Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. IV. Band.Beiläufig bemerken wir noch, daß der Dichter auch selbst in den Momenten
Wenn wir uns nun den Gesammteindruck des Gedichts vorstellen und über¬ Die Propaganda. Die Propaganda, ihre Provinzen und ihr Recht. Mit besonderer Rücksicht Wir können die Tendenz dieser Schrift nicht besser darstellen, als mit den "Im Gebiete des Staats- und Kircheurechtes kommt es wissenschaftlichen Wenn ein Protestant über die römische Propaganda schreibt, so kann er nur Beiläufig bemerken wir noch, daß der Dichter auch selbst in den Momenten
Wenn wir uns nun den Gesammteindruck des Gedichts vorstellen und über¬ Die Propaganda. Die Propaganda, ihre Provinzen und ihr Recht. Mit besonderer Rücksicht Wir können die Tendenz dieser Schrift nicht besser darstellen, als mit den „Im Gebiete des Staats- und Kircheurechtes kommt es wissenschaftlichen Wenn ein Protestant über die römische Propaganda schreibt, so kann er nur <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0142" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/95123"/> <p xml:id="ID_366" prev="#ID_365"> Beiläufig bemerken wir noch, daß der Dichter auch selbst in den Momenten<lb/> der höchsten Leidenschaft und des höchsten Entsetzens nicht umhin kann, seine<lb/> retardirenden Vergleiche anzuwenden, z. B.</p><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_12" type="poem"> <l> Wie zögert die Minute hin<lb/> Und trägt, ein Pag' der Ewigkeit,<lb/> Die Schleppe ihrer Königin u. s. w.</l> </lg> </quote><lb/> <p xml:id="ID_367"> Wenn wir uns nun den Gesammteindruck des Gedichts vorstellen und über¬<lb/> legen, wie es möglich ist, daß ein höchst verständiger und gebildeter Mann, ein<lb/> höchst begabter und talentvoller Dichter, der immer in einzelnen Spuren zeigt,<lb/> daß er schön zu empfinden und lebhaft und kräftig zu schildern versteht, in so<lb/> unerhörte Absurditäten verfallen kann, so wird man es wohl uns zugeben, daß<lb/> wir in dem leidenschaftlichen Kampf gegen eine verschrobene Richtung, die eben so<lb/> alle Kunst wie alle Sittlichkeit depravirt, vollkommen recht haben. Den einzelnen<lb/> Dichter trifft allerdings immer uur ein Theil der Schuld, denn eine allgemeine<lb/> Richtung des Denkens und Empfindens ist sehr mächtig; aber ganz freizusprechen<lb/> ist er doch eben so wenig, wie die Schüler von Hoffmanuswaldau und Lobenstein.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die Propaganda.</head><lb/> <p xml:id="ID_368"> Die Propaganda, ihre Provinzen und ihr Recht. Mit besonderer Rücksicht<lb/> auf Deutschland dargestellt von Prof. Otto Meyer. Erster Theil. Göttingen,<lb/> Dieterich. 1832.</p><lb/> <p xml:id="ID_369"> Wir können die Tendenz dieser Schrift nicht besser darstellen, als mit den<lb/> Worten des Verfassers selbst.</p><lb/> <p xml:id="ID_370"> „Im Gebiete des Staats- und Kircheurechtes kommt es wissenschaftlichen<lb/> Untersuchungen zu, ueben Aufklärung ihres Gegenstandes noch eine höhere<lb/> Ausgabe zu verfolgen, die ihnen erst Farbe und Weihe giebt.. Ausschließlich von<lb/> gelehrtem Interesse auch in solchen Dingen geleitet sein wollen, wäre kaum ein<lb/> löblicher, gewiß ein leerer Anspruch. Es sei daher gestattet, Gesinnung und<lb/> Zweck auch dieser Schrift sogleich z>u bekennen.</p><lb/> <p xml:id="ID_371" next="#ID_372"> Wenn ein Protestant über die römische Propaganda schreibt, so kann er nur<lb/> gegen sie schreiben. Ich habe meine Arbeit begonnen, um von der katholischen<lb/> Kirche die Seite darzustellen, ans welcher sie, neben Heidenthum und Schisma,<lb/> auch den Protestantismus in fester, geschlossener Schlachtordnung bekämpft; habe<lb/> mich aber dabei nicht lange bloß als Gegner gefühlt. Denn der tiefer dringen¬<lb/> den Forschung konnte das nicht entgehen, daß Rom in seinen Maßregeln gegen<lb/> die Evangelischen eine heilige Pflicht zu üben und die höchste Wohlthat mit Auf¬<lb/> opferung zu spenden wirklich überzeugt ist. Soviel es daher auch niedriges und</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0142]
Beiläufig bemerken wir noch, daß der Dichter auch selbst in den Momenten
der höchsten Leidenschaft und des höchsten Entsetzens nicht umhin kann, seine
retardirenden Vergleiche anzuwenden, z. B.
Wie zögert die Minute hin
Und trägt, ein Pag' der Ewigkeit,
Die Schleppe ihrer Königin u. s. w.
Wenn wir uns nun den Gesammteindruck des Gedichts vorstellen und über¬
legen, wie es möglich ist, daß ein höchst verständiger und gebildeter Mann, ein
höchst begabter und talentvoller Dichter, der immer in einzelnen Spuren zeigt,
daß er schön zu empfinden und lebhaft und kräftig zu schildern versteht, in so
unerhörte Absurditäten verfallen kann, so wird man es wohl uns zugeben, daß
wir in dem leidenschaftlichen Kampf gegen eine verschrobene Richtung, die eben so
alle Kunst wie alle Sittlichkeit depravirt, vollkommen recht haben. Den einzelnen
Dichter trifft allerdings immer uur ein Theil der Schuld, denn eine allgemeine
Richtung des Denkens und Empfindens ist sehr mächtig; aber ganz freizusprechen
ist er doch eben so wenig, wie die Schüler von Hoffmanuswaldau und Lobenstein.
Die Propaganda.
Die Propaganda, ihre Provinzen und ihr Recht. Mit besonderer Rücksicht
auf Deutschland dargestellt von Prof. Otto Meyer. Erster Theil. Göttingen,
Dieterich. 1832.
Wir können die Tendenz dieser Schrift nicht besser darstellen, als mit den
Worten des Verfassers selbst.
„Im Gebiete des Staats- und Kircheurechtes kommt es wissenschaftlichen
Untersuchungen zu, ueben Aufklärung ihres Gegenstandes noch eine höhere
Ausgabe zu verfolgen, die ihnen erst Farbe und Weihe giebt.. Ausschließlich von
gelehrtem Interesse auch in solchen Dingen geleitet sein wollen, wäre kaum ein
löblicher, gewiß ein leerer Anspruch. Es sei daher gestattet, Gesinnung und
Zweck auch dieser Schrift sogleich z>u bekennen.
Wenn ein Protestant über die römische Propaganda schreibt, so kann er nur
gegen sie schreiben. Ich habe meine Arbeit begonnen, um von der katholischen
Kirche die Seite darzustellen, ans welcher sie, neben Heidenthum und Schisma,
auch den Protestantismus in fester, geschlossener Schlachtordnung bekämpft; habe
mich aber dabei nicht lange bloß als Gegner gefühlt. Denn der tiefer dringen¬
den Forschung konnte das nicht entgehen, daß Rom in seinen Maßregeln gegen
die Evangelischen eine heilige Pflicht zu üben und die höchste Wohlthat mit Auf¬
opferung zu spenden wirklich überzeugt ist. Soviel es daher auch niedriges und
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