Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. III. Band.sich in eine" Pelz hüllen und als Godcan (so heißt sein Compagnon, der vor sich in eine» Pelz hüllen und als Godcan (so heißt sein Compagnon, der vor <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0422" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/280509"/> <p xml:id="ID_1110" prev="#ID_1109" next="#ID_1111"> sich in eine» Pelz hüllen und als Godcan (so heißt sein Compagnon, der vor<lb/> acht Jahren die Flucht ergriff), als Millionair Gvdean von Indien zurückkommen.<lb/> Das Erscheinen seines Associes wird ihm Zeit verschaffen, er kann nnn drei-<lb/> hunderttausend Franken Actien der bu««c; luür<z auf Credit kaufen, diese müssen<lb/> in einigen Tagen um dreißig Pvoceut steigen und er ist gerettet. Madame<lb/> Mercadet hört von diesem Plane, und redet dem Grafen de la Brive zu Herzen,<lb/> er soll sich in dieses verbrecherische Unternehmen nicht einlassen, sie will ihren<lb/> Mann lieber im Schuldthurmc als im Zuchthause wissen. Ihr redliches Gemüth<lb/> schaudert vor den Plänen ihres Mannes zurück, und die Beredtsamkeit der Ehrlich¬<lb/> keit trägt über die schlechten Eigenschaften des Verschwenders den Sieg davon.<lb/> Er tritt zurück. Die Gläubiger erscheinen, und diesmal verstehen sie keinen Spaß.<lb/> Mercadet, der auf den Pseudo-Gvdeau rechnet, ist heitern Sinnes, und läßt<lb/> geheimnißvolle Worte fallen, welche seine Gläubiger stutzig machen. Eine<lb/> Kalesche fährt in den Hof, seine Frau stürzt athemlos zur Thür herein: Godea»<lb/> ist angekommen. Mereadet glaubt, seine Fran würde von La Brive mit in die<lb/> Komödie gezogen, und freut sich ob des guten Spiels. Die Gläubiger sind entzückt,<lb/> Alles soll bezahlt werden. Mercadet schickt gleich ans die Börse, läßt die Actien<lb/> kaufe». Der Wechselagcut will aber die gekaufte» Papiere nicht liefern, weil<lb/> Mercadet's Freuiid Verdeli», der seine eigene Speculation aus die dassv tnür«<lb/> durch Mercadet vereitelt sieht, rund heraus erklärt, daß er an keinen Godea»<lb/> glaube. Mercadet, dem die endliche Rettung schon die Hand zu reiche» schien,<lb/> sieht sich wieder am Rande des Abgrunds. Er hat wieder eine Idee! Sein<lb/> Commis Minard, der großmüthig seiner Geliebten entsagte, so lange er ihrer<lb/> reichen Heirath im Wege stand, war auf die Nachricht von Mercadet's naher<lb/> Fallite wieder herbeigeeilt und hielt von Neuem um die Hand des Fräuleins<lb/> Mercadet an. Er erklärt seinem künftigen Schwiegervater, daß er in Besitz einer<lb/> Erbschaft von dreißigtausend Franken gelangt sei, die er sogleich realisirt und<lb/> mitgebracht habe, um sie Mercadet zur Verfügung zu stellen. Diese edle Auf¬<lb/> opferung rührt deu Speculanten, und nach einem komischen Kampf mit seiner Specu-<lb/> lationswuth schlägt er die angebotene Summe aus. Als nun Minard hört, daß G"-<lb/> beau angekommen sei, begiebt er sich erschreckt zu Mercadet, um Abschied von ihm zu<lb/> nehmen, überzeugt, daß der Millionär ihm, dem armen Teufel, seine Tochter nicht<lb/> geben werde. Mercadet lacht über seine gut gespickte Komödie, und versichert seinem<lb/> Schwiegersöhne, daß seine Absichten noch immer dieselben seien. Wie nnn Pierqniu,<lb/> der Wechselagent, die Actien nicht liefern will, schickt er Minard zu Gvdeau, und<lb/> verlangt von diesem einen Vorschuß von dreißigtausend Franken, er rannte sei¬<lb/> nem Schwiegersöhne ins Ohr, seine Erbschaft zu bringen. Die Gläubiger, denen<lb/> die Zeit in Mercadet's Cabinet zu lange wurde, hatten sich anderweite alle z"<lb/> Godean begeben, und dieser bezahlte in guten Wechseln und zum Theil auch l"<lb/> baarem Gelde. Sie stürzen über Mercadet her und beglückwünschen ihn ^</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0422]
sich in eine» Pelz hüllen und als Godcan (so heißt sein Compagnon, der vor
acht Jahren die Flucht ergriff), als Millionair Gvdean von Indien zurückkommen.
Das Erscheinen seines Associes wird ihm Zeit verschaffen, er kann nnn drei-
hunderttausend Franken Actien der bu««c; luür<z auf Credit kaufen, diese müssen
in einigen Tagen um dreißig Pvoceut steigen und er ist gerettet. Madame
Mercadet hört von diesem Plane, und redet dem Grafen de la Brive zu Herzen,
er soll sich in dieses verbrecherische Unternehmen nicht einlassen, sie will ihren
Mann lieber im Schuldthurmc als im Zuchthause wissen. Ihr redliches Gemüth
schaudert vor den Plänen ihres Mannes zurück, und die Beredtsamkeit der Ehrlich¬
keit trägt über die schlechten Eigenschaften des Verschwenders den Sieg davon.
Er tritt zurück. Die Gläubiger erscheinen, und diesmal verstehen sie keinen Spaß.
Mercadet, der auf den Pseudo-Gvdeau rechnet, ist heitern Sinnes, und läßt
geheimnißvolle Worte fallen, welche seine Gläubiger stutzig machen. Eine
Kalesche fährt in den Hof, seine Frau stürzt athemlos zur Thür herein: Godea»
ist angekommen. Mereadet glaubt, seine Fran würde von La Brive mit in die
Komödie gezogen, und freut sich ob des guten Spiels. Die Gläubiger sind entzückt,
Alles soll bezahlt werden. Mercadet schickt gleich ans die Börse, läßt die Actien
kaufe». Der Wechselagcut will aber die gekaufte» Papiere nicht liefern, weil
Mercadet's Freuiid Verdeli», der seine eigene Speculation aus die dassv tnür«
durch Mercadet vereitelt sieht, rund heraus erklärt, daß er an keinen Godea»
glaube. Mercadet, dem die endliche Rettung schon die Hand zu reiche» schien,
sieht sich wieder am Rande des Abgrunds. Er hat wieder eine Idee! Sein
Commis Minard, der großmüthig seiner Geliebten entsagte, so lange er ihrer
reichen Heirath im Wege stand, war auf die Nachricht von Mercadet's naher
Fallite wieder herbeigeeilt und hielt von Neuem um die Hand des Fräuleins
Mercadet an. Er erklärt seinem künftigen Schwiegervater, daß er in Besitz einer
Erbschaft von dreißigtausend Franken gelangt sei, die er sogleich realisirt und
mitgebracht habe, um sie Mercadet zur Verfügung zu stellen. Diese edle Auf¬
opferung rührt deu Speculanten, und nach einem komischen Kampf mit seiner Specu-
lationswuth schlägt er die angebotene Summe aus. Als nun Minard hört, daß G"-
beau angekommen sei, begiebt er sich erschreckt zu Mercadet, um Abschied von ihm zu
nehmen, überzeugt, daß der Millionär ihm, dem armen Teufel, seine Tochter nicht
geben werde. Mercadet lacht über seine gut gespickte Komödie, und versichert seinem
Schwiegersöhne, daß seine Absichten noch immer dieselben seien. Wie nnn Pierqniu,
der Wechselagent, die Actien nicht liefern will, schickt er Minard zu Gvdeau, und
verlangt von diesem einen Vorschuß von dreißigtausend Franken, er rannte sei¬
nem Schwiegersöhne ins Ohr, seine Erbschaft zu bringen. Die Gläubiger, denen
die Zeit in Mercadet's Cabinet zu lange wurde, hatten sich anderweite alle z"
Godean begeben, und dieser bezahlte in guten Wechseln und zum Theil auch l"
baarem Gelde. Sie stürzen über Mercadet her und beglückwünschen ihn ^
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Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
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