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Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. II. Band.

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das zweite ist sentimental, doctrinär, pedantisch, etwa wie unser Halm, nur noch
steifer; sein Dialog enthält eine Reihe Definitionen: Was ist Liebe? was Tugend?
was Entschlossenheit? u. s. w. --

Ein phantastisches Gedicht: tlo ÄNAkI porta, von James Bailey, ist ebenso
langweilig als seine Vorgänger in der nämlichen Manier. Es ist merkwürdig, daß die
praktischen Engländer, die doch so viel Rindfleisch essen, seit Spencer immer wieder
in diese luftige Elfcnregivn einkehren, in der sie sich doch so wenig zu Hause finden.
Die deutschen Leser denken wohl noch mit Schrecken an Bulwer's Pilgrime des Rheins. --

Eine Schilderung der französischen Frauen während des 18. Jahrhunderts, von
Julia Kavanagk, mit Portraits, empfiehlt sich dem eleganten Publikum. (Als.
p. 22V. Westen. 253.) --

Eine neue Broschüre von dem alten Romantiker Thomas Carlyle (I^Uvr-
vg^ ?ainplilkls Ur. 2. Nollet ?nsons, über die Einrichtung der Strafanstalten), soll
an Lächerlichkeit seine früheren noch übertreffen. (?les. 227.) --

Von den Nachrichten aus der Saison, die uns die Journale mittheilen, interessirt
uns namentlich die glänzende Ausführung des Freischütz (it ?ranoo freiern) in der
italienischen Oper, mit eingelegten Recitativen, die fälschlich Hector Berlin zuge¬
schrieben sind. --

Eine kurze Recension über einen Roman von L. Mühlbach, in welcher Athenäum
die Hände ringt über die Unsittlichkeit und geistige Verwahrlosung des deutschen Publi¬
kums, das an dergleichen Geschmack finden kann, veranlaßt uns zu dem Versprechen,
in diesem Felde, das allerdings eine Schande für Deutschland ist, einmal gründlich aus¬
zuräumen, so langweilig und ekelhaft das Geschäft sein mag.

Der bekannte Maler, Sir William Nllan, Präsident der schottischen Akademie,
ist in seinem 68. Jahr in Edinburgh gestorben. Als. (p. 240) gibt eine kurze Biographie. --

Das Aprilhcst des: Kolonial Marille ana Last-Illäia Keviev enthält
mehre werthvolle Aufsätze über die Colonien in Amerika, Afrika, Asien und Australien,
und Vorschläge zu Verbesserungen. --

In: 7Ke VestmiuLter avü koreiAi" "Miterl^ reviev, April 183V, finden
wir u. A. eine ausführliche Recension über die Aesthetik von Francis Jefsrey. die
uus zu einiger Genugthuung gereicht, denn wir sehen daraus, daß wir wenigstens in
diesem Fach den stolzen Briten bedeutend vorsteh", und möchten ihnen unsern Bischer
empfehlen, den sie noch gar nicht zu kenne" scheinen. -- Ferner eine Vergleichung des
Freiheitsbegriffs bei den Römern und bei den Christen, von Samuel Eliot, in sehr
christlichem Sinn. -- Ein Bericht über die Vorbereitung zur große" Industrieausstel¬
lung von 1851. -- Beiträge zur Reform der Schiedsgerichte. -- Lieder von dem
Natmpoete" Ebciiezer Elliott, die "ehe" vieler Gottesfurcht in der That auch eini¬
ge" lyrischen Schwung habe". -- Berichte über die projectirte Verbindung der beiden
Oceane in Central-Amerika. -- Die Stellung der englischen Kirche (ils vkurok, it.o
vrown sua tuo stato, Predigten von I. C. Rennell, 3. Ausg.). -- Nebst einer
Menge kleiner Berichte und Korrespondenzen. --


GrcnMcn II, 1850. 35

das zweite ist sentimental, doctrinär, pedantisch, etwa wie unser Halm, nur noch
steifer; sein Dialog enthält eine Reihe Definitionen: Was ist Liebe? was Tugend?
was Entschlossenheit? u. s. w. —

Ein phantastisches Gedicht: tlo ÄNAkI porta, von James Bailey, ist ebenso
langweilig als seine Vorgänger in der nämlichen Manier. Es ist merkwürdig, daß die
praktischen Engländer, die doch so viel Rindfleisch essen, seit Spencer immer wieder
in diese luftige Elfcnregivn einkehren, in der sie sich doch so wenig zu Hause finden.
Die deutschen Leser denken wohl noch mit Schrecken an Bulwer's Pilgrime des Rheins. —

Eine Schilderung der französischen Frauen während des 18. Jahrhunderts, von
Julia Kavanagk, mit Portraits, empfiehlt sich dem eleganten Publikum. (Als.
p. 22V. Westen. 253.) —

Eine neue Broschüre von dem alten Romantiker Thomas Carlyle (I^Uvr-
vg^ ?ainplilkls Ur. 2. Nollet ?nsons, über die Einrichtung der Strafanstalten), soll
an Lächerlichkeit seine früheren noch übertreffen. (?les. 227.) —

Von den Nachrichten aus der Saison, die uns die Journale mittheilen, interessirt
uns namentlich die glänzende Ausführung des Freischütz (it ?ranoo freiern) in der
italienischen Oper, mit eingelegten Recitativen, die fälschlich Hector Berlin zuge¬
schrieben sind. —

Eine kurze Recension über einen Roman von L. Mühlbach, in welcher Athenäum
die Hände ringt über die Unsittlichkeit und geistige Verwahrlosung des deutschen Publi¬
kums, das an dergleichen Geschmack finden kann, veranlaßt uns zu dem Versprechen,
in diesem Felde, das allerdings eine Schande für Deutschland ist, einmal gründlich aus¬
zuräumen, so langweilig und ekelhaft das Geschäft sein mag.

Der bekannte Maler, Sir William Nllan, Präsident der schottischen Akademie,
ist in seinem 68. Jahr in Edinburgh gestorben. Als. (p. 240) gibt eine kurze Biographie. —

Das Aprilhcst des: Kolonial Marille ana Last-Illäia Keviev enthält
mehre werthvolle Aufsätze über die Colonien in Amerika, Afrika, Asien und Australien,
und Vorschläge zu Verbesserungen. —

In: 7Ke VestmiuLter avü koreiAi» «Miterl^ reviev, April 183V, finden
wir u. A. eine ausführliche Recension über die Aesthetik von Francis Jefsrey. die
uus zu einiger Genugthuung gereicht, denn wir sehen daraus, daß wir wenigstens in
diesem Fach den stolzen Briten bedeutend vorsteh», und möchten ihnen unsern Bischer
empfehlen, den sie noch gar nicht zu kenne» scheinen. — Ferner eine Vergleichung des
Freiheitsbegriffs bei den Römern und bei den Christen, von Samuel Eliot, in sehr
christlichem Sinn. — Ein Bericht über die Vorbereitung zur große» Industrieausstel¬
lung von 1851. — Beiträge zur Reform der Schiedsgerichte. — Lieder von dem
Natmpoete» Ebciiezer Elliott, die »ehe» vieler Gottesfurcht in der That auch eini¬
ge» lyrischen Schwung habe». — Berichte über die projectirte Verbindung der beiden
Oceane in Central-Amerika. — Die Stellung der englischen Kirche (ils vkurok, it.o
vrown sua tuo stato, Predigten von I. C. Rennell, 3. Ausg.). — Nebst einer
Menge kleiner Berichte und Korrespondenzen. —


GrcnMcn II, 1850. 35
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[0281] das zweite ist sentimental, doctrinär, pedantisch, etwa wie unser Halm, nur noch steifer; sein Dialog enthält eine Reihe Definitionen: Was ist Liebe? was Tugend? was Entschlossenheit? u. s. w. — Ein phantastisches Gedicht: tlo ÄNAkI porta, von James Bailey, ist ebenso langweilig als seine Vorgänger in der nämlichen Manier. Es ist merkwürdig, daß die praktischen Engländer, die doch so viel Rindfleisch essen, seit Spencer immer wieder in diese luftige Elfcnregivn einkehren, in der sie sich doch so wenig zu Hause finden. Die deutschen Leser denken wohl noch mit Schrecken an Bulwer's Pilgrime des Rheins. — Eine Schilderung der französischen Frauen während des 18. Jahrhunderts, von Julia Kavanagk, mit Portraits, empfiehlt sich dem eleganten Publikum. (Als. p. 22V. Westen. 253.) — Eine neue Broschüre von dem alten Romantiker Thomas Carlyle (I^Uvr- vg^ ?ainplilkls Ur. 2. Nollet ?nsons, über die Einrichtung der Strafanstalten), soll an Lächerlichkeit seine früheren noch übertreffen. (?les. 227.) — Von den Nachrichten aus der Saison, die uns die Journale mittheilen, interessirt uns namentlich die glänzende Ausführung des Freischütz (it ?ranoo freiern) in der italienischen Oper, mit eingelegten Recitativen, die fälschlich Hector Berlin zuge¬ schrieben sind. — Eine kurze Recension über einen Roman von L. Mühlbach, in welcher Athenäum die Hände ringt über die Unsittlichkeit und geistige Verwahrlosung des deutschen Publi¬ kums, das an dergleichen Geschmack finden kann, veranlaßt uns zu dem Versprechen, in diesem Felde, das allerdings eine Schande für Deutschland ist, einmal gründlich aus¬ zuräumen, so langweilig und ekelhaft das Geschäft sein mag. Der bekannte Maler, Sir William Nllan, Präsident der schottischen Akademie, ist in seinem 68. Jahr in Edinburgh gestorben. Als. (p. 240) gibt eine kurze Biographie. — Das Aprilhcst des: Kolonial Marille ana Last-Illäia Keviev enthält mehre werthvolle Aufsätze über die Colonien in Amerika, Afrika, Asien und Australien, und Vorschläge zu Verbesserungen. — In: 7Ke VestmiuLter avü koreiAi» «Miterl^ reviev, April 183V, finden wir u. A. eine ausführliche Recension über die Aesthetik von Francis Jefsrey. die uus zu einiger Genugthuung gereicht, denn wir sehen daraus, daß wir wenigstens in diesem Fach den stolzen Briten bedeutend vorsteh», und möchten ihnen unsern Bischer empfehlen, den sie noch gar nicht zu kenne» scheinen. — Ferner eine Vergleichung des Freiheitsbegriffs bei den Römern und bei den Christen, von Samuel Eliot, in sehr christlichem Sinn. — Ein Bericht über die Vorbereitung zur große» Industrieausstel¬ lung von 1851. — Beiträge zur Reform der Schiedsgerichte. — Lieder von dem Natmpoete» Ebciiezer Elliott, die »ehe» vieler Gottesfurcht in der That auch eini¬ ge» lyrischen Schwung habe». — Berichte über die projectirte Verbindung der beiden Oceane in Central-Amerika. — Die Stellung der englischen Kirche (ils vkurok, it.o vrown sua tuo stato, Predigten von I. C. Rennell, 3. Ausg.). — Nebst einer Menge kleiner Berichte und Korrespondenzen. — GrcnMcn II, 1850. 35

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_185336/281>, abgerufen am 26.06.2024.