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Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band.

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legen, den seltsamer Weise sowol die Derbyiteu, die conseanenten und fanatischen Geg¬
ner selbst der gerechten Ansprüche der Katholiken, und die Ultramontanen unterstützte".
Diese widernatürliche Allianz trägt nicht dazu bei, den Derbyite" größere Achtung zu
erwerben, oder den Ansprüchen der Katholiken wehr Berücksichtigung zu Verschaffen,
obgleich man in diesem Falle den letzteren nachsagen muß, daß ihr gemäßigterer Theil
den Kandidaten des Ministeriums bereitwillig unterstützt hat, da die bekannten
toleranten Gesinnungen Lord Aberdeen'S und der Whigs ihnen genügende Bürgschaft
für die Gewährung aller vernünftigen Freiheit für ihre Kirche sind. Freilich, die
Freiheit, welche die katholische Kirche gegenwärtig auf einem großen Theile des Con-
tinents verlangt, und die sie zwar Gleichberechtigung nennt, die aber eigentlich darin be¬
steht, daß sie selbst das Recht verlangt, vollkommen ungehindert jede andere Confession
angreifen zu können, während sie zu ihrem eigenen Schutz die ganze Macht der welt¬
lichen Waffen beansprucht, wird ihr in England nicht werden. DaS Märtyrerthum
der Madiais hat die Augen allen Denen geöffnet, die sich noch von den Toleranz-
und Glaubensfreihcitspredigtcu der römischen Missionaire täuschen ließen. Der Ausfall
der Wahl in Carlvw wird übrigens wesentlich zu dem schon begonnenen Zerfall der
irischen Partei im Unterhause beitragen. Täglich sagen sich mehr der gemäßigteren und
respektableren Mitglieder von den ultramontanen Fanatikern der irischen Brigade los,
die von der Regierung ""bedingte Unterwerfung nnter die Gebote ihrer Priester als
Preis für ihre Unterstützung verlangt.'

Die andere Wochennenigkeit ist die Ernennung Lord Clarendons zum Staats-
sceretcnr des Auswärtigen, die wir schon bei unsrem ersten Briefe über die Zusammen-
setzung des neuen Ministeriums als die wahrscheinlichste für diese Stelle bezeichneten.
Lord I, Russell's Ernennung für dieses Amt war von Hans aus nnr eine provi¬
sorische, die nur bis zur Wiedereröffnung des Parlaments dauern sollte; er behält einen
Sitz im Cabinet ohne Portefeuille, und bleibt parlamentarischer Führer der ministeriellen
Partei im Unterhause -- ein wichtiges und mühevolles Amt, welches seiner geistigen
Begabung und seinen Antecedentien angemessen ist, und das mit dem Amt als Staats-
secretair des Auswärtigen das für ihn wegen des Mangels an Routine doppelt
beschwerlich war ^ nicht gut vereinbar war. Lord Clarendon war längst als Lord
Palmerston's Nachfolger bezeichnet, dem er übrigens in der Richtung seiner Politik näher
steht, als jedes andere Mitglied des Cabinets, An Liberalismus wird eS daher dem neuen
Minister des Auswärtigen nicht fehlen, wenn er es sich anch nicht zur besondern Aus¬
gabe machen wird, zur Erheiterung bei seinen mühseligen Amtspflichten die Galle der
absolutistischen Höhe durch seine Manöver zu errege", Lord Clarendon war unter dem
Ministerium, Russell Lvrdstatthalter von Irland, und früher als Mr. Untiers Gesandter
i" Madrid, ^Jn beiden Aemtern hat er Ausgezeichnetes geleistet, und namentlich hat
er in letzterem mit Geschick und Energie Lord Palmerston's Politik geltend und Eng¬
lands Einfluß in Spanien sast alleinherrschend gemacht.

Eines gewandten und energischen Ministers des Auswärtigen bedarf England
doppelt in der gegenwärtigen Zeit, wo die politischen Verhältnisse des Continents durch
die unerwartete Wendung der Dinge in Frankreich immer bedrohlicher Conflicte in
Aussicht stellen. Daß Napoleon durch seine Heirat!) mit der Gräfin Montijo seine
Stellung in Frankreich verschlimmert hat, glaubt man in England im Allgemeinen nicht.
Eine Heirath mit einer Französin würde durch den Neid, den ihre Erhebung bei ihren
Landsmänninnen verursacht hätte, die ganze cinflnßreicherc Hälfte der modernen franzö¬
sischen Gesellschaft gegen den neuen Kaiser in's Feld geführt haben, während die Ver-
bindung mit einer Spanierin, die, obgleich hochadeligen Blutes, doch im Vergleich mit
den Töchter" der souveraine Europas eine Plebejer'in ist, dem demokratischen Sinn der
Franzosen schmeicheln muß, da ihre Eitelkeit ihnen vergessen machen wird, daß ihr
Kaiser vorher vergeblich bei einer ganzen Reihe Prinzessinnen bis zu der kleinsten
du'ab nachgefragt hat. Verletzt die Heirath wirklich die höheren Kreise der französischen


