Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, I. Semester. II. Band.sind, vermochte daher jene Technik des Fresko nicht mehr Genüge zu leisten. Man Der Grund, auf welchem ein Gemälde stereochromatisch ausgeführt werden Um die Farben zu losen, zu mischen und aufzutragen, bedient man sich, wie Grenzboten. II. 1851. 28
sind, vermochte daher jene Technik des Fresko nicht mehr Genüge zu leisten. Man Der Grund, auf welchem ein Gemälde stereochromatisch ausgeführt werden Um die Farben zu losen, zu mischen und aufzutragen, bedient man sich, wie Grenzboten. II. 1851. 28
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0229" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/91422"/> <p xml:id="ID_627" prev="#ID_626"> sind, vermochte daher jene Technik des Fresko nicht mehr Genüge zu leisten. Man<lb/> suchte nach andern Mitteln, um größere Anmuth und Weichheit der Tönung,<lb/> reichere Mannichfaltigkeit, um Luftperspective und Abdämpfung der Hintergründe<lb/> in die Malerei zu bringen. Man mischte die Farben mit Wachs oder mit Harz<lb/> und Wachs, und brannte sie nach dem Auftrag mit einem heißen Eisen in den<lb/> Stein. So entstand eine neue enkaustische Malerei, die jedoch noch immer nicht<lb/> befriedigte. Das Bedürfniß, die Starrheit und Trockenheit des akademischen Styls<lb/> zu durchbrechen, rief immer mehr Versuche hervor, die endlich zu wichtigen Resul¬<lb/> taten führten. Ferubach in München erfand in Folge seiner chemischen Forschungen<lb/> ein neues Mischungsverhältniß der Farben, wodurch das Fresko im Glanz der<lb/> Färbung der Oelmalerei näher gebracht, und zugleich dem erstern eine größere<lb/> Menge vou Farbentönen, größere Leichtigkeit der Uebermalung und Ausbesserung<lb/> gewonnen wurde. Hieran schloß sich die ungleich vollendetere Erfindung von<lb/> Fuchs und Schlotthauer, welche durch eine ans neuen Verbindungen der Chemie<lb/> ruhende Technik auch die Wandmalerei zur Aufnahme einer im Geiste der Gegen¬<lb/> wart lebensvoll charakterisirenden Kunst geschickt machte.</p><lb/> <p xml:id="ID_628"> Der Grund, auf welchem ein Gemälde stereochromatisch ausgeführt werden<lb/> soll, muß auf chemischem Wege eigens zubereitet werden. Dann aber wird er<lb/> nicht, wie beim Fresko, stückweise, sondern im Ganzen aufgetragen, so daß der<lb/> Maler auch sein Bild ohne jede Beschränkung der räumlichen Ausdehnung im<lb/> Ganzen anlegen und allmälig vollenden kann. Der Grund besteht aus aufgelöster<lb/> Kieselerde (Quarzpulver und Kali), die, mit dem Bindemittel des Flnor-Wasser-<lb/> stoffgases vereinigt, mit der darunter befindlichen Mauer oder Steinplatte sich zu<lb/> einem festen Körper zusammenschließt und die Malerei ebenso untrennbar in ihre<lb/> Masse aufnimmt. Die chemische Mischung des Grundes verliert durch kein<lb/> Trocknen ihre schnell anziehende Bindekraft, und der Künstler kann daher jeder¬<lb/> zeit ungehindert sortmalen. Das Gemälde verändert sich weder durch Schiebung<lb/> oder Auslosung, noch tritt jemals die Nothwendigkeit ein, ein unvollendetes Stück<lb/> heruuterzuschlageu. Während man bei Retouchiruug vou Freskobildern gezwungen<lb/> ist, zu einem andern Bindemittel überzugehen, bedarf die Stereochromie eines<lb/> solchen Gegensatzes nicht.</p><lb/> <p xml:id="ID_629" next="#ID_630"> Um die Farben zu losen, zu mischen und aufzutragen, bedient man sich, wie<lb/> beim Fresko, des destillirten Wassers, wobei die Farben geruchlos und ohne<lb/> Ausdünstung bleiben. Sie find tief und schön, erhalten sich auf der Palette lange<lb/> frisch und sind jederzeit leicht wieder aufzufrischen. Den chemischen Stoff dieser<lb/> Farben hat größtentheils der Oberbergrath Fuchs gefunden, ihre Anwendbarkeit<lb/> und nöthige Zubereitung der Professor Schlotthauer erprobt. Das Nähere über<lb/> diesen wichtigen Punkt scheint noch ein Geheimniß der Erfinder zu sein. Der<lb/> Austrag der Farben kann, ganz nach des Malers Belieben, pastos oder lafirend<lb/> geschehen, die Auswahl derselben ist unbeschränkt. Das leuchtende Weiß tritt</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten. II. 1851. 28</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0229]
sind, vermochte daher jene Technik des Fresko nicht mehr Genüge zu leisten. Man
suchte nach andern Mitteln, um größere Anmuth und Weichheit der Tönung,
reichere Mannichfaltigkeit, um Luftperspective und Abdämpfung der Hintergründe
in die Malerei zu bringen. Man mischte die Farben mit Wachs oder mit Harz
und Wachs, und brannte sie nach dem Auftrag mit einem heißen Eisen in den
Stein. So entstand eine neue enkaustische Malerei, die jedoch noch immer nicht
befriedigte. Das Bedürfniß, die Starrheit und Trockenheit des akademischen Styls
zu durchbrechen, rief immer mehr Versuche hervor, die endlich zu wichtigen Resul¬
taten führten. Ferubach in München erfand in Folge seiner chemischen Forschungen
ein neues Mischungsverhältniß der Farben, wodurch das Fresko im Glanz der
Färbung der Oelmalerei näher gebracht, und zugleich dem erstern eine größere
Menge vou Farbentönen, größere Leichtigkeit der Uebermalung und Ausbesserung
gewonnen wurde. Hieran schloß sich die ungleich vollendetere Erfindung von
Fuchs und Schlotthauer, welche durch eine ans neuen Verbindungen der Chemie
ruhende Technik auch die Wandmalerei zur Aufnahme einer im Geiste der Gegen¬
wart lebensvoll charakterisirenden Kunst geschickt machte.
Der Grund, auf welchem ein Gemälde stereochromatisch ausgeführt werden
soll, muß auf chemischem Wege eigens zubereitet werden. Dann aber wird er
nicht, wie beim Fresko, stückweise, sondern im Ganzen aufgetragen, so daß der
Maler auch sein Bild ohne jede Beschränkung der räumlichen Ausdehnung im
Ganzen anlegen und allmälig vollenden kann. Der Grund besteht aus aufgelöster
Kieselerde (Quarzpulver und Kali), die, mit dem Bindemittel des Flnor-Wasser-
stoffgases vereinigt, mit der darunter befindlichen Mauer oder Steinplatte sich zu
einem festen Körper zusammenschließt und die Malerei ebenso untrennbar in ihre
Masse aufnimmt. Die chemische Mischung des Grundes verliert durch kein
Trocknen ihre schnell anziehende Bindekraft, und der Künstler kann daher jeder¬
zeit ungehindert sortmalen. Das Gemälde verändert sich weder durch Schiebung
oder Auslosung, noch tritt jemals die Nothwendigkeit ein, ein unvollendetes Stück
heruuterzuschlageu. Während man bei Retouchiruug vou Freskobildern gezwungen
ist, zu einem andern Bindemittel überzugehen, bedarf die Stereochromie eines
solchen Gegensatzes nicht.
Um die Farben zu losen, zu mischen und aufzutragen, bedient man sich, wie
beim Fresko, des destillirten Wassers, wobei die Farben geruchlos und ohne
Ausdünstung bleiben. Sie find tief und schön, erhalten sich auf der Palette lange
frisch und sind jederzeit leicht wieder aufzufrischen. Den chemischen Stoff dieser
Farben hat größtentheils der Oberbergrath Fuchs gefunden, ihre Anwendbarkeit
und nöthige Zubereitung der Professor Schlotthauer erprobt. Das Nähere über
diesen wichtigen Punkt scheint noch ein Geheimniß der Erfinder zu sein. Der
Austrag der Farben kann, ganz nach des Malers Belieben, pastos oder lafirend
geschehen, die Auswahl derselben ist unbeschränkt. Das leuchtende Weiß tritt
Grenzboten. II. 1851. 28
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