Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. III. Band.geben. Um 9 Uhr begann die Illumination der Stadt, welche wider alles Erwarten Außerdem verdient auch noch hervorgehoben zu wcxdcn, daß die Dichterzimmer des Es gab hier eine gewisse Partei, welche, von verletzter Eitelkeit getrieben, das Die polnische Sprache an den Breslauer Schulen" Es ist auffallend, daß in einer Stadt wie Breslau, die doch in so vielfacher Beziehung geben. Um 9 Uhr begann die Illumination der Stadt, welche wider alles Erwarten Außerdem verdient auch noch hervorgehoben zu wcxdcn, daß die Dichterzimmer des Es gab hier eine gewisse Partei, welche, von verletzter Eitelkeit getrieben, das Die polnische Sprache an den Breslauer Schulen» Es ist auffallend, daß in einer Stadt wie Breslau, die doch in so vielfacher Beziehung <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0519" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/279545"/> <p xml:id="ID_1777" prev="#ID_1776"> geben. Um 9 Uhr begann die Illumination der Stadt, welche wider alles Erwarten<lb/> gut ausfiel. Das Großherzogliche Palais, das Rathhaus, das Jndustriecomptoir waren<lb/> geschmackvoll erleuchtet. Ganz einfach, aber schön war der Plan, woselbst Goethe's<lb/> Wohnhaus steht, umgeben von meist kleinen Häusern schlichter Bürger. Ein kleiner<lb/> Transparent an dem Hause eines Wagncrmcisters: „Den Mann von so viel Geist und<lb/> Kraft, ehrt heut' noch seine Nachbarschaft!" zeugt wirklich von der Intelligenz unseres<lb/> Handwerkerstandes. Der in der Mitte dieses Platzes befindliche Brunnen war mit<lb/> Brettern überdeckt, damit während der Festtage Goethe's Statue aus Gyps darauf<lb/> ruhen konnte, mit Topfblumcn schon decorirt. Nach dem Theater waren in dem Gar¬<lb/> ten der Armbrustschützcngcscllschaft Tableau aus Iphigenia, Götz. Faust und Egmont;<lb/> den Schluß derselbe» bildete die Enthüllung der Goethe-Büste, welcher ein Genius einen<lb/> Lorbeerkranz aufhalte und die Musen zeigten sich in verschiedenen Gruppen. Gewiß<lb/> auch ein schöner Beitrag zur Goethefeier, mit welcher der 28. August schloß. Am<lb/> Morgen des 2!>. war im Park zu Tiefnrtb durch Dillctanten die Aufführung des Jahr¬<lb/> marktes von Plundcrsweilern. Man muß dieser sehr gelungenen Ausführung volle An--<lb/> erkennung zollen; sie war ein getreues Bild aus jener Zeit, in welcher die deutsche<lb/> Poesie gerade in Weimar in ihrer herrlichsten Blüthe sich entfaltete. Am Abend dieses<lb/> Tages war im Theater unter der Leitung des Hvskapellmeistcrs »>. Liszt Concert.<lb/> Ich unterlasse hier alle genaue Beurtheilung, unsere Capelle bewährte ihren alten<lb/> Ruhm auss Glänzendste; so wie auch der Montag'sche Singverein seinem Dirigenten<lb/> große Ehre machte. Bei Allem bemerkte man nun auch Liszt's musikalische Allgewalt,<lb/> sonst hätte man nicht bei den wenigen Proben, welche stattfinden konnten, Mendel-<lb/> sohn's Meeresstille und Beethoven's !). Symphonie mit so ausgczeichner Präcision hören<lb/> können. Chor der Engel aus Faust, von Liszt, Finale ans dem l. Ti,l, des Faust.<lb/> von R. Schumann, fanden ebenfalls stürmischen Beifall. — Die ganze Feier wurde<lb/> mit einem solennen Fackelzug selbigen Abends geschlossen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1778"> Außerdem verdient auch noch hervorgehoben zu wcxdcn, daß die Dichterzimmer des<lb/> Grvßherzoglichcn Schlosses, so wie Göthe's und Schiller's Wohnung Jedem geöffnet<lb/> waren.</p><lb/> <p xml:id="ID_1779"> Es gab hier eine gewisse Partei, welche, von verletzter Eitelkeit getrieben, das<lb/> Festcomitv schon vor der Feier schonungslos angriff, weil es sich „ oktroyirt" habe.<lb/> Obgleich dies Wort und seine Bedeutung im Übeln Rufe steht, so muß man es doch<lb/> den Herren Dank wissen, daß sie die Sache aus eigenem Antriebe in die Hand nah¬<lb/> men; es herrscht in einem solchen frei zusammengetretenen, sogenannten „vctroyirten"<lb/> Comite eher Uebereinstimmung im Handeln. Hatte man erst in einer Versammlung<lb/> ein Comite gewählt, wie es jene in ihrer Eitelkeit verletzten Herren wollten, die Feier<lb/> wäre nicht so ein Ganzes geworden, man würde ihr in Vielem das Gepräge des<lb/> Stückwerks angesehn haben.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die polnische Sprache an den Breslauer Schulen»</head><lb/> <p xml:id="ID_1780" next="#ID_1781"> Es ist auffallend, daß in einer Stadt wie Breslau, die doch in so vielfacher Beziehung<lb/> su dem benachbarten Polen steht, und Hauptstadt einer Provinz ist, wo das polnische<lb/> leinene so bedeutend vertreten ist, bis jetzt noch so wenig für den Unterricht in der<lb/> Punschen Sprache gethan worden ist. Keinenfalls kann man die Ursache hiervon in<lb/> Abneigung gegen die Sprache oder gar gegen das Volk suchen, welches Jahr<lb/> qriW Breslau's häufigste Gäste bildet, und gewohnt ist, von hier aus den<lb/> > Mer Theil seiner Bedürfnisse zu entnehmen; es ist vielmehr hier die allgemeine<lb/> emnng, hie Erlernung dieser Sprache als etwas Ueberflüssiges zu betrachten, als ja</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0519]
geben. Um 9 Uhr begann die Illumination der Stadt, welche wider alles Erwarten
gut ausfiel. Das Großherzogliche Palais, das Rathhaus, das Jndustriecomptoir waren
geschmackvoll erleuchtet. Ganz einfach, aber schön war der Plan, woselbst Goethe's
Wohnhaus steht, umgeben von meist kleinen Häusern schlichter Bürger. Ein kleiner
Transparent an dem Hause eines Wagncrmcisters: „Den Mann von so viel Geist und
Kraft, ehrt heut' noch seine Nachbarschaft!" zeugt wirklich von der Intelligenz unseres
Handwerkerstandes. Der in der Mitte dieses Platzes befindliche Brunnen war mit
Brettern überdeckt, damit während der Festtage Goethe's Statue aus Gyps darauf
ruhen konnte, mit Topfblumcn schon decorirt. Nach dem Theater waren in dem Gar¬
ten der Armbrustschützcngcscllschaft Tableau aus Iphigenia, Götz. Faust und Egmont;
den Schluß derselbe» bildete die Enthüllung der Goethe-Büste, welcher ein Genius einen
Lorbeerkranz aufhalte und die Musen zeigten sich in verschiedenen Gruppen. Gewiß
auch ein schöner Beitrag zur Goethefeier, mit welcher der 28. August schloß. Am
Morgen des 2!>. war im Park zu Tiefnrtb durch Dillctanten die Aufführung des Jahr¬
marktes von Plundcrsweilern. Man muß dieser sehr gelungenen Ausführung volle An--
erkennung zollen; sie war ein getreues Bild aus jener