Grmzlwteu. >, ,18!!,'!. 3!)

legen, den seltsamer Weise sowol die Derbyiteu, die conseanenten und fanatischen Geg¬
ner selbst der gerechten Ansprüche der Katholiken, und die Ultramontanen unterstützte».
Diese widernatürliche Allianz trägt nicht dazu bei, den Derbyite» größere Achtung zu
erwerben, oder den Ansprüchen der Katholiken wehr Berücksichtigung zu Verschaffen,
obgleich man in diesem Falle den letzteren nachsagen muß, daß ihr gemäßigterer Theil
den Kandidaten des Ministeriums bereitwillig unterstützt hat, da die bekannten
toleranten Gesinnungen Lord Aberdeen'S und der Whigs ihnen genügende Bürgschaft
für die Gewährung aller vernünftigen Freiheit für ihre Kirche sind. Freilich, die
Freiheit, welche die katholische Kirche gegenwärtig auf einem großen Theile des Con-
tinents verlangt, und die sie zwar Gleichberechtigung nennt, die aber eigentlich darin be¬
steht, daß sie selbst das Recht verlangt, vollkommen ungehindert jede andere Confession
angreifen zu können, während sie zu ihrem eigenen Schutz die ganze Macht der welt¬
lichen Waffen beansprucht, wird ihr in England nicht werden. DaS Märtyrerthum
der Madiais hat die Augen allen Denen geöffnet, die sich noch von den Toleranz-
und Glaubensfreihcitspredigtcu der römischen Missionaire täuschen ließen. Der Ausfall
der Wahl in Carlvw wird übrigens wesentlich zu dem schon begonnenen Zerfall der
irischen Partei im Unterhause beitragen. Täglich sagen sich mehr der gemäßigteren und
respektableren Mitglieder von den ultramontanen Fanatikern der irischen Brigade los,
die von der Regierung »»bedingte Unterwerfung nnter die Gebote ihrer Priester als
Preis für ihre Unterstützung verlangt.'

Die andere Wochennenigkeit ist die Ernennung Lord Clarendons zum Staats-
sceretcnr des Auswärtigen, die wir schon bei unsrem ersten Briefe über die Zusammen-
setzung des neuen Ministeriums als die wahrscheinlichste für diese Stelle bezeichneten.
Lord I, Russell's Ernennung für dieses Amt war von Hans aus nnr eine provi¬
sorische, die nur bis zur Wiedereröffnung des Parlaments dauern sollte; er behält einen
Sitz im Cabinet ohne Portefeuille, und bleibt parlamentarischer Führer der ministeriellen
Partei im Unterhause — ein wichtiges und mühevolles Amt, welches seiner geistigen
Begabung und seinen Antecedentien angemessen ist, und das mit dem Amt als Staats-
secretair des Auswärtigen das für ihn wegen des Mangels an Routine doppelt
beschwerlich war ^ nicht gut vereinbar war. Lord Clarendon war längst als Lord
Palmerston's Nachfolger bezeichnet, dem er übrigens in der Richtung seiner Politik näher
steht, als jedes andere Mitglied des Cabinets, An Liberalismus wird eS daher dem neuen
Minister des Auswärtigen nicht fehlen, wenn er es sich anch nicht zur besondern Aus¬
gabe machen wird, zur Erheiterung bei seinen mühseligen Amtspflichten die Galle der
absolutistischen Höhe durch seine Manöver zu errege», Lord Clarendon war unter dem
Ministerium, Russell Lvrdstatthalter von Irland, und früher als Mr. Untiers Gesandter
i» Madrid, ^Jn beiden Aemtern hat er Ausgezeichnetes geleistet, und namentlich hat
er in letzterem mit Geschick und Energie Lord Palmerston's Politik geltend und Eng¬
lands Einfluß in Spanien sast alleinherrschend gemacht.

Eines gewandten und energischen Ministers des Auswärtigen bedarf England
doppelt in der gegenwärtigen Zeit, wo die politischen Verhältnisse des Continents durch
die unerwartete Wendung der Dinge in Frankreich immer bedrohlicher Conflicte in
Aussicht stellen. Daß Napoleon durch seine Heirat!) mit der Gräfin Montijo seine
Stellung in Frankreich verschlimmert hat, glaubt man in England im Allgemeinen nicht.
Eine Heirath mit einer Französin würde durch den Neid, den ihre Erhebung bei ihren
Landsmänninnen verursacht hätte, die ganze cinflnßreicherc Hälfte der modernen franzö¬
sischen Gesellschaft gegen den neuen Kaiser in's Feld geführt haben, während die Ver-
bindung mit einer Spanierin, die, obgleich hochadeligen Blutes, doch im Vergleich mit
den Töchter» der souveraine Europas eine Plebejer'in ist, dem demokratischen Sinn der
Franzosen schmeicheln muß, da ihre Eitelkeit ihnen vergessen machen wird, daß ihr
Kaiser vorher vergeblich bei einer ganzen Reihe Prinzessinnen bis zu der kleinsten
du'ab nachgefragt hat. Verletzt die Heirath wirklich die höheren Kreise der französischen


