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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band.

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Brusttaschen herausstiehlt, so Stehens dabei und sperrens Maul auf; denn was
eine Tendenz heißt, oder eine Gsinnnng zu burtheileu, oder den verkappten Gift
von einer Anspielung zu arretiren und den Nöbclln zu Stand zu bringen, --
dös geht übern engellschcn Policeman sein Horizont. Nun bitt ich Ihnen,
wann die löblichen Polizeibehörden selber nix von der Politik wissen, wo soll
jenen ordentlichen Bürgern ein Licht aufgehn?

Dadurch, Schaums, ist dein Erzpalmerston sein Kossuthschwiudel anfangs gut
gratheu. Aber wart nur, wies weiter kommt. Dat der Kossuth kein Wort
engcllsch reden kann, Werdens ghört haben; dös hat mein Freund Kolb in der
Allgemeinen Zeitung gleich im Voraus ihm unter die Nasen gerieben. Was, thut
wein Palmerston? Er kratzt sich erst lang hinter denen Ohren, und setzt sich daun
Mit dem Lord Dudlei Stuart auf sein Landhaus in Broadlauds hin, und dort
Habens mit einander die cugcllscheu Kossnthredcn zsamgebrant, mo in ein' jeden
Absatz der Communismus ein Burzelbaum schlägt, und denen Eugelläudcrn die
Nobellion gegen Gott und ein allerhöchstes Kaiserhaus ordinirt wird. Wie die
Schandschreiberei fertig ist, lauft der Dudlei nach Southampton, zieht dort den
Bürgermeister Andrä ins Geheimniß, und verspricht dem Duckmäuser, daß ihm
Königin zum Baron machen wird, wann er dem Palmerston hilft. Aber die
Königin -- dös muß ich sagen -- hat davon nix gwußt. Dann lauft der
Dudler nach London und giebt dem Barclay Perkins ein Wink und sagt: Herr
von Barclay, wann Sie sich nit vor den Kossuth ein bissl anstrengen, so sein Sie
ein ruinirter Mann. Sie haben Butter aufm Kopp, wissens, uoch von Banksick
her, und wanns daher nit dabei sein, das Kaiserthum in d' Luft zu sprengen,
^ erobert der junge Kaiser ganz Deutschland, Frankreich, Belgien, Preußen und
Dänemark -- viel hat so uit mehr dazu gfehlt -- dann kriegen wir die Conti-
ucntalspenc, und Barklay's Porter wird am ganzen Kontinent ausgwicscn. Und
ists einmal so weit, so rückt der Legeditsch mit L00,000.Mann über die englische
^renz bei Cuxhaven, und der Haiuau macht ein Tunnel bei Boulogne, und der
Barclay Perkins ist der Allererste in London, der hängt. -- Der Barclay macht
langes Armsündcrgsicht und sagt: Topp! - Jetzt gebens Acht! Der Dndlei lauft
wieder nach Southampton. Wie er mit dem Andrä zum Hasen geht, kommt das
Dampfschiff mit dem ungrischen Roheiten an, und von der andern Seiten kommt
Bahnzug mit "000 Faß Porterbier gfahren; dös laßt der Dudlei in aller
Gschwindigkcit abzapfen, und ein Jeder, der den Kossuth leben laßt, kann trinken
^ er platzt. Da könnens Ihnen die Sympathien erklären. Inzwischen sein die
beiden Bärenführer aufs Dampfschiff geeilt, und Habens dem Kossuth gsteckt, was
^ zu thun hat. voulu" spoolkbilis I Sägers zu ihm ans Lateinisch, weil er kein
^"gellsch nit versteht; tuot cookum liuiixarieuw einen selmuridus? K"t
Können; omne ^aoterum ä-idie Nun bringens ihn nach der Stadt aufs Rath-
haus, und da muß er vom Balcon runter die erste palmerstonsche Kossuthred halten;


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Brusttaschen herausstiehlt, so Stehens dabei und sperrens Maul auf; denn was
eine Tendenz heißt, oder eine Gsinnnng zu burtheileu, oder den verkappten Gift
von einer Anspielung zu arretiren und den Nöbclln zu Stand zu bringen, —
dös geht übern engellschcn Policeman sein Horizont. Nun bitt ich Ihnen,
wann die löblichen Polizeibehörden selber nix von der Politik wissen, wo soll
jenen ordentlichen Bürgern ein Licht aufgehn?

