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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band.

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Die Officiere der französischen Artillerie sind fast eben so wie die Soldaten uni-
formirt, und tragen dabei, je nach ihrem Grade, verschiedene goldene Epauletts.
Im kleinen Dienst haben die Artillerieoffiziere statt der kurzen Spenzer der Mann¬
schaft einen laugen schwarzen Uniformüberrock und kleine Feldmützen. Das 1ö.
Regiment, die Pontvnnicrö, das größtentheils in Straßburg garnisonirt und viele
Schiffer in seiner Mannschaft zählt, hat sehr gute leichte Pontons, größtentheils
ans Kupfer. In ihren Uebungen sind die Pontonniers ungemein gewandt,
und es ist ein interessantes Schauspiel, ihren Manövern auf dem Rhein beizu¬
wohnen, und zu sehen, mit welcher Schnelligkeit und Gewandtheit sie eine für
alle Waffengattungen gangbare Pontonbrücke über deu reißenden Fluß bis uach
Kehl zu schlagen wissen. Die Gesammtzahl aller Geschütze, die Frankreich besitzt,
wird ans 16,300 angegeben, unter denen 13,770 von Bronze, die übrigen aber
von Eisen sind.

Zur Bedienung der Geschütze bei den vielen Strandbatterien, die Frankreich
längs seiner Küste am Canal, dem atlantischen und mittelländischen Meere besitzt,
sind 13 Compagnien Veteranen-Kanoniere errichtet. In den Arsenälen, Ge-
schützgicßereieu und anderen militärischen Werkstätten, die unter der Leitung der
Artilleriedirectivu stehe", arbeiten 12 Ouvriers-Compagnien. Die gesammte Ar¬
tillerie zählt jetzt 36,300 Mann, wird aber aus dem Kriegsfuß ansehnlich vermehrt.

Einen hohen Rang nehmen in der französischen Armee die Genietruppen
ein. Es bestehen 3 Genieregimcnter, das Regiment von je 2 Bataillonen, das
Bataillon von 7 Sapeur- und 1 Mineur-Compagnie. Außerdem gehören zu
jedem Gcnieregimente noch 1 Compagnie Sapeur-Couductenrö. Die Soldaten
der französischen Genieregimenter sind starke und arbeitökräftige Männer, Berg¬
leute, Bcrgzimmerlcutc, Hüttenarbeiter u. s. w. Die Arbeiten an der großen
Menge von Festungen, die Frankreich besitzt, sind eine vortreffliche Schule; des¬
halb siud die Regimenter auch nie zusammen, und dienen nur als ideale Einheit
für die Verwaltung. Vielfache Thätigkeit finden die Genietruppen anch bei den
Befestigungsarbeiten in Algerien, wo gerade jetzt 20 Compagnien derselben gar-
nisouircu; in den Forts um Paris sind mehrere Compagnien; zum Dienst in den
Strandbatterien ist besonders 1 Compagnie der Veteranen vom Geniecorps und
2 Compagnien Ouvriers bestimmt. Die gesammte Stärke aller Geuietruppeu beträgt
gegenwärtig 10,200 Mann. Die Uuiformirnng und Bewaffnung der Soldaten und
der -- sehr angesehenen -- Officiere gleicht fast ganz der bei der Artillerie. Viele
höhere Officiere des französischen Generalstabs haben ihre militairische Laufbahn
im Geniecorps begonnen, da man dasselbe als eine vorzügliche Schule betrachtet.

Nicht den ersten Rang nimmt die Ca Valerie ein. Der Franzose ist kein
besonderer Reiter, noch weniger guter Pferdewärter. Man legt auch dieser Waf¬
fengattung die geringste Bedeutung bei, und glaubt, daß durch ihre Anwendung
die wenigsten Hauptschlachten bisher entschieden worden sind. Es ist daher schon


Die Officiere der französischen Artillerie sind fast eben so wie die Soldaten uni-
formirt, und tragen dabei, je nach ihrem Grade, verschiedene goldene Epauletts.
Im kleinen Dienst haben die Artillerieoffiziere statt der kurzen Spenzer der Mann¬
schaft einen laugen schwarzen Uniformüberrock und kleine Feldmützen. Das 1ö.
Regiment, die Pontvnnicrö, das größtentheils in Straßburg garnisonirt und viele
Schiffer in seiner Mannschaft zählt, hat sehr gute leichte Pontons, größtentheils
ans Kupfer. In ihren Uebungen sind die Pontonniers ungemein gewandt,
und es ist ein interessantes Schauspiel, ihren Manövern auf dem Rhein beizu¬
wohnen, und zu sehen, mit welcher Schnelligkeit und Gewandtheit sie eine für
alle Waffengattungen gangbare Pontonbrücke über deu reißenden Fluß bis uach
Kehl zu schlagen wissen. Die Gesammtzahl aller Geschütze, die Frankreich besitzt,
wird ans 16,300 angegeben, unter denen 13,770 von Bronze, die übrigen aber
von Eisen sind.

Zur Bedienung der Geschütze bei den vielen Strandbatterien, die Frankreich
längs seiner Küste am Canal, dem atlantischen und mittelländischen Meere besitzt,
sind 13 Compagnien Veteranen-Kanoniere errichtet. In den Arsenälen, Ge-
schützgicßereieu und anderen militärischen Werkstätten, die unter der Leitung der
Artilleriedirectivu stehe», arbeiten 12 Ouvriers-Compagnien. Die gesammte Ar¬
tillerie zählt jetzt 36,300 Mann, wird aber aus dem Kriegsfuß ansehnlich vermehrt.

Einen hohen Rang nehmen in der französischen Armee die Genietruppen
ein. Es bestehen 3 Genieregimcnter, das Regiment von je 2 Bataillonen, das
Bataillon von 7 Sapeur- und 1 Mineur-Compagnie. Außerdem gehören zu
jedem Gcnieregimente noch 1 Compagnie Sapeur-Couductenrö. Die Soldaten
der französischen Genieregimenter sind starke und arbeitökräftige Männer, Berg¬
leute, Bcrgzimmerlcutc, Hüttenarbeiter u. s. w. Die Arbeiten an der großen
Menge von Festungen, die Frankreich besitzt, sind eine vortreffliche Schule; des¬
halb siud die Regimenter auch nie zusammen, und dienen nur als ideale Einheit
für die Verwaltung. Vielfache Thätigkeit finden die Genietruppen anch bei den
Befestigungsarbeiten in Algerien, wo gerade jetzt 20 Compagnien derselben gar-
nisouircu; in den Forts um Paris sind mehrere Compagnien; zum Dienst in den
Strandbatterien ist besonders 1 Compagnie der Veteranen vom Geniecorps und
2 Compagnien Ouvriers bestimmt. Die gesammte Stärke aller Geuietruppeu beträgt
gegenwärtig 10,200 Mann. Die Uuiformirnng und Bewaffnung der Soldaten und
der — sehr angesehenen — Officiere gleicht fast ganz der bei der Artillerie. Viele
höhere Officiere des französischen Generalstabs haben ihre militairische Laufbahn
im Geniecorps begonnen, da man dasselbe als eine vorzügliche Schule betrachtet.

Nicht den ersten Rang nimmt die Ca Valerie ein. Der Franzose ist kein
besonderer Reiter, noch weniger guter Pferdewärter. Man legt auch dieser Waf¬
fengattung die geringste Bedeutung bei, und glaubt, daß durch ihre Anwendung
die wenigsten Hauptschlachten bisher entschieden worden sind. Es ist daher schon


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[0457] Die Officiere der französischen Artillerie sind fast eben so wie die Soldaten uni- formirt, und tragen dabei, je nach ihrem Grade, verschiedene goldene Epauletts. Im kleinen Dienst haben die Artillerieoffiziere statt der kurzen Spenzer der Mann¬ schaft einen laugen schwarzen Uniformüberrock und kleine Feldmützen. Das 1ö. Regiment, die Pontvnnicrö, das größtentheils in Straßburg garnisonirt und viele Schiffer in seiner Mannschaft zählt, hat sehr gute leichte Pontons, größtentheils ans Kupfer. In ihren Uebungen sind die Pontonniers ungemein gewandt, und es ist ein interessantes Schauspiel, ihren Manövern auf dem Rhein beizu¬ wohnen, und zu sehen, mit welcher Schnelligkeit und Gewandtheit sie eine für alle Waffengattungen gangbare Pontonbrücke über deu reißenden Fluß bis uach Kehl zu schlagen wissen. Die Gesammtzahl aller Geschütze, die Frankreich besitzt, wird ans 16,300 angegeben, unter denen 13,770 von Bronze, die übrigen aber von Eisen sind. Zur Bedienung der Geschütze bei den vielen Strandbatterien, die Frankreich längs seiner Küste am Canal, dem atlantischen und mittelländischen Meere besitzt, sind 13 Compagnien Veteranen-Kanoniere errichtet. In den Arsenälen, Ge- schützgicßereieu und anderen militärischen Werkstätten, die unter der Leitung der Artilleriedirectivu stehe», arbeiten 12 Ouvriers-Compagnien. Die gesammte Ar¬ tillerie zählt jetzt 36,300 Mann, wird aber aus dem Kriegsfuß ansehnlich vermehrt. Einen hohen Rang nehmen in der französischen Armee die Genietruppen ein. Es bestehen 3 Genieregimcnter, das Regiment von je 2 Bataillonen, das Bataillon von 7 Sapeur- und 1 Mineur-Compagnie. Außerdem gehören zu jedem Gcnieregimente noch 1 Compagnie Sapeur-Couductenrö. Die Soldaten der französischen Genieregimenter sind starke und arbeitökräftige Männer, Berg¬ leute, Bcrgzimmerlcutc, Hüttenarbeiter u. s. w. Die Arbeiten an der großen Menge von Festungen, die Frankreich besitzt, sind eine vortreffliche Schule; des¬ halb siud die Regimenter auch nie zusammen, und dienen nur als ideale Einheit für die Verwaltung. Vielfache Thätigkeit finden die Genietruppen anch bei den Befestigungsarbeiten in Algerien, wo gerade jetzt 20 Compagnien derselben gar- nisouircu; in den Forts um Paris sind mehrere Compagnien; zum Dienst in den Strandbatterien ist besonders 1 Compagnie der Veteranen vom Geniecorps und 2 Compagnien Ouvriers bestimmt. Die gesammte Stärke aller Geuietruppeu beträgt gegenwärtig 10,200 Mann. Die Uuiformirnng und Bewaffnung der Soldaten und der — sehr angesehenen — Officiere gleicht fast ganz der bei der Artillerie. Viele höhere Officiere des französischen Generalstabs haben ihre militairische Laufbahn im Geniecorps begonnen, da man dasselbe als eine vorzügliche Schule betrachtet. Nicht den ersten Rang nimmt die Ca Valerie ein. Der Franzose ist kein besonderer Reiter, noch weniger guter Pferdewärter. Man legt auch dieser Waf¬ fengattung die geringste Bedeutung bei, und glaubt, daß durch ihre Anwendung die wenigsten Hauptschlachten bisher entschieden worden sind. Es ist daher schon

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280616/457>, abgerufen am 23.07.2024.