Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band.der Mann, welcher vom Comptoir hingeht, um Unterricht zu geben, gewiß ein Mr. Ellis war gekommen, um eine seiner gewöhnlichen Stunden zu ertheilen; Gewöhnlich notirte ich mir diese Gespräche des Abends, allein da ich an dem Tage
drei verschiedene Vortrage angehört hatte, so bin ich nicht ganz sicher, ob ich diese letzte" Unter- redungen ganz treu wiedergegeben habe. Sollte Mr. Miö indessen dies in einer englische" ttebcrschnng sehe", so wird er mir doch gewiß die Gerechtigkeit widerfahren lassen, dass der ganze Geist seiner üicde und seines Wirkens unverändert erhalte" ist. der Mann, welcher vom Comptoir hingeht, um Unterricht zu geben, gewiß ein Mr. Ellis war gekommen, um eine seiner gewöhnlichen Stunden zu ertheilen; Gewöhnlich notirte ich mir diese Gespräche des Abends, allein da ich an dem Tage
drei verschiedene Vortrage angehört hatte, so bin ich nicht ganz sicher, ob ich diese letzte» Unter- redungen ganz treu wiedergegeben habe. Sollte Mr. Miö indessen dies in einer englische» ttebcrschnng sehe», so wird er mir doch gewiß die Gerechtigkeit widerfahren lassen, dass der ganze Geist seiner üicde und seines Wirkens unverändert erhalte» ist. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0112" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/185988"/> <p xml:id="ID_306" prev="#ID_305"> der Mann, welcher vom Comptoir hingeht, um Unterricht zu geben, gewiß ein<lb/> Junggeselle, Wittwer, oder ein auf sich angewiesener Mann sein müsse; diese<lb/> Art von Einsamkeit macht aber den Meuscheu gewöhnlich mir theoretisch¬<lb/> wohlthuend.</p><lb/> <p xml:id="ID_307" next="#ID_308"> Mr. Ellis war gekommen, um eine seiner gewöhnlichen Stunden zu ertheilen;<lb/> die oberste Klasse, ungefähr 80 Knaben und Mädchen, versammelten sich in dem<lb/> großen Zimmer; die Mädchen besetzten die vordersten Reihen, waren alle reinlich<lb/> und nett, mit weißen Schürzen vor, und einige uuter ihnen waren sehr hübsch<lb/> zu nennen. Das Wort „arm" eröffnete die Unterredung. Nachdem er etwas<lb/> über den Unterschied zwischen „arm und unvermögend" und von dem Unglück<lb/> und der Demüthigung geredet hatte, allein von Unterstützung oder knappen Tage¬<lb/> lohn leben zu müssen, fragte er: „Ist es denn aber wahrscheinlich, daß alle Ihr<lb/> hier Anwesenden, selbst wenn Ihr noch so klug, fleißig und sparsam seid, Euch<lb/> dennoch ein Vermögen erwerben werdet? — Min, — Warum nicht? — XVml<lb/> aler Kien; oben- avr /mckvrv von un8 lin^kiau indem Kann, K. Krank<lb/> wvräkn. — Ja, was wird aber dann Derjenige thun, der sich Vermögen erworben<lb/> hat? — Amt Juliden — Warum? . .. Nun, weiß Niemand zu sagen, warum? ...<lb/> Du?. . . Wink wir VurgmiKe» Apo-IKrl.. — Das ist recht gut, und Du ver¬<lb/> dienst dafür geachtet zu werden; aber sollen wir immer thun, was uns Vergnügen<lb/> macht und wozu wir Lust haben, können unsre Handlungen allein ans Lust be¬<lb/> gründet und verantwortet werden? — Ma. — Laßt uns eine» vernünftigen<lb/> Grund ermitteln. Redeten wir nicht das letzte Mal von Assecnranzen, Brand, Hagel,<lb/> Vieh, Lebensassecuranzcn, Krankcncassen ze. sammt deren Einrichtungen?— Giebt<lb/> es nicht auch eine Assecuranz, welche alle Menschen gegen Unglück, große Leiden,<lb/> Folgen von Krankheit, kluge und ehrliche, aber verunglückte Berechnungen n. tgi.<lb/> schützt? — Ma. — Und dennoch; die existirt in uns selbst, weil wir Alle<lb/> als Menschen die Aufgabe zu erfüllen haben, glücklich zu werden. Wir bilden<lb/> Alle einen Verein, um menschliches Glück zu befördern. Und worin besteht das<lb/> Glück? — Nun, das haben wir bereits untersucht, worin besteht es? — Dur»,<lb/> <l^85 unsrv Kain^Kent.<in unsre!» t'llwlrtvn (Uüimroclum. — Richtig. Und<lb/> in der großen menschlichen Assecuranz haben wir also unsre Fähigkeiten ver¬<lb/> sichert, um glücklich zu werden, gegen die Verpflichtung, glücklich zu macheu? —<lb/> .Ku — Folgt dann nicht hieraus, daß der Unglückliche, der sich an uns wendet,<lb/> dadurch unsre Assecuranzprämie einfordert? — ,>!r.^) -- Aber aus welche Weise<lb/> werden wir nun dem Kameraden helfen, der sich an uns wendet, oder dessen</p><lb/> <note xml:id="FID_9" place="foot"> Gewöhnlich notirte ich mir diese Gespräche des Abends, allein da ich an dem Tage<lb/> drei verschiedene Vortrage angehört hatte, so bin ich nicht ganz sicher, ob ich diese letzte» Unter-<lb/> redungen ganz treu wiedergegeben habe. Sollte Mr. Miö indessen dies in einer englische»<lb/> ttebcrschnng sehe», so wird er mir doch gewiß die Gerechtigkeit widerfahren lassen, dass der<lb/> ganze Geist seiner üicde und seines Wirkens unverändert erhalte» ist.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0112]
der Mann, welcher vom Comptoir hingeht, um Unterricht zu geben, gewiß ein
Junggeselle, Wittwer, oder ein auf sich angewiesener Mann sein müsse; diese
Art von Einsamkeit macht aber den Meuscheu gewöhnlich mir theoretisch¬
wohlthuend.
Mr. Ellis war gekommen, um eine seiner gewöhnlichen Stunden zu ertheilen;
die oberste Klasse, ungefähr 80 Knaben und Mädchen, versammelten sich in dem
großen Zimmer; die Mädchen besetzten die vordersten Reihen, waren alle reinlich
und nett, mit weißen Schürzen vor, und einige uuter ihnen waren sehr hübsch
zu nennen. Das Wort „arm" eröffnete die Unterredung. Nachdem er etwas
über den Unterschied zwischen „arm und unvermögend" und von dem Unglück
und der Demüthigung geredet hatte, allein von Unterstützung oder knappen Tage¬
lohn leben zu müssen, fragte er: „Ist es denn aber wahrscheinlich, daß alle Ihr
hier Anwesenden, selbst wenn Ihr noch so klug, fleißig und sparsam seid, Euch
dennoch ein Vermögen erwerben werdet? — Min, — Warum nicht? — XVml
aler Kien; oben- avr /mckvrv von un8 lin^kiau indem Kann, K. Krank
wvräkn. — Ja, was wird aber dann Derjenige thun, der sich Vermögen erworben
hat? — Amt Juliden — Warum? . .. Nun, weiß Niemand zu sagen, warum? ...
Du?. . . Wink wir VurgmiKe» Apo-IKrl.. — Das ist recht gut, und Du ver¬
dienst dafür geachtet zu werden; aber sollen wir immer thun, was uns Vergnügen
macht und wozu wir Lust haben, können unsre Handlungen allein ans Lust be¬
gründet und verantwortet werden? — Ma. — Laßt uns eine» vernünftigen
Grund ermitteln. Redeten wir nicht das letzte Mal von Assecnranzen, Brand, Hagel,
Vieh, Lebensassecuranzcn, Krankcncassen ze. sammt deren Einrichtungen?— Giebt
es nicht auch eine Assecuranz, welche alle Menschen gegen Unglück, große Leiden,
Folgen von Krankheit, kluge und ehrliche, aber verunglückte Berechnungen n. tgi.
schützt? — Ma. — Und dennoch; die existirt in uns selbst, weil wir Alle
als Menschen die Aufgabe zu erfüllen haben, glücklich zu werden. Wir bilden
Alle einen Verein, um menschliches Glück zu befördern. Und worin besteht das
Glück? — Nun, das haben wir bereits untersucht, worin besteht es? — Dur»,
<l^85 unsrv Kain^Kent.<in unsre!» t'llwlrtvn (Uüimroclum. — Richtig. Und
in der großen menschlichen Assecuranz haben wir also unsre Fähigkeiten ver¬
sichert, um glücklich zu werden, gegen die Verpflichtung, glücklich zu macheu? —
.Ku — Folgt dann nicht hieraus, daß der Unglückliche, der sich an uns wendet,
dadurch unsre Assecuranzprämie einfordert? — ,>!r.^) -- Aber aus welche Weise
werden wir nun dem Kameraden helfen, der sich an uns wendet, oder dessen
Gewöhnlich notirte ich mir diese Gespräche des Abends, allein da ich an dem Tage
drei verschiedene Vortrage angehört hatte, so bin ich nicht ganz sicher, ob ich diese letzte» Unter-
redungen ganz treu wiedergegeben habe. Sollte Mr. Miö indessen dies in einer englische»
ttebcrschnng sehe», so wird er mir doch gewiß die Gerechtigkeit widerfahren lassen, dass der
ganze Geist seiner üicde und seines Wirkens unverändert erhalte» ist.
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