Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. IV. Band.hohlen Hände und wäscht sich damit das Gesicht. Jetzt war alles verloren; Um 7 Uhr hatte ich eine Stube für ihn, wo das weiße Waschgefäß aus Die freundlichen Leser haben ans dieser Episode wenigstens einen magyaren- Der östreichische Adel und die Centralisation. Die königliche Gewalt wußte nach und nach in ganz Europa die Schranken Auch die Habsburger folgten diesem allgemeinen Zuge, jedoch nur mit halbem hohlen Hände und wäscht sich damit das Gesicht. Jetzt war alles verloren; Um 7 Uhr hatte ich eine Stube für ihn, wo das weiße Waschgefäß aus Die freundlichen Leser haben ans dieser Episode wenigstens einen magyaren- Der östreichische Adel und die Centralisation. Die königliche Gewalt wußte nach und nach in ganz Europa die Schranken Auch die Habsburger folgten diesem allgemeinen Zuge, jedoch nur mit halbem <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0311" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/279859"/> <p xml:id="ID_1111" prev="#ID_1110"> hohlen Hände und wäscht sich damit das Gesicht. Jetzt war alles verloren;<lb/> Mylord stand da wie vom Donner gerührt, seine Angen stierten ans den unglück¬<lb/> seligen Bauernburschen. Dann fielen sie wieder auf mich und dann wieder auf den<lb/> Bauer, der sich mit einem schmutzigen Lappen abtrocknete. Der Blick war ver¬<lb/> nichtend, mir war wohler, als ich den östreichischen Bagagewagen lenkte und die<lb/> Kugeln neben den Pferden niederschlugen, denn die lächerlichen Prätensionen des<lb/> Engländers und seiue albernen Bemerkungen hatten meine Geduld erschöpft. Ich<lb/> stürzte aus der Stube, um aufs Platzcommando zu gehn und mir Ruhe zu ver¬<lb/> schaffen, er aber packte seine Toilettengcgenstände zusammen, die er in Erwartung<lb/> des Lavoirs auf dem Tisch ausgebreitet hatte. Daß sich die Bauern herumdrängten<lb/> und die vielen unbekannten Sächelchen anglotzten, das war ihm anch nicht recht,<lb/> dergleichen Ungezogenheiten hätte er auch auf seinen Reisen noch nicht erlebt.<lb/> Mylord hatte wahrscheinlich die kleine Tour nach Italien gemacht nud hie und da<lb/> einen comfortablen Lehnstuhl entbehrt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1112"> Um 7 Uhr hatte ich eine Stube für ihn, wo das weiße Waschgefäß aus<lb/> Porzellan nicht fehlte. Um N Uhr führte ich ihn zu Kossuth, wo er sogleich ge¬<lb/> meldet und vorgelassen wurde. Er blieb zwei volle Stunden beim Gouverneur<lb/> und sprach mir mit viel Lobeserhebungen von ihm. Des andern Morgens reiste<lb/> er nach Constantinopel. Mylord hat daselbst wahrscheinlich nach Kräften für Un¬<lb/> garn gewirkt. Pulsky in London und Telcky in Paris haben gewiß auch das<lb/> ihrige gethan. Das Resultat ihrer Bestiebungen ist lntannt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1113"> Die freundlichen Leser haben ans dieser Episode wenigstens einen magyaren-<lb/> sreundlichen Lord und ein Debrecziner Hütel kennen gelernt.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Der östreichische Adel und die Centralisation.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_1114"> Die königliche Gewalt wußte nach und nach in ganz Europa die Schranken<lb/> umzustürzen, welche einst die Feudalaristokratie um sie gezogen. Mit den<lb/> Schranken der Gewalt sielen auch die Schranken der Prvvinzialselbstständigkeit<lb/> und wenn diese hie und da noch stehen blieben, so geschah es nur ans Ermüdung<lb/> der Gewalt, die nicht mehr vorwärts getrieben wurde, weil sie der erloschene<lb/> Widerstand der Stände nicht mehr reizte.,</p><lb/> <p xml:id="ID_1115" next="#ID_1116"> Auch die Habsburger folgten diesem allgemeinen Zuge, jedoch nur mit halbem<lb/> Erfolge. Es gelang ihnen zwar in der westlichen Hälfte der Monarchie ihren<lb/> Willen zur absoluten Geltung zu bringen und in Böhmen wie in Tyrol, in<lb/> Mähren wie in Steyermark ein und denselben Negierungsmechanismus einzu-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0311]
hohlen Hände und wäscht sich damit das Gesicht. Jetzt war alles verloren;
Mylord stand da wie vom Donner gerührt, seine Angen stierten ans den unglück¬
seligen Bauernburschen. Dann fielen sie wieder auf mich und dann wieder auf den
Bauer, der sich mit einem schmutzigen Lappen abtrocknete. Der Blick war ver¬
nichtend, mir war wohler, als ich den östreichischen Bagagewagen lenkte und die
Kugeln neben den Pferden niederschlugen, denn die lächerlichen Prätensionen des
Engländers und seiue albernen Bemerkungen hatten meine Geduld erschöpft. Ich
stürzte aus der Stube, um aufs Platzcommando zu gehn und mir Ruhe zu ver¬
schaffen, er aber packte seine Toilettengcgenstände zusammen, die er in Erwartung
des Lavoirs auf dem Tisch ausgebreitet hatte. Daß sich die Bauern herumdrängten
und die vielen unbekannten Sächelchen anglotzten, das war ihm anch nicht recht,
dergleichen Ungezogenheiten hätte er auch auf seinen Reisen noch nicht erlebt.
Mylord hatte wahrscheinlich die kleine Tour nach Italien gemacht nud hie und da
einen comfortablen Lehnstuhl entbehrt.
Um 7 Uhr hatte ich eine Stube für ihn, wo das weiße Waschgefäß aus
Porzellan nicht fehlte. Um N Uhr führte ich ihn zu Kossuth, wo er sogleich ge¬
meldet und vorgelassen wurde. Er blieb zwei volle Stunden beim Gouverneur
und sprach mir mit viel Lobeserhebungen von ihm. Des andern Morgens reiste
er nach Constantinopel. Mylord hat daselbst wahrscheinlich nach Kräften für Un¬
garn gewirkt. Pulsky in London und Telcky in Paris haben gewiß auch das
ihrige gethan. Das Resultat ihrer Bestiebungen ist lntannt.
Die freundlichen Leser haben ans dieser Episode wenigstens einen magyaren-
sreundlichen Lord und ein Debrecziner Hütel kennen gelernt.
Der östreichische Adel und die Centralisation.
Die königliche Gewalt wußte nach und nach in ganz Europa die Schranken
umzustürzen, welche einst die Feudalaristokratie um sie gezogen. Mit den
Schranken der Gewalt sielen auch die Schranken der Prvvinzialselbstständigkeit
und wenn diese hie und da noch stehen blieben, so geschah es nur ans Ermüdung
der Gewalt, die nicht mehr vorwärts getrieben wurde, weil sie der erloschene
Widerstand der Stände nicht mehr reizte.,
Auch die Habsburger folgten diesem allgemeinen Zuge, jedoch nur mit halbem
Erfolge. Es gelang ihnen zwar in der westlichen Hälfte der Monarchie ihren
Willen zur absoluten Geltung zu bringen und in Böhmen wie in Tyrol, in
Mähren wie in Steyermark ein und denselben Negierungsmechanismus einzu-
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |