Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band.fabrikate die Fabriken zur Cultur der Arbeit zwingen und verhindern, daß an denk Daß auf solche Weise, wenn auch nicht den Kassen der Fabrikanten, doch Die falsche Meinung, die man von der Russischen Regierung hat, berichtigt Nicht genug, daß man Erzeugnisse des Landes, auf welche die Regierung 2*
fabrikate die Fabriken zur Cultur der Arbeit zwingen und verhindern, daß an denk Daß auf solche Weise, wenn auch nicht den Kassen der Fabrikanten, doch Die falsche Meinung, die man von der Russischen Regierung hat, berichtigt Nicht genug, daß man Erzeugnisse des Landes, auf welche die Regierung 2*
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fabrikate die Fabriken zur Cultur der Arbeit zwingen und verhindern, daß an denk
Käufer durch schändlich hohe Preise ein Betrug verübt wird.
Daß auf solche Weise, wenn auch nicht den Kassen der Fabrikanten, doch
dem Fabrikwesen und Volke allein ein guter Dienst geleistet werde, weiß die Re¬
gierung sehr gut.
Die falsche Meinung, die man von der Russischen Regierung hat, berichtigt
sich aber auch durch richtige Anschauung anderer Maßregeln. Man findet kein
Land in Europa, in welchem das Monopolnnwesen so weit getrieben wird, als
auf dem Gebiete der um der Begünstigung ihres Handel- und Gewerbewesens
so sehr gerühmten Russischen Regierung. Es giebt in Rußland nicht weniger
als 23 große Monopole, und mit dieser Zahl wird auch so ziemlich die Zahl der¬
jenigen wichtigen Stoffe erschöpft sein, deren sich eine Negierung bemächtigen kann,
>un für sich daraus ein Gewerbsgeschäft zu machen.
Nicht genug, daß man Erzeugnisse des Landes, auf welche die Regierung
ein ausschließliches Besitzrecht in Anspruch nimmt, in Monopolen verpachtet, man
thut dies auch selbst mit Branchen der Staatswirthschaft, wodurch eine große An¬
zahl von Staatsbeamten in eine ganz abhängige Stellung zu einer Privatperson
tritt. Es ist schon vorgekommen, daß Monopolpächter die sämmtlichen kaiserlichen
Beamten, welche sich im Gebiete ihrer Pachtung befanden, entließen, und eigene
einsetzten. Vor einem Decennium z. B., ehe der Posttarif erhöhet worden war,
bestand die Chausseeabgabe in Polen noch. Man hatte sie wie andere Branchen
der Staatsökonomie verpachtet. Der Pachter, wie die meisten Monopolpächter,
ein Jude, entließ die sämmtlichen kaiserlichen Chausseeeinnehmer und setzte Juden
in die Einnchmereien, theils als Verwalter, theils als Afterpächter. Oft war die
Pachtung einer Chausseeeinnahme sogar ein Compagniegeschäft von drei, vier und
'»ehr Juden, welche alle zugleich in der kleinen schilderhausartigen Bude, die wie
zum Spott mit den drei kaiserlichen Farben angestrichen war, nisteten. Diese jü¬
dischen Chansseceiunehmer waren echte Wegelagerer. Nach dem gesetzlichen Ab¬
gabetarif fragten sie nie, sondern forderten nach Gutdünken über den Satz, und
Meten den Schlagbaum nicht eher, als bis ihnen das Geforderte gezahlt war. Es
war daher das Sprichwort ausgekommen: „Berühre die Kaiserstraße (Chaussee)
'naht, ohne zu wissen, was der Kaiser fordert, denn die Juden fordern kaiserlicher."
Allein es blieb sich auch ganz gleich, die Chansseeabgabenverordnung zu kennen,
^ kam darauf an, daß der Reisende sich durch eiuen Faustkampf die Oeffnung
des Schlagbaums erzwang, in welchem Falle der Einnehmer allerdings auch eben
"icht viel Hilfe beim Gericht zu erwarten hatte. Es waren dann auch Prügeleien
den kleinen Chausseeeinnahmebuden gewöhnliche und tägliche Erscheinungen.
Die Betrügereien und Pressereien fanden in der mannichfachsten Weise statt. Als
ich bei meiner ersten Reise nach Polen die Chaussecbarriöre vor Turek passirte,
fand ich einen Deutschen Handwerksburschen in den Klanen der Einnehmer. Sie
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