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Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band.

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wo die Pächter allerdings ihre Aecker bestellten, weil sie eben leben und den Zins
herausschlagen mußten, sonst aber auch nur die allernothwendigsten Verbesserungen
anbrachten, ja sich scheuten, einen Nagel einzuschlagen, weil sie ihn ja doch, wenn
sie einmal wieder fortgingen, "dem Eigenthümer lassen mußten." In Hütten habe
ich sie wohnen sehn, wo es mich gedauert hätte, einen Hund hineinzujagen, und
ihre Ausrede war ^ je nun, die zwei Jahr behelfen wir uns schon, und nachher
müssen wir ja doch hinaus. Fruchtbäume werden ans eben dem Grunde nicht
angepflanzt, und überhaupt jede Verbesserung -- von Verschönerungen nun ganz
abgesehn -- unterlassen, die erst auf einige Jahre hinaus Nutzen "bringen würde.
Die Felder muß er aber cultiviren -- er muß von jedem seinen Zins geben,
also will er auch aus jedem seine" Nutzen zieh", dadurch aber trägt er natürlich
zur Cultur der Gegend selber mit bei, und was ihm, wäre er Besitzer eines noch
so kleinen Eigenthums, gerade zum Vortheil gereichen würde, das ist jejzt, sobald
er später einmal dort Land in der Gegend kaufen will, sein eigener Schade --
er treibt sich das Land selber in die Höhe oder muß eine ganz andere Gegend
aufsuchen, und dort wieder vou vorn anfangen. Ein Pächter fühlt sich auch nie
auf seinem Lande wohl, er gehört dort, wie er recht gut weiß, nicht hin, und
so wie sei" Pachtcvntract abgelaufen ist, muß er weiter zieh", ist er ein Fremdling
auf dem Boden, den er Jahre lang bearbeitet und geerntet hat. Hat Einer aber
auch nur das kleinste Stück Land zum Eigenthum, so arbeitet er mit viel größe¬
rer Lust und Liebe daran; jedes, was er daran thut, thut er für sich selber; vou
jedem Baum, den er pflanzt, weiß er, daß er auch die Früchte ernten wird, und
das Land ist mit einem Worte seine Heimath, und später einmal die Heimath
seiner Kinder.

Die Gegend um Tanunda herum ist fruchtbar geung, doch läßt sich, deö
ungewissen Klimas wegen, gar kein durchschnittlicher Ertrag der Ernten bestimmen.
Ich habe Bauern gesprochen, die mir versicherten, in dem einen Jahr ti) und im
zweiten "IiZ Büschel Weizen vom Acker geerntet zu haben, heiße Winde oder zu
feuchte Witterung sprechen dabei ein sehr gewichtiges Wort, und die größte Vor¬
sorge dagegen kann Nichts ausrichten. Die heißen Winde haben schon ganze
Ernten zerstört, und gerade im Adelaide-District komme" sie sehr häufig vor --
doch macheu eiuzelue Jahre darin auch einen Unterschied. Während solchen Windes
soll die Luft ordentlich erstickend sein und der Staub so wirbeln, daß mau in Ade-
laide manchmal nicht über die Straße sehen kann, und Alles in den Zimmern,
trotz fest verschlossener Fenster und Thüren, dicht mit feinem Staub bedeckt wird.

Der Weinbau wird übrigens einmal, gerade wie in Um-Süd-Wales, ein
sehr bedeutender Erwerbszweig für das Land werden, denn Tausende von Aeckern,
die uicht besonders zu Weizen und selbst weniger für Weideplätze geeignet find,
werden treffliche Weinberge geben. Die dort gezogene Traube soll ausgezeichnet
süß und saftig sein, und der davon gekelterte Wein, von dem ich mehrere Sorten


wo die Pächter allerdings ihre Aecker bestellten, weil sie eben leben und den Zins
herausschlagen mußten, sonst aber auch nur die allernothwendigsten Verbesserungen
anbrachten, ja sich scheuten, einen Nagel einzuschlagen, weil sie ihn ja doch, wenn
sie einmal wieder fortgingen, „dem Eigenthümer lassen mußten." In Hütten habe
ich sie wohnen sehn, wo es mich gedauert hätte, einen Hund hineinzujagen, und
ihre Ausrede war ^ je nun, die zwei Jahr behelfen wir uns schon, und nachher
müssen wir ja doch hinaus. Fruchtbäume werden ans eben dem Grunde nicht
angepflanzt, und überhaupt jede Verbesserung — von Verschönerungen nun ganz
abgesehn — unterlassen, die erst auf einige Jahre hinaus Nutzen "bringen würde.
Die Felder muß er aber cultiviren — er muß von jedem seinen Zins geben,
also will er auch aus jedem seine» Nutzen zieh», dadurch aber trägt er natürlich
zur Cultur der Gegend selber mit bei, und was ihm, wäre er Besitzer eines noch
so kleinen Eigenthums, gerade zum Vortheil gereichen würde, das ist jejzt, sobald
er später einmal dort Land in der Gegend kaufen will, sein eigener Schade —
er treibt sich das Land selber in die Höhe oder muß eine ganz andere Gegend
aufsuchen, und dort wieder vou vorn anfangen. Ein Pächter fühlt sich auch nie
auf seinem Lande wohl, er gehört dort, wie er recht gut weiß, nicht hin, und
so wie sei» Pachtcvntract abgelaufen ist, muß er weiter zieh», ist er ein Fremdling
auf dem Boden, den er Jahre lang bearbeitet und geerntet hat. Hat Einer aber
auch nur das kleinste Stück Land zum Eigenthum, so arbeitet er mit viel größe¬
rer Lust und Liebe daran; jedes, was er daran thut, thut er für sich selber; vou
jedem Baum, den er pflanzt, weiß er, daß er auch die Früchte ernten wird, und
das Land ist mit einem Worte seine Heimath, und später einmal die Heimath
seiner Kinder.

Die Gegend um Tanunda herum ist fruchtbar geung, doch läßt sich, deö
ungewissen Klimas wegen, gar kein durchschnittlicher Ertrag der Ernten bestimmen.
Ich habe Bauern gesprochen, die mir versicherten, in dem einen Jahr ti) und im
zweiten "IiZ Büschel Weizen vom Acker geerntet zu haben, heiße Winde oder zu
feuchte Witterung sprechen dabei ein sehr gewichtiges Wort, und die größte Vor¬
sorge dagegen kann Nichts ausrichten. Die heißen Winde haben schon ganze
Ernten zerstört, und gerade im Adelaide-District komme» sie sehr häufig vor —
doch macheu eiuzelue Jahre darin auch einen Unterschied. Während solchen Windes
soll die Luft ordentlich erstickend sein und der Staub so wirbeln, daß mau in Ade-
laide manchmal nicht über die Straße sehen kann, und Alles in den Zimmern,
trotz fest verschlossener Fenster und Thüren, dicht mit feinem Staub bedeckt wird.

Der Weinbau wird übrigens einmal, gerade wie in Um-Süd-Wales, ein
sehr bedeutender Erwerbszweig für das Land werden, denn Tausende von Aeckern,
die uicht besonders zu Weizen und selbst weniger für Weideplätze geeignet find,
werden treffliche Weinberge geben. Die dort gezogene Traube soll ausgezeichnet
süß und saftig sein, und der davon gekelterte Wein, von dem ich mehrere Sorten


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_185875/176>, abgerufen am 24.07.2024.