Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, II. Semester. I. Band.welche die stille Hofpartei, mit Grünne an der Spitze und der Armee im Gefolge, Haben rosenroth Verträumte bisher das Ministerium häufig mit der neben Wie tief das Mißtrauen in diese starke Regierung eingerissen sei, läßt sich Die Demokraten hassen das Ministerium aus voller Seele, die Soldaten Eine Partei endlich gibt es in Oestreich, die der Conservativen um jeden Unsere Sanguiniker bauen auf dem losen Grunde der Haynau'schen Ent¬ welche die stille Hofpartei, mit Grünne an der Spitze und der Armee im Gefolge, Haben rosenroth Verträumte bisher das Ministerium häufig mit der neben Wie tief das Mißtrauen in diese starke Regierung eingerissen sei, läßt sich Die Demokraten hassen das Ministerium aus voller Seele, die Soldaten Eine Partei endlich gibt es in Oestreich, die der Conservativen um jeden Unsere Sanguiniker bauen auf dem losen Grunde der Haynau'schen Ent¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0199" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/85782"/> <p xml:id="ID_654" prev="#ID_653"> welche die stille Hofpartei, mit Grünne an der Spitze und der Armee im Gefolge,<lb/> zwischen ihm und dem kaiserlichen Willen aufgebaut, ist jedenfalls ein großer<lb/> Schritt, wenn auch nicht vorwärts im liberalen Sinne, so doch zu einem endlichen<lb/> GestaltnugSprozesse, welcher bei dem bisherige» Dualismus der oberste« Gewalt<lb/> in steter Schwebe gehalten war.</p><lb/> <p xml:id="ID_655"> Haben rosenroth Verträumte bisher das Ministerium häufig mit der neben<lb/> ihm waltenden Militärdiktatur entschuldigt, so mögen diese Hoffenden nun zusehen,<lb/> ob und wie ihr Hoffen und Vertrauen gerechtfertigt wird. Wer eben nicht hoffen<lb/> und vertrauen will, und dieses Geschmackes ist so ziemlich die Majorität, hat we¬<lb/> nigstens das gewonnen, daß er darüber nicht mehr in Zweifel ist, daß er sein<lb/> Mißtrauen in dem Ministerium allein zu nomen>itrircn hat, als der wirklichen<lb/> starken Regierung.</p><lb/> <p xml:id="ID_656"> Wie tief das Mißtrauen in diese starke Regierung eingerissen sei, läßt sich<lb/> aus manchen ungarischen Korrespondenzen entnehmen, welche fest behaupteten,<lb/> Hayuau sei wegen eigenmächtiger Milde, welche er in letzter Zeit geübt,<lb/> aä erela gelegt worden! Daß sich der Prätvrianergeist, im Gegensätze zu dem<lb/> formalen Coustitntiousweseu des Ministeriums förmlich organisirt habe, bewährt<lb/> das Organ dieser Prätoriancrpartei, — das Journal: Soldatenfreund, — welches<lb/> in Wien ganz nett gegen das Ministerium ankämpft, und die Entsetzung Hayuau's,<lb/> im Sinne der Hayuau'sehen NechtsertiguugSerkläruug bitterer Kritik unterwirft.<lb/> Wo der Soldat gegen die Regierung pvlcmisirt, ist die Regierung in Frage.<lb/> Daß Haynan selbst, ein tüchtiger Haudegen und Henker zwar, darum aber kein<lb/> Mann der Feder sei, beweist seine famose Erklärung, welche in seiner Entsetzung<lb/> eine Ermuthigung der Demokratie erkennen will.</p><lb/> <p xml:id="ID_657"> Die Demokraten hassen das Ministerium aus voller Seele, die Soldaten<lb/> aber beschuldigen dasselbe Ministerium der Demagogie!</p><lb/> <p xml:id="ID_658"> Eine Partei endlich gibt es in Oestreich, die der Conservativen um jeden<lb/> Preis, welche Haynau's Entsetzung aus dem Grunde mißbilligt, weil sie sich<lb/> fürchtet, das Soldatenthnm würde durch diesen Vorgang erbittert, bei nächster<lb/> Gelegenheit uicht auf die Demokraten losschlagen wollen! Die Partei der Zitterer<lb/> mag sich beruhige», die Armee zählt der alten und jungen Haynau's gar viele,<lb/> die eine Ehre darein setzen werden, ans den friedlichen Bürger loszuschlagen, sei<lb/> er Demokrat oder nicht.</p><lb/> <p xml:id="ID_659" next="#ID_660"> Unsere Sanguiniker bauen auf dem losen Grunde der Haynau'schen Ent¬<lb/> setzung die herrlichsten blauen Luftschlösser auf, und sehen auf dem Gipfel derselben<lb/> die constitutionelle Tricolore im Morgenwind flattern; da heißt es, das Amnestiren<lb/> werde nun reißend überhandnehmen, die Ansnahmsznstände würden überall<lb/> mit 1. August aufgehoben werden, Radetzky werde freiwillig abtreten, und der¬<lb/> gleichen mehr. Glückliche Sanguiniker! träumt nur noch ein Weilchen weiter, und<lb/> erschreckt nicht, wenn ihr wieder erwacht, in dem eiskalten Ausnahmszustande, der</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0199]
welche die stille Hofpartei, mit Grünne an der Spitze und der Armee im Gefolge,
zwischen ihm und dem kaiserlichen Willen aufgebaut, ist jedenfalls ein großer
Schritt, wenn auch nicht vorwärts im liberalen Sinne, so doch zu einem endlichen
GestaltnugSprozesse, welcher bei dem bisherige» Dualismus der oberste« Gewalt
in steter Schwebe gehalten war.
Haben rosenroth Verträumte bisher das Ministerium häufig mit der neben
ihm waltenden Militärdiktatur entschuldigt, so mögen diese Hoffenden nun zusehen,
ob und wie ihr Hoffen und Vertrauen gerechtfertigt wird. Wer eben nicht hoffen
und vertrauen will, und dieses Geschmackes ist so ziemlich die Majorität, hat we¬
nigstens das gewonnen, daß er darüber nicht mehr in Zweifel ist, daß er sein
Mißtrauen in dem Ministerium allein zu nomen>itrircn hat, als der wirklichen
starken Regierung.
Wie tief das Mißtrauen in diese starke Regierung eingerissen sei, läßt sich
aus manchen ungarischen Korrespondenzen entnehmen, welche fest behaupteten,
Hayuau sei wegen eigenmächtiger Milde, welche er in letzter Zeit geübt,
aä erela gelegt worden! Daß sich der Prätvrianergeist, im Gegensätze zu dem
formalen Coustitntiousweseu des Ministeriums förmlich organisirt habe, bewährt
das Organ dieser Prätoriancrpartei, — das Journal: Soldatenfreund, — welches
in Wien ganz nett gegen das Ministerium ankämpft, und die Entsetzung Hayuau's,
im Sinne der Hayuau'sehen NechtsertiguugSerkläruug bitterer Kritik unterwirft.
Wo der Soldat gegen die Regierung pvlcmisirt, ist die Regierung in Frage.
Daß Haynan selbst, ein tüchtiger Haudegen und Henker zwar, darum aber kein
Mann der Feder sei, beweist seine famose Erklärung, welche in seiner Entsetzung
eine Ermuthigung der Demokratie erkennen will.
Die Demokraten hassen das Ministerium aus voller Seele, die Soldaten
aber beschuldigen dasselbe Ministerium der Demagogie!
Eine Partei endlich gibt es in Oestreich, die der Conservativen um jeden
Preis, welche Haynau's Entsetzung aus dem Grunde mißbilligt, weil sie sich
fürchtet, das Soldatenthnm würde durch diesen Vorgang erbittert, bei nächster
Gelegenheit uicht auf die Demokraten losschlagen wollen! Die Partei der Zitterer
mag sich beruhige», die Armee zählt der alten und jungen Haynau's gar viele,
die eine Ehre darein setzen werden, ans den friedlichen Bürger loszuschlagen, sei
er Demokrat oder nicht.
Unsere Sanguiniker bauen auf dem losen Grunde der Haynau'schen Ent¬
setzung die herrlichsten blauen Luftschlösser auf, und sehen auf dem Gipfel derselben
die constitutionelle Tricolore im Morgenwind flattern; da heißt es, das Amnestiren
werde nun reißend überhandnehmen, die Ansnahmsznstände würden überall
mit 1. August aufgehoben werden, Radetzky werde freiwillig abtreten, und der¬
gleichen mehr. Glückliche Sanguiniker! träumt nur noch ein Weilchen weiter, und
erschreckt nicht, wenn ihr wieder erwacht, in dem eiskalten Ausnahmszustande, der
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |