher befolgte Wirthschaftssystem um. Den bei der Brauerei beschäftigten Ar¬
beitern ging fast alle Schulbildung ab. Buxton berief sie zusammen und erklärte
ihnen: „Heut über sechs Wochen entlaß ich einen jeden aus dem Dienst, der
nicht lesen und schreiben kann." Er sorgte dann für Lehrer und Lehrmaterial
und brauchte nach sechs Wochen nicht einen einzigen Bauernknecht zu ent¬
lassen. Ebenso bemühte er sich, jegliche Sonntagsarbeit in der Brauerei abzu¬
schaffen, und die von ihm eingeführte strenge Sabbathfeier besteht noch hente
in derselben.

In demselben Jahre hörte er die Predigten John Pratts. Sie legten in
sein Herz das Samenkorn zu allem, was er später für Afrika that.

Der Winter des Jahres 18-16 trat sehr früh ein und mit großer Strenge.
Der Seidenhandel stockte fast gänzlich und die Weber des Spitalftcldsbezirks


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[0259] seine Kräfte der Abschaffung des Sklavenhandels in Afrika durch Einführung von Ackerbau und Handel und Verbreitung des Christenthums. Die dankbare britische Nation hat diesem Wohlthäter Englands und der Menschheit eine Mar- morbildsäule in der Westminsterabtei errichtet. Buxton wurde geboren zu Carls Bolne in Essex und war der Sohn eines Sheriff der Umgegend. Mit sechs Jahren verlor er seinen Vater. Da MrS. Buxton Aussicht hatte, ihre» Sohn einmal in Irland einen bedeutenden Läuder- complex erben zu sehen, über welchem noch ein Proceß schwebte, so wurde er in Dublin erzogen. Er machte seine Studien ans der dortigen Universität mit solchem Erfolg, daß die betreffenden Wähler ihn ersuchten, bei der Wahl eines Parlamentsglieds für die Universität alö Candidat aufzutreten und den Erfolg ihm verbürgten. Er lehnte jedoch den Antrag ab, vermählte sich mit Johanna Gurney, der Tochter eines Quäkers John Gurney und der Schwester der nach¬ mals allgemein bekannt gewordenen Mrs. Fry, und trat, da die Aussicht auf die irische Erbschaft geschwunden war, in die Verwaltung von Prnmans Brauerei zu London ein, die seinem Oheim Hanbury gehörte. Seine Mutter hatte ihm von Kindheit an die Pflicht der Wohlthätigkeit eingeschärft; in London suchte er Gelegenheit, sich seinen Mitmenschen mißlich zu machen und er wurde in diesem Bestreben kräftig unterstützt durch den ihm eng befreundeten Quäker, Philo¬ sophen und Philantropen William Allen. Bereits -1808 wurde er Mitglied einer Gesellschaft, welche die Aufmerksamkeit des Publicums ans die Nachtheile lenkte, die dadurch entstanden, daß auf eine Menge verhältnißmäßig geringer Verbrechen Todesstrafe stand. Er nahm an allen Wohlthätigkeitsbestrebungen in seinem Stadtviertel Spitalstelds theil, besonders an denen zur bessern Erziehung, zur Verbreitung der Bibel durch die Bibelgesellschaften und zur Milderung der Noth der armen Weber. -181-I wurde Buxton Compagnon der Brauerei und widmete sich in den nächsten sieben Jahren ausschließlich den Geschäften derselben, und gestaltete das ganze, bisher befolgte Wirthschaftssystem um. Den bei der Brauerei beschäftigten Ar¬ beitern ging fast alle Schulbildung ab. Buxton berief sie zusammen und erklärte ihnen: „Heut über sechs Wochen entlaß ich einen jeden aus dem Dienst, der nicht lesen und schreiben kann." Er sorgte dann für Lehrer und Lehrmaterial und brauchte nach sechs Wochen nicht einen einzigen Bauernknecht zu ent¬ lassen. Ebenso bemühte er sich, jegliche Sonntagsarbeit in der Brauerei abzu¬ schaffen, und die von ihm eingeführte strenge Sabbathfeier besteht noch hente in derselben. In demselben Jahre hörte er die Predigten John Pratts. Sie legten in sein Herz das Samenkorn zu allem, was er später für Afrika that. Der Winter des Jahres 18-16 trat sehr früh ein und mit großer Strenge. Der Seidenhandel stockte fast gänzlich und die Weber des Spitalftcldsbezirks 32*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_96706/259>, abgerufen am 05.02.2025.