Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. III. Band.findet besonders leicht zu erregen ist -- mußte seine Wirkung Herleihen, und die großen Dafür hat eine andere Whiggröße eine glänzende Genugthuung erhalten. Mac- Das Ministerium hat sich bei der Wahl eben so zweideutig und principlos be¬ findet besonders leicht zu erregen ist — mußte seine Wirkung Herleihen, und die großen Dafür hat eine andere Whiggröße eine glänzende Genugthuung erhalten. Mac- Das Ministerium hat sich bei der Wahl eben so zweideutig und principlos be¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0243" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/94684"/> <p xml:id="ID_779" prev="#ID_778"> findet besonders leicht zu erregen ist — mußte seine Wirkung Herleihen, und die großen<lb/> Rheder, die wegen der Aufhebung der Navigationsgesetze mit den Freihändlern grollen,<lb/> mußten allen ihren Einfluß aufbieten, um eine mäßige Majorität für die ministeriellen<lb/> Kandidaten zu gewinnen. Dann darf man auch nicht vergessen, daß Liverpool seit<lb/> langer Zeit toryistisch vertreten war, und erst bei den letzten allgemeinen Wahlen den<lb/> Tones blos dadurch abgerungen wurde, daß die Liberalen einen Pecliten, die damals<lb/> viel conservativer waren als jetzt, und einen sehr gemäßigten Whig, Ewart, als Candi-<lb/> daten aufstellten. Es konnte also durchaus nicht als eine dem Liberalismus gesicherte<lb/> Stadt angesehen werden. Die Whigs haben einen sehr erheblichen Verlust durch das<lb/> Unterliegen Sir G. Greys, eines ihrer'fähigsten und einflußreichsten Führer im Unter¬<lb/> hause und Rnssells Staatssecretair sür das Innere, erlitten. Seit Jahren vertrat er<lb/> die Grafschaft Northumberland, wo er großen Familieueiufluß besitzt. Aber der dort<lb/> im Schlosse Alewick thronende Herzog von Northumberland, der erste Lord der Admi¬<lb/> ralität oder Marineminister, der auch in den Hafen- und Arsenalstädten seinen amtlichen<lb/> Einfluß sehr rücksichtslos gebraucht hat, wußte durch die schmeichelnde Macht feines<lb/> Geldes und den einschüchternden Einfluß des Grundherrn auf die ganz von ihm ab¬<lb/> hängigen Zinspächter (Copy-Holhers) eine Majorität von 100 Stimmen für einen sehr<lb/> unbedeutenden Sprößling des Percyschen Hauses, Lord Louvaine, zusammenzupressen.<lb/> Die Wahl wird wol angefochten werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_780"> Dafür hat eine andere Whiggröße eine glänzende Genugthuung erhalten. Mac-<lb/> aulay, der .große Geschichtsschreiber und vielleicht der größte englische Redner unter den<lb/> Lebenden, ist in Edinburgh mit großer Majorität gewählt worden, ohne daß er sich<lb/> wu den Sitz beworben, oder zu politischen Verpflichtungen verstanden hat. Er hatte<lb/> schon früher Edinburgh mit Glanz vertreten, fiel aber bei der allgemeinen Wahl von<lb/> 18i>7 durch ein Kompromiß zwischen der Freilirchenpartei und einer Fraction Liberaler,<lb/> welche die localen Interessen Edinburghs von Macaulay sür vernachlässigt hielten. Ihnen<lb/> schlössen sich die über die Ausstattung von Maynooth Unzufriedenen und die in Edinburgh<lb/> sehr zahlreiche Klasse der Spirituosenverkäufer an, welche dem Ministerium zürnte, weil<lb/> dasselbe lange umsonst um eine Abänderung im Acciscwesen angegangen worden war. So<lb/> wurde der, glänzendste Geschichtsschreiber und Redner Englands, der Staatsmann von<lb/> ^"erkannter Freisinnigkoit und unbezweifelten Talente einem obscurer Gewerbsmann<lb/> "^abgesetzt, dem spießbürgerliche Lvcalcifersucht im Verein mit zelotischem Fanatismus<lb/> aus das Schild erhoben. Unterdessen hat aber Edinburgh, das sich gern das englische<lb/> Athen nennt, und sich wirklich sehr bedeutender Intelligenz rühmen kann, fich seiner<lb/> Rancune gegen den großen Whigstaatsmann geschämt, und sie durch eine beide Theile<lb/> ehrende Aussöhnung wieder gut gemacht. Die übrigen hervorragenden Mitglieder des<lb/> Unterhauses sind bis jetzt Alle wieder gewählt. Lord Palmerston init seinem Freund<lb/> und Gönner Sir F. Heathcote in dessen Ernennungswahlfleckcn Tivcrton, natürlich ohne<lb/> Opposition, Lord Russell in der City in London, Labouchere in Taunton, Sir I,<lb/> Graham in Carlisle, Herr Disraeli in Buckiughamshire, dessen Pächter immer noch an<lb/> ihn glauben, und Oberst Sibthorp, natürlich in Lincoln, das seine Familie seit Jahr¬<lb/> hunderten vertritt. Von den hervorragenden Persönlichkeiten wird man nur wenige<lb/> vermissen.</p><lb/> <p xml:id="ID_781" next="#ID_782"> Das Ministerium hat sich bei der Wahl eben so zweideutig und principlos be¬<lb/> nommen, wie während der Dauer der Parlamcntssession. Seine Anhänger erklärten</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0243]
