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Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band.

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und gleichmäßigsten Glanz, den man sich nur denken kann, und ist so fest und
dauerhaft gearbeitet, daß selbst darüber gegossenes heißes Wasser nicht den mindesten
nachtheiligen Einfluß auf ihn ausübt. Ja sie fertigen selbst mit diesem Lack über¬
zogene hölzerne Tassen an, ans denen sie fortwährend den heißen Thee trinken,
ohne daß es dem Lack auch nur im geringsten schädlich wäre.

Besonders kunstreich und allerliebst gemacht sind dabei die Figuren, die sie
von Perlmutter dem Lack einzulegen wissen, so daß sie mit diesem nnr eine ein¬
zige spiegelglatte Fläche bilden. Vögel, unter diesen Fasanen und Reiher, und
Blumen und Blätter bilden die Hauptgegenstände dieser Perlmuttcransschmücknngen,
die so zart und zierlich gefertigt sind, daß man manchmal darauf schworen möchte,
es sei gar keine wirkliche Perlmutter, sondern nur mit einer, vielleicht künstlich
hergerichteten Auflösung dieses Stoffes gemalt. Die Farbe des Lankh ist meist
schwarz, aber viele Gegenstände sind auch in Roth, Grün und Bronzefarbe, und
die Goldmalerei ist fast durchschnittlich geschmackvoll angebracht.

Besonders sprachen mich einige Tische an, worauf sie, in durch einander ge¬
schobenen Mustern, aber auf höchst geschmackvolle, und keineswegs überladene
Art, ihre fünf verschiedenen Hauptgattungen des Lackirens -- die Art mit Schwarz
und Perlmutter, dick aufgetragener Goldlackirung, Roth und Gold und uoch zwei
andere Farben, zusammengestellt hatten. Schwarz, Roth und Gold scheint eine
ihrer Lieblingssarben zu sein, denn sie kommt sehr häufig vor.

Außer der Lackarbeit sind sie uoch ungemein geschickt in Stickereien
und oben aufgelegten Figuren, besonders von Vögeln mit ihren natürlichen
Federn. Einzelne Sachen mit Enten und Fasanen darauf habe ich gesehen, die
wirklich unübertroffen waren. Hier und da haben sie auch Figuren in diesen
Stickereien mit Porzellan-Gesichtern, nach chinesischer Art, und die Hauptstücke
der ganzen Ausstellung waren einige große Ofen- oder Bettschirme mit herrlich
lackirter und Perlmutter verzierter Einfassung und solcher Stickerei zur Ausfüllung.

In der Malerei leiden sie aber, wenigstens was die Perspective betrifft, an
einem Fehler -- sie haben allerdings eine Idee davon, und in all' ihren Male¬
reien habe ich keine so grobe Schnitzerei entdeckt, wie das bei den Chinesen noch
oft der Fall ist -- sie wissen, daß die Perspective die Gegenstände verkleinert,
aber es kommen doch manchmal noch wunderliche Sachen dabei vor, da sie eben
diese Verkleinerung oft nicht richtig anzuwenden oder zu mäßigen verstehen.

Kraniche scheine" beim Abbilde" und Lackiren ihre Lieblingsvogel zu sei",
und sehr viele Stücke kommen vor, die mit einer Unmasse goldener und silberner,
nach allen Richtungen dnrch einander fliegender Kraniche förmlich bedeckt sind.

Zu deu großen und prachtvollen Stücken des japanischen Toko gehörten auch
noch einige lackirte und in ihrer Form echt japanische Meubles, ein Mittelding
zwischen Commode und Schrank, mit Schiebladen, Thüren und Gefächern wild und
unordentlich dnrch einander geworfen. I" all' diese" ""regelmäßige" Theile"


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und gleichmäßigsten Glanz, den man sich nur denken kann, und ist so fest und
dauerhaft gearbeitet, daß selbst darüber gegossenes heißes Wasser nicht den mindesten
nachtheiligen Einfluß auf ihn ausübt. Ja sie fertigen selbst mit diesem Lack über¬
zogene hölzerne Tassen an, ans denen sie fortwährend den heißen Thee trinken,
ohne daß es dem Lack auch nur im geringsten schädlich wäre.

Besonders kunstreich und allerliebst gemacht sind dabei die Figuren, die sie
von Perlmutter dem Lack einzulegen wissen, so daß sie mit diesem nnr eine ein¬
zige spiegelglatte Fläche bilden. Vögel, unter diesen Fasanen und Reiher, und
Blumen und Blätter bilden die Hauptgegenstände dieser Perlmuttcransschmücknngen,
die so zart und zierlich gefertigt sind, daß man manchmal darauf schworen möchte,
es sei gar keine wirkliche Perlmutter, sondern nur mit einer, vielleicht künstlich
hergerichteten Auflösung dieses Stoffes gemalt. Die Farbe des Lankh ist meist
schwarz, aber viele Gegenstände sind auch in Roth, Grün und Bronzefarbe, und
die Goldmalerei ist fast durchschnittlich geschmackvoll angebracht.

Besonders sprachen mich einige Tische an, worauf sie, in durch einander ge¬
schobenen Mustern, aber auf höchst geschmackvolle, und keineswegs überladene
Art, ihre fünf verschiedenen Hauptgattungen des Lackirens — die Art mit Schwarz
und Perlmutter, dick aufgetragener Goldlackirung, Roth und Gold und uoch zwei
andere Farben, zusammengestellt hatten. Schwarz, Roth und Gold scheint eine
ihrer Lieblingssarben zu sein, denn sie kommt sehr häufig vor.

Außer der Lackarbeit sind sie uoch ungemein geschickt in Stickereien
und oben aufgelegten Figuren, besonders von Vögeln mit ihren natürlichen
Federn. Einzelne Sachen mit Enten und Fasanen darauf habe ich gesehen, die
wirklich unübertroffen waren. Hier und da haben sie auch Figuren in diesen
Stickereien mit Porzellan-Gesichtern, nach chinesischer Art, und die Hauptstücke
der ganzen Ausstellung waren einige große Ofen- oder Bettschirme mit herrlich
lackirter und Perlmutter verzierter Einfassung und solcher Stickerei zur Ausfüllung.

In der Malerei leiden sie aber, wenigstens was die Perspective betrifft, an
einem Fehler — sie haben allerdings eine Idee davon, und in all' ihren Male¬
reien habe ich keine so grobe Schnitzerei entdeckt, wie das bei den Chinesen noch
oft der Fall ist — sie wissen, daß die Perspective die Gegenstände verkleinert,
aber es kommen doch manchmal noch wunderliche Sachen dabei vor, da sie eben
diese Verkleinerung oft nicht richtig anzuwenden oder zu mäßigen verstehen.

Kraniche scheine» beim Abbilde» und Lackiren ihre Lieblingsvogel zu sei»,
und sehr viele Stücke kommen vor, die mit einer Unmasse goldener und silberner,
nach allen Richtungen dnrch einander fliegender Kraniche förmlich bedeckt sind.

Zu deu großen und prachtvollen Stücken des japanischen Toko gehörten auch
noch einige lackirte und in ihrer Form echt japanische Meubles, ein Mittelding
zwischen Commode und Schrank, mit Schiebladen, Thüren und Gefächern wild und
unordentlich dnrch einander geworfen. I» all' diese» »»regelmäßige» Theile»


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_185875/259>, abgerufen am 24.07.2024.