Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, I. Semester. II. Band.und das Denkmal am 10. October 1793 zu Stettin aufgestellt. Der Künstler In dem Werke Schadow's herrscht, ungeachtet dieser prunkenden Zuthat, Genelli empfahl ein Reiterbildniß von Bronze am innern Eingange der Friedrich Wilhelm III. verlor die Aufgabe, seinem unvergeßlichen Großoheim und das Denkmal am 10. October 1793 zu Stettin aufgestellt. Der Künstler In dem Werke Schadow's herrscht, ungeachtet dieser prunkenden Zuthat, Genelli empfahl ein Reiterbildniß von Bronze am innern Eingange der Friedrich Wilhelm III. verlor die Aufgabe, seinem unvergeßlichen Großoheim <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0436" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/91629"/> <p xml:id="ID_1186" prev="#ID_1185"> und das Denkmal am 10. October 1793 zu Stettin aufgestellt. Der Künstler<lb/> selbst erklärt in seinen Schriften, daß er diese Arbeit nicht zu den gelungenen<lb/> zähle. Obwol die Mehrzahl der Beitragenden die Gestalt des Königs ohne<lb/> Hermelinmantel wünschte, habe er doch besorgt, das Ganze würde bei dem kolossa¬<lb/> len Maßstabe ohne einen solchen faltenreichen Schmuck ein dürftiges Ansehn er¬<lb/> halten. Er gesteht uun aber selber, daß im Standbilde wie in der Wirklichkeit<lb/> die Uniform und der dreieckige Hut mit dem Königsmantel unverträglich er¬<lb/> scheinen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1187"> In dem Werke Schadow's herrscht, ungeachtet dieser prunkenden Zuthat,<lb/> übrigens entschiedene Treue der Charakteristik und des geschichtlichen Costums.<lb/> Anders stand es mit den mancherlei Entwürfen und Modellen, welche aus Antrieb<lb/> des Ministers v. Heinitz während der Negierungsperivde Friedrich Wilhelm des<lb/> Zweiten zu einem in Berlin aufzustellenden Denkmal für Friedrich den Großen<lb/> gefertigt wurden. Die beiden bedeutendsten unter diesen bei wiederholter Con-<lb/> currenz in großer Anzahl eingereichten Plänen rühren von den Architekten Ge¬<lb/> nelli und Langhaus her; beide bezeichnen in sehr bestimmter Weise den dama¬<lb/> ligen Kunstgeschmack, mit welchem die realistisch gesunde Richtung Gottfried Scha-<lb/> dow's im Kampfe lag.</p><lb/> <p xml:id="ID_1188"> Genelli empfahl ein Reiterbildniß von Bronze am innern Eingange der<lb/> Linden, im ruhigen Schritt reitend, das Antlitz gegen das Schloß gekehrt, wie<lb/> es jetzt angeordnet worden. „Mit Lorbeeren gekrönt," fährt Genelli in der Be¬<lb/> schreibung seines Planes fort, „kommt Friedrich nach rühmlich geendigtem Kriege<lb/> zum Sitze seiner Ruhe zurück, sein preisendes Volk mit dem süßen Frieden seg¬<lb/> nend." Wie schon dieser Styl an die arkadische Idylle des achtzehnten Jahr¬<lb/> hunderts erinnert, an diesen parfümirten Zweig der Französisch modernistrten Ro-<lb/> coco-Antike, so konnte Genelli auch vermöge seiner gesammien Kunstrichtung nur<lb/> dafür stimmen, daß die Statue in Römischem Costum ausgeführt werde. Der<lb/> Plan des Architekten Langhaus ging ans ein umfassendes Bauwerk hinaus, einen<lb/> runden Tempel, dessen Knppelwölbung von freistehenden Ionischen Säulen getra¬<lb/> gen werden sollte. Im offenen Innern desselben waren Weihaltäre und eine<lb/> Statue des großen Königs — natürlich in antikem Costum — gedacht. Gro߬<lb/> artige Freitreppen sollten zur Basis des Tempels emporführen und im Unterge¬<lb/> schosse eine Bibliothek, ein Knustkalunet und sonstige Sammlungen, alle auf<lb/> Friedrich den Großen bezüglich, eingerichtet werden. Zum Standorte des Bau¬<lb/> werks endlich war der Pariser Platz bestimmt. Dieses Project hatte Friedrich<lb/> Wilhelm der Zweite wirklich schon genehmigt, als ihn der Tod abrief und die nnn<lb/> eintretenden Veränderungen im Staatswesen die Kunst in den Hintergrund drängten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1189" next="#ID_1190"> Friedrich Wilhelm III. verlor die Aufgabe, seinem unvergeßlichen Großoheim<lb/> ein würdiges Denkmal zu setzen, so oft anch die Ereignisse davon ablenkten, niemals<lb/> ganz ans den Angen. Schon im Jahre 1800 ernannte er zu diesem Zwecke eine</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0436]
und das Denkmal am 10. October 1793 zu Stettin aufgestellt. Der Künstler
selbst erklärt in seinen Schriften, daß er diese Arbeit nicht zu den gelungenen
zähle. Obwol die Mehrzahl der Beitragenden die Gestalt des Königs ohne
Hermelinmantel wünschte, habe er doch besorgt, das Ganze würde bei dem kolossa¬
len Maßstabe ohne einen solchen faltenreichen Schmuck ein dürftiges Ansehn er¬
halten. Er gesteht uun aber selber, daß im Standbilde wie in der Wirklichkeit
die Uniform und der dreieckige Hut mit dem Königsmantel unverträglich er¬
scheinen.
In dem Werke Schadow's herrscht, ungeachtet dieser prunkenden Zuthat,
übrigens entschiedene Treue der Charakteristik und des geschichtlichen Costums.
Anders stand es mit den mancherlei Entwürfen und Modellen, welche aus Antrieb
des Ministers v. Heinitz während der Negierungsperivde Friedrich Wilhelm des
Zweiten zu einem in Berlin aufzustellenden Denkmal für Friedrich den Großen
gefertigt wurden. Die beiden bedeutendsten unter diesen bei wiederholter Con-
currenz in großer Anzahl eingereichten Plänen rühren von den Architekten Ge¬
nelli und Langhaus her; beide bezeichnen in sehr bestimmter Weise den dama¬
ligen Kunstgeschmack, mit welchem die realistisch gesunde Richtung Gottfried Scha-
dow's im Kampfe lag.
Genelli empfahl ein Reiterbildniß von Bronze am innern Eingange der
Linden, im ruhigen Schritt reitend, das Antlitz gegen das Schloß gekehrt, wie
es jetzt angeordnet worden. „Mit Lorbeeren gekrönt," fährt Genelli in der Be¬
schreibung seines Planes fort, „kommt Friedrich nach rühmlich geendigtem Kriege
zum Sitze seiner Ruhe zurück, sein preisendes Volk mit dem süßen Frieden seg¬
nend." Wie schon dieser Styl an die arkadische Idylle des achtzehnten Jahr¬
hunderts erinnert, an diesen parfümirten Zweig der Französisch modernistrten Ro-
coco-Antike, so konnte Genelli auch vermöge seiner gesammien Kunstrichtung nur
dafür stimmen, daß die Statue in Römischem Costum ausgeführt werde. Der
Plan des Architekten Langhaus ging ans ein umfassendes Bauwerk hinaus, einen
runden Tempel, dessen Knppelwölbung von freistehenden Ionischen Säulen getra¬
gen werden sollte. Im offenen Innern desselben waren Weihaltäre und eine
Statue des großen Königs — natürlich in antikem Costum — gedacht. Gro߬
artige Freitreppen sollten zur Basis des Tempels emporführen und im Unterge¬
schosse eine Bibliothek, ein Knustkalunet und sonstige Sammlungen, alle auf
Friedrich den Großen bezüglich, eingerichtet werden. Zum Standorte des Bau¬
werks endlich war der Pariser Platz bestimmt. Dieses Project hatte Friedrich
Wilhelm der Zweite wirklich schon genehmigt, als ihn der Tod abrief und die nnn
eintretenden Veränderungen im Staatswesen die Kunst in den Hintergrund drängten.
Friedrich Wilhelm III. verlor die Aufgabe, seinem unvergeßlichen Großoheim
ein würdiges Denkmal zu setzen, so oft anch die Ereignisse davon ablenkten, niemals
ganz ans den Angen. Schon im Jahre 1800 ernannte er zu diesem Zwecke eine
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