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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. II. Band.

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allgemeinen Bildung einzuführen. Am meisten zeichnet sich darunter aus die "Deut¬
schen Volksmärchen aus Schwaben", aus dem Munde deö Volks gesammelt und
herausgegeben von Prof. Dr. Ernst Meier (Stuttgart, Scheitlin). Die Auswahl
ist reichhaltig und zweckmäßig, die Vorrede entwickelt in Kurzem die vollkommen richtigen
Grundsätze. ^-- Daran schließt sich an: Das "Sagenbuch der bayerischen Lande.
Ans dem Munde des Volks, der Chronik und der Dichter, herausgegeben von A. Schöpv-
ncr" (München, Rieger), von dem so eben die erste Lieferung des zweiten Bandes aus¬
gegeben ist. -- Ferner die Kinder- und Hausmärchen, gesammelt von den Brü¬
dern Zingerle, auch unter dem Titel: Tyrols Volksdichtungen und Volksgebräuche
(Jnspruck, Wagner). -- In den Kreis der eigentlichen Belletristik gehört: Haus.und Welt.
Eine Lebensgeschichte von Heinrich König. 2 Thle. (Braunschweig, Vieweg u. Sohn,
Zi/z Thlr.) -- Der Verfasser erzählt "Försters wechselvolles Leben heiter und umständlich,
aber ohne Nebenabsichten und Nutzanwendung; so daß es durch sich selbst einem sinnigen
Leser Unterhaltung gewähre, und ihm selbst überlassen bleibe, was er dahinter noch
weiter suchen und bedenken .möge." Bekanntlich hat G. Förster unsrem Dichter
schon bei einem frühern Roman (die Klubbisten von Mainz) zum Gegenstand gedient.
>-- Ferner ein sehr interessantes Buch: Der arme Mann im Tockenburg; nach
den Originälhandschriften herausgegeben von Eduard Bülow. Mit einem Bilde von
L. Richter (Leipzig, G. Wigand.). Der arme Manu war ein Weber des Dorfes
Wattwcil bei Lichtcnsteig, Namens Bräker, der meist erst in der Nacht nach vollbrachtem
Tagewerke die Feder zur Hand nehmen konnte. Der Buchhändler Füßli war auf ihn
aufmerksam geworden, und gab seine Schriften in den Jahren 1789-- 1792 heraus.
Bräker war im Jahre 1798 gestorben, so arm als er geboren war. Herr Bülow,
schon seit mehreren Jahren auf ihn aufmerksam, fand -I8i>9 in der Schweiz Gelegenheit,
seine hinterlassenen Manuscripte durchzusehen, und fand hinlänglichen Stoff, um eine
neue Ausgabe zu veranstalten, welche die Selbstbiographie des armen Mannes, sein
Tagebuch und einige Bemerkungen über Shakspeare enthält. Die letzteren verrathen,
trotz der mangelhaften Bildung, ein tiefes und lebhaftes poetisches Gefühl und laden
uns zu näherer Bekanntschaft mit dem armen Manne ein. Wir werden auch durch die
Biographie uicht getäuscht, denn wir lernen eine bescheidene, anspruchslose und doch nicht
unbedeutende Natur kennen, für die wir uns in jeder Phase des Lebens interessiren,
und die so viel allgemein menschlichen Inhalt enthält, daß sie auch das Volk interessiren
wird. Die deutsche Literatur hat' in der neuesten Zeit das lobenswerthe Streben ge¬
zeigt, sich das Stillleben entlegener Kreise, die durch die Cultur noch uicht verdorben
sind, zu ideälistren. Eine aus der Wirklichkeit geschöpfte Darstellung dieses Stilllebens
kann ihr also -nur willkommen sein. -- Wesentlich in dieselbe Kategorie gehören die
"Geschichten aus den Bergen" von Joseph Lentner. (Magdeburg, Baensch.)
Der Dichter, der wegen seines liebenswürdigen, anspruchslosen Talents namentlich in
Süddeutschland eine große und gerechte Popularität erworben hat, ist bekanntlich vor
Kurzem gestorben. Die gegenwärtigen kleinen Erzählungen gehören zu den Besten, waS
er geschrieben hat. --- Eine lobende Erwähnung verdient ferner: "Aus dem Volk," Ge¬
schichte von Eduard Höfer. (Stuttgart, Krabbe) Namentlich die Soldatcngcschichtcn sind
hübsch erzählt, und zeigen ein warmes Gefühl und eine lebhafte-Phantasie. -- Das Pesta-
lo zzi-Album. Mit Originalbciträgen von B. Auerbach, O. A. Benet, A. Buddeus, A. v.
Chamisso u.A. Zum Besten hilfsbedürftiger Lchrerwaisen im Königreich
Sachsen herausgegeben von E. Fischer (Dresden, Mcinhold und Söhne. 1 Thlr.) ent¬
hält u. A. eine Novelle: "Hopfen und Gerste" von B. Auerbach, eine geographische
Skizze: "Die Weltstellung der Donau" von I. G.Kohl, und drei Scenen aus dem
Schauspiel: "Ottfried" von Karl, Gutzkow.




Herausgegeben von Gustav Freytag und Julian Schmidt,
Als verantwort!. Redacteur legitimirt: F. W. Grnnow.-- Verlag von F. L. Hering
in Leipzig.
Druck von C. E. Elbert in Leipzig.

allgemeinen Bildung einzuführen. Am meisten zeichnet sich darunter aus die „Deut¬
schen Volksmärchen aus Schwaben", aus dem Munde deö Volks gesammelt und
herausgegeben von Prof. Dr. Ernst Meier (Stuttgart, Scheitlin). Die Auswahl
ist reichhaltig und zweckmäßig, die Vorrede entwickelt in Kurzem die vollkommen richtigen
Grundsätze. ^— Daran schließt sich an: Das „Sagenbuch der bayerischen Lande.
Ans dem Munde des Volks, der Chronik und der Dichter, herausgegeben von A. Schöpv-
ncr" (München, Rieger), von dem so eben die erste Lieferung des zweiten Bandes aus¬
gegeben ist. — Ferner die Kinder- und Hausmärchen, gesammelt von den Brü¬
dern Zingerle, auch unter dem Titel: Tyrols Volksdichtungen und Volksgebräuche
(Jnspruck, Wagner). — In den Kreis der eigentlichen Belletristik gehört: Haus.und Welt.
Eine Lebensgeschichte von Heinrich König. 2 Thle. (Braunschweig, Vieweg u. Sohn,
Zi/z Thlr.) — Der Verfasser erzählt „Försters wechselvolles Leben heiter und umständlich,
aber ohne Nebenabsichten und Nutzanwendung; so daß es durch sich selbst einem sinnigen
Leser Unterhaltung gewähre, und ihm selbst überlassen bleibe, was er dahinter noch
weiter suchen und bedenken .möge." Bekanntlich hat G. Förster unsrem Dichter
schon bei einem frühern Roman (die Klubbisten von Mainz) zum Gegenstand gedient.
>— Ferner ein sehr interessantes Buch: Der arme Mann im Tockenburg; nach
den Originälhandschriften herausgegeben von Eduard Bülow. Mit einem Bilde von
L. Richter (Leipzig, G. Wigand.). Der arme Manu war ein Weber des Dorfes
Wattwcil bei Lichtcnsteig, Namens Bräker, der meist erst in der Nacht nach vollbrachtem
Tagewerke die Feder zur Hand nehmen konnte. Der Buchhändler Füßli war auf ihn
aufmerksam geworden, und gab seine Schriften in den Jahren 1789— 1792 heraus.
Bräker war im Jahre 1798 gestorben, so arm als er geboren war. Herr Bülow,
schon seit mehreren Jahren auf ihn aufmerksam, fand -I8i>9 in der Schweiz Gelegenheit,
seine hinterlassenen Manuscripte durchzusehen, und fand hinlänglichen Stoff, um eine
neue Ausgabe zu veranstalten, welche die Selbstbiographie des armen Mannes, sein
Tagebuch und einige Bemerkungen über Shakspeare enthält. Die letzteren verrathen,
trotz der mangelhaften Bildung, ein tiefes und lebhaftes poetisches Gefühl und laden
uns zu näherer Bekanntschaft mit dem armen Manne ein. Wir werden auch durch die
Biographie uicht getäuscht, denn wir lernen eine bescheidene, anspruchslose und doch nicht
unbedeutende Natur kennen, für die wir uns in jeder Phase des Lebens interessiren,
und die so viel allgemein menschlichen Inhalt enthält, daß sie auch das Volk interessiren
wird. Die deutsche Literatur hat' in der neuesten Zeit das lobenswerthe Streben ge¬
zeigt, sich das Stillleben entlegener Kreise, die durch die Cultur noch uicht verdorben
sind, zu ideälistren. Eine aus der Wirklichkeit geschöpfte Darstellung dieses Stilllebens
kann ihr also -nur willkommen sein. — Wesentlich in dieselbe Kategorie gehören die
„Geschichten aus den Bergen" von Joseph Lentner. (Magdeburg, Baensch.)
Der Dichter, der wegen seines liebenswürdigen, anspruchslosen Talents namentlich in
Süddeutschland eine große und gerechte Popularität erworben hat, ist bekanntlich vor
Kurzem gestorben. Die gegenwärtigen kleinen Erzählungen gehören zu den Besten, waS
er geschrieben hat. -— Eine lobende Erwähnung verdient ferner: „Aus dem Volk," Ge¬
schichte von Eduard Höfer. (Stuttgart, Krabbe) Namentlich die Soldatcngcschichtcn sind
hübsch erzählt, und zeigen ein warmes Gefühl und eine lebhafte-Phantasie. — Das Pesta-
lo zzi-Album. Mit Originalbciträgen von B. Auerbach, O. A. Benet, A. Buddeus, A. v.
Chamisso u.A. Zum Besten hilfsbedürftiger Lchrerwaisen im Königreich
Sachsen herausgegeben von E. Fischer (Dresden, Mcinhold und Söhne. 1 Thlr.) ent¬
hält u. A. eine Novelle: „Hopfen und Gerste" von B. Auerbach, eine geographische
Skizze: „Die Weltstellung der Donau" von I. G.Kohl, und drei Scenen aus dem
Schauspiel: „Ottfried" von Karl, Gutzkow.




Herausgegeben von Gustav Freytag und Julian Schmidt,
Als verantwort!. Redacteur legitimirt: F. W. Grnnow.— Verlag von F. L. Hering
in Leipzig.
Druck von C. E. Elbert in Leipzig.
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[0452] allgemeinen Bildung einzuführen. Am meisten zeichnet sich darunter aus die „Deut¬ schen Volksmärchen aus Schwaben", aus dem Munde deö Volks gesammelt und herausgegeben von Prof. Dr. Ernst Meier (Stuttgart, Scheitlin). Die Auswahl ist reichhaltig und zweckmäßig, die Vorrede entwickelt in Kurzem die vollkommen richtigen Grundsätze. ^— Daran schließt sich an: Das „Sagenbuch der bayerischen Lande. Ans dem Munde des Volks, der Chronik und der Dichter, herausgegeben von A. Schöpv- ncr" (München, Rieger), von dem so eben die erste Lieferung des zweiten Bandes aus¬ gegeben ist. — Ferner die Kinder- und Hausmärchen, gesammelt von den Brü¬ dern Zingerle, auch unter dem Titel: Tyrols Volksdichtungen und Volksgebräuche (Jnspruck, Wagner). — In den Kreis der eigentlichen Belletristik gehört: Haus.und Welt. Eine Lebensgeschichte von Heinrich König. 2 Thle. (Braunschweig, Vieweg u. Sohn, Zi/z Thlr.) — Der Verfasser erzählt „Försters wechselvolles Leben heiter und umständlich, aber ohne Nebenabsichten und Nutzanwendung; so daß es durch sich selbst einem sinnigen Leser Unterhaltung gewähre, und ihm selbst überlassen bleibe, was er dahinter noch weiter suchen und bedenken .möge." Bekanntlich hat G. Förster unsrem Dichter schon bei einem frühern Roman (die Klubbisten von Mainz) zum Gegenstand gedient. >— Ferner ein sehr interessantes Buch: Der arme Mann im Tockenburg; nach den Originälhandschriften herausgegeben von Eduard Bülow. Mit einem Bilde von L. Richter (Leipzig, G. Wigand.). Der arme Manu war ein Weber des Dorfes Wattwcil bei Lichtcnsteig, Namens Bräker, der meist erst in der Nacht nach vollbrachtem Tagewerke die Feder zur Hand nehmen konnte. Der Buchhändler Füßli war auf ihn aufmerksam geworden, und gab seine Schriften in den Jahren 1789— 1792 heraus. Bräker war im Jahre 1798 gestorben, so arm als er geboren war. Herr Bülow, schon seit mehreren Jahren auf ihn aufmerksam, fand -I8i>9 in der Schweiz Gelegenheit, seine hinterlassenen Manuscripte durchzusehen, und fand hinlänglichen Stoff, um eine neue Ausgabe zu veranstalten, welche die Selbstbiographie des armen Mannes, sein Tagebuch und einige Bemerkungen über Shakspeare enthält. Die letzteren verrathen, trotz der mangelhaften Bildung, ein tiefes und lebhaftes poetisches Gefühl und laden uns zu näherer Bekanntschaft mit dem armen Manne ein. Wir werden auch durch die Biographie uicht getäuscht, denn wir lernen eine bescheidene, anspruchslose und doch nicht unbedeutende Natur kennen, für die wir uns in jeder Phase des Lebens interessiren, und die so viel allgemein menschlichen Inhalt enthält, daß sie auch das Volk interessiren wird. Die deutsche Literatur hat' in der neuesten Zeit das lobenswerthe Streben ge¬ zeigt, sich das Stillleben entlegener Kreise, die durch die Cultur noch uicht verdorben sind, zu ideälistren. Eine aus der Wirklichkeit geschöpfte Darstellung dieses Stilllebens kann ihr also -nur willkommen sein. — Wesentlich in dieselbe Kategorie gehören die „Geschichten aus den Bergen" von Joseph Lentner. (Magdeburg, Baensch.) Der Dichter, der wegen seines liebenswürdigen, anspruchslosen Talents namentlich in Süddeutschland eine große und gerechte Popularität erworben hat, ist bekanntlich vor Kurzem gestorben. Die gegenwärtigen kleinen Erzählungen gehören zu den Besten, waS er geschrieben hat. -— Eine lobende Erwähnung verdient ferner: „Aus dem Volk," Ge¬ schichte von Eduard Höfer. (Stuttgart, Krabbe) Namentlich die Soldatcngcschichtcn sind hübsch erzählt, und zeigen ein warmes Gefühl und eine lebhafte-Phantasie. — Das Pesta- lo zzi-Album. Mit Originalbciträgen von B. Auerbach, O. A. Benet, A. Buddeus, A. v. Chamisso u.A. Zum Besten hilfsbedürftiger Lchrerwaisen im Königreich Sachsen herausgegeben von E. Fischer (Dresden, Mcinhold und Söhne. 1 Thlr.) ent¬ hält u. A. eine Novelle: „Hopfen und Gerste" von B. Auerbach, eine geographische Skizze: „Die Weltstellung der Donau" von I. G.Kohl, und drei Scenen aus dem Schauspiel: „Ottfried" von Karl, Gutzkow. Herausgegeben von Gustav Freytag und Julian Schmidt, Als verantwort!. Redacteur legitimirt: F. W. Grnnow.— Verlag von F. L. Hering in Leipzig. Druck von C. E. Elbert in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_93902/452>, abgerufen am 04.07.2024.