Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band.wie auch der allgemeinen Wechselordnung an, und sieht der örtlichen Verkündigung Was wußte das Land von den neuen Namen? So gut wie Nichts, sie wie auch der allgemeinen Wechselordnung an, und sieht der örtlichen Verkündigung Was wußte das Land von den neuen Namen? So gut wie Nichts, sie <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0059" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/280676"/> <p xml:id="ID_146" prev="#ID_145"> wie auch der allgemeinen Wechselordnung an, und sieht der örtlichen Verkündigung<lb/> derselben durch die gesetzlichen Organe entgegen." So lautete der Satz jener<lb/> Adresse, vor welcher das Ministerium Beisler-Bray-Heintz sich im Februar 1849<lb/> zurückzog. Vielleicht wäre es geblieben, wenn man die Wendung des Minder-<lb/> heitsentwnrfes genehmigt hätte. „Mit hoher Freude — lautete er — haben<lb/> wir Ew. Maj. in den Tagen der Gefahr das schöne Beispiel festen patriotischen<lb/> Anschlusses an die provisorische Centralgewalt geben sehen; die von der letztern jetzt<lb/> schon als Reichsgesetze verkündigten Beschlüsse der Deutschen Nationalversammlung,<lb/> "n welche wir uns ans das Entschiedenste anzuschließen für Pflicht halten, erkennen<lb/> wir als ihrem Inhalte nach bindend für alle Deutschen Einzelstaaten an." Wie<lb/> gering erscheint uns heute, nachdem wir so lehrreiche Curse und Excurse über<lb/> Wortdentungew und Sinnauslegungen durchlebt haben, der formelle Unterschied<lb/> Zwischen beiden Sätzen. Allein damals hatte der Localkrawall noch ein gewisses<lb/> Recht, man hatte noch nicht die Handgriffe des spätern Bruches mit der Revo¬<lb/> lution gelernt — und so wagte man die rettende That der Kammcrauflösnng nicht,<lb/> sondern uur eine Vertagung, um neue Minister zu suchen. Bevor die Abgeordneten<lb/> de» Demonstrationen bei ihrer Heimkehr entgegenreisten, gab man ihnen sogar<lb/> 'was ein Minister mit ans den Weg. Hrü. Volz, den Jnterimsminister<lb/> Lolaepoche, als abermals inzwischentlichen Träger des Portefeuille des Innern,<lb/> Hr. Forster, Augsburgischer Regierungspräsident, zur Annahme bewogen sein<lb/> werde; Hin. Ningelmann als Justizminister — doch nein, am andern Tage als<lb/> »bersten Chef des in der Nacht getrennt erstandenen Cultusministeriums, nachdem<lb/> Hr. v. Kleinschrod, an den man gleichzeitig nach Frankfurt geschrieben, das<lb/> ^ustizportefenille angenommen hatte; Hrn. Aschenbrenner endlich als Finanzmi¬<lb/> nister. ^ der Spitze blieb noch Gras Brau; denn mochte auch eine.Denk-<lb/> lchrist ans Dresden den directen Weg nach München gefunden haben, so blieb<lb/> b°es kaum zu hoffen, daß der Sächsische Exminister die Reise über Frankfurt<lb/> Aachen könne, ohne von einem Rcichsportefeuille getroffen zu werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_147" next="#ID_148"> Was wußte das Land von den neuen Namen? So gut wie Nichts, sie<lb/> ^"ren kaum jemals über die Schwelle des Bureau herauögeklungen. Hatte es<lb/> vertrauen zu ihnen? Nein. Mißtrauen dagegen? Nein. Hr. Ningelmann hatte<lb/> der noch unvollendeten Reform der Civil- und Strafgesetzgebung mit gearbeitet,<lb/> wozu I8i2 die Commissionen ernannt worden waren. Eben so Hr. v. Kleinschrod.<lb/> ^r Ultramontanismus wüthete, daß man gerade für Erster» abfindnngsweise<lb/> Cnltministcrinm erschaffen, weil sein Vater noch Jude gewesen sein sollte.<lb/> ^ war ihm freilich ein Vorschub bei den anderen Parteien, trotzdem kein Ver-<lb/> uinenstitel. Und Hr. v. Forster, Hr. Aschenbrenner? Da man gar Nichts<lb/> "v" ihnen wußte, lachte man über Canaans. Die angeblich oberste Entscheidung<lb/> ^"tsgeschäfksfrageu durch die Gattin des Erstem spielte im muthwilligen<lb/> spräche des damaligen Publicums eine eben so große Rolle, als der wirkliche</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0059]