findet besonders leicht zu erregen ist — mußte seine Wirkung Herleihen, und die großen
Rheder, die wegen der Aufhebung der Navigationsgesetze mit den Freihändlern grollen,
mußten allen ihren Einfluß aufbieten, um eine mäßige Majorität für die ministeriellen
Kandidaten zu gewinnen. Dann darf man auch nicht vergessen, daß Liverpool seit
langer Zeit toryistisch vertreten war, und erst bei den letzten allgemeinen Wahlen den
Tones blos dadurch abgerungen wurde, daß die Liberalen einen Pecliten, die damals
viel conservativer waren als jetzt, und einen sehr gemäßigten Whig, Ewart, als Candi-
daten aufstellten. Es konnte also durchaus nicht als eine dem Liberalismus gesicherte
Stadt angesehen werden. Die Whigs haben einen sehr erheblichen Verlust durch das
Unterliegen Sir G. Greys, eines ihrer'fähigsten und einflußreichsten Führer im Unter¬
hause und Rnssells Staatssecretair sür das Innere, erlitten. Seit Jahren vertrat er
die Grafschaft Northumberland, wo er großen Familieueiufluß besitzt. Aber der dort
im Schlosse Alewick thronende Herzog von Northumberland, der erste Lord der Admi¬
ralität oder Marineminister, der auch in den Hafen- und Arsenalstädten seinen amtlichen
Einfluß sehr rücksichtslos gebraucht hat, wußte durch die schmeichelnde Macht feines
Geldes und den einschüchternden Einfluß des Grundherrn auf die ganz von ihm ab¬
hängigen Zinspächter (Copy-Holhers) eine Majorität von 100 Stimmen für einen sehr
unbedeutenden Sprößling des Percyschen Hauses, Lord Louvaine, zusammenzupressen.
Die Wahl wird wol angefochten werden.
Dafür hat eine andere Whiggröße eine glänzende Genugthuung erhalten. Mac-
aulay, der .große Geschichtsschreiber und vielleicht der größte englische Redner unter den
Lebenden, ist in Edinburgh mit großer Majorität gewählt worden, ohne daß er sich
wu den Sitz beworben, oder zu politischen Verpflichtungen verstanden hat. Er hatte
schon früher Edinburgh mit Glanz vertreten, fiel aber bei der allgemeinen Wahl von
18i>7 durch ein Kompromiß zwischen der Freilirchenpartei und einer Fraction Liberaler,
welche die localen Interessen Edinburghs von Macaulay sür vernachlässigt hielten. Ihnen
schlössen sich die über die Ausstattung von Maynooth Unzufriedenen und die in Edinburgh
sehr zahlreiche Klasse der Spirituosenverkäufer an, welche dem Ministerium zürnte, weil
dasselbe lange umsonst um eine Abänderung im Acciscwesen angegangen worden war. So
wurde der, glänzendste Geschichtsschreiber und Redner Englands, der Staatsmann von
^"erkannter Freisinnigkoit und unbezweifelten Talente einem obscurer Gewerbsmann
"^abgesetzt, dem spießbürgerliche Lvcalcifersucht im Verein mit zelotischem Fanatismus
aus das Schild erhoben. Unterdessen hat aber Edinburgh, das sich gern das englische
Athen nennt, und sich wirklich sehr bedeutender Intelligenz rühmen kann, fich seiner
Rancune gegen den großen Whigstaatsmann geschämt, und sie durch eine beide Theile
ehrende Aussöhnung wieder gut gemacht. Die übrigen hervorragenden Mitglieder des
Unterhauses sind bis jetzt Alle wieder gewählt. Lord Palmerston init seinem Freund
und Gönner Sir F. Heathcote in dessen Ernennungswahlfleckcn Tivcrton, natürlich ohne
Opposition, Lord Russell in der City in London, Labouchere in Taunton, Sir I,
Graham in Carlisle, Herr Disraeli in Buckiughamshire, dessen Pächter immer noch an
ihn glauben, und Oberst Sibthorp, natürlich in Lincoln, das seine Familie seit Jahr¬
hunderten vertritt. Von den hervorragenden Persönlichkeiten wird man nur wenige
vermissen.
Das Ministerium hat sich bei der Wahl eben so zweideutig und principlos be¬
nommen, wie während der Dauer der Parlamcntssession. Seine Anhänger erklärten
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |