Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band.spanischen Erlebnisse des Angeklagten sagt der Präsident weiter: Sie flüchteten sich spanischen Erlebnisse des Angeklagten sagt der Präsident weiter: Sie flüchteten sich <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0228" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/96403"/> <p xml:id="ID_727" prev="#ID_726" next="#ID_728"> spanischen Erlebnisse des Angeklagten sagt der Präsident weiter: Sie flüchteten sich<lb/> nach Frankreich und baten dort um eine Unterstützung. A. Niemals. P. Zu Cahors,<lb/> und diese Subsidie war 1 Franc Cent, täglich. Und einmal baten Sie um<lb/> 100 Francs zur Reise nach Deutschland, die Ihnen auch gewährt wurden.<lb/> A. Ich bat nur um einen Paß; Herr Duchatel fügte demselben 100 Francs bei.<lb/> P. Sie suchen Dienste in Rußland und werden abgewiesen. In England suchen<lb/> Sie sich 18i1 wieder zu verheirathen und mit wem? A. Mit der Tochter des<lb/> Secretärs des verstorbenen Königs Ferdinand von Spanien. P. Nach dieser<lb/> Heirat!) machen Sie Ihre Ansprüche ans den Titel eines Prinzen v. Gonzaga<lb/> kund. A. Ich habe immer diesen Titel angenommen. P. Damals wandten<lb/> Sie sich an französische Pairs und Deputirte, um sich als solcher anerkennen zu<lb/> lassen. A. Ja. P. Und als mau Sie in den Fall setzte, Ihre Beweise beizu¬<lb/> bringen, flüchteten Sie nach England. A. Man muß wol die Verfolgung fliehen.<lb/> P. Die Verfolgung trifft nur die Schuldigen. 1852 kehren Sie nach Frankreich<lb/> zurück und beginnen dort Ihre Betrügereien; Sie verkaufen Brevets und angeb¬<lb/> liche Decorationen; ernennen Ritter, Commandeure und Barone. A. Ich habe<lb/> nur einen Baron ernannt aus Gefälligkeit. P. Und kraft welchen Rechts?<lb/> A. Kraft meines Rechts. P. Wer hat es Ihnen gegeben? A. Meine Geburt, mir,<lb/> dem Gonzaga. Ich habe souveränen Fürsten und Kardinälen Decorationen ge¬<lb/> geben, welche sie tragen, und habe kein Geld dafür verlangt. P. Wie wagen<lb/> Sie eine solche Behauptung angesichts der Erklärungen des Herrn Lacabane,<lb/> einer europäischen Berühmtheit im Fach der Genealogie. A. Pah! Herr<lb/> Lacabane. P. Sie sind kein Gonzaga. A. Herr Lacabane macht mich lachen.<lb/> Ich bin ein Gonzaga. P. Vor der Justiz bedarf es der Beweise, nicht blos der<lb/> Worte. Herr Lacabane gibt Beweise, Sie geben Sie nicht. A. Ich bin ge¬<lb/> fangen, er ist frei, er hat recht. P. Und wem gaben Sie Ihre Decorationen?<lb/> Dem Verdienst etwa? Nein der Aufdringlichkeit und der Bezahlung. A. Ich<lb/> habe ein Register der Namen derer, die ich decorirt habe. Es ist mit den höch¬<lb/> sten Personen augefüllr, wie z. B. der Graf Bacciochi. (Er ist Großceremouie-<lb/> meister des kaiserlichen Hofes und Verwandter des Kaisers der Franzosen).<lb/> P. Das Tribunal hat uicht ihre Register, sondern die actenmäßigen Belege zu<lb/> prüfen. A. Wenn ich nichts bin, so bin ich der Teufel, denn ich muß doch<lb/> irgend etwas sei». — Das Verhör erstreckt sich nun ans die aus den mitgetheilten<lb/> Zeugenaussagen bekannten Thatsachen, wobei der Angeklagte in der bisherigen Weise<lb/> zu antworten fortfährt und seiue bis dahin ergebensten Anhänger, z. B. Herrn Larbin,<lb/> der Lüge beschuldigt. Ans die Frage des Präsidenten, was der Ausgang eines<lb/> Processes gewesen, den er in Chambery gehabt, entgegnet er: Mau glaubte sich<lb/> nicht berechtigt, einen Prinzen zu richten, man erklärte sich für incompetent!<lb/> Ans einem Schreiben PerdignierS, des sogenannten Kanzlers des Prinzen, ergibt<lb/> sich als Tarif für die Ordensverleihungen: für den Orden der Erlösung,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0228]
spanischen Erlebnisse des Angeklagten sagt der Präsident weiter: Sie flüchteten sich
