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Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band.

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zu überlassen als Grundlage und Stamm für weitere Erwerbungen. Nach seinem
Antrage und den Beschlüssen der Versammlung soll das Museum für Geschichte
und Alterthumskunde Deutschlands und seiner einzelnen Staaten folgende Aufgaben
haben: Erstens die Anlegung und Durchführung eines Generalrepertoriums
über alles, was in irgend einer Beziehung als Quelle der deutscheu Geschichte,
des Volks- und Staatslebens im weitesten Umfange gelten kann. Deshalb sollen
die Verzeichnisse sämmtlicher Urkunden und Acten und Handschriften bis 16ö0
herauf, welche sich auf die Geschichte und Alterthumskunde Deutschlands beziehen
und im In- und Auslande in Archiven der Regierungen und Städte aufbewahrt
werden, soweit sie noch nicht gedruckt sind, abschriftlich erlangt und nach angege¬
benen übersichtlichen Gesichtspunkten geordnet werden. Ferner sollen von allen
Baudenkmalen, Grabmonumenten, Begräbnißtafeln, Sculpturen und Gemälden,
sowie von allen andern Alterthümern, als Münzen, Siegeln, Kupferstichen :c.
bis 16S0 heraus Verzeichnisse und Beschreibungen gesammelt, und wo solche noch
nicht vorhanden, angefertigt werden. Auch für die dritte Art von Quellen, münd¬
liche Ueberlieferungen, Sagen, Märchen, Gebräuche und andere Traditionen sol¬
cher Fälle soll das Museum ein Mittelpunkt werden, und die Auszeichnung und
Sammlung derselben veranlassen und selbst betreiben. Alle diese Verzeichnisse,
Beschreibungen und Sammlungen werden nach einem bestimmten Plane systema¬
tisch geordnet. Dadurch soll ein ungeheures Repertorium entstehen, Centralpunkt
der deutsch-historischen Wissenschaft, Wegweiser bei jeder historischen Forschung.
Es ist Plan, so die unendliche Mühe, Zeit und Kostenaufwand zu ersparen,
welche für den deutschen Gelehrten fast bei jeder Forschung unvermeidlich sind,
wo es daraus ankommt, die vorhandenen Quellen, welche durch ganz Europa zer¬
streut liegen, oft an entlegenen Orten kennen zu lernen, und zu erfahren, wo
etwas für einem speciellen Zweck Dienliches vorhanden sei. Der deutsche Hi¬
storiker würde mit einem Blick das ganze Material seiner Arbeit überschauen kön¬
nen, Material, von dem man bis jetzt kaum weiß, ob es existirt, uoch weniger,
wo es sich auffinden läßt.

Die zweite Ausgabe des germanischen Museums aber soll sein: eine wirkliche
Sammlung von Urkunden, Handschriften, historischen Druckwerke", von monumen¬
talen und bildlichen Quellen, Kunstwerken und Alterthümern zu werden. Und
für diesen Theil des Museums ist die kostbare Sammlung des Freiherrn v.
Aufseß bereits als Grundlage vorhanden./ Sie umfaßt ein Archiv, und darin
abschriftlich und in Originalien einen Urkunden- und Acteuschcch, eine Bibliothek
von circa 10,000 Bänden, darunter kostbare Handschriften, zum Theil mit in¬
teressanten und kunstvollen Malereien geschmückt, sehr viele seltene alte Druck- und
Prachtwerke über mittelalterliche Monumente, ein Münz- und Siegelcabinet mit
einer Auswahl der schönsten und seltensten Medaillen, Münzen und Original¬
siegel des Mittelalters; einige dreißig Cahiers und Mappen mit den seltensten


zu überlassen als Grundlage und Stamm für weitere Erwerbungen. Nach seinem
Antrage und den Beschlüssen der Versammlung soll das Museum für Geschichte
und Alterthumskunde Deutschlands und seiner einzelnen Staaten folgende Aufgaben
haben: Erstens die Anlegung und Durchführung eines Generalrepertoriums
über alles, was in irgend einer Beziehung als Quelle der deutscheu Geschichte,
des Volks- und Staatslebens im weitesten Umfange gelten kann. Deshalb sollen
die Verzeichnisse sämmtlicher Urkunden und Acten und Handschriften bis 16ö0
herauf, welche sich auf die Geschichte und Alterthumskunde Deutschlands beziehen
und im In- und Auslande in Archiven der Regierungen und Städte aufbewahrt
werden, soweit sie noch nicht gedruckt sind, abschriftlich erlangt und nach angege¬
benen übersichtlichen Gesichtspunkten geordnet werden. Ferner sollen von allen
Baudenkmalen, Grabmonumenten, Begräbnißtafeln, Sculpturen und Gemälden,
sowie von allen andern Alterthümern, als Münzen, Siegeln, Kupferstichen :c.
bis 16S0 heraus Verzeichnisse und Beschreibungen gesammelt, und wo solche noch
nicht vorhanden, angefertigt werden. Auch für die dritte Art von Quellen, münd¬
liche Ueberlieferungen, Sagen, Märchen, Gebräuche und andere Traditionen sol¬
cher Fälle soll das Museum ein Mittelpunkt werden, und die Auszeichnung und
Sammlung derselben veranlassen und selbst betreiben. Alle diese Verzeichnisse,
Beschreibungen und Sammlungen werden nach einem bestimmten Plane systema¬
tisch geordnet. Dadurch soll ein ungeheures Repertorium entstehen, Centralpunkt
der deutsch-historischen Wissenschaft, Wegweiser bei jeder historischen Forschung.
Es ist Plan, so die unendliche Mühe, Zeit und Kostenaufwand zu ersparen,
welche für den deutschen Gelehrten fast bei jeder Forschung unvermeidlich sind,
wo es daraus ankommt, die vorhandenen Quellen, welche durch ganz Europa zer¬
streut liegen, oft an entlegenen Orten kennen zu lernen, und zu erfahren, wo
etwas für einem speciellen Zweck Dienliches vorhanden sei. Der deutsche Hi¬
storiker würde mit einem Blick das ganze Material seiner Arbeit überschauen kön¬
nen, Material, von dem man bis jetzt kaum weiß, ob es existirt, uoch weniger,
wo es sich auffinden läßt.

Die zweite Ausgabe des germanischen Museums aber soll sein: eine wirkliche
Sammlung von Urkunden, Handschriften, historischen Druckwerke», von monumen¬
talen und bildlichen Quellen, Kunstwerken und Alterthümern zu werden. Und
für diesen Theil des Museums ist die kostbare Sammlung des Freiherrn v.
Aufseß bereits als Grundlage vorhanden./ Sie umfaßt ein Archiv, und darin
abschriftlich und in Originalien einen Urkunden- und Acteuschcch, eine Bibliothek
von circa 10,000 Bänden, darunter kostbare Handschriften, zum Theil mit in¬
teressanten und kunstvollen Malereien geschmückt, sehr viele seltene alte Druck- und
Prachtwerke über mittelalterliche Monumente, ein Münz- und Siegelcabinet mit
einer Auswahl der schönsten und seltensten Medaillen, Münzen und Original¬
siegel des Mittelalters; einige dreißig Cahiers und Mappen mit den seltensten


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_96174/63>, abgerufen am 01.07.2024.