Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. II. Band.Boten durch das weite Reich, dessen Provinzen Donau, Nil und Euphrat zugleich Mau weiß "och "icht, wie Frankreich und England sich den kriegführenden Im Verlaufe des gestrigen Tages donnerten die Batterie" vo" Toppaua ohne Daß in Schumla hoher Besuch, (nämlich die Herzöge von Nemours und Die hundert neuen Geschütze, vo" denen ich Ihnen schrieb, sind geprüft Der Sultan passirte heute mit großem Gefolge unter meinen Fenstern vor¬ Boten durch das weite Reich, dessen Provinzen Donau, Nil und Euphrat zugleich Mau weiß »och »icht, wie Frankreich und England sich den kriegführenden Im Verlaufe des gestrigen Tages donnerten die Batterie» vo» Toppaua ohne Daß in Schumla hoher Besuch, (nämlich die Herzöge von Nemours und Die hundert neuen Geschütze, vo» denen ich Ihnen schrieb, sind geprüft Der Sultan passirte heute mit großem Gefolge unter meinen Fenstern vor¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0197" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/96902"/> <p xml:id="ID_527" prev="#ID_526"> Boten durch das weite Reich, dessen Provinzen Donau, Nil und Euphrat zugleich<lb/> bewässern. lieber die Meere tun fliegt dieselbe K»»de, die wichtigste die vou hier<lb/> ausging, man darf sagen seit Jahrhunderten. Denn der Krieg zu dem der Sul¬<lb/> tan heute seine Volker aufruft, wird sich vou allen vorhergehende» dadurch unter-<lb/> scheiden, daß er ein sympathetischer Kampf ist, ein Streit von doppelt heiligem<lb/> Charakter, weil diesmal die Hoffnungen des civilisirten Europas auf Seite der<lb/> Türken stehe».</p><lb/> <p xml:id="ID_528"> Mau weiß »och »icht, wie Frankreich und England sich den kriegführenden<lb/> Mächten gegenüber verhalten werden. Wären vou diesen beiden Staaten bis da¬<lb/> hin der Pforte Vertrauen erweckende Zusicherungen gemacht worden, so würde das<lb/> Journal de Constantiuoplc kaum unterlasse» habe», mindestens darauf anzuspielen.<lb/> Allein es übergeht in seiner letzte» Nummer diese» Fragepu»le ganz.</p><lb/> <p xml:id="ID_529"> Im Verlaufe des gestrigen Tages donnerten die Batterie» vo» Toppaua ohne<lb/> Unterlaß. Die ersten Grüße galten wol dem Linieiischifse Friedland, welches seine<lb/> Schäden ausgebessert »»d vorgestern das goldene Horn verlasse» hat, um sich in<lb/> die klarere Flut des Bosporus zu legen. Von den teilten Salven dagegen be¬<lb/> hauptete »ran, daß sie der Salut für ein anderes französisches Linienschiff gewesen,<lb/> welches am Nachmittag eingelaufen sei. Ich habe letzteres Fahrzeug nicht selber<lb/> gesehen, und berichte nur «ach Hörensagen. Sollte sich das Gerücht bestätigen,<lb/> so möchte das zweite Linienschiff vielleicht als Vorläufer der französische» Flotte<lb/> angesehen werde» können, und wir würden damit einen wesentlichen Fingerzeig<lb/> ans die fernere Politik der Seemächte erhalten haben.</p><lb/> <p xml:id="ID_530"> Daß in Schumla hoher Besuch, (nämlich die Herzöge von Nemours und<lb/> Coburg) eingetroffen, wissen Sie bereits aus meinem vorletzte» Schreiben. Heute<lb/> hat man hier Nachricht bekommen, daß auch General Lamoriciöre dort weilt, und<lb/> bereits in türkische Dienste getreten ist. In dieser Eigenschaft habe er, will man<lb/> wisse», den Namen Teftk-Pascha angenommen. Die Sache erscheint noch ziemlich<lb/> »»gewiß, gradez» falsch dürfte es indeß nicht sei», wenn man behauptet, die Pforte<lb/> hege die Absicht dem General Ccivaignac den Oberbefehl über die türkische Armee<lb/> zu übertragen.</p><lb/> <p xml:id="ID_531"> Die hundert neuen Geschütze, vo» denen ich Ihnen schrieb, sind geprüft<lb/> worden, und gehe» »unmehr, abtheilungsweise, nach ihrem Bestimmungsorte<lb/> Schumla ab. Sie sind nach dem »e»en prcilßischcn System (des Geiierals von<lb/> Radowitz, neues Material, sanctionirt in Preußen durch Cabinetsordre vom Febr.