Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band.Dreieinigkeit glaube. Wenn man aber den Einfluß einer falschen Theorie auf die Ganz anders ist es in den katholischen Ländern. Hier, wo das Wunder Wenn also die rücksichtslosen Angriffe der Philosophie des 17. Jahrhunderts Es sind von demselben so eben die Briefe und kleinen Schriften herausge¬ ii*
Dreieinigkeit glaube. Wenn man aber den Einfluß einer falschen Theorie auf die Ganz anders ist es in den katholischen Ländern. Hier, wo das Wunder Wenn also die rücksichtslosen Angriffe der Philosophie des 17. Jahrhunderts Es sind von demselben so eben die Briefe und kleinen Schriften herausge¬ ii*
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Dreieinigkeit glaube. Wenn man aber den Einfluß einer falschen Theorie auf die
Praxis erst deduciren muß, so hat es damit keine große Gefahr.
Ganz anders ist es in den katholischen Ländern. Hier, wo das Wunder
und die Autorität der einzige Angelpunkt sind, um den die sittliche Welt sich be¬
wegt, wird mit der Zerstörung dieser Autorität auch die sittliche Welt aus ihren
Fugen gerückt. Es verhält sich damit ganz ähnlich wie mit der französischen Cen¬
tralisation. Wird die Spitze des Staats gebrochen, so hört auch die Function
aller einzelnen Glieder auf, deun sie haben, kein Leben in sich selbst.
Wenn also die rücksichtslosen Angriffe der Philosophie des 17. Jahrhunderts
gegen die Kirche durch die Natur derselben, die keine Vermittelung zuließ, provo¬
cirt wurden, so lag in dieser Rücksichtslosigkeit zugleich die Nothwendigkeit eines
unvollkommenen Erfolgs. Der Kampf gegen die Kirche wurde ganz äußerlich
geführt. Man gewann ihr einen Boden nach dem andern ab, aber auf ihr We¬
sen übte man nicht den geringsten Einfluß ans, und als der erste Druck der Re¬
volution vorüber war, in welcher sich die Philosophie der Herrschaft bemächtigt
und die Altäre der Gläubigen zerschlagen hatte, tauchte unversehens die alte Kirche
genau in denselben Formen, mit denselben Ansprüchen und denselben Idealen,
die sie früher aufgestellt hatte, wieder auf, und da sich zugleich bei deu schrecklichen
Erfahrungen der Revolution das Bedürfniß herausgestellt hatte, irgend eine äu¬
ßerliche Handhabe zu besitzen, mit welcher man die revolutionairen Leidenschaften
bändigen könne, so sah man sich genöthigt, die alte Kirche in ihrem ganzen Um¬
fange wieder herzustellen. Napoleon schloß 1802 sein Concordat mit dem Papst,
Chateaubriand bewies in dem nämlichen Jahre in seinem „Geist des Christenthums",,
daß sämmtliche Einrichtungen der katholischen Kirche bis auf das Rauchfaß, die
lateinische Sprache und die Stola der Geistlichen herunter ein ästhetisches Meister¬
stück wären, und die eigentlichen Bvrkämpser der Kirche legten sich die Verpflich¬
tung aus, von allen Ansprüchen derselben auch nicht einen Titel fallen zu lassen,
weil man den rücksichtslosen Angriffen nur durch eine rücksichtslose Vertheidigung
begegnen könne. Mit diesen letzteren haben wir es hier zu thun, und zwar vor¬
zugsweise mit dem geistvollsten und einflußreichsten derselben, dem Grafen Joseph
de Maistre.
Es sind von demselben so eben die Briefe und kleinen Schriften herausge¬
geben, und zwar durch den Redacteur des Univers, Louis Veuillot, der in
seiner Zeitschrift weiter nichts thut, als daß er die Doctrinen de Maistre's
weiter ausspinnt und auf die gegenwärtigen Verhältnisse anwendet, ungefähr wie
es das Berliner politische Wochenblatt mit den Lehren des Herrn v. Haller
machte. Louis Veuillot ist übrigens neben seiner kirchlichen Thätigkeit auch ein
Schöngeist, und er sucht überall das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden.
So hat er noch neuerdings das neumodische Genre des Proverbe zur Propaganda
für die Kirche zu benutzen gesucht.
ii*
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