nach Frankreich und baten dort um eine Unterstützung. A. Niemals. P. Zu Cahors,
und diese Subsidie war 1 Franc Cent, täglich. Und einmal baten Sie um
100 Francs zur Reise nach Deutschland, die Ihnen auch gewährt wurden.
A. Ich bat nur um einen Paß; Herr Duchatel fügte demselben 100 Francs bei.
P. Sie suchen Dienste in Rußland und werden abgewiesen. In England suchen
Sie sich 18i1 wieder zu verheirathen und mit wem? A. Mit der Tochter des
Secretärs des verstorbenen Königs Ferdinand von Spanien. P. Nach dieser
Heirat!) machen Sie Ihre Ansprüche ans den Titel eines Prinzen v. Gonzaga
kund. A. Ich habe immer diesen Titel angenommen. P. Damals wandten
Sie sich an französische Pairs und Deputirte, um sich als solcher anerkennen zu
lassen. A. Ja. P. Und als mau Sie in den Fall setzte, Ihre Beweise beizu¬
bringen, flüchteten Sie nach England. A. Man muß wol die Verfolgung fliehen.
P. Die Verfolgung trifft nur die Schuldigen. 1852 kehren Sie nach Frankreich
zurück und beginnen dort Ihre Betrügereien; Sie verkaufen Brevets und angeb¬
liche Decorationen; ernennen Ritter, Commandeure und Barone. A. Ich habe
nur einen Baron ernannt aus Gefälligkeit. P. Und kraft welchen Rechts?
A. Kraft meines Rechts. P. Wer hat es Ihnen gegeben? A. Meine Geburt, mir,
dem Gonzaga. Ich habe souveränen Fürsten und Kardinälen Decorationen ge¬
geben, welche sie tragen, und habe kein Geld dafür verlangt. P. Wie wagen
Sie eine solche Behauptung angesichts der Erklärungen des Herrn Lacabane,
einer europäischen Berühmtheit im Fach der Genealogie. A. Pah! Herr
Lacabane. P. Sie sind kein Gonzaga. A. Herr Lacabane macht mich lachen.
Ich bin ein Gonzaga. P. Vor der Justiz bedarf es der Beweise, nicht blos der
Worte. Herr Lacabane gibt Beweise, Sie geben Sie nicht. A. Ich bin ge¬
fangen, er ist frei, er hat recht. P. Und wem gaben Sie Ihre Decorationen?
Dem Verdienst etwa? Nein der Aufdringlichkeit und der Bezahlung. A. Ich
habe ein Register der Namen derer, die ich decorirt habe. Es ist mit den höch¬
sten Personen augefüllr, wie z. B. der Graf Bacciochi. (Er ist Großceremouie-
meister des kaiserlichen Hofes und Verwandter des Kaisers der Franzosen).
P. Das Tribunal hat uicht ihre Register, sondern die actenmäßigen Belege zu
prüfen. A. Wenn ich nichts bin, so bin ich der Teufel, denn ich muß doch
irgend etwas sei». — Das Verhör erstreckt sich nun ans die aus den mitgetheilten
Zeugenaussagen bekannten Thatsachen, wobei der Angeklagte in der bisherigen Weise
zu antworten fortfährt und seiue bis dahin ergebensten Anhänger, z. B. Herrn Larbin,
der Lüge beschuldigt. Ans die Frage des Präsidenten, was der Ausgang eines
Processes gewesen, den er in Chambery gehabt, entgegnet er: Mau glaubte sich
nicht berechtigt, einen Prinzen zu richten, man erklärte sich für incompetent!
Ans einem Schreiben PerdignierS, des sogenannten Kanzlers des Prinzen, ergibt
sich als Tarif für die Ordensverleihungen: für den Orden der Erlösung,
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