Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, II. Semester. I. Band. Auf Sanct Ivan zu mit Klaftcrschrittcn. Hei, dort laufen sie bei Hellem Tage, Hinter ihnen läuft der muntre Serbe Läuft den Ungarn nach ohn' Aufenthalt. Perczcl nur steht fest und als er stehet, Daß ihm Alle laufen, lenkt mit Knirschen Zürnend er auch seinen Hengst zurück Nach Sanct Ivan in die ruß'gen Trümmer Und die Serben rufen nach ihm schreiend: "Hol, du Perczcl Moritz, warum läufst du? "Warum stehst du Tapfrer nicht wie ehmals? "Warum lauft ihr Ungarn so behende? "Die Kanonen sind in voller Hitze "Uns noch lange nicht, und unsre Herzen "Lang' noch nicht in voller Hcldenwallung. "Nicht die Hälfte unsres blassen Bleies "Nicht die Hälfte unsres fcingckörnten "Schönen Pulvers haben wir verschossen. "Kehr' zurück du Held! daß wir noch einmal "Auf dem Feld uns schlagen und den Festtag "Heiliger Erlösung würdig feiern." Aber Perczcl hört nicht ihre Worte, Reitet weiter und vom Angesichte Rinnen ihm die heißen Schmerzensthränen. "Gott," so ruft er: "Gott und seine Donner "Soll'n das kleine Vilovo zerschlagen, "Wo mein nicbcfleckter Hcldenruhm, "Mein schneeweißer, mir dahin geschwunden. "Wo so viele meiner Krieger liegen, "Tapfre Söhne unsres Vaters Kossuth, "Meine Sohn', des Perczel Moritz Söhne. "Doch bei meinem Glauben, beim Gesetz "Gottes, meines macht'gen Ungargottes, "Dich Vilovo, klein Vilovo, will ich "Heute noch umkehrend mir erobern, "Oder meinem Kopf vom Hals verlieren." Rief's und stand und trocknete die Thränen, Doch alsbald entfloh er reitend weiter, Denn der Seinen ringsum viele ködert Zischten wohlgezielte Serbenkugeln, Blasses Blei aus blanken Serbenflinten. -- Auf Sanct Ivan zu mit Klaftcrschrittcn. Hei, dort laufen sie bei Hellem Tage, Hinter ihnen läuft der muntre Serbe Läuft den Ungarn nach ohn' Aufenthalt. Perczcl nur steht fest und als er stehet, Daß ihm Alle laufen, lenkt mit Knirschen Zürnend er auch seinen Hengst zurück Nach Sanct Ivan in die ruß'gen Trümmer Und die Serben rufen nach ihm schreiend: „Hol, du Perczcl Moritz, warum läufst du? „Warum stehst du Tapfrer nicht wie ehmals? „Warum lauft ihr Ungarn so behende? „Die Kanonen sind in voller Hitze „Uns noch lange nicht, und unsre Herzen „Lang' noch nicht in voller Hcldenwallung. „Nicht die Hälfte unsres blassen Bleies „Nicht die Hälfte unsres fcingckörnten „Schönen Pulvers haben wir verschossen. „Kehr' zurück du Held! daß wir noch einmal „Auf dem Feld uns schlagen und den Festtag „Heiliger Erlösung würdig feiern." Aber Perczcl hört nicht ihre Worte, Reitet weiter und vom Angesichte Rinnen ihm die heißen Schmerzensthränen. „Gott," so ruft er: „Gott und seine Donner „Soll'n das kleine Vilovo zerschlagen, „Wo mein nicbcfleckter Hcldenruhm, „Mein schneeweißer, mir dahin geschwunden. „Wo so viele meiner Krieger liegen, „Tapfre Söhne unsres Vaters Kossuth, „Meine Sohn', des Perczel Moritz Söhne. „Doch bei meinem Glauben, beim Gesetz „Gottes, meines macht'gen Ungargottes, „Dich Vilovo, klein Vilovo, will ich „Heute noch umkehrend mir erobern, „Oder meinem Kopf vom Hals verlieren." Rief's und stand und trocknete die Thränen, Doch alsbald entfloh er reitend weiter, Denn der Seinen ringsum viele ködert Zischten wohlgezielte Serbenkugeln, Blasses Blei aus blanken Serbenflinten. — <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0355" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/85938"/> <lg xml:id="POEMID_12" prev="#POEMID_11" type="poem" next="#POEMID_13"> <l> Auf Sanct Ivan zu mit Klaftcrschrittcn.<lb/> Hei, dort laufen sie bei Hellem Tage,<lb/> Hinter ihnen läuft der muntre Serbe<lb/> Läuft den Ungarn nach ohn' Aufenthalt.</l> </lg><lb/> <lg xml:id="POEMID_13" prev="#POEMID_12" type="poem" next="#POEMID_14"> <l> Perczcl nur steht fest und als er stehet,<lb/> Daß ihm Alle laufen, lenkt mit Knirschen<lb/> Zürnend er auch seinen Hengst zurück<lb/> Nach Sanct Ivan in die ruß'gen Trümmer<lb/> Und die Serben rufen nach ihm schreiend:</l> </lg><lb/> <lg xml:id="POEMID_14" prev="#POEMID_13" type="poem" next="#POEMID_15"> <l> „Hol, du Perczcl Moritz, warum läufst du?<lb/> „Warum stehst du Tapfrer nicht wie ehmals?<lb/> „Warum lauft ihr Ungarn so behende?<lb/> „Die Kanonen sind in voller Hitze<lb/> „Uns noch lange nicht, und unsre Herzen<lb/> „Lang' noch nicht in voller Hcldenwallung.<lb/> „Nicht die Hälfte unsres blassen Bleies<lb/> „Nicht die Hälfte unsres fcingckörnten<lb/> „Schönen Pulvers haben wir verschossen.<lb/> „Kehr' zurück du Held! daß wir noch einmal<lb/> „Auf dem Feld uns schlagen und den Festtag<lb/> „Heiliger Erlösung würdig feiern."</l> </lg><lb/> <lg xml:id="POEMID_15" prev="#POEMID_14" type="poem" next="#POEMID_16"> <l> Aber Perczcl hört nicht ihre Worte,<lb/> Reitet weiter und vom Angesichte<lb/> Rinnen ihm die heißen Schmerzensthränen.<lb/> „Gott," so ruft er: „Gott und seine Donner<lb/> „Soll'n das kleine Vilovo zerschlagen,<lb/> „Wo mein nicbcfleckter Hcldenruhm,<lb/> „Mein schneeweißer, mir dahin geschwunden.<lb/> „Wo so viele meiner Krieger liegen,<lb/> „Tapfre Söhne unsres Vaters Kossuth,<lb/> „Meine Sohn', des Perczel Moritz Söhne.<lb/> „Doch bei meinem Glauben, beim Gesetz<lb/> „Gottes, meines macht'gen Ungargottes,<lb/> „Dich Vilovo, klein Vilovo, will ich<lb/> „Heute noch umkehrend mir erobern,<lb/> „Oder meinem Kopf vom Hals verlieren."</l> </lg><lb/> <lg xml:id="POEMID_16" prev="#POEMID_15" type="poem" next="#POEMID_17"> <l> Rief's und stand und trocknete die Thränen,<lb/> Doch alsbald entfloh er reitend weiter,<lb/> Denn der Seinen ringsum viele ködert<lb/> Zischten wohlgezielte Serbenkugeln,<lb/> Blasses Blei aus blanken Serbenflinten. —</l> </lg><lb/> <fw type="sig" place="bottom"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0355]
Auf Sanct Ivan zu mit Klaftcrschrittcn.
Hei, dort laufen sie bei Hellem Tage,
Hinter ihnen läuft der muntre Serbe
Läuft den Ungarn nach ohn' Aufenthalt.
Perczcl nur steht fest und als er stehet,
Daß ihm Alle laufen, lenkt mit Knirschen
Zürnend er auch seinen Hengst zurück
Nach Sanct Ivan in die ruß'gen Trümmer
Und die Serben rufen nach ihm schreiend:
„Hol, du Perczcl Moritz, warum läufst du?
„Warum stehst du Tapfrer nicht wie ehmals?
„Warum lauft ihr Ungarn so behende?
„Die Kanonen sind in voller Hitze
„Uns noch lange nicht, und unsre Herzen
„Lang' noch nicht in voller Hcldenwallung.
„Nicht die Hälfte unsres blassen Bleies
„Nicht die Hälfte unsres fcingckörnten
„Schönen Pulvers haben wir verschossen.
„Kehr' zurück du Held! daß wir noch einmal
„Auf dem Feld uns schlagen und den Festtag
„Heiliger Erlösung würdig feiern."
Aber Perczcl hört nicht ihre Worte,
Reitet weiter und vom Angesichte
Rinnen ihm die heißen Schmerzensthränen.
„Gott," so ruft er: „Gott und seine Donner
„Soll'n das kleine Vilovo zerschlagen,
„Wo mein nicbcfleckter Hcldenruhm,
„Mein schneeweißer, mir dahin geschwunden.
„Wo so viele meiner Krieger liegen,
„Tapfre Söhne unsres Vaters Kossuth,
„Meine Sohn', des Perczel Moritz Söhne.
„Doch bei meinem Glauben, beim Gesetz
„Gottes, meines macht'gen Ungargottes,
„Dich Vilovo, klein Vilovo, will ich
„Heute noch umkehrend mir erobern,
„Oder meinem Kopf vom Hals verlieren."
Rief's und stand und trocknete die Thränen,
Doch alsbald entfloh er reitend weiter,
Denn der Seinen ringsum viele ködert
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Blasses Blei aus blanken Serbenflinten. —
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