Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band.des Lordkanzlcrs unter dem neuen Ministerium zu behalten, Russell's ehemaliger Schatz¬ Das Ministerium ist stark durch Kapacitäten und dnrch die Aussöhnung der Fractione", des Lordkanzlcrs unter dem neuen Ministerium zu behalten, Russell's ehemaliger Schatz¬ Das Ministerium ist stark durch Kapacitäten und dnrch die Aussöhnung der Fractione», <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0079" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/185955"/> <p xml:id="ID_216" prev="#ID_215"> des Lordkanzlcrs unter dem neuen Ministerium zu behalten, Russell's ehemaliger Schatz¬<lb/> kanzler, Sir Ch. Wood, ist an die Spitze des Controlamtcs (ostindische Angelegenheiten)<lb/> getreten, und Earl Granvillc und der Herzog von Argylc l Ersterer Conscilpräsident,<lb/> Letzterer Kehcimsiegclbewahrcr) find unter den jüngeren Whigistischen Staatsmännern die¬<lb/> jenigen, aus welche die Partei am meisten Hoffnung setzt. Von den Pcclitcn sind<lb/> außer Lord Aberdeen als erster Lord des Schatzes im Cabinet Mr. Gladstone als<lb/> Schatzkanzlcr, der Herzog von Newcastle als Colvnialsccretair, Sir I. Graham als<lb/> Admiralitätslord, Mr. Sidney Herbert als Kricgssccrctair. Die öffentlichen Bauten und<lb/> Doiuaien hat Sir W. Molesworth übernommen, der den sogenannten philosophischen<lb/> Radicalen angehört, und dessen eigentliche Specialität die Colonialangclegenhciteu find.<lb/> Aber wenn er auch nicht ganz an seinem rechten Platze ist, so zeigt seine Ernennung<lb/> wenigstens eine Geneigtheit Seitens des Ministeriums, nicht die allzu große Exclusivität<lb/> der Whigs nachzuahmen. Die Manchcstcrleute find dagegen ganz leer ausgegangen,<lb/> und scheinen ihnen uicht einmal Anerbietungen gemacht worden zu sein, wenigstens will<lb/> ihr Organ, die Daily News, nur Torysmus und „Nustrianisnnis in der äußern Politik"<lb/> in dem neuen Cabinet sehen, und sagt ihm nur eine bedingte Unterstützung zu. Mit¬<lb/> glieder des Ministeriums ohne Sitz im Cabinet find der Pcelit Eardwcll als Präsident<lb/> des Handelsamtcs, und Sir A. Corkburn und Sir W. P. Wort (Beide ziemlich ent¬<lb/> schieden gesinnte Liberale) als Generalfiscal und Gcncralanwalt. Lord LanSdowne hat<lb/> einen Sitz im Cabinet ohne Amt. An Kapacitäten fehlt es dem neuen Cabinet durchaus<lb/> uicht, und ein Ministerium, das so gewiegte Politiker und erfahrene Administratoren wie<lb/> Aberdeen, LanSdowne, Russell, Gladstone, Graham, Palmerston, und parlamentarische<lb/> Größen wie die vier Letztgenannten in seiner Mitte zählt, kann gewiß eines der stärksten<lb/> genannt werden, welches die parlamentarische Geschichte Englands kennt. Nur einige<lb/> Namen von Bedeutung vermißt man darin, wie Lord Clarendon, dem anfangs das<lb/> StaatSsccretariat für das Auswärtige zugedacht gewesen sein soll, und der es auch viel¬<lb/> leicht noch übernimmt, im Fall Lord I. Russell die Arbeiten seiner zwei Aemter zu be¬<lb/> schwerlich finden sollte; ferner die Greys, deren Ausschließung Lord Palmerston zu<lb/> Bedingung seines Wiedereintritts gemacht haben soll.</p><lb/> <p xml:id="ID_217"> Das Ministerium ist stark durch Kapacitäten und dnrch die Aussöhnung der Fractione»,<lb/> die weniger durch Principien, als dnrch persönliche Rücksichten ans einander gehalten, bis¬<lb/> her mir gelegentlich mit einander gewirkt haben; auf die Unterstützung der Radikalen<lb/> Md der Jrländer kann es nur bedingt rechnen. Gegen sich hat es eine geschlossene<lb/> Opposition von -wi- Stimmen, die Mangel an Talent durch Einigkeit und Rücksichts¬<lb/> losigkeit der Taktik ersetzen, welche das beschämende Gefühl, von einem schlauen Führer<lb/> zur Verläugnung ihrer Grundsätze verlockt worden zu sein, ohne den Preis dafür —<lb/> Amt und Würde u. f. w. — behalten zu können, mir hitziger und rücksichtsloser in der<lb/> Verfolgung des Ziels, das sie schon einmal erreicht hatten, machen wird, und die in<lb/> ihrem Führer einen der unscrnpulösesteu Parteimnuner besitzen, der noch dazu nicht von<lb/> ihnen Talente, die er selbst besitzt, sondern nur Gehorsam, den Mittelmäßigkeiten gern<lb/> geben, verlangt. Diese bedenkliche Stellung scheint uns schon ein Gewähr zu sein, daß<lb/> die Befürchtungen der Daily News unbegründet sind, und daß das Ministerium die<lb/> Nothwendigkeit einsehen wird, durch eine aufrichtig progressive Politik die liberale<lb/> Partei dauernd an sich zu fesseln.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0079]
