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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. III. Band.

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-deütschcw Sprache so weit mächtig sein werden, um diese feine Distinction zu verstehen;
ÄK-Achsjaberldoch' viele Ausnahmen finden werden, so würden wir der größern Deut¬
lichkeit üvcgen vorschlagen, eine Inschrift in beiden Sprachen etwa mit folgender Fassung
MidieuStM zu setzen: "Jeder Deutsche, der sich untersteht, ein Bild anzufassen, wird
dNchj'-dje Pedelle die Treppe heruntergeworfen; die Herren Franzosen werden unterthä-
Mgsl, ersucht., sich' einer zu lebhaften Berührung der Gemälde gefälligst zu enthalten,
ochre; daß durch dieses Gesuch der Würde des Prinzen Louis Napoleon irgend zu nahe
gBrewiu-werden soll." Wir schreiten in der Cultur rasch vorwärts. Das Napoleons-
M>WUd/ja schon gefeiert, vielleicht wird auch nächstens noch der Tag von Jena seicr-
M)u>b,e,gMgen und jede Erinnerung an die Schlacht bei Leipzig als Hochverrat!) an" den
KMschM Vaterländern' verfolgt werden.
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^i-- Benedix hat ein neues Lustspiel vollendet: "Das Lügen". Auch Gutzkow
H^Wit/Mucin bürgerlichen Drama fertig und arbeitet an einem Seitenstück für die "Ritter
oj0.in,zGeWi Florow componirt eine Oper: I." Kools, für welche Frau Birch-Pfeiffer
nach einer von König erzählten Anekdote den Text verfertigt hat.

,W eine Kuriosität fuhren wir einen afrikanischen Schauspieler an: Jra Aldridge,
R:r W ^is jetzt in Großbritanien und Belgien bewegt hat und gegenwärtig auch die
dHtmien Andren besucht. Er spielt natürlich-fast ausschließlich Negcrrollen, namentlich
den Mhelto. Dem Leipziger Theater wäre es zu empfehlen, neben den "erhabenen"
Kunstwerken, mit denen uns dem Vernehmen nach in dieser Messe die Gesellschaft des
Mai Ael!er und das Kinderballet der Madame Weiß erfreuen wird, auch diesen
naturwüchsigen Tragöden vorzuführen, und als Ergänzung etwa noch Jolo den brasili-
'am^n^'Affen. --

Eine junge schöne Spanierin, Mademoiselle Dolores, die im Pariser Circus von
Äejetan^ engagirt war, ist von einem eifersüchtigen Liebhaber auf eine möglichst melodra-
inKHe Weise erstochen worden. Die Pariser Novellisten haben also wieder guten Stoff.


DAer die Borläufer, und den Anfang des Jrrseins.

^""-- Wir
entnehmen die folgende Beschreibung auszugsweise einem sehr interessanten Buch:
"U e b er I r r se i n und Irrenanstalte n. Für Aerzte und Laien. Von Dr. Heinrich
La/Ar,^zweitem Arzt der Provincial-Irrenanstalt bei Halle. (Halle, Pfeffer), welches
seines Inhalts wie seiner Behandlung wegen auch bei dem größern Publicum lebhaftes
Interesse ' erregen wird. --
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'" ^Me' ersten Erscheinungen geben sich in der Reihe der Empfindungen kund, die
M^öhnlich dunkel und vag sind. Der Kranke wird unfreundlich, düster, verstimmt,
Werträglich, sitzt oft lange in Gedanken; in das Buch, das er nimm.t, starrt er
ÄnÄn^um^ die Seiten um, ohne zu wissen, ob und was er gelesen hat; er
betüniiliert sich um seinen Beruf und die Seinen nicht mehr, sorgt nicht sür Gegenwart
und Zukunft, arbeitet fast gar nicht und was er thut, meist zwecklos und nicht geordnet,
ist Wer, sucht reuuli Umgang, verläßt selten das Haus, geht in der Stube allein
.i.n und ab. spricht vor sich her, hat unruhige Nächte, liebt die Einsamkeit, ist gedankenlos
MnNW Beschäftigung, zerfahrend im Sprechen und Denken. Der Eine zeigt über
AMs eine lebhafte Ungeduld, der Andere eine einseitige Kälte und Apathie. Der stets
Klagejide^ wird verschlossen, der nachgiebige reizbar, der Ernste lustig, der Sparsame


