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Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band.

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inuerungen und selbst die ausgezeichnete Holzarchitektur des Hauptgebäudes fesseln
den Beschauer. Auch die große Kupferstichsammlung Coburgs soll aus der Stadt
nach der Festung gebracht und nebst den übrigen Sammlungen als besonderer
Theil mit dem germanischen Museum verbunden werden. Ausser dem Gouverne¬
mentshaus, in welchem die herzoglichen Sammlungen gegenwärtig aufbewahrt
werden, einer Kirche und einigen Nebengebäuden, enthält der innere Manerraum
der Beste noch in besonderem weiten Hofraume das frühere Zeughaus, jetzt ein
Arbeitshaus, ein großes alterthümliches Gebäude, und dieser hohe geräumige Bau
soll, wie die angrenzenden Gebäude, eingerichtet und dem Museum überwiesen wer¬
den. Schon gegenwärtig sind Maurer und Steinmetzen beschäftigt, den innern
Hofraum der Festung zu schmücken und am Eigauge ein Empfangs- und Gasthaus
in passendem Stile zur Bequemlichkeit der Gäste und frnnden Besucher einzu¬
richten.

So vereinigt sich vieles, um dem Unternehmen des Herrn v. Anfseß eine
gute Heimath ganz im Herzen des Vaterlandes zu bereiten. Das liberale
Entgegenkommen eines edlen deutschen Fürsten, die Aussicht aus eine große Er¬
weiterung der vorhandenen Sammlungen durch die coburgische, welche letztere mit
Reservation der herzoglichen Eigentumsrechte in ihrem besondern Raume mit
Leichtigkeit nach dem Plane des Museums geordnet und so als Theil der großen
Sammlung für alle Zeiten incorporirt werden können. Ferner die landschaftliche
Schönheit, eine möglichst große Sicherheit gegen Feuersgefahr in der steinernen
Festung, ja Sicherheit gegen die Plüuderungsgelüste eines feindlichen Streifcorps,
denn noch jetzt ist der alte trotzige Bau im Stande, einem schnellen Handstreich
zu widerstehn, und was Mauer und Kanonen nicht vermögen, das wird wol die
diplomatische Rücksicht bewirken, welche jeder Feind gegen das Fürstenhaus der
Cobnrger für zweckmäßig halten möchte. Endlich die pecuniären Vortheile,
passende und ausreichende Räume in höchst würdiger Umgebung für alle Zeiten
unentgeldlich dein Museum überlassen, dazu unentgeldliche Wohnungen für die
Beamten, eingerichtete Gastzimmer auch für eine Anzahl deutscher Gelehrten, welche
dort ihre Studien machen wollen.

Andrerseits aber hat die Uebersiedelung des germanischen Museums uach der
Beste Coburg auch für die Stadt und das Land nicht unerhebliche Vortheile. Ab¬
gesehen davon, daß es Coburg zur Ehre gereichen würde, die Heimat eines so
großartigen Unternehmens von allgemeinsten Interesse zu sein, würden auch
pecuniäre Vortheile nicht ausbleiben. Eine Anzahl gebildeter und wohlhabender
Familien würden in die Stadt und Umgegend gezogen, der Frenidenbesuch würde
sehr zunehmen, und was vielleicht das Wichtigste ist, eine Reihe von gewerblichen
und künstlerischen Thätigkeiten würden sich im Gefolge und als Diener des
Museums in der Stadt ausbilden und niederlassen. Schon jetzt beschäftigt das
Museum Zeichner, Kupferstecher, Modelleure, Gießer, Schreiber und Drucker


inuerungen und selbst die ausgezeichnete Holzarchitektur des Hauptgebäudes fesseln
den Beschauer. Auch die große Kupferstichsammlung Coburgs soll aus der Stadt
nach der Festung gebracht und nebst den übrigen Sammlungen als besonderer
Theil mit dem germanischen Museum verbunden werden. Ausser dem Gouverne¬
mentshaus, in welchem die herzoglichen Sammlungen gegenwärtig aufbewahrt
werden, einer Kirche und einigen Nebengebäuden, enthält der innere Manerraum
der Beste noch in besonderem weiten Hofraume das frühere Zeughaus, jetzt ein
Arbeitshaus, ein großes alterthümliches Gebäude, und dieser hohe geräumige Bau
soll, wie die angrenzenden Gebäude, eingerichtet und dem Museum überwiesen wer¬
den. Schon gegenwärtig sind Maurer und Steinmetzen beschäftigt, den innern
Hofraum der Festung zu schmücken und am Eigauge ein Empfangs- und Gasthaus
in passendem Stile zur Bequemlichkeit der Gäste und frnnden Besucher einzu¬
richten.

So vereinigt sich vieles, um dem Unternehmen des Herrn v. Anfseß eine
gute Heimath ganz im Herzen des Vaterlandes zu bereiten. Das liberale
Entgegenkommen eines edlen deutschen Fürsten, die Aussicht aus eine große Er¬
weiterung der vorhandenen Sammlungen durch die coburgische, welche letztere mit
Reservation der herzoglichen Eigentumsrechte in ihrem besondern Raume mit
Leichtigkeit nach dem Plane des Museums geordnet und so als Theil der großen
Sammlung für alle Zeiten incorporirt werden können. Ferner die landschaftliche
Schönheit, eine möglichst große Sicherheit gegen Feuersgefahr in der steinernen
Festung, ja Sicherheit gegen die Plüuderungsgelüste eines feindlichen Streifcorps,
denn noch jetzt ist der alte trotzige Bau im Stande, einem schnellen Handstreich
zu widerstehn, und was Mauer und Kanonen nicht vermögen, das wird wol die
diplomatische Rücksicht bewirken, welche jeder Feind gegen das Fürstenhaus der
Cobnrger für zweckmäßig halten möchte. Endlich die pecuniären Vortheile,
passende und ausreichende Räume in höchst würdiger Umgebung für alle Zeiten
unentgeldlich dein Museum überlassen, dazu unentgeldliche Wohnungen für die
Beamten, eingerichtete Gastzimmer auch für eine Anzahl deutscher Gelehrten, welche
dort ihre Studien machen wollen.

Andrerseits aber hat die Uebersiedelung des germanischen Museums uach der
Beste Coburg auch für die Stadt und das Land nicht unerhebliche Vortheile. Ab¬
gesehen davon, daß es Coburg zur Ehre gereichen würde, die Heimat eines so
großartigen Unternehmens von allgemeinsten Interesse zu sein, würden auch
pecuniäre Vortheile nicht ausbleiben. Eine Anzahl gebildeter und wohlhabender
Familien würden in die Stadt und Umgegend gezogen, der Frenidenbesuch würde
sehr zunehmen, und was vielleicht das Wichtigste ist, eine Reihe von gewerblichen
und künstlerischen Thätigkeiten würden sich im Gefolge und als Diener des
Museums in der Stadt ausbilden und niederlassen. Schon jetzt beschäftigt das
Museum Zeichner, Kupferstecher, Modelleure, Gießer, Schreiber und Drucker


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_96174/68>, abgerufen am 25.08.2024.