Dadurch, Schaums, ist dein Erzpalmerston sein Kossuthschwiudel anfangs gut
gratheu. Aber wart nur, wies weiter kommt. Dat der Kossuth kein Wort
engcllsch reden kann, Werdens ghört haben; dös hat mein Freund Kolb in der
Allgemeinen Zeitung gleich im Voraus ihm unter die Nasen gerieben. Was, thut
wein Palmerston? Er kratzt sich erst lang hinter denen Ohren, und setzt sich daun
Mit dem Lord Dudlei Stuart auf sein Landhaus in Broadlauds hin, und dort
Habens mit einander die cugcllscheu Kossnthredcn zsamgebrant, mo in ein' jeden
Absatz der Communismus ein Burzelbaum schlägt, und denen Eugelläudcrn die
Nobellion gegen Gott und ein allerhöchstes Kaiserhaus ordinirt wird. Wie die
Schandschreiberei fertig ist, lauft der Dudlei nach Southampton, zieht dort den
Bürgermeister Andrä ins Geheimniß, und verspricht dem Duckmäuser, daß ihm
Königin zum Baron machen wird, wann er dem Palmerston hilft. Aber die
Königin — dös muß ich sagen — hat davon nix gwußt. Dann lauft der
Dudler nach London und giebt dem Barclay Perkins ein Wink und sagt: Herr
von Barclay, wann Sie sich nit vor den Kossuth ein bissl anstrengen, so sein Sie
ein ruinirter Mann. Sie haben Butter aufm Kopp, wissens, uoch von Banksick
her, und wanns daher nit dabei sein, das Kaiserthum in d' Luft zu sprengen,
^ erobert der junge Kaiser ganz Deutschland, Frankreich, Belgien, Preußen und
Dänemark — viel hat so uit mehr dazu gfehlt — dann kriegen wir die Conti-
ucntalspenc, und Barklay's Porter wird am ganzen Kontinent ausgwicscn. Und
ists einmal so weit, so rückt der Legeditsch mit L00,000.Mann über die englische
^renz bei Cuxhaven, und der Haiuau macht ein Tunnel bei Boulogne, und der
Barclay Perkins ist der Allererste in London, der hängt. — Der Barclay macht
langes Armsündcrgsicht und sagt: Topp! - Jetzt gebens Acht! Der Dndlei lauft
wieder nach Southampton. Wie er mit dem Andrä zum Hasen geht, kommt das
Dampfschiff mit dem ungrischen Roheiten an, und von der andern Seiten kommt
Bahnzug mit »000 Faß Porterbier gfahren; dös laßt der Dudlei in aller
Gschwindigkcit abzapfen, und ein Jeder, der den Kossuth leben laßt, kann trinken
^ er platzt. Da könnens Ihnen die Sympathien erklären. Inzwischen sein die
beiden Bärenführer aufs Dampfschiff geeilt, und Habens dem Kossuth gsteckt, was
^ zu thun hat. voulu« spoolkbilis I Sägers zu ihm ans Lateinisch, weil er kein
^»gellsch nit versteht; tuot cookum liuiixarieuw einen selmuridus? K»t
Können; omne ^aoterum ä-idie Nun bringens ihn nach der Stadt aufs Rath-
haus, und da muß er vom Balcon runter die erste palmerstonsche Kossuthred halten;


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280616/477>, abgerufen am 23.07.2024.