Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. III. Band.Weit wichtiger ist aber ein zweiter Umstand. Das letzte Grundprincip, auf wel¬ Erlebnisse und Betrachtungen in den Jahren 1848---1831, besonders Weit wichtiger ist aber ein zweiter Umstand. Das letzte Grundprincip, auf wel¬ Erlebnisse und Betrachtungen in den Jahren 1848—-1831, besonders <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0486" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/280573"/> <p xml:id="ID_1316"> Weit wichtiger ist aber ein zweiter Umstand. Das letzte Grundprincip, auf wel¬<lb/> ches die Theorie des absoluten Freihandels sich stützt, ist die Idee, daß der Staat<lb/> sich überhaupt so wenig als möglich in die productive Thätigkeit der Nation zu mischen<lb/> habe, daß seine ganze Ausgabe darin bestehe, Nichts zu hindern. Wir können für un¬<lb/> sren Zweck die Wahrheit oder Unwahrheit dieses Princips ganz dahin gestellt sein las¬<lb/> sen, aber wenn wir aus die Verhältnisse in Deutschland unsre Aufmerksamkeit richten,<lb/> so ergiebt sich sofort, daß man anch diesen Zweck, den schädlichen Einfluß des Staats<lb/> abzuhalten, nur dadurch erreicht, daß man den Staat reformirt, nicht dadurch, daß<lb/> man ihn aus den Augen läßt. Wie bei uns in Deutschland die Staaten eingerichtet<lb/> sind, kommen sie im Wesentlichen aus große Domainen der einzelnen Fürsten heraus.<lb/> Das ist ein Verhältniß, mit welchem der freie Aufschwung der Nation in ideeller wie<lb/> in materieller Beziehung unvereinbar ist, und welches daher modificirt werden muß,<lb/> bevor an eine Anwendung der allgemeinen Principien gedacht werden kann. Um aber<lb/> den Staat nach dieser Seite hin zu reformiren, d. h. um die bis jetzt bestehende<lb/> Trennung zwischen den Interessen der Landesherren und den Interessen der Nation auf¬<lb/> zuheben, ist es nöthig, für den Augenblick unter andern anch die handelspolitischen<lb/> Einrichtungen nach diesem Zweck hinzuleiten. Um diesen Satz craß und bestimmt aus¬<lb/> zudrückein Wir würden eine Handelspolitik, welche wir im Uebrigen für schädlich halten,<lb/> empfehlen, wenn wir dadurch die Gewißheit hätten, die Beseitigung der politischen Uebel-<lb/> stände anzubahnen, die für die Zukunft unsrer Nation wichtiger sind, als augenblickliche<lb/> materielle Nachtheile. Glücklicher Weise hat der Conflict nicht diesen ausschließende»<lb/> Charakter, und wenn man nur nicht leeren Abstractionen nachjagt, so lassen sich beide<lb/> Gesichtspunkte gar wohl in ein zweckmäßiges Verhältniß bringen.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Erlebnisse und Betrachtungen in den Jahren 1848—-1831,</head> <p xml:id="ID_1317" next="#ID_1318"> besonders<lb/> in Beziehung auf Schleswig-Holstein. Aus dem Tagebuche von Ludwig<lb/> v. Wisset, ehemaligem Brigadier der Schleswig-Holsteinischen Artillerie. Hamburg,<lb/> Perthes. — Der Verfasser, ehemals Oberstlieutenant in Hannoverischen Diensten, kam<lb/> den 26. März 18i9 nach Schleswig, wo er bis zum 21. August blieb. Später z»in<lb/> Oberbefehlshaber der Holsteinischen Artillerie berufen, nahm er am '7. Juli 18SV Ab¬<lb/> schied aus Hannoverischen Diensten, und theilte das Loos seiner Waffengefährten b's<lb/> zum unglücklichen Ausgang der Schleswig-Holsteinischen Sache. Er beschränkt sich<lb/> seinem Tagebuche streng aus Das, was er selbst gesehn und mit erlebt hat, und feu>e<lb/> Schrift kann daher als Quelle gelten, wenn sie anch freilich vorzugsweise nur für den<lb/> Militair Interesse haben wird. Große Freude macht sein unbefangenes und gerechtes<lb/> Urtheil über einzelne von dem Ungestüm jener Zeit häufig verkannte Männer,<lb/> sagt er z. B. über Williscin „Willisen ist nach meiner festen Ueberzeugung ein bie¬<lb/> derer, wohlwollender, durchaus uneigennütziger Mau», der gern jedes persönliche OPf<lb/> den Herzogthümern mit Freude gebracht hätte. Die unendlichen Schwierigkeiten, wo<lb/> er stets zu kämpfen, hat er bei der Uebernahme seines Postens gewiß nicht g^^<lb/> Niemand kaun dieselben würdigen, der sie nicht selbst empfunden hat. Im Feuer<lb/> er besonnen und furchtlos, setzte sich unwillkürlich mehr in Gefahr, als der Feldherr so ><lb/> er besaß große und vielseitige Kenntnisse, hatte richtige und gründliche Ansicht« » e<lb/> die militairischen Verhältnisse. Zu lange im Generalstabe gewesen, beachtete er ^<lb/> Details nicht hinlänglich, die doch von großer Wichtigkeit' sind. Seine ungcwoh'N)</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0486]
Weit wichtiger ist aber ein zweiter Umstand. Das letzte Grundprincip, auf wel¬
ches die Theorie des absoluten Freihandels sich stützt, ist die Idee, daß der Staat
sich überhaupt so wenig als möglich in die productive Thätigkeit der Nation zu mischen
habe, daß seine ganze Ausgabe darin bestehe, Nichts zu hindern. Wir können für un¬
sren Zweck die Wahrheit oder Unwahrheit dieses Princips ganz dahin gestellt sein las¬
sen, aber wenn wir aus die Verhältnisse in Deutschland unsre Aufmerksamkeit richten,
so ergiebt sich sofort, daß man anch diesen Zweck, den schädlichen Einfluß des Staats
abzuhalten, nur dadurch erreicht, daß man den Staat reformirt, nicht dadurch, daß
man ihn aus den Augen läßt. Wie bei uns in Deutschland die Staaten eingerichtet
sind, kommen sie im Wesentlichen aus große Domainen der einzelnen Fürsten heraus.
Das ist ein Verhältniß, mit welchem der freie Aufschwung der Nation in ideeller wie
in materieller Beziehung unvereinbar ist, und welches daher modificirt werden muß,
bevor an eine Anwendung der allgemeinen Principien gedacht werden kann. Um aber
den Staat nach dieser Seite hin zu reformiren, d. h. um die bis jetzt bestehende
Trennung zwischen den Interessen der Landesherren und den Interessen der Nation auf¬
zuheben, ist es nöthig, für den Augenblick unter andern anch die handelspolitischen
Einrichtungen nach diesem Zweck hinzuleiten. Um diesen Satz craß und bestimmt aus¬
zudrückein Wir würden eine Handelspolitik, welche wir im Uebrigen für schädlich halten,
empfehlen, wenn wir dadurch die Gewißheit hätten, die Beseitigung der politischen Uebel-
stände anzubahnen, die für die Zukunft unsrer Nation wichtiger sind, als augenblickliche
materielle Nachtheile. Glücklicher Weise hat der Conflict nicht diesen ausschließende»
Charakter, und wenn man nur nicht leeren Abstractionen nachjagt, so lassen sich beide
Gesichtspunkte gar wohl in ein zweckmäßiges Verhältniß bringen.
Erlebnisse und Betrachtungen in den Jahren 1848—-1831, besonders
in Beziehung auf Schleswig-Holstein. Aus dem Tagebuche von Ludwig
v. Wisset, ehemaligem Brigadier der Schleswig-Holsteinischen Artillerie. Hamburg,
Perthes. — Der Verfasser, ehemals Oberstlieutenant in Hannoverischen Diensten, kam
den 26. März 18i9 nach Schleswig, wo er bis zum 21. August blieb. Später z»in
Oberbefehlshaber der Holsteinischen Artillerie berufen, nahm er am '7. Juli 18SV Ab¬
schied aus Hannoverischen Diensten, und theilte das Loos seiner Waffengefährten b's
zum unglücklichen Ausgang der Schleswig-Holsteinischen Sache. Er beschränkt sich
seinem Tagebuche streng aus Das, was er selbst gesehn und mit erlebt hat, und feu>e
Schrift kann daher als Quelle gelten, wenn sie anch freilich vorzugsweise nur für den
Militair Interesse haben wird. Große Freude macht sein unbefangenes und gerechtes
Urtheil über einzelne von dem Ungestüm jener Zeit häufig verkannte Männer,
sagt er z. B. über Williscin „Willisen ist nach meiner festen Ueberzeugung ein bie¬
derer, wohlwollender, durchaus uneigennütziger Mau», der gern jedes persönliche OPf
den Herzogthümern mit Freude gebracht hätte. Die unendlichen Schwierigkeiten, wo
er stets zu kämpfen, hat er bei der Uebernahme seines Postens gewiß nicht g^^
Niemand kaun dieselben würdigen, der sie nicht selbst empfunden hat. Im Feuer
er besonnen und furchtlos, setzte sich unwillkürlich mehr in Gefahr, als der Feldherr so >
er besaß große und vielseitige Kenntnisse, hatte richtige und gründliche Ansicht« » e
die militairischen Verhältnisse. Zu lange im Generalstabe gewesen, beachtete er ^
Details nicht hinlänglich, die doch von großer Wichtigkeit' sind. Seine ungcwoh'N)
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