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Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band.

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Die deutschen Theater und der Bühnendichter.

Almanach für Freunde der Schauspielkunst v. A. Heinrich, 17. Jhrg.

Dies bekannte, "schliche Handbuch bringt wieder ein möglichst vollständiges
Verzeichniß sämmtlicher deutscher Bühnen, ihrer Vorstände und Mitglieder nach
eingesandten Mittheilungen. Das Durchblättern dieses Verzeichnisses ist interessant
genng, auch für solche, welche dem Theater leine übermäßige Theilnahme gönnen.
Welcher Reichthum an Buhnen, welche Menge von darstellenden Künstler", welch'
ungeheures Hilfspersonal für die Ausübung einer einzigen Kunst in unserm Vater-
lande. Von den großen Herrn, welche hier und da die Leitung der Hoftheater
haben, bis zum Lampenzünder ""d Zettelträger, welch' eine bunte, rührige "ut
schaffende Well ! Wahrhaftig, sie ist zahlreich genng, um daraus eine stattliche
Armee zu bilden, die Infanterie des Schauspiels, die Cavallerie der Oper, die
luftige" Truppen des Ballets und daneben das Geniecorps der Maschinisten und
die Orchester als Artillerie, das alles zusammen bildet einen ungeheuren Truppen-
körper im Dienste der Musen. Leider steht die künstlerische Tüchtigkeit dieser
Armee in keinem billigen Verhältniß zu ihrer numerischen Stärke.-- Von Aachen
bis Zürich sind in dem Almanach 159 deutsche Bühnen aufgezählt, darunter
freilich viele, aber bei weitem nicht alle Wandertruppen. Bei diesen Theatern
wird ein Personal von beiläufig !ii00 Dirigenten, Künstler" "ut Soufflenreu
mit Namen aufgezählt; zu diesen muß mau uoch ein großes Heer vou uicht ge¬
nannte" Kuustgröße" bei wandernde" Truppen zurechnen, und dazu noch vielleicht
die dreifache Zahl von Orchcstermitgliederu, Choristen, Figuranten und Hilfs¬
arbeitern; so daß die Stärke des gesammten Corps auf -in--20,000 Mann an
geschlagen werde" kau". Die Bühne" selbst repräsentiren jede Höhe des Etats
"ut jede" Grad der Vortrefflichkeit, vo" der Wiener B"rg, deren Etat fast un¬
begrenzt scheint, bis zur kleinen wandernden Truppe, deren Mitglieder sich kümmer¬
lich vou Opscrduft und Weihrauch nähren. Die Bühueukünstler selbst repräseu


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Die deutschen Theater und der Bühnendichter.

Almanach für Freunde der Schauspielkunst v. A. Heinrich, 17. Jhrg.

