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Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band.

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anschlagen mag, weder die Flamme, welche an den Mauern unserer guten Stadt
Nürnberg einmal auflecken könnte, "och der feindliche Heereshaufen, welcher die
Bürgerschaft der alten Reichsstadt in Sorge setzen sollte, würde durch ein solches
Protectorat abgehalten werden. Nun wäre es allerdings wol möglich, dem Mu¬
seum den Schutz eines einzelnen größeren Staates, ja vielleicht Aufnahme in
sichern Baulichkeiten, welche Staatseigenthum sind, zu verschaffen, aber wie gegen¬
wärtig die Dinge in Deutschland stehen, ist es für das Museum, als ein Unter¬
nehmen von allgemeinem deutsche" Interesse, vielleicht nicht einmal wünschenswerth,
wenn Baiern oder Preußen oder Oestreich dasselbe zu Schutz und Aufsicht mit
ähnlichen Staatsinstituten in Verbindung bringen. Denn dadurch würde ihm ein
Theil seiner Unabhängigkeit und Universalität genommen werden, welche das Un¬
ternehmen jetzt auszeichnen, es würde sehr bald ein bairisches, ein preußisches
oder östreichisches Museum werden, aber nicht ein deutsches, d. h. die süddeutschen
Sammler und Gelehrten würden ihm fremder werden, wenn es in Erfurt oder
Berlin, die norddeutschen, wenn es in München oder selbst in Nürnberg von
den betreffenden Regierungen beeinflußt würde. Es ist schlimm, daß es so ist,
aber noch ist es so.

Unter solchen Umständen erscheint es als ein Ereigniß von größter Wichtigkeit
für das Gedeihen des Unternehmens, daß der Herzog von Coburg-Gotha sich
unaufgefordert bereit erklärt hat, dem Museum für seine jetzige und zu hoffende
Ausdehnung vollkommen genügende, passende und würdige Räumlichkeiten ans der
Beste Coburg für ewige Zeiten unentgeldlich einzuräumen, dieselben zweckmäßig
einzurichten, ebendaselbst unentgeldliche Wohnungen für eine Anzahl von Beamten
herzurichten und dem Unternehmen, soweit der Gelehrtenausschuß und der
Vorstand des Museums es wünschten, seinen besondern Schutz "ut seine Verwen¬
dung angedeihen zu lassen.

Dies hochsinnige Anerbieten des patriotische" und kunstliebenden Fürsten er¬
öffnet dem Museum die Aussicht auf einen schnellen und.großen Fortschritt, und
hebt dasselbe auf einmal aus den angedeuteten Schwierigkeiten heraus. Der
Herzog vou Coburg-Gotha ist unter den deutschen Fürsten derjenige, welcher auch
auf anderen Gebieten menschlicher Thätigkeit seine Liebe zu Deutschland energisch
und unwandelbar gezeigt hat. Sein Name ist eng verbunden mit 5er glänzend¬
sten kriegerischen Erinnerung aus einem verhängnißvollen Kampfe, der Schild sei¬
ner politischen Ehre ist rein geblieben in allen Versuchungen der letzten bösen
Jahre, er hat in dem Jahre 48 ebensoviel männlichen Muth und fürstlichen
Sinn gegenüber den Excessen der Demokratie, als in den letzten Jahren gegen¬
über den Excessen der Reaction bewiesen; sein Name und seine Persönlichkeit sind
durch ganz Deutschland respectirt, und man weiß überall, daß Loyalität, Ehre und
ein klares Verständniß dessen, was unserer Nation Noth thut, bei ihm zu finden
ist. Ein nationales Unternehmen des deutschen Geistes kann sich keine bessere


anschlagen mag, weder die Flamme, welche an den Mauern unserer guten Stadt
Nürnberg einmal auflecken könnte, »och der feindliche Heereshaufen, welcher die
Bürgerschaft der alten Reichsstadt in Sorge setzen sollte, würde durch ein solches
Protectorat abgehalten werden. Nun wäre es allerdings wol möglich, dem Mu¬
seum den Schutz eines einzelnen größeren Staates, ja vielleicht Aufnahme in
sichern Baulichkeiten, welche Staatseigenthum sind, zu verschaffen, aber wie gegen¬
wärtig die Dinge in Deutschland stehen, ist es für das Museum, als ein Unter¬
nehmen von allgemeinem deutsche« Interesse, vielleicht nicht einmal wünschenswerth,
wenn Baiern oder Preußen oder Oestreich dasselbe zu Schutz und Aufsicht mit
ähnlichen Staatsinstituten in Verbindung bringen. Denn dadurch würde ihm ein
Theil seiner Unabhängigkeit und Universalität genommen werden, welche das Un¬
ternehmen jetzt auszeichnen, es würde sehr bald ein bairisches, ein preußisches
oder östreichisches Museum werden, aber nicht ein deutsches, d. h. die süddeutschen
Sammler und Gelehrten würden ihm fremder werden, wenn es in Erfurt oder
Berlin, die norddeutschen, wenn es in München oder selbst in Nürnberg von
den betreffenden Regierungen beeinflußt würde. Es ist schlimm, daß es so ist,
aber noch ist es so.

Unter solchen Umständen erscheint es als ein Ereigniß von größter Wichtigkeit
für das Gedeihen des Unternehmens, daß der Herzog von Coburg-Gotha sich
unaufgefordert bereit erklärt hat, dem Museum für seine jetzige und zu hoffende
Ausdehnung vollkommen genügende, passende und würdige Räumlichkeiten ans der
Beste Coburg für ewige Zeiten unentgeldlich einzuräumen, dieselben zweckmäßig
einzurichten, ebendaselbst unentgeldliche Wohnungen für eine Anzahl von Beamten
herzurichten und dem Unternehmen, soweit der Gelehrtenausschuß und der
Vorstand des Museums es wünschten, seinen besondern Schutz »ut seine Verwen¬
dung angedeihen zu lassen.

Dies hochsinnige Anerbieten des patriotische» und kunstliebenden Fürsten er¬
öffnet dem Museum die Aussicht auf einen schnellen und.großen Fortschritt, und
hebt dasselbe auf einmal aus den angedeuteten Schwierigkeiten heraus. Der
Herzog vou Coburg-Gotha ist unter den deutschen Fürsten derjenige, welcher auch
auf anderen Gebieten menschlicher Thätigkeit seine Liebe zu Deutschland energisch
und unwandelbar gezeigt hat. Sein Name ist eng verbunden mit 5er glänzend¬
sten kriegerischen Erinnerung aus einem verhängnißvollen Kampfe, der Schild sei¬
ner politischen Ehre ist rein geblieben in allen Versuchungen der letzten bösen
Jahre, er hat in dem Jahre 48 ebensoviel männlichen Muth und fürstlichen
Sinn gegenüber den Excessen der Demokratie, als in den letzten Jahren gegen¬
über den Excessen der Reaction bewiesen; sein Name und seine Persönlichkeit sind
durch ganz Deutschland respectirt, und man weiß überall, daß Loyalität, Ehre und
ein klares Verständniß dessen, was unserer Nation Noth thut, bei ihm zu finden
ist. Ein nationales Unternehmen des deutschen Geistes kann sich keine bessere


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_96174/66>, abgerufen am 23.07.2024.