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Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, II. Semester. I. Band.

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Kniczanin der Held empfängt das Brieflein,
Liest das schöngcschricbne sehr bedächtig,
Nimmt zur Hand die Feder und Papiere,
Weiß wie Seide, um dem Feldherr" Perczel
Seine Autwort drauf zurück zu schreiben:
"Höre mich, o Perczel, General!
"Warum willst du morgen mit mir kämpfen?
"Morgen mir das Lager überfallen?
"Uns die Kirche von Mosorin schänden,?
"Warum grade morgen, an dem Tage
"Unsrer heiligen Erlösung, während
"Sie bei uns die Liturgien singen? , -
, "Nun wohlan denn! Gott und unser Glaube
"Werden dich und deine Schaar erwarten,
"Werden mir beim Zelte stehn und zusehn,
"Wie du morgen laufen wirst von dannen,
"Laufen weit mit bangen Klaftcrschrittcn
"Du mit deinen großen Honvcdschaarcn
' "Und den wilden Boczkajrag-Husaren!
"Aber ich verfolge dich als Sieger
"Zu, des Dorfs Sanct Ivan ruß'gen Trümmern,
"Bis hinein zu deinem weißen Zelte.
"Komm nur, Feldherr Perczel! Meine Baczker
"Warten dein, und meine Scrbianer
"Schleifen schon die funkelnden Hanczare.
"Frohe Lust und Ungeduld belebt uns,
"Die Soldaten meines Lagers jauchzen,
"Tanzen Koko frisch mit schlanken Mädchen.
"Al und meine Capitäne tummeln
"Kampfbcgicrig schon die starken Nosse!
"All' die Meinen sind des Kampfs begierig,
"schworen mir, dein Volk zurückzuschlagen,
"Große blut'ge Wunden dir zu hauen.
"Und sie harren freudig deines Angriffs,
"Um den Tag der heiligen Erlösung
"Durch den Siegeskampf mit dir zu feiern."
Als dem General der Ungarn Perczel
Dieses schöngeschriebne Brieflein zukömmt,
Und er die Bedeutung d'raus ersehen,
Schreibt er eilend gleich ein zweites Brieflein,
sendet's nach Wardein zur hohen Feste
Auf das Knie des Generalen Kiß:
"Hör', in Gott mein Bruder, General Kiß!
"Laß die seidenen Paniere flattern
"Und dann male draus mit rother Farbe;

Grenzboten. III. 18S0. 44
Kniczanin der Held empfängt das Brieflein,
Liest das schöngcschricbne sehr bedächtig,
Nimmt zur Hand die Feder und Papiere,
Weiß wie Seide, um dem Feldherr« Perczel
Seine Autwort drauf zurück zu schreiben:
„Höre mich, o Perczel, General!
„Warum willst du morgen mit mir kämpfen?
„Morgen mir das Lager überfallen?
„Uns die Kirche von Mosorin schänden,?
„Warum grade morgen, an dem Tage
„Unsrer heiligen Erlösung, während
„Sie bei uns die Liturgien singen? , -
, „Nun wohlan denn! Gott und unser Glaube
„Werden dich und deine Schaar erwarten,
„Werden mir beim Zelte stehn und zusehn,
„Wie du morgen laufen wirst von dannen,
„Laufen weit mit bangen Klaftcrschrittcn
„Du mit deinen großen Honvcdschaarcn
' „Und den wilden Boczkajrag-Husaren!
„Aber ich verfolge dich als Sieger
„Zu, des Dorfs Sanct Ivan ruß'gen Trümmern,
„Bis hinein zu deinem weißen Zelte.
„Komm nur, Feldherr Perczel! Meine Baczker
„Warten dein, und meine Scrbianer
„Schleifen schon die funkelnden Hanczare.
„Frohe Lust und Ungeduld belebt uns,
„Die Soldaten meines Lagers jauchzen,
„Tanzen Koko frisch mit schlanken Mädchen.
„Al und meine Capitäne tummeln
„Kampfbcgicrig schon die starken Nosse!
„All' die Meinen sind des Kampfs begierig,
„schworen mir, dein Volk zurückzuschlagen,
„Große blut'ge Wunden dir zu hauen.
„Und sie harren freudig deines Angriffs,
„Um den Tag der heiligen Erlösung
„Durch den Siegeskampf mit dir zu feiern."
Als dem General der Ungarn Perczel
Dieses schöngeschriebne Brieflein zukömmt,
Und er die Bedeutung d'raus ersehen,
Schreibt er eilend gleich ein zweites Brieflein,
sendet's nach Wardein zur hohen Feste
Auf das Knie des Generalen Kiß:
„Hör', in Gott mein Bruder, General Kiß!
„Laß die seidenen Paniere flattern
„Und dann male draus mit rother Farbe;

Grenzboten. III. 18S0. 44
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[0353] Kniczanin der Held empfängt das Brieflein, Liest das schöngcschricbne sehr bedächtig, Nimmt zur Hand die Feder und Papiere, Weiß wie Seide, um dem Feldherr« Perczel Seine Autwort drauf zurück zu schreiben: „Höre mich, o Perczel, General! „Warum willst du morgen mit mir kämpfen? „Morgen mir das Lager überfallen? „Uns die Kirche von Mosorin schänden,? „Warum grade morgen, an dem Tage „Unsrer heiligen Erlösung, während „Sie bei uns die Liturgien singen? , - , „Nun wohlan denn! Gott und unser Glaube „Werden dich und deine Schaar erwarten, „Werden mir beim Zelte stehn und zusehn, „Wie du morgen laufen wirst von dannen, „Laufen weit mit bangen Klaftcrschrittcn „Du mit deinen großen Honvcdschaarcn ' „Und den wilden Boczkajrag-Husaren! „Aber ich verfolge dich als Sieger „Zu, des Dorfs Sanct Ivan ruß'gen Trümmern, „Bis hinein zu deinem weißen Zelte. „Komm nur, Feldherr Perczel! Meine Baczker „Warten dein, und meine Scrbianer „Schleifen schon die funkelnden Hanczare. „Frohe Lust und Ungeduld belebt uns, „Die Soldaten meines Lagers jauchzen, „Tanzen Koko frisch mit schlanken Mädchen. „Al und meine Capitäne tummeln „Kampfbcgicrig schon die starken Nosse! „All' die Meinen sind des Kampfs begierig, „schworen mir, dein Volk zurückzuschlagen, „Große blut'ge Wunden dir zu hauen. „Und sie harren freudig deines Angriffs, „Um den Tag der heiligen Erlösung „Durch den Siegeskampf mit dir zu feiern." Als dem General der Ungarn Perczel Dieses schöngeschriebne Brieflein zukömmt, Und er die Bedeutung d'raus ersehen, Schreibt er eilend gleich ein zweites Brieflein, sendet's nach Wardein zur hohen Feste Auf das Knie des Generalen Kiß: „Hör', in Gott mein Bruder, General Kiß! „Laß die seidenen Paniere flattern „Und dann male draus mit rother Farbe; Grenzboten. III. 18S0. 44

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_85583/353>, abgerufen am 01.09.2024.