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Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. IV. Band.

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bringen will, so ist das ganz natürlich, denn in diesem Falle wird es ein furcht¬
barer Kampf, die letzte Schlappe bei Friedericia ist wieder auszuwetzen. In dem
trefflich eingerichteten Arsenal zu Rendsburg herrscht eine große Thätigkeit. Kürz¬
lich noch sind zwei Batterie" aus demselben hervorgegangen, die es mit jeder Bat¬
terie in ganz Deutschland aufnehmen können.

Von den Offizieren der Schleswig - holsteinschen Armee stehen noch viele
und zwar namentlich höhere in preußischen Diensten; ein großer Theil der¬
selben ist in den Schleswig-holsteinschen Dienst übergegangen. Jetzt freilich ha¬
ben sie noch eine ebenso angenehme und ehrenvolle als pekuniär einträgliche Stel¬
lung, ob dieselbe aber für die Zukunft ebenso sicher ist, wie die in Preußen aus¬
gegebene, steht zu bezweifeln. Sonst sind noch einige frühere sächsische, hannöversche
und mecklenburgische Offiziere in der Schleswig-holsteinschen Armee. Der größte
Theil besteht aus Schleswig-Holsteiueru, zum Theil älteren Offizieren, die schon
im Heere dienten, als Schleswig-Holstein noch unter dänischer Botmäßigkeit stand.
Bei der starken Vermehrung des Heeres haben sie alle ein sehr gutes Avancement
gehabt, und manche haben ihre Liebe zum Vaterland in deu diesjährigen Käm¬
pfen mit Wunden nud Tod besiegelt, so der Oberst und Brigadier Sachan,
der von der Pike an gedient hatte, und der Oberst und Brigadier, Graf Ban-
d i ssi n, welcher schwer verwundet ward. Unter den jünger" Offizieren sind mehrere
ehemalige Heidelberger, Bonneuscr, Kieler Studenten, die als Freiwillige in das
Heer getreten, und in den verschiedenen Gefechten sich ihren Offiziersgrad erwar¬
ben, und andere Deutsche, die zuerst mit dem Freicorps in das Laud kamen, spä¬
ter in das reguläre Heer traten, und sich durch ihr Betragen deu Osfiziersgrad
erwarben.

Gleich hinter Rendsburg ist die fchleswigfche Grenze und welcher Unterschied
beginnt jetzt hier. In Holstein eine allgemein geachtete Statthalterschaft, deren
Befehle den freudigsten Gehorsam finden, in Schleswig die verhaßte Landesver-
waltung, der die Wenigsten gehorchen, wenn sie nicht durch militärische Executio-
nen gezwungen werden. Schon in der Stadt Schleswig selbst, diesem hübschen
freundlichen Orte mit dem seltenen Reichthum an schönen Mädchen, merkt man
den jähen Wechsel. Zuerst fällt die Verschiedenheit in der Garnison aus. Die
Stadt hat jetzt eine starke Besatzung von preußischen Truppen und keine ange-
nehme Pflicht haben diese hier zu erfüllen. Sie sind die Vollstrecker der Maßre¬
geln der sogenannten Landesverwaltung, die Werkzeuge.des dänischen Regiments
gegen deutsches Wesen. Wohl suhlen das die wackeren preußischen Soldaten.
"Im vorigen Frühling da konnten wir die dänischen Rothröcke nach Herzenslust
ans Schleswig heraufbauen nud das thaten wir, jetzt müssen wir hier die däni¬
schen Gensdarmen spielen und die Leute nach dem Willen der verd...... Landes¬
verwaltung in Flensburg plagen, das ist ein harter Befehl" klagte uns mißmuthig
ein Trupp braver Füsiliere vom 12 Regiment, echte Söhne der Altmark. "Wenn


bringen will, so ist das ganz natürlich, denn in diesem Falle wird es ein furcht¬
barer Kampf, die letzte Schlappe bei Friedericia ist wieder auszuwetzen. In dem
trefflich eingerichteten Arsenal zu Rendsburg herrscht eine große Thätigkeit. Kürz¬
lich noch sind zwei Batterie» aus demselben hervorgegangen, die es mit jeder Bat¬
terie in ganz Deutschland aufnehmen können.

Von den Offizieren der Schleswig - holsteinschen Armee stehen noch viele
und zwar namentlich höhere in preußischen Diensten; ein großer Theil der¬
selben ist in den Schleswig-holsteinschen Dienst übergegangen. Jetzt freilich ha¬
ben sie noch eine ebenso angenehme und ehrenvolle als pekuniär einträgliche Stel¬
lung, ob dieselbe aber für die Zukunft ebenso sicher ist, wie die in Preußen aus¬
gegebene, steht zu bezweifeln. Sonst sind noch einige frühere sächsische, hannöversche
und mecklenburgische Offiziere in der Schleswig-holsteinschen Armee. Der größte
Theil besteht aus Schleswig-Holsteiueru, zum Theil älteren Offizieren, die schon
im Heere dienten, als Schleswig-Holstein noch unter dänischer Botmäßigkeit stand.
Bei der starken Vermehrung des Heeres haben sie alle ein sehr gutes Avancement
gehabt, und manche haben ihre Liebe zum Vaterland in deu diesjährigen Käm¬
pfen mit Wunden nud Tod besiegelt, so der Oberst und Brigadier Sachan,
der von der Pike an gedient hatte, und der Oberst und Brigadier, Graf Ban-
d i ssi n, welcher schwer verwundet ward. Unter den jünger» Offizieren sind mehrere
ehemalige Heidelberger, Bonneuscr, Kieler Studenten, die als Freiwillige in das
Heer getreten, und in den verschiedenen Gefechten sich ihren Offiziersgrad erwar¬
ben, und andere Deutsche, die zuerst mit dem Freicorps in das Laud kamen, spä¬
ter in das reguläre Heer traten, und sich durch ihr Betragen deu Osfiziersgrad
erwarben.

Gleich hinter Rendsburg ist die fchleswigfche Grenze und welcher Unterschied
beginnt jetzt hier. In Holstein eine allgemein geachtete Statthalterschaft, deren
Befehle den freudigsten Gehorsam finden, in Schleswig die verhaßte Landesver-
waltung, der die Wenigsten gehorchen, wenn sie nicht durch militärische Executio-
nen gezwungen werden. Schon in der Stadt Schleswig selbst, diesem hübschen
freundlichen Orte mit dem seltenen Reichthum an schönen Mädchen, merkt man
den jähen Wechsel. Zuerst fällt die Verschiedenheit in der Garnison aus. Die
Stadt hat jetzt eine starke Besatzung von preußischen Truppen und keine ange-
nehme Pflicht haben diese hier zu erfüllen. Sie sind die Vollstrecker der Maßre¬
geln der sogenannten Landesverwaltung, die Werkzeuge.des dänischen Regiments
gegen deutsches Wesen. Wohl suhlen das die wackeren preußischen Soldaten.
„Im vorigen Frühling da konnten wir die dänischen Rothröcke nach Herzenslust
ans Schleswig heraufbauen nud das thaten wir, jetzt müssen wir hier die däni¬
schen Gensdarmen spielen und die Leute nach dem Willen der verd...... Landes¬
verwaltung in Flensburg plagen, das ist ein harter Befehl" klagte uns mißmuthig
ein Trupp braver Füsiliere vom 12 Regiment, echte Söhne der Altmark. „Wenn


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341563_279547/459>, abgerufen am 15.01.2025.