Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band.lassen.*) Zwar enthielt der Saal keineswegs Alles, was aus der Sammlung des Diese Dörfer haben Mangel an urbaren Boden, wissen wenig von Brod, und leben großen¬
teils aufs Kümmerlichste von Peitschenstectenschnciden. Seit vielen Jahren sind ihnen immer wieder von der Herrschaft, besonders von der Frau Großherzogin, nicht blos beträchtliche Spenden zugeflossen, sondern anch mit Aufwand verschiedene Anstalten begründet worden, die dort bessere ErwcrbSwcgc offnen sollten, aber ohne den gehofften Erfolg. An neuen Unter¬ stützungen ebendaher hat es auch im letzten Jahre nicht gefehlt, und vom Ertrage der Kunst- ausstellung selbst waren mehr als zwei Drittheile Gaben der fürstlichen Familie. Viel bedeu¬ tender würde die ganze Einnahme freilich in einer großern Stadt, auch zu einer günstigern Jahreszeit der Zufluß von Fremden größer gewesen sein, die daS Ausgestellte heranzuziehen allerdings geeignet war. lassen.*) Zwar enthielt der Saal keineswegs Alles, was aus der Sammlung des Diese Dörfer haben Mangel an urbaren Boden, wissen wenig von Brod, und leben großen¬
teils aufs Kümmerlichste von Peitschenstectenschnciden. Seit vielen Jahren sind ihnen immer wieder von der Herrschaft, besonders von der Frau Großherzogin, nicht blos beträchtliche Spenden zugeflossen, sondern anch mit Aufwand verschiedene Anstalten begründet worden, die dort bessere ErwcrbSwcgc offnen sollten, aber ohne den gehofften Erfolg. An neuen Unter¬ stützungen ebendaher hat es auch im letzten Jahre nicht gefehlt, und vom Ertrage der Kunst- ausstellung selbst waren mehr als zwei Drittheile Gaben der fürstlichen Familie. Viel bedeu¬ tender würde die ganze Einnahme freilich in einer großern Stadt, auch zu einer günstigern Jahreszeit der Zufluß von Fremden größer gewesen sein, die daS Ausgestellte heranzuziehen allerdings geeignet war. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0270" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/93635"/> <p xml:id="ID_731" prev="#ID_730" next="#ID_732"> lassen.*) Zwar enthielt der Saal keineswegs Alles, was aus der Sammlung des<lb/> Königs der Niederlande in den Besitz des Erzgroßherzogs übergegangen ist. Auch<lb/> konnte das Album der Frau Erzgroßherzogin, welches berühmte Blätter von M.<lb/> Angelo, Correggio, van Dyk, Rembrandt u. A. enthält, eben so wenig als die reichen<lb/> authentischen Studienbücher von Fr» Bartolomeo ausgestellt werden. Aber von<lb/> den großen Florentinern und Römern, auch von Rubens, waren Zeichnungen von<lb/> hohem Werthe mitgetheilt. Ihnen schlössen sich gewählte Blätter aus allen<lb/> Schulen, aus dem Vorrath der großherzogl. Kunstsammlung an, und zu den<lb/> Zeichnungen aus letzterer von mitlebenden.Malern, Veit, Schmorr, Schwind,<lb/> Richter, Dielmann u. A. gesellten sich Beiträge unsrer hiesigen Künstler, schöne<lb/> Pastellbildnisse von Louise Seidler, eine Reihe trefflicher Cartons von F. Preller,<lb/> anmuthige Sepia- und Aquarellzeichuungen von C. Hummel, und kräftige kleine<lb/> Entwürfe und Bildnisse von S. Thon. Unter dem von Privaten Mitgetheilten<lb/> hebe ich noch die ganze Folge feiner Tuschbildchen ans, die Chodowiecky zu Ber-<lb/> tuchs Don Quixote gemacht, von der nur der kleinere Theil gestochen dem Buche<lb/> einverleibt wordeu. Diese Originale besitzt noch der Eigenthümer des Industrie-<lb/> Comptoirs. — Meine Bemerkungen sollen hier sich vorzüglich auf Einzelnes<lb/> von dem beschränken, was von den wohlthätigen Veranlassern der Ausstellung<lb/> dargeboten, aus dem Haag und vordem aus der Sammlung des Sir Thomas Law¬<lb/> rence herstaMmt. — Da hatten wir von N afael einen nach Nissen und Brüchen<lb/> sorgfältig wiederhergestellten Farbencarton zu , einem der Stauzeubilder, den<lb/> Knaben nämlich aus dem Brand des Borgo, der sich der fliehenden Frau an-<lb/> schmiegend umschaut, noch sehr bestimmt und lebensvoll in der Wirkung; ans<lb/> den Logen in Tuschzeichnung den Schöpfer, der die Elemente scheidet; aus der<lb/> Farnefina in Röthel Psyche von Mercur emporgeführt; außerdem einen männlichen<lb/> Bildnißkopf von musterhafter Ausführung in Kreiden, sehr gediegenen Ausdrucks;<lb/> endlich eine zarte Sepiazeichnung der ganzen Komposition von der Madonna<lb/> del pesce, übereinstimmend mit dem Bilde, nnr das Kind durch eiuen Pentimento-<lb/> fleck etwas verdunkelt. — Von drei Sibyllen des M. Angelo ist die Delphika<lb/> mit schwarzer Kreide malerisch in starken Tiefen behandelt, die Tibnrtina, mit<lb/> Rothstift gezeichnet, scheint im untern Theil von fremder Hand übergangen, wäh-</p><lb/> <note xml:id="FID_22" place="foot"> Diese Dörfer haben Mangel an urbaren Boden, wissen wenig von Brod, und leben großen¬<lb/> teils aufs Kümmerlichste von Peitschenstectenschnciden. Seit vielen Jahren sind ihnen immer<lb/> wieder von der Herrschaft, besonders von der Frau Großherzogin, nicht blos beträchtliche<lb/> Spenden zugeflossen, sondern anch mit Aufwand verschiedene Anstalten begründet worden, die<lb/> dort bessere ErwcrbSwcgc offnen sollten, aber ohne den gehofften Erfolg. An neuen Unter¬<lb/> stützungen ebendaher hat es auch im letzten Jahre nicht gefehlt, und vom Ertrage der Kunst-<lb/> ausstellung selbst waren mehr als zwei Drittheile Gaben der fürstlichen Familie. Viel bedeu¬<lb/> tender würde die ganze Einnahme freilich in einer großern Stadt, auch zu einer günstigern<lb/> Jahreszeit der Zufluß von Fremden größer gewesen sein, die daS Ausgestellte heranzuziehen<lb/> allerdings geeignet war.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0270]
lassen.*) Zwar enthielt der Saal keineswegs Alles, was aus der Sammlung des
Königs der Niederlande in den Besitz des Erzgroßherzogs übergegangen ist. Auch
konnte das Album der Frau Erzgroßherzogin, welches berühmte Blätter von M.
Angelo, Correggio, van Dyk, Rembrandt u. A. enthält, eben so wenig als die reichen
authentischen Studienbücher von Fr» Bartolomeo ausgestellt werden. Aber von
den großen Florentinern und Römern, auch von Rubens, waren Zeichnungen von
hohem Werthe mitgetheilt. Ihnen schlössen sich gewählte Blätter aus allen
Schulen, aus dem Vorrath der großherzogl. Kunstsammlung an, und zu den
Zeichnungen aus letzterer von mitlebenden.Malern, Veit, Schmorr, Schwind,
Richter, Dielmann u. A. gesellten sich Beiträge unsrer hiesigen Künstler, schöne
Pastellbildnisse von Louise Seidler, eine Reihe trefflicher Cartons von F. Preller,
anmuthige Sepia- und Aquarellzeichuungen von C. Hummel, und kräftige kleine
Entwürfe und Bildnisse von S. Thon. Unter dem von Privaten Mitgetheilten
hebe ich noch die ganze Folge feiner Tuschbildchen ans, die Chodowiecky zu Ber-
tuchs Don Quixote gemacht, von der nur der kleinere Theil gestochen dem Buche
einverleibt wordeu. Diese Originale besitzt noch der Eigenthümer des Industrie-
Comptoirs. — Meine Bemerkungen sollen hier sich vorzüglich auf Einzelnes
von dem beschränken, was von den wohlthätigen Veranlassern der Ausstellung
dargeboten, aus dem Haag und vordem aus der Sammlung des Sir Thomas Law¬
rence herstaMmt. — Da hatten wir von N afael einen nach Nissen und Brüchen
sorgfältig wiederhergestellten Farbencarton zu , einem der Stauzeubilder, den
Knaben nämlich aus dem Brand des Borgo, der sich der fliehenden Frau an-
schmiegend umschaut, noch sehr bestimmt und lebensvoll in der Wirkung; ans
den Logen in Tuschzeichnung den Schöpfer, der die Elemente scheidet; aus der
Farnefina in Röthel Psyche von Mercur emporgeführt; außerdem einen männlichen
Bildnißkopf von musterhafter Ausführung in Kreiden, sehr gediegenen Ausdrucks;
endlich eine zarte Sepiazeichnung der ganzen Komposition von der Madonna
del pesce, übereinstimmend mit dem Bilde, nnr das Kind durch eiuen Pentimento-
fleck etwas verdunkelt. — Von drei Sibyllen des M. Angelo ist die Delphika
mit schwarzer Kreide malerisch in starken Tiefen behandelt, die Tibnrtina, mit
Rothstift gezeichnet, scheint im untern Theil von fremder Hand übergangen, wäh-
Diese Dörfer haben Mangel an urbaren Boden, wissen wenig von Brod, und leben großen¬
teils aufs Kümmerlichste von Peitschenstectenschnciden. Seit vielen Jahren sind ihnen immer
wieder von der Herrschaft, besonders von der Frau Großherzogin, nicht blos beträchtliche
Spenden zugeflossen, sondern anch mit Aufwand verschiedene Anstalten begründet worden, die
dort bessere ErwcrbSwcgc offnen sollten, aber ohne den gehofften Erfolg. An neuen Unter¬
stützungen ebendaher hat es auch im letzten Jahre nicht gefehlt, und vom Ertrage der Kunst-
ausstellung selbst waren mehr als zwei Drittheile Gaben der fürstlichen Familie. Viel bedeu¬
tender würde die ganze Einnahme freilich in einer großern Stadt, auch zu einer günstigern
Jahreszeit der Zufluß von Fremden größer gewesen sein, die daS Ausgestellte heranzuziehen
allerdings geeignet war.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |