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Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band.

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Weise aus, die keinen Zweifel über die Folgen dieses außerordentlichen Kampfes
übrig läßt. Vor allem schon tadelt er diesen Angriff; er schreibt ihn einer
jener stürmischen und unbedachten Bewegungen zu, die so oft den französischen
Waffen verderblich wurden, und erkennt an, daß dieser furchtbare Loobruch
wenig Erfolg gehabt hat. Er sagt sogar: Diese Bewegung wurde ver¬
derblich. Ohne Zweifel spricht er von einigen gesprengten Carres und von K
eroberten englischen Fahnen, aber er beeilt sich, jede Illusion z" zerstören, indem
er hinzufügt, das; diese Aortheile außer Verhältniß mit den von den
Truppen erlittenen Verlusten standen.

Endlich setzte der officielle Bericht Bonapartes auseinander, auf welche
Weise man sich vorbereitet hatte, dem Angriff der vom General Bülow befehlig¬
ten Preußen zu begegnen und wie es gelang, dieselbe" zurückzuweisen.

Dies vorausgeschickt sagt Bonaparte: Die Schlacht war gewonnen; aber
alles, was er gesagt hat, widerspricht dieser Behauptung. Nicht ihm wurde die
Schlacht geliefert, er lieferte sie; und sicher täuschte sich dieser große Taktiker nicht
darüber, daß eine Offeusivschlacht nur als gewonnen betrachtet werden kann, wenn
der Feind im vollen Rückzug ist. Er hingegen theilt uns mit, daß er große
Verluste erlitten und nnr Vortheile errungen hat, die dazu in
keinem Verhältniß stehen.

Es berichtet uns, daß seine Cavalerie zu Grunde gerichtet und daß er ge¬
nöthigt ist i> Bataillone der mittleren Garde zu schicken, um die
Kürassiere zu decke", die Stellung zu behaupten, seine Cavalerie
loszumachen und einen Theil derselben zurückgehen zu lassen;
und einige Zeilen weiter erzählt er uus, daß ein Angriff der englischen Cavalerie
die i> Gardebataillone in Unordnung geworfen hat. Wie kann eine Offensiv¬
schlacht gewonnen sein, wenn der Feind das Terrain auf allen Punkten bestreitet?
Wenn dieser Feind seine drei Waffen fast unversehrt erhalten hat? Wenn dieser
Feind sich mit Gewehr und Geschützfeuer schlägt (das Bulletin spricht von
Füfillade und Kartätsche"), was voraussetzen läßt, daß er noch immer in Schlacht¬
ordnung steht? Wenn dieser Feind außer Gewehr-, Kartätschenfeuer und Kano¬
nade, auch seine Cavalerie zur Hand und zum Angriff bereit hat?

Es ist daher nur ein einziges Wort aus dem officiellen Bulletin, das Bo¬
naparte den 21. Juni 1813 veröffentlichte, zu streichen. Statt zu lesen: die
Schlacht war gewonnen, muß mau lesen: die Schlacht war verloren. An
einer andern Stelle wird man diesen Satz bemerkt haben: ,,es war nicht möglich,
die Truppen unseres rechten Flügels zu erwarten." Die "Truppen des rech¬
ten Flügels," dies war die Armee Grouchys. Als Bonaparte in der Nacht
vom 19. zum 20. Juni in Paris ankam und nicht Wichte, daß Blücher zwei
Armeecorps uach Waterloo geführt hatte, mußte er Grouchy für verloren halten.
Er hatte sich nur in Laon einige Augenblicke im Verlauf des 19. aufgehalten.


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Weise aus, die keinen Zweifel über die Folgen dieses außerordentlichen Kampfes
übrig läßt. Vor allem schon tadelt er diesen Angriff; er schreibt ihn einer
jener stürmischen und unbedachten Bewegungen zu, die so oft den französischen
Waffen verderblich wurden, und erkennt an, daß dieser furchtbare Loobruch
wenig Erfolg gehabt hat. Er sagt sogar: Diese Bewegung wurde ver¬
derblich. Ohne Zweifel spricht er von einigen gesprengten Carres und von K
eroberten englischen Fahnen, aber er beeilt sich, jede Illusion z» zerstören, indem
er hinzufügt, das; diese Aortheile außer Verhältniß mit den von den
Truppen erlittenen Verlusten standen.

Endlich setzte der officielle Bericht Bonapartes auseinander, auf welche
Weise man sich vorbereitet hatte, dem Angriff der vom General Bülow befehlig¬
ten Preußen zu begegnen und wie es gelang, dieselbe» zurückzuweisen.

Dies vorausgeschickt sagt Bonaparte: Die Schlacht war gewonnen; aber
alles, was er gesagt hat, widerspricht dieser Behauptung. Nicht ihm wurde die
Schlacht geliefert, er lieferte sie; und sicher täuschte sich dieser große Taktiker nicht
darüber, daß eine Offeusivschlacht nur als gewonnen betrachtet werden kann, wenn
der Feind im vollen Rückzug ist. Er hingegen theilt uns mit, daß er große
Verluste erlitten und nnr Vortheile errungen hat, die dazu in
keinem Verhältniß stehen.

Es berichtet uns, daß seine Cavalerie zu Grunde gerichtet und daß er ge¬
nöthigt ist i> Bataillone der mittleren Garde zu schicken, um die
Kürassiere zu decke», die Stellung zu behaupten, seine Cavalerie
loszumachen und einen Theil derselben zurückgehen zu lassen;
und einige Zeilen weiter erzählt er uus, daß ein Angriff der englischen Cavalerie
die i> Gardebataillone in Unordnung geworfen hat. Wie kann eine Offensiv¬
schlacht gewonnen sein, wenn der Feind das Terrain auf allen Punkten bestreitet?
Wenn dieser Feind seine drei Waffen fast unversehrt erhalten hat? Wenn dieser
Feind sich mit Gewehr und Geschützfeuer schlägt (das Bulletin spricht von
Füfillade und Kartätsche»), was voraussetzen läßt, daß er noch immer in Schlacht¬
ordnung steht? Wenn dieser Feind außer Gewehr-, Kartätschenfeuer und Kano¬
nade, auch seine Cavalerie zur Hand und zum Angriff bereit hat?

Es ist daher nur ein einziges Wort aus dem officiellen Bulletin, das Bo¬
naparte den 21. Juni 1813 veröffentlichte, zu streichen. Statt zu lesen: die
Schlacht war gewonnen, muß mau lesen: die Schlacht war verloren. An
einer andern Stelle wird man diesen Satz bemerkt haben: ,,es war nicht möglich,
die Truppen unseres rechten Flügels zu erwarten." Die „Truppen des rech¬
ten Flügels," dies war die Armee Grouchys. Als Bonaparte in der Nacht
vom 19. zum 20. Juni in Paris ankam und nicht Wichte, daß Blücher zwei
Armeecorps uach Waterloo geführt hatte, mußte er Grouchy für verloren halten.
Er hatte sich nur in Laon einige Augenblicke im Verlauf des 19. aufgehalten.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_96174/441>, abgerufen am 25.08.2024.