Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band.ruugsgeschäste. Die zum größten Kummer des Adels in den dänischen Grafeu- Deutsche Romane. i. Namenlose Geschichten von F. W. Hackländer. (3 Bde. Stuttgart, Carl Krabbe, -I8Ü-I). Das liebenswürdige Talent des Verfassers sei hier in seinem Interesse näher ruugsgeschäste. Die zum größten Kummer des Adels in den dänischen Grafeu- Deutsche Romane. i. Namenlose Geschichten von F. W. Hackländer. (3 Bde. Stuttgart, Carl Krabbe, -I8Ü-I). Das liebenswürdige Talent des Verfassers sei hier in seinem Interesse näher <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0268" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/280885"/> <p xml:id="ID_802" prev="#ID_801"> ruugsgeschäste. Die zum größten Kummer des Adels in den dänischen Grafeu-<lb/> staud erhobene Bälletfigurautiu Rasmussen ist eine dicke, ziemlich hübsch, frisch<lb/> und roth aussehende Person, und trotz ihrem jetzigen hohen Range von nichts<lb/> weniger wie vornehmen Allüren; die Chronique scandaleusc weiß , noch jetzt eine<lb/> Menge theilweise sehr pikanter Geschichten von derselben zu erzählen, die ich leider<lb/> hier nicht mittheilen kann. Daß übrigens eine Menge vornehmer Damen jetzt<lb/> um diese neue Sonne sich drängt, und Gunst und Geschenke von derselben erbet¬<lb/> telt, ist nichts Neues.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Deutsche Romane.<lb/> i.<lb/> Namenlose Geschichten von F. W. Hackländer.<lb/> (3 Bde. Stuttgart, Carl Krabbe, -I8Ü-I). </head><lb/> <p xml:id="ID_803" next="#ID_804"> Das liebenswürdige Talent des Verfassers sei hier in seinem Interesse näher<lb/> betrachtet. Er ist fleißig, das Produciren scheint ihm leicht zu werden, und da wir<lb/> Deutschen gegenwärtig so sehr arm an poetischen Talenten sind, sind wir ge¬<lb/> wissermaßen genöthigt, Hoffnungen «ins ihn zu setzen, und ein Interesse an seinen<lb/> Leistungen zu nehmen, das er in einer reichern Literatur bis jetzt nicht beanspruchen<lb/> könnte. Deshalb wünschen wir auch, daß die folgenden Bemerkungen ihm selbst<lb/> gerecht erscheinen mögen. Die anerkannte» Vorzüge des Verfassers, launige<lb/> Darstellung im Geurestyl und einfache, verständliche Sprache finden sich auch in<lb/> diesem Romane wieder, aber sowohl die Schilderung der Charaktere, als die Si¬<lb/> tuationen und die Composition zeigen eine UnVollständigkeit, welche dem Buch<lb/> die künstlerische Bedeutung nimmt. Hackländer trat in unsrer Literatur auf mit<lb/> der bei uus uicht seltenen, echt germanischen Dichtereigenschaft, manche Charaktere<lb/> nud menschliche Verhältnisse mit innerer Freiheit und guter Laune lebhaft zu em¬<lb/> pfinden und eben so darzustellen. Diese gute Begabung wird darnach zu schätzen sein,<lb/> ob es dem Dichter gelingt, sehr verschiedenartige Persönlichkeiten in solcher Weise<lb/> zu schauen, und das Ganze der menschlichen Gesellschaft mit innerer Freiheit und<lb/> liebevoller Zuneigung zu verstehen; oder wenigstens einen gewissen größern Kreis<lb/> von Personen und Schicksale» mit ausgezeichnetem Humor zu empfinden. I'"<lb/> erstem Falle wird er el» großer, im zweite» »och ein glänzender Dichter werden<lb/> können. W. Scott und Boz sind die berühmtesten Beispiele dieser verschiedenen Be¬<lb/> gabung. Bei Hackländer ist die Anzahl der Charaktere, welche er in solcher<lb/> Weise deutlich und dcrailirt empfindet, nicht groß, und seine Darstellung<lb/> mehr ein launiges Portraitiren des Wirklichen, als ein. humoristisches Erfinden.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0268]
ruugsgeschäste. Die zum größten Kummer des Adels in den dänischen Grafeu-
staud erhobene Bälletfigurautiu Rasmussen ist eine dicke, ziemlich hübsch, frisch
und roth aussehende Person, und trotz ihrem jetzigen hohen Range von nichts
weniger wie vornehmen Allüren; die Chronique scandaleusc weiß , noch jetzt eine
Menge theilweise sehr pikanter Geschichten von derselben zu erzählen, die ich leider
hier nicht mittheilen kann. Daß übrigens eine Menge vornehmer Damen jetzt
um diese neue Sonne sich drängt, und Gunst und Geschenke von derselben erbet¬
telt, ist nichts Neues.
Deutsche Romane.
i.
Namenlose Geschichten von F. W. Hackländer.
(3 Bde. Stuttgart, Carl Krabbe, -I8Ü-I).
Das liebenswürdige Talent des Verfassers sei hier in seinem Interesse näher
betrachtet. Er ist fleißig, das Produciren scheint ihm leicht zu werden, und da wir
Deutschen gegenwärtig so sehr arm an poetischen Talenten sind, sind wir ge¬
wissermaßen genöthigt, Hoffnungen «ins ihn zu setzen, und ein Interesse an seinen
Leistungen zu nehmen, das er in einer reichern Literatur bis jetzt nicht beanspruchen
könnte. Deshalb wünschen wir auch, daß die folgenden Bemerkungen ihm selbst
gerecht erscheinen mögen. Die anerkannte» Vorzüge des Verfassers, launige
Darstellung im Geurestyl und einfache, verständliche Sprache finden sich auch in
diesem Romane wieder, aber sowohl die Schilderung der Charaktere, als die Si¬
tuationen und die Composition zeigen eine UnVollständigkeit, welche dem Buch
die künstlerische Bedeutung nimmt. Hackländer trat in unsrer Literatur auf mit
der bei uus uicht seltenen, echt germanischen Dichtereigenschaft, manche Charaktere
nud menschliche Verhältnisse mit innerer Freiheit und guter Laune lebhaft zu em¬
pfinden und eben so darzustellen. Diese gute Begabung wird darnach zu schätzen sein,
ob es dem Dichter gelingt, sehr verschiedenartige Persönlichkeiten in solcher Weise
zu schauen, und das Ganze der menschlichen Gesellschaft mit innerer Freiheit und
liebevoller Zuneigung zu verstehen; oder wenigstens einen gewissen größern Kreis
von Personen und Schicksale» mit ausgezeichnetem Humor zu empfinden. I'"
erstem Falle wird er el» großer, im zweite» »och ein glänzender Dichter werden
können. W. Scott und Boz sind die berühmtesten Beispiele dieser verschiedenen Be¬
gabung. Bei Hackländer ist die Anzahl der Charaktere, welche er in solcher
Weise deutlich und dcrailirt empfindet, nicht groß, und seine Darstellung
mehr ein launiges Portraitiren des Wirklichen, als ein. humoristisches Erfinden.
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