<lb/> 1841) lafsetirt, und werden daz» beitrage», den Werth dieser Neuerung zu bestimmen.</p><lb/> <p xml:id="ID_532"> Der Sultan passirte heute mit großem Gefolge unter meinen Fenstern vor¬<lb/> über. Er sah heiter ans. . Unter seiner Begleitung herrschte die alte gewohnte<lb/> Ruhe. Diese hohen Würdenträger wiese» den türkischen Gleichmuth in allen ihren<lb/> Mienen. Langsam bewegte sich der Zug dahin, bis wieder am Abhänge, der nach<lb/> Tscheraghan niedergeht, der Kaiser semen Wage» bestieg.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0197]
Boten durch das weite Reich, dessen Provinzen Donau, Nil und Euphrat zugleich
bewässern. lieber die Meere tun fliegt dieselbe K»»de, die wichtigste die vou hier
ausging, man darf sagen seit Jahrhunderten. Denn der Krieg zu dem der Sul¬
tan heute seine Volker aufruft, wird sich vou allen vorhergehende» dadurch unter-
scheiden, daß er ein sympathetischer Kampf ist, ein Streit von doppelt heiligem
Charakter, weil diesmal die Hoffnungen des civilisirten Europas auf Seite der
Türken stehe».
Mau weiß »och »icht, wie Frankreich und England sich den kriegführenden
Mächten gegenüber verhalten werden. Wären vou diesen beiden Staaten bis da¬
hin der Pforte Vertrauen erweckende Zusicherungen gemacht worden, so würde das
Journal de Constantiuoplc kaum unterlasse» habe», mindestens darauf anzuspielen.
Allein es übergeht in seiner letzte» Nummer diese» Fragepu»le ganz.
Im Verlaufe des gestrigen Tages donnerten die Batterie» vo» Toppaua ohne
Unterlaß. Die ersten Grüße galten wol dem Linieiischifse Friedland, welches seine
Schäden ausgebessert »»d vorgestern das goldene Horn verlasse» hat, um sich in
die klarere Flut des Bosporus zu legen. Von den teilten Salven dagegen be¬
hauptete »ran, daß sie der Salut für ein anderes französisches Linienschiff gewesen,
welches am Nachmittag eingelaufen sei. Ich habe letzteres Fahrzeug nicht selber
gesehen, und berichte nur «ach Hörensagen. Sollte sich das Gerücht bestätigen,
so möchte das zweite Linienschiff vielleicht als Vorläufer der französische» Flotte
angesehen werde» können, und wir würden damit einen wesentlichen Fingerzeig
ans die fernere Politik der Seemächte erhalten haben.
Daß in Schumla hoher Besuch, (nämlich die Herzöge von Nemours und
Coburg) eingetroffen, wissen Sie bereits aus meinem vorletzte» Schreiben. Heute
hat man hier Nachricht bekommen, daß auch General Lamoriciöre dort weilt, und
bereits in türkische Dienste getreten ist. In dieser Eigenschaft habe er, will man
wisse», den Namen Teftk-Pascha angenommen. Die Sache erscheint noch ziemlich
»»gewiß, gradez» falsch dürfte es indeß nicht sei», wenn man behauptet, die Pforte
hege die Absicht dem General Ccivaignac den Oberbefehl über die türkische Armee
zu übertragen.
Die hundert neuen Geschütze, vo» denen ich Ihnen schrieb, sind geprüft
worden, und gehe» »unmehr, abtheilungsweise, nach ihrem Bestimmungsorte
Schumla ab. Sie sind nach dem »e»en prcilßischcn System (des Geiierals von
Radowitz, neues Material, sanctionirt in Preußen durch Cabinetsordre vom Febr.
1841) lafsetirt, und werden daz» beitrage», den Werth dieser Neuerung zu bestimmen.
Der Sultan passirte heute mit großem Gefolge unter meinen Fenstern vor¬
über. Er sah heiter ans. . Unter seiner Begleitung herrschte die alte gewohnte
Ruhe. Diese hohen Würdenträger wiese» den türkischen Gleichmuth in allen ihren
Mienen. Langsam bewegte sich der Zug dahin, bis wieder am Abhänge, der nach
Tscheraghan niedergeht, der Kaiser semen Wage» bestieg.
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