Dies bekannte, »schliche Handbuch bringt wieder ein möglichst vollständiges
Verzeichniß sämmtlicher deutscher Bühnen, ihrer Vorstände und Mitglieder nach
eingesandten Mittheilungen. Das Durchblättern dieses Verzeichnisses ist interessant
genng, auch für solche, welche dem Theater leine übermäßige Theilnahme gönnen.
Welcher Reichthum an Buhnen, welche Menge von darstellenden Künstler», welch'
ungeheures Hilfspersonal für die Ausübung einer einzigen Kunst in unserm Vater-
lande. Von den großen Herrn, welche hier und da die Leitung der Hoftheater
haben, bis zum Lampenzünder »»d Zettelträger, welch' eine bunte, rührige »ut
schaffende Well ! Wahrhaftig, sie ist zahlreich genng, um daraus eine stattliche
Armee zu bilden, die Infanterie des Schauspiels, die Cavallerie der Oper, die
luftige» Truppen des Ballets und daneben das Geniecorps der Maschinisten und
die Orchester als Artillerie, das alles zusammen bildet einen ungeheuren Truppen-
körper im Dienste der Musen. Leider steht die künstlerische Tüchtigkeit dieser
Armee in keinem billigen Verhältniß zu ihrer numerischen Stärke.— Von Aachen
bis Zürich sind in dem Almanach 159 deutsche Bühnen aufgezählt, darunter
freilich viele, aber bei weitem nicht alle Wandertruppen. Bei diesen Theatern
wird ein Personal von beiläufig !ii00 Dirigenten, Künstler» »ut Soufflenreu
mit Namen aufgezählt; zu diesen muß mau uoch ein großes Heer vou uicht ge¬
nannte» Kuustgröße» bei wandernde» Truppen zurechnen, und dazu noch vielleicht
die dreifache Zahl von Orchcstermitgliederu, Choristen, Figuranten und Hilfs¬
arbeitern; so daß die Stärke des gesammten Corps auf -in—20,000 Mann an
geschlagen werde» kau». Die Bühne» selbst repräsentiren jede Höhe des Etats
»ut jede» Grad der Vortrefflichkeit, vo» der Wiener B»rg, deren Etat fast un¬
begrenzt scheint, bis zur kleinen wandernden Truppe, deren Mitglieder sich kümmer¬
lich vou Opscrduft und Weihrauch nähren. Die Bühueukünstler selbst repräseu


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[0289] Die deutschen Theater und der Bühnendichter. Almanach für Freunde der Schauspielkunst v. A. Heinrich, 17. Jhrg. Dies bekannte, »schliche Handbuch bringt wieder ein möglichst vollständiges Verzeichniß sämmtlicher deutscher Bühnen, ihrer Vorstände und Mitglieder nach eingesandten Mittheilungen. Das Durchblättern dieses Verzeichnisses ist interessant genng, auch für solche, welche dem Theater leine übermäßige Theilnahme gönnen. Welcher Reichthum an Buhnen, welche Menge von darstellenden Künstler», welch' ungeheures Hilfspersonal für die Ausübung einer einzigen Kunst in unserm Vater- lande. Von den großen Herrn, welche hier und da die Leitung der Hoftheater haben, bis zum Lampenzünder »»d Zettelträger, welch' eine bunte, rührige »ut schaffende Well ! Wahrhaftig, sie ist zahlreich genng, um daraus eine stattliche Armee zu bilden, die Infanterie des Schauspiels, die Cavallerie der Oper, die luftige» Truppen des Ballets und daneben das Geniecorps der Maschinisten und die Orchester als Artillerie, das alles zusammen bildet einen ungeheuren Truppen- körper im Dienste der Musen. Leider steht die künstlerische Tüchtigkeit dieser Armee in keinem billigen Verhältniß zu ihrer numerischen Stärke.— Von Aachen bis Zürich sind in dem Almanach 159 deutsche Bühnen aufgezählt, darunter freilich viele, aber bei weitem nicht alle Wandertruppen. Bei diesen Theatern wird ein Personal von beiläufig !ii00 Dirigenten, Künstler» »ut Soufflenreu mit Namen aufgezählt; zu diesen muß mau uoch ein großes Heer vou uicht ge¬ nannte» Kuustgröße» bei wandernde» Truppen zurechnen, und dazu noch vielleicht die dreifache Zahl von Orchcstermitgliederu, Choristen, Figuranten und Hilfs¬ arbeitern; so daß die Stärke des gesammten Corps auf -in—20,000 Mann an geschlagen werde» kau». Die Bühne» selbst repräsentiren jede Höhe des Etats »ut jede» Grad der Vortrefflichkeit, vo» der Wiener B»rg, deren Etat fast un¬ begrenzt scheint, bis zur kleinen wandernden Truppe, deren Mitglieder sich kümmer¬ lich vou Opscrduft und Weihrauch nähren. Die Bühueukünstler selbst repräseu Nrnizlwte». l. 48!>,'Z. 3K

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_185875/289>, abgerufen am 29.06.2024.