-deütschcw Sprache so weit mächtig sein werden, um diese feine Distinction zu verstehen;
ÄK-Achsjaberldoch' viele Ausnahmen finden werden, so würden wir der größern Deut¬
lichkeit üvcgen vorschlagen, eine Inschrift in beiden Sprachen etwa mit folgender Fassung
MidieuStM zu setzen: „Jeder Deutsche, der sich untersteht, ein Bild anzufassen, wird
dNchj'-dje Pedelle die Treppe heruntergeworfen; die Herren Franzosen werden unterthä-
Mgsl, ersucht., sich' einer zu lebhaften Berührung der Gemälde gefälligst zu enthalten,
ochre; daß durch dieses Gesuch der Würde des Prinzen Louis Napoleon irgend zu nahe
gBrewiu-werden soll." Wir schreiten in der Cultur rasch vorwärts. Das Napoleons-
M>WUd/ja schon gefeiert, vielleicht wird auch nächstens noch der Tag von Jena seicr-
M)u>b,e,gMgen und jede Erinnerung an die Schlacht bei Leipzig als Hochverrat!) an» den
KMschM Vaterländern' verfolgt werden.
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^i— Benedix hat ein neues Lustspiel vollendet: „Das Lügen". Auch Gutzkow
H^Wit/Mucin bürgerlichen Drama fertig und arbeitet an einem Seitenstück für die „Ritter
oj0.in,zGeWi Florow componirt eine Oper: I.» Kools, für welche Frau Birch-Pfeiffer
nach einer von König erzählten Anekdote den Text verfertigt hat.

,W eine Kuriosität fuhren wir einen afrikanischen Schauspieler an: Jra Aldridge,
R:r W ^is jetzt in Großbritanien und Belgien bewegt hat und gegenwärtig auch die
dHtmien Andren besucht. Er spielt natürlich-fast ausschließlich Negcrrollen, namentlich
den Mhelto. Dem Leipziger Theater wäre es zu empfehlen, neben den „erhabenen"
Kunstwerken, mit denen uns dem Vernehmen nach in dieser Messe die Gesellschaft des
Mai Ael!er und das Kinderballet der Madame Weiß erfreuen wird, auch diesen
naturwüchsigen Tragöden vorzuführen, und als Ergänzung etwa noch Jolo den brasili-
'am^n^'Affen. —

Eine junge schöne Spanierin, Mademoiselle Dolores, die im Pariser Circus von
Äejetan^ engagirt war, ist von einem eifersüchtigen Liebhaber auf eine möglichst melodra-
inKHe Weise erstochen worden. Die Pariser Novellisten haben also wieder guten Stoff.


DAer die Borläufer, und den Anfang des Jrrseins.

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entnehmen die folgende Beschreibung auszugsweise einem sehr interessanten Buch:
„U e b er I r r se i n und Irrenanstalte n. Für Aerzte und Laien. Von Dr. Heinrich
La/Ar,^zweitem Arzt der Provincial-Irrenanstalt bei Halle. (Halle, Pfeffer), welches
seines Inhalts wie seiner Behandlung wegen auch bei dem größern Publicum lebhaftes
Interesse ' erregen wird. —
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'" ^Me' ersten Erscheinungen geben sich in der Reihe der Empfindungen kund, die
M^öhnlich dunkel und vag sind. Der Kranke wird unfreundlich, düster, verstimmt,
Werträglich, sitzt oft lange in Gedanken; in das Buch, das er nimm.t, starrt er
ÄnÄn^um^ die Seiten um, ohne zu wissen, ob und was er gelesen hat; er
betüniiliert sich um seinen Beruf und die Seinen nicht mehr, sorgt nicht sür Gegenwart
und Zukunft, arbeitet fast gar nicht und was er thut, meist zwecklos und nicht geordnet,
ist Wer, sucht reuuli Umgang, verläßt selten das Haus, geht in der Stube allein
.i.n und ab. spricht vor sich her, hat unruhige Nächte, liebt die Einsamkeit, ist gedankenlos
MnNW Beschäftigung, zerfahrend im Sprechen und Denken. Der Eine zeigt über
AMs eine lebhafte Ungeduld, der Andere eine einseitige Kälte und Apathie. Der stets
Klagejide^ wird verschlossen, der nachgiebige reizbar, der Ernste lustig, der Sparsame


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_94440/406>, abgerufen am 22.12.2024.