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[0281] legen, den seltsamer Weise sowol die Derbyiteu, die conseanenten und fanatischen Geg¬ ner selbst der gerechten Ansprüche der Katholiken, und die Ultramontanen unterstützte». Diese widernatürliche Allianz trägt nicht dazu bei, den Derbyite» größere Achtung zu erwerben, oder den Ansprüchen der Katholiken wehr Berücksichtigung zu Verschaffen, obgleich man in diesem Falle den letzteren nachsagen muß, daß ihr gemäßigterer Theil den Kandidaten des Ministeriums bereitwillig unterstützt hat, da die bekannten toleranten Gesinnungen Lord Aberdeen'S und der Whigs ihnen genügende Bürgschaft für die Gewährung aller vernünftigen Freiheit für ihre Kirche sind. Freilich, die Freiheit, welche die katholische Kirche gegenwärtig auf einem großen Theile des Con- tinents verlangt, und die sie zwar Gleichberechtigung nennt, die aber eigentlich darin be¬ steht, daß sie selbst das Recht verlangt, vollkommen ungehindert jede andere Confession angreifen zu können, während sie zu ihrem eigenen Schutz die ganze Macht der welt¬ lichen Waffen beansprucht, wird ihr in England nicht werden. DaS Märtyrerthum der Madiais hat die Augen allen Denen geöffnet, die sich noch von den Toleranz- und Glaubensfreihcitspredigtcu der römischen Missionaire täuschen ließen. Der Ausfall der Wahl in Carlvw wird übrigens wesentlich zu dem schon begonnenen Zerfall der irischen Partei im Unterhause beitragen. Täglich sagen sich mehr der gemäßigteren und respektableren Mitglieder von den ultramontanen Fanatikern der irischen Brigade los, die von der Regierung »»bedingte Unterwerfung nnter die Gebote ihrer Priester als Preis für ihre Unterstützung verlangt.' Die andere Wochennenigkeit ist die Ernennung Lord Clarendons zum Staats- sceretcnr des Auswärtigen, die wir schon bei unsrem ersten Briefe über die Zusammen- setzung des neuen Ministeriums als die wahrscheinlichste für diese Stelle bezeichneten. Lord I, Russell's Ernennung für dieses Amt war von Hans aus nnr eine provi¬ sorische, die nur bis zur Wiedereröffnung des Parlaments dauern sollte; er behält einen Sitz im Cabinet ohne Portefeuille, und bleibt parlamentarischer Führer der ministeriellen Partei im Unterhause — ein wichtiges und mühevolles Amt, welches seiner geistigen Begabung und seinen Antecedentien angemessen ist, und das mit dem Amt als Staats- secretair des Auswärtigen das für ihn wegen des Mangels an Routine doppelt beschwerlich war ^ nicht gut vereinbar war. Lord Clarendon war längst als Lord Palmerston's Nachfolger bezeichnet, dem er übrigens in der Richtung seiner Politik näher steht, als jedes andere Mitglied des Cabinets, An Liberalismus wird eS daher dem neuen Minister des Auswärtigen nicht fehlen, wenn er es sich anch nicht zur besondern Aus¬ gabe machen wird, zur Erheiterung bei seinen mühseligen Amtspflichten die Galle der absolutistischen Höhe durch seine Manöver zu errege», Lord Clarendon war unter dem Ministerium, Russell Lvrdstatthalter von Irland, und früher als Mr. Untiers Gesandter i» Madrid, ^Jn beiden Aemtern hat er Ausgezeichnetes geleistet, und namentlich hat er in letzterem mit Geschick und Energie Lord Palmerston's Politik geltend und Eng¬ lands Einfluß in Spanien sast alleinherrschend gemacht. Eines gewandten und energischen Ministers des Auswärtigen bedarf England doppelt in der gegenwärtigen Zeit, wo die politischen Verhältnisse des Continents durch die unerwartete Wendung der Dinge in Frankreich immer bedrohlicher Conflicte in Aussicht stellen. Daß Napoleon durch seine Heirat!) mit der Gräfin Montijo seine Stellung in Frankreich verschlimmert hat, glaubt man in England im Allgemeinen nicht. Eine Heirath mit einer Französin würde durch den Neid, den ihre Erhebung bei ihren Landsmänninnen verursacht hätte, die ganze cinflnßreicherc Hälfte der modernen franzö¬ sischen Gesellschaft gegen den neuen Kaiser in's Feld geführt haben, während die Ver- bindung mit einer Spanierin, die, obgleich hochadeligen Blutes, doch im Vergleich mit den Töchter» der souveraine Europas eine Plebejer'in ist, dem demokratischen Sinn der Franzosen schmeicheln muß, da ihre Eitelkeit ihnen vergessen machen wird, daß ihr Kaiser vorher vergeblich bei einer ganzen Reihe Prinzessinnen bis zu der kleinsten du'ab nachgefragt hat. Verletzt die Heirath wirklich die höheren Kreise der französischen Grmzlwteu. >, ,18!!,'!. 3!)

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_185875/281>, abgerufen am 29.06.2024.