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Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. IV. Band.

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Dafür wird in dem Verfassungsentwurf vom 26. Mai der sächsischen Regie¬
rung mit dem sächsischen Volk eine würdige Stellung angeboten. In den innern
Angelegenheiten bleibt Sachsen noch immer selbstständig, nur erhält es noch grö¬
ßere Garantien seines Bestehens durch das Gewicht des preußischen Schwertes.
In den auswärtigen, allgemein politischen Angelegenheiten erhält die Regierung, die
bis dahin gar keine Stimme hatte, in dem Fürstencollegium wie in dem Staaten¬
haus einen sehr bedeutende" gesetzlichen Einfluß. Gratulationsgesandte an aus¬
wärtige Höfe zu senden wird ihnen Niemand wehren. Die Tüchtigen im Volk
erhalten durch das Parlament einen angemessenen Spielraum ihrer Thätigkeit,
das gesammte Volk durch seine Repräsentanten den ihnen gebührenden Theil des
Einflusses.

Wo man hinblickt, überall nur Gewinn für Sachsen, verloren Nichts als
eitle Flitter!

Und nun wollen Sie noch warten, wie sich Baiern und Würtemberg besinnt!
Nach meiner Ueberzeugung wird der norddeutsche Bundesstaat besser gedeihen,
wenn beide Staaten mit Baden draußen bleiben und sich der östreichischen Hege¬
monie fügen; aber wenn Sie auch den Bundesstaat mit Baiern für besser halten,
so müssen Sie doch so viel einsehen, daß Sie das Zustandekommen desselben er¬
leichtern, wenn Sie zuerst ein festes, wenn auch dem Umfange nach beschränktes
Ganze gewinnen, dem sich jene Staaten dann anschließen können.


Demnach entscheiden Sie Sich.
Ihr ergebener Diener.
Ein Privatmann.


Dafür wird in dem Verfassungsentwurf vom 26. Mai der sächsischen Regie¬
rung mit dem sächsischen Volk eine würdige Stellung angeboten. In den innern
Angelegenheiten bleibt Sachsen noch immer selbstständig, nur erhält es noch grö¬
ßere Garantien seines Bestehens durch das Gewicht des preußischen Schwertes.
In den auswärtigen, allgemein politischen Angelegenheiten erhält die Regierung, die
bis dahin gar keine Stimme hatte, in dem Fürstencollegium wie in dem Staaten¬
haus einen sehr bedeutende» gesetzlichen Einfluß. Gratulationsgesandte an aus¬
wärtige Höfe zu senden wird ihnen Niemand wehren. Die Tüchtigen im Volk
erhalten durch das Parlament einen angemessenen Spielraum ihrer Thätigkeit,
das gesammte Volk durch seine Repräsentanten den ihnen gebührenden Theil des
Einflusses.

Wo man hinblickt, überall nur Gewinn für Sachsen, verloren Nichts als
eitle Flitter!

Und nun wollen Sie noch warten, wie sich Baiern und Würtemberg besinnt!
Nach meiner Ueberzeugung wird der norddeutsche Bundesstaat besser gedeihen,
wenn beide Staaten mit Baden draußen bleiben und sich der östreichischen Hege¬
monie fügen; aber wenn Sie auch den Bundesstaat mit Baiern für besser halten,
so müssen Sie doch so viel einsehen, daß Sie das Zustandekommen desselben er¬
leichtern, wenn Sie zuerst ein festes, wenn auch dem Umfange nach beschränktes
Ganze gewinnen, dem sich jene Staaten dann anschließen können.


Demnach entscheiden Sie Sich.
Ihr ergebener Diener.
Ein Privatmann.


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[0092] Dafür wird in dem Verfassungsentwurf vom 26. Mai der sächsischen Regie¬ rung mit dem sächsischen Volk eine würdige Stellung angeboten. In den innern Angelegenheiten bleibt Sachsen noch immer selbstständig, nur erhält es noch grö¬ ßere Garantien seines Bestehens durch das Gewicht des preußischen Schwertes. In den auswärtigen, allgemein politischen Angelegenheiten erhält die Regierung, die bis dahin gar keine Stimme hatte, in dem Fürstencollegium wie in dem Staaten¬ haus einen sehr bedeutende» gesetzlichen Einfluß. Gratulationsgesandte an aus¬ wärtige Höfe zu senden wird ihnen Niemand wehren. Die Tüchtigen im Volk erhalten durch das Parlament einen angemessenen Spielraum ihrer Thätigkeit, das gesammte Volk durch seine Repräsentanten den ihnen gebührenden Theil des Einflusses. Wo man hinblickt, überall nur Gewinn für Sachsen, verloren Nichts als eitle Flitter! Und nun wollen Sie noch warten, wie sich Baiern und Würtemberg besinnt! Nach meiner Ueberzeugung wird der norddeutsche Bundesstaat besser gedeihen, wenn beide Staaten mit Baden draußen bleiben und sich der östreichischen Hege¬ monie fügen; aber wenn Sie auch den Bundesstaat mit Baiern für besser halten, so müssen Sie doch so viel einsehen, daß Sie das Zustandekommen desselben er¬ leichtern, wenn Sie zuerst ein festes, wenn auch dem Umfange nach beschränktes Ganze gewinnen, dem sich jene Staaten dann anschließen können. Demnach entscheiden Sie Sich. Ihr ergebener Diener. Ein Privatmann.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341563_279547/92>, abgerufen am 15.01.2025.