des Lordkanzlcrs unter dem neuen Ministerium zu behalten, Russell's ehemaliger Schatz¬
kanzler, Sir Ch. Wood, ist an die Spitze des Controlamtcs (ostindische Angelegenheiten)
getreten, und Earl Granvillc und der Herzog von Argylc l Ersterer Conscilpräsident,
Letzterer Kehcimsiegclbewahrcr) find unter den jüngeren Whigistischen Staatsmännern die¬
jenigen, aus welche die Partei am meisten Hoffnung setzt. Von den Pcclitcn sind
außer Lord Aberdeen als erster Lord des Schatzes im Cabinet Mr. Gladstone als
Schatzkanzlcr, der Herzog von Newcastle als Colvnialsccretair, Sir I. Graham als
Admiralitätslord, Mr. Sidney Herbert als Kricgssccrctair. Die öffentlichen Bauten und
Doiuaien hat Sir W. Molesworth übernommen, der den sogenannten philosophischen
Radicalen angehört, und dessen eigentliche Specialität die Colonialangclegenhciteu find.
Aber wenn er auch nicht ganz an seinem rechten Platze ist, so zeigt seine Ernennung
wenigstens eine Geneigtheit Seitens des Ministeriums, nicht die allzu große Exclusivität
der Whigs nachzuahmen. Die Manchcstcrleute find dagegen ganz leer ausgegangen,
und scheinen ihnen uicht einmal Anerbietungen gemacht worden zu sein, wenigstens will
ihr Organ, die Daily News, nur Torysmus und „Nustrianisnnis in der äußern Politik"
in dem neuen Cabinet sehen, und sagt ihm nur eine bedingte Unterstützung zu. Mit¬
glieder des Ministeriums ohne Sitz im Cabinet find der Pcelit Eardwcll als Präsident
des Handelsamtcs, und Sir A. Corkburn und Sir W. P. Wort (Beide ziemlich ent¬
schieden gesinnte Liberale) als Generalfiscal und Gcncralanwalt. Lord LanSdowne hat
einen Sitz im Cabinet ohne Amt. An Kapacitäten fehlt es dem neuen Cabinet durchaus
uicht, und ein Ministerium, das so gewiegte Politiker und erfahrene Administratoren wie
Aberdeen, LanSdowne, Russell, Gladstone, Graham, Palmerston, und parlamentarische
Größen wie die vier Letztgenannten in seiner Mitte zählt, kann gewiß eines der stärksten
genannt werden, welches die parlamentarische Geschichte Englands kennt. Nur einige
Namen von Bedeutung vermißt man darin, wie Lord Clarendon, dem anfangs das
StaatSsccretariat für das Auswärtige zugedacht gewesen sein soll, und der es auch viel¬
leicht noch übernimmt, im Fall Lord I. Russell die Arbeiten seiner zwei Aemter zu be¬
schwerlich finden sollte; ferner die Greys, deren Ausschließung Lord Palmerston zu
Bedingung seines Wiedereintritts gemacht haben soll.
Das Ministerium ist stark durch Kapacitäten und dnrch die Aussöhnung der Fractione»,
die weniger durch Principien, als dnrch persönliche Rücksichten ans einander gehalten, bis¬
her mir gelegentlich mit einander gewirkt haben; auf die Unterstützung der Radikalen
Md der Jrländer kann es nur bedingt rechnen. Gegen sich hat es eine geschlossene
Opposition von -wi- Stimmen, die Mangel an Talent durch Einigkeit und Rücksichts¬
losigkeit der Taktik ersetzen, welche das beschämende Gefühl, von einem schlauen Führer
zur Verläugnung ihrer Grundsätze verlockt worden zu sein, ohne den Preis dafür —
Amt und Würde u. f. w. — behalten zu können, mir hitziger und rücksichtsloser in der
Verfolgung des Ziels, das sie schon einmal erreicht hatten, machen wird, und die in
ihrem Führer einen der unscrnpulösesteu Parteimnuner besitzen, der noch dazu nicht von
ihnen Talente, die er selbst besitzt, sondern nur Gehorsam, den Mittelmäßigkeiten gern
geben, verlangt. Diese bedenkliche Stellung scheint uns schon ein Gewähr zu sein, daß
die Befürchtungen der Daily News unbegründet sind, und daß das Ministerium die
Nothwendigkeit einsehen wird, durch eine aufrichtig progressive Politik die liberale
Partei dauernd an sich zu fesseln.
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