wie auch der allgemeinen Wechselordnung an, und sieht der örtlichen Verkündigung
derselben durch die gesetzlichen Organe entgegen." So lautete der Satz jener
Adresse, vor welcher das Ministerium Beisler-Bray-Heintz sich im Februar 1849
zurückzog. Vielleicht wäre es geblieben, wenn man die Wendung des Minder-
heitsentwnrfes genehmigt hätte. „Mit hoher Freude — lautete er — haben
wir Ew. Maj. in den Tagen der Gefahr das schöne Beispiel festen patriotischen
Anschlusses an die provisorische Centralgewalt geben sehen; die von der letztern jetzt
schon als Reichsgesetze verkündigten Beschlüsse der Deutschen Nationalversammlung,
"n welche wir uns ans das Entschiedenste anzuschließen für Pflicht halten, erkennen
wir als ihrem Inhalte nach bindend für alle Deutschen Einzelstaaten an." Wie
gering erscheint uns heute, nachdem wir so lehrreiche Curse und Excurse über
Wortdentungew und Sinnauslegungen durchlebt haben, der formelle Unterschied
Zwischen beiden Sätzen. Allein damals hatte der Localkrawall noch ein gewisses
Recht, man hatte noch nicht die Handgriffe des spätern Bruches mit der Revo¬
lution gelernt — und so wagte man die rettende That der Kammcrauflösnng nicht,
sondern uur eine Vertagung, um neue Minister zu suchen. Bevor die Abgeordneten
de» Demonstrationen bei ihrer Heimkehr entgegenreisten, gab man ihnen sogar
'was ein Minister mit ans den Weg. Hrü. Volz, den Jnterimsminister
Lolaepoche, als abermals inzwischentlichen Träger des Portefeuille des Innern,
Hr. Forster, Augsburgischer Regierungspräsident, zur Annahme bewogen sein
werde; Hin. Ningelmann als Justizminister — doch nein, am andern Tage als
»bersten Chef des in der Nacht getrennt erstandenen Cultusministeriums, nachdem
Hr. v. Kleinschrod, an den man gleichzeitig nach Frankfurt geschrieben, das
^ustizportefenille angenommen hatte; Hrn. Aschenbrenner endlich als Finanzmi¬
nister. ^ der Spitze blieb noch Gras Brau; denn mochte auch eine.Denk-
lchrist ans Dresden den directen Weg nach München gefunden haben, so blieb
b°es kaum zu hoffen, daß der Sächsische Exminister die Reise über Frankfurt
Aachen könne, ohne von einem Rcichsportefeuille getroffen zu werden.
Was wußte das Land von den neuen Namen? So gut wie Nichts, sie
^"ren kaum jemals über die Schwelle des Bureau herauögeklungen. Hatte es
vertrauen zu ihnen? Nein. Mißtrauen dagegen? Nein. Hr. Ningelmann hatte
der noch unvollendeten Reform der Civil- und Strafgesetzgebung mit gearbeitet,
wozu I8i2 die Commissionen ernannt worden waren. Eben so Hr. v. Kleinschrod.
^r Ultramontanismus wüthete, daß man gerade für Erster» abfindnngsweise
Cnltministcrinm erschaffen, weil sein Vater noch Jude gewesen sein sollte.
^ war ihm freilich ein Vorschub bei den anderen Parteien, trotzdem kein Ver-
uinenstitel. Und Hr. v. Forster, Hr. Aschenbrenner? Da man gar Nichts
"v" ihnen wußte, lachte man über Canaans. Die angeblich oberste Entscheidung
^"tsgeschäfksfrageu durch die Gattin des Erstem spielte im muthwilligen
spräche des damaligen Publicums eine eben so große Rolle, als der wirkliche
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