Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. IV. Band.confessioneller Gleichstellung in allen bürgerlichen Rechten ihren Grund haben. Strafen in Oestreich. Der "Wanderer" enthält folgenden Brief der Frau v. Maderspach, den die "Ruskby, 18. September. Ich werde Ihren theilnehmenden Herzen die confessioneller Gleichstellung in allen bürgerlichen Rechten ihren Grund haben. Strafen in Oestreich. Der „Wanderer" enthält folgenden Brief der Frau v. Maderspach, den die „Ruskby, 18. September. Ich werde Ihren theilnehmenden Herzen die <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0112" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/279660"/> <p xml:id="ID_360" prev="#ID_359"> confessioneller Gleichstellung in allen bürgerlichen Rechten ihren Grund haben.<lb/> Die Sturmpctitiou des 15. Mai 1848 hat gleiche Ursache. Das Schwarzen-<lb/> berg'sche Cabinet entzog diese natürlichen Bundesgenossen der demokratischen Frak¬<lb/> tion in Oestreich; Kossuth aber geschah hiedurch kein Abbruch, da die ungarischen<lb/> Juden trotzdem aus Vaterlandsliebe bei ihm ausharrten. Der Segen des Rabbi<lb/> weihte ihn in den Augen der Orthodoxen ungeachtet der verzögerten Emanzipation.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Strafen in Oestreich.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_361"> Der „Wanderer" enthält folgenden Brief der Frau v. Maderspach, den die<lb/> Redaktion aus achtbarer Quelle zu haben versichert. Wir können nicht umhin,<lb/> denselben unverkürzt in unsere Spalten auszunehmen:</p><lb/> <p xml:id="ID_362" next="#ID_363"> „Ruskby, 18. September. Ich werde Ihren theilnehmenden Herzen die<lb/> Schicksale meines Hauses erzählen mit kalter Ruhe, denn mein Herz ist zu Stein<lb/> geworden. In unserer nächsten Nähe übergab sich eine Armee der Ungarn, 10,(100<lb/> Mann mit 40 Kanonen. Zwei Tage später rückten die kaiserlichen Truppen, eine<lb/> Abtheilung Lichtenstein Chevanxlegers mit einem Rittmeister .... aus .... ge¬<lb/> bürtig in Ruskby ein. Ich mag wohl durch mein großes beneidenswerthes häus-<lb/> liches Glück mir Feinde in Nnskby gemacht haben, die sich vorgenommen es zu<lb/> zertrümmern, denn keiner andern Schuld bin ich mir bewußt. Zwei Familien,<lb/> gemeine ungebildete Faunen, . . . . und .... vereinigten sich mit oben besagtem<lb/> Rittmeister das Gräßliche zu beginnen. Genug, ich wurde ans den Armen meines<lb/> Gatten, aus dem Kreise meiner Kinder, aus den heiligen Mauern meines ge¬<lb/> ehrten Hauses gerissen, ohne Klage, ohne Verhör, ohne Richter in einem Quarree<lb/> Militärs, in meinem eigenen Orte, Angesichts der Bevölkerung, die gewohnt<lb/> war mich zu ehren, nicht weil ich ihre Herrin, sondern mein Wandel es verdient,<lb/> mit Ruthen gepeitscht. — Sehen Sie, ich schreibe dieses Wort nieder ohne zu<lb/> sterben! Aber mein Mann gab sich den Tod. Aller Waffen beraubt erschoß er<lb/> sich mit einem Polier. Ein Schrei des Entsetzens erfüllte die Lust. Ich wurde<lb/> weiter nach Karansebes geschleppt. Das Volk wollte die Urheber dieser Gräuel<lb/> tödten, nur der Schutz des Militärs rettete ihr Leben. Mein älterer Sohn wurde<lb/> mit der Görgey'schen Armee gefangen und als Gemeiner nach Italien gesandt,<lb/> und so ist das Maaß meines Elendes voll. Können Sie sich einen Begriff meiner<lb/> Gemüthsstimmung machen? Sie kannten meines Gatten nicht. Ich sage Ihnen,<lb/> es gibt und wird nie einen edleren, erhabneren ^anbetungswürdigeren Charakter<lb/> geben als er war. Die Werke seines Geistes sind bekannt, er ist der Erfinder</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0112]
confessioneller Gleichstellung in allen bürgerlichen Rechten ihren Grund haben.
Die Sturmpctitiou des 15. Mai 1848 hat gleiche Ursache. Das Schwarzen-
berg'sche Cabinet entzog diese natürlichen Bundesgenossen der demokratischen Frak¬
tion in Oestreich; Kossuth aber geschah hiedurch kein Abbruch, da die ungarischen
Juden trotzdem aus Vaterlandsliebe bei ihm ausharrten. Der Segen des Rabbi
weihte ihn in den Augen der Orthodoxen ungeachtet der verzögerten Emanzipation.
Strafen in Oestreich.
Der „Wanderer" enthält folgenden Brief der Frau v. Maderspach, den die
Redaktion aus achtbarer Quelle zu haben versichert. Wir können nicht umhin,
denselben unverkürzt in unsere Spalten auszunehmen:
„Ruskby, 18. September. Ich werde Ihren theilnehmenden Herzen die
Schicksale meines Hauses erzählen mit kalter Ruhe, denn mein Herz ist zu Stein
geworden. In unserer nächsten Nähe übergab sich eine Armee der Ungarn, 10,(100
Mann mit 40 Kanonen. Zwei Tage später rückten die kaiserlichen Truppen, eine
Abtheilung Lichtenstein Chevanxlegers mit einem Rittmeister .... aus .... ge¬
bürtig in Ruskby ein. Ich mag wohl durch mein großes beneidenswerthes häus-
liches Glück mir Feinde in Nnskby gemacht haben, die sich vorgenommen es zu
zertrümmern, denn keiner andern Schuld bin ich mir bewußt. Zwei Familien,
gemeine ungebildete Faunen, . . . . und .... vereinigten sich mit oben besagtem
Rittmeister das Gräßliche zu beginnen. Genug, ich wurde ans den Armen meines
Gatten, aus dem Kreise meiner Kinder, aus den heiligen Mauern meines ge¬
ehrten Hauses gerissen, ohne Klage, ohne Verhör, ohne Richter in einem Quarree
Militärs, in meinem eigenen Orte, Angesichts der Bevölkerung, die gewohnt
war mich zu ehren, nicht weil ich ihre Herrin, sondern mein Wandel es verdient,
mit Ruthen gepeitscht. — Sehen Sie, ich schreibe dieses Wort nieder ohne zu
sterben! Aber mein Mann gab sich den Tod. Aller Waffen beraubt erschoß er
sich mit einem Polier. Ein Schrei des Entsetzens erfüllte die Lust. Ich wurde
weiter nach Karansebes geschleppt. Das Volk wollte die Urheber dieser Gräuel
tödten, nur der Schutz des Militärs rettete ihr Leben. Mein älterer Sohn wurde
mit der Görgey'schen Armee gefangen und als Gemeiner nach Italien gesandt,
und so ist das Maaß meines Elendes voll. Können Sie sich einen Begriff meiner
Gemüthsstimmung machen? Sie kannten meines Gatten nicht. Ich sage Ihnen,
es gibt und wird nie einen edleren, erhabneren ^anbetungswürdigeren Charakter
geben als er war. Die Werke seines Geistes sind bekannt, er ist der Erfinder
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |