Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, I. Semester. II. Band.die eines Professors an der Universität hinzu. Hier wurde er 1827 zum außer¬ So mag denn auch, wer durch den gestrengen Biographen zurückgehalten die eines Professors an der Universität hinzu. Hier wurde er 1827 zum außer¬ So mag denn auch, wer durch den gestrengen Biographen zurückgehalten <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0468" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/91661"/> <p xml:id="ID_1271" prev="#ID_1270"> die eines Professors an der Universität hinzu. Hier wurde er 1827 zum außer¬<lb/> ordentlichen, 1836 zum ordentlichen Professor ernannt; auch wußte er durch den<lb/> gewissenhaften Eiser und die Treue, mit der er seinem Amte vorstand, sich Achtung<lb/> bei den Studenten zu erringen; daß er etwas dürr und trocken in seinen Vor¬<lb/> trägen war, schimmert selbst durch die Darstellung des Biographen hindurch; er<lb/> fühlte sich auch hier zu sehr als Schulmonarch, als Feldherr, und behielt den von<lb/> öden her belehrenden Ton, den man da anwenden kann, wo schworen aus des<lb/> Lehrers Wort erstes Gesetz ist, nicht da, wo man zu selbstständiger Forschung da¬<lb/> durch anregen soll, daß man die Jünger selbst in die Werkstatt geistiger Thätigkeit<lb/> einführt. Man lernte Etwas bei dem gründlichen und sorgfältigen Manne, aber<lb/> man wurde nicht erwärmt, nicht begeistert; man hörte den Verfasser der Gram¬<lb/> matik im einförmigen Lehrtone derselben seine Weisheit überliefern — selten nur<lb/> würzte ein geistiges Wort, ein allgemeiner Gedanke die etwas hausbackene Dar¬<lb/> stellung. Die Philisterhaftigkeit überhaupt, die Spießbürgerlichkeit war es, die<lb/> Zumpt's Wesen anklebte. Seine Figur war ungeschlacht, seine Manier eckig,<lb/> sein Organ rauh, sich zu geniren liebte er wenig; war er doch in Sicilien,<lb/> welches er in Gesellschaft einer vornehmen Französischen Dame und einiger Deutschen<lb/> Gelehrten bereiste, bei Tische in Hemdsärmeln erschienen, und hatte, wahrscheinlich<lb/> in der Meinung eine höfliche Bitte zu thun, der Dame den Braten hingeschoben<lb/> mit den Worten: „Niiäamc- tranedera,." So ist es denn zu erklären, daß man<lb/> ihn in Paris wenig gontirte, wogegen er in dem gastfreundlichen Holland, wo<lb/> man eine gewisse Trockenheit zu schätzen weiß, ein gutes Andenken wenigstens in<lb/> den Kreisen der Gelehrten hinterlassen hatte, denen er im Lateinischsprechen und<lb/> in Thonpfeifen tüchtig Bescheid gethan. Der, Kern des Mannes war liebens¬<lb/> würdiger als die Schale; nicht nur der Biograph, auch Andere, die ihm näher<lb/> standen, haben ihn stets als brav und treu gepriesen. Der zweiten Hälfte seines<lb/> Lebens gehören auch die wissenschaftlichen Arbeiten an, zum Theil durch seine<lb/> Mitgliedschaft der Akademie, (seit 1836) hervorgerufen, bereu oben schon einmal<lb/> im Vorbeigehen gedacht ist; anch hier ist eine gewisse Trockenheit, ein etwas<lb/> dürrer Kathederton neben gründlicher und eindringlicher Forschung; Untersuchungen,<lb/> wie die über deu Stand der Bevölkerung und die Volksvermehrung im Alterthum<lb/> (Berlin 18i1) und über einzelne wichtige Punkte der Organisation des Römischen<lb/> Staatswesens, Volksversammlungen, Gerichte, Reiterei und Ritterstand verdienen<lb/> auch in nicht philologischen Kreisen volle Beachtung. Die letzte Frucht dieser<lb/> Thätigkeit war die Bearbeitung des Curtius, die, längst vorbereitet, erst wenige<lb/> Tage nach seinem Tode ausgegeben wurde. Dieser erfolgte uach längeren Leiden<lb/> und fast völliger Erblindung am 26. Juni 1849 in Karlsbad, wo er Genesung<lb/> gesucht hatte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1272" next="#ID_1273"> So mag denn auch, wer durch den gestrengen Biographen zurückgehalten<lb/> oder abgeschreckt ist, der Naturgeschichte „des Zumpt" nachzuspüren, sich in leich-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0468]
die eines Professors an der Universität hinzu. Hier wurde er 1827 zum außer¬
ordentlichen, 1836 zum ordentlichen Professor ernannt; auch wußte er durch den
gewissenhaften Eiser und die Treue, mit der er seinem Amte vorstand, sich Achtung
bei den Studenten zu erringen; daß er etwas dürr und trocken in seinen Vor¬
trägen war, schimmert selbst durch die Darstellung des Biographen hindurch; er
fühlte sich auch hier zu sehr als Schulmonarch, als Feldherr, und behielt den von
öden her belehrenden Ton, den man da anwenden kann, wo schworen aus des
Lehrers Wort erstes Gesetz ist, nicht da, wo man zu selbstständiger Forschung da¬
durch anregen soll, daß man die Jünger selbst in die Werkstatt geistiger Thätigkeit
einführt. Man lernte Etwas bei dem gründlichen und sorgfältigen Manne, aber
man wurde nicht erwärmt, nicht begeistert; man hörte den Verfasser der Gram¬
matik im einförmigen Lehrtone derselben seine Weisheit überliefern — selten nur
würzte ein geistiges Wort, ein allgemeiner Gedanke die etwas hausbackene Dar¬
stellung. Die Philisterhaftigkeit überhaupt, die Spießbürgerlichkeit war es, die
Zumpt's Wesen anklebte. Seine Figur war ungeschlacht, seine Manier eckig,
sein Organ rauh, sich zu geniren liebte er wenig; war er doch in Sicilien,
welches er in Gesellschaft einer vornehmen Französischen Dame und einiger Deutschen
Gelehrten bereiste, bei Tische in Hemdsärmeln erschienen, und hatte, wahrscheinlich
in der Meinung eine höfliche Bitte zu thun, der Dame den Braten hingeschoben
mit den Worten: „Niiäamc- tranedera,." So ist es denn zu erklären, daß man
ihn in Paris wenig gontirte, wogegen er in dem gastfreundlichen Holland, wo
man eine gewisse Trockenheit zu schätzen weiß, ein gutes Andenken wenigstens in
den Kreisen der Gelehrten hinterlassen hatte, denen er im Lateinischsprechen und
in Thonpfeifen tüchtig Bescheid gethan. Der, Kern des Mannes war liebens¬
würdiger als die Schale; nicht nur der Biograph, auch Andere, die ihm näher
standen, haben ihn stets als brav und treu gepriesen. Der zweiten Hälfte seines
Lebens gehören auch die wissenschaftlichen Arbeiten an, zum Theil durch seine
Mitgliedschaft der Akademie, (seit 1836) hervorgerufen, bereu oben schon einmal
im Vorbeigehen gedacht ist; anch hier ist eine gewisse Trockenheit, ein etwas
dürrer Kathederton neben gründlicher und eindringlicher Forschung; Untersuchungen,
wie die über deu Stand der Bevölkerung und die Volksvermehrung im Alterthum
(Berlin 18i1) und über einzelne wichtige Punkte der Organisation des Römischen
Staatswesens, Volksversammlungen, Gerichte, Reiterei und Ritterstand verdienen
auch in nicht philologischen Kreisen volle Beachtung. Die letzte Frucht dieser
Thätigkeit war die Bearbeitung des Curtius, die, längst vorbereitet, erst wenige
Tage nach seinem Tode ausgegeben wurde. Dieser erfolgte uach längeren Leiden
und fast völliger Erblindung am 26. Juni 1849 in Karlsbad, wo er Genesung
gesucht hatte.
So mag denn auch, wer durch den gestrengen Biographen zurückgehalten
oder abgeschreckt ist, der Naturgeschichte „des Zumpt" nachzuspüren, sich in leich-
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |