Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. IV. Band.Laune in Oestreich hervorrufen kann, daß er wenigstens dankbar sein muß, wenn Wir kennen ihn, diesen Fürsten. Seit der Zeit, wo ihn glatte Glacehandschuh Vieles Unrechte und Ungeschickte hat das Ministerium begangen; daß die Wenn es gegen seine Kinder dort draußen, gegen die Rothmäntel, Slovaken, Laune in Oestreich hervorrufen kann, daß er wenigstens dankbar sein muß, wenn Wir kennen ihn, diesen Fürsten. Seit der Zeit, wo ihn glatte Glacehandschuh Vieles Unrechte und Ungeschickte hat das Ministerium begangen; daß die Wenn es gegen seine Kinder dort draußen, gegen die Rothmäntel, Slovaken, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0453" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/280001"/> <p xml:id="ID_1598" prev="#ID_1597"> Laune in Oestreich hervorrufen kann, daß er wenigstens dankbar sein muß, wenn<lb/> sie ihm irgendwo entgegenkommt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1599"> Wir kennen ihn, diesen Fürsten. Seit der Zeit, wo ihn glatte Glacehandschuh<lb/> glücklich machten, über seine ruhmvolle Thätigkeit als Gesandter, bis zu seinem<lb/> Zusammenwirken mit dem armen Stadion, über die Auflösung des Reichstags und<lb/> das russische Bündniß bis zu seinem letzten Protest gegen die Union. Immer<lb/> derselbe schwache, rathlose, intriguante Sclave des Zufalls und der Verhältnisse,<lb/> zu engherzig für eine große Politik, zu kurzsichtig für eine schlaue, störrisch und<lb/> hartnäckig nur in seinen Vorurtheilen, versteht er, wie die übrigen unglücklichen<lb/> Sohne der alte» Diplvmatenschnle Oestreichs nur aus einer Verlegenheit in die<lb/> andere zu gerathen, und dnrch ein rücksichtsloses Ergreifen des ersten besten Net-<lb/> tungsmittels die alten Gefahren mit neuen zu vertauschen. Nur schlau in Kleinig¬<lb/> keiten, ist er plump in großen Dingen; wo das Cvuspiriren im Salon, das Ein¬<lb/> wirken durch Unterröcke und Connexionen aufhören muß, wird er rathlos. So<lb/> ist er in der That nur das Aushängeschild des Ministeriums, und so lauge Sta-<lb/> tions geschwächte Nerven die ungeheure Spannung aushielten, war noch ein<lb/> ehrlicher Wille, wen» auch ein beschränkter, in der leitenden Macht des Kaiserstaats<lb/> zu erkennen. Jetzt aber, wo die Schmerling, die Bach eine größere Schlauheit,<lb/> aber keine größere Kraft mit den fürstlichen Talenten verbunden haben, ist das<lb/> Auftreten des Kabinets so geworden, daß der Oestreichs von Selbstgefühl einen<lb/> tiefen Schmerz, der Deutsche seinen Widerwillen und ein noch schlimmeres Gefühl<lb/> zurückzuhalten keine Ursache hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_1600"> Vieles Unrechte und Ungeschickte hat das Ministerium begangen; daß die<lb/> Zukunft Oestreichs trotz den Siegen und Füsilladeu durch die Generale, trotz den<lb/> Constitutionen, den Jnstizrcfvrmc», den großen Anstrengungen Geld zu schaffen,<lb/> eine so trostlose, unheilschwangere wurde, das ist zum großen Theil Schuld dieses<lb/> Ministeriums, eine Schuld der perfide», kurzsichtige» Politik, welche Gesetze gibt,<lb/> um sie zu brechen, in der Noth streichelt, um im Siege zu kratzen, oft freilich<lb/> eine Schuld, welche sie nicht als besonnene zurechnungsfähige Männer begangen<lb/> haben, sondern als Schwächlinge, welche durch die Macht der Verhältnisse von<lb/> einem Unrecht zum andern fortgerissen wurden. Nichts aber, was das Ministe¬<lb/> rium bis jetzt gethan hat, war so ungeschickt und plump, als die letzte Zärtlich¬<lb/> keit, welche dasselbe für den alten Bund an den Tag gelegt hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_1601" next="#ID_1602"> Wenn es gegen seine Kinder dort draußen, gegen die Rothmäntel, Slovaken,<lb/> Urtheilen von einer Ansicht zur entgegengesetzten überspringt, ihnen irgend eine<lb/> Hoffnung macht, oder ein Verspreche» gibt, mit der stillen Absicht, das Wort<lb/> nicht in die That umzusetzen, so mag es zusehen, wie lange die gläubige Unwissen-<lb/> heit ihm vertraut; wenn es aber einem Volk gegenüber, welches mit Bewußtsein<lb/> handelt, dasselbe Manövre versucht, so verdient es dafür alles Andere eher, als</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0453]
Laune in Oestreich hervorrufen kann, daß er wenigstens dankbar sein muß, wenn
sie ihm irgendwo entgegenkommt.
Wir kennen ihn, diesen Fürsten. Seit der Zeit, wo ihn glatte Glacehandschuh
glücklich machten, über seine ruhmvolle Thätigkeit als Gesandter, bis zu seinem
Zusammenwirken mit dem armen Stadion, über die Auflösung des Reichstags und
das russische Bündniß bis zu seinem letzten Protest gegen die Union. Immer
derselbe schwache, rathlose, intriguante Sclave des Zufalls und der Verhältnisse,
zu engherzig für eine große Politik, zu kurzsichtig für eine schlaue, störrisch und
hartnäckig nur in seinen Vorurtheilen, versteht er, wie die übrigen unglücklichen
Sohne der alte» Diplvmatenschnle Oestreichs nur aus einer Verlegenheit in die
andere zu gerathen, und dnrch ein rücksichtsloses Ergreifen des ersten besten Net-
tungsmittels die alten Gefahren mit neuen zu vertauschen. Nur schlau in Kleinig¬
keiten, ist er plump in großen Dingen; wo das Cvuspiriren im Salon, das Ein¬
wirken durch Unterröcke und Connexionen aufhören muß, wird er rathlos. So
ist er in der That nur das Aushängeschild des Ministeriums, und so lauge Sta-
tions geschwächte Nerven die ungeheure Spannung aushielten, war noch ein
ehrlicher Wille, wen» auch ein beschränkter, in der leitenden Macht des Kaiserstaats
zu erkennen. Jetzt aber, wo die Schmerling, die Bach eine größere Schlauheit,
aber keine größere Kraft mit den fürstlichen Talenten verbunden haben, ist das
Auftreten des Kabinets so geworden, daß der Oestreichs von Selbstgefühl einen
tiefen Schmerz, der Deutsche seinen Widerwillen und ein noch schlimmeres Gefühl
zurückzuhalten keine Ursache hat.
Vieles Unrechte und Ungeschickte hat das Ministerium begangen; daß die
Zukunft Oestreichs trotz den Siegen und Füsilladeu durch die Generale, trotz den
Constitutionen, den Jnstizrcfvrmc», den großen Anstrengungen Geld zu schaffen,
eine so trostlose, unheilschwangere wurde, das ist zum großen Theil Schuld dieses
Ministeriums, eine Schuld der perfide», kurzsichtige» Politik, welche Gesetze gibt,
um sie zu brechen, in der Noth streichelt, um im Siege zu kratzen, oft freilich
eine Schuld, welche sie nicht als besonnene zurechnungsfähige Männer begangen
haben, sondern als Schwächlinge, welche durch die Macht der Verhältnisse von
einem Unrecht zum andern fortgerissen wurden. Nichts aber, was das Ministe¬
rium bis jetzt gethan hat, war so ungeschickt und plump, als die letzte Zärtlich¬
keit, welche dasselbe für den alten Bund an den Tag gelegt hat.
Wenn es gegen seine Kinder dort draußen, gegen die Rothmäntel, Slovaken,
Urtheilen von einer Ansicht zur entgegengesetzten überspringt, ihnen irgend eine
Hoffnung macht, oder ein Verspreche» gibt, mit der stillen Absicht, das Wort
nicht in die That umzusetzen, so mag es zusehen, wie lange die gläubige Unwissen-
heit ihm vertraut; wenn es aber einem Volk gegenüber, welches mit Bewußtsein
handelt, dasselbe Manövre versucht, so verdient es dafür alles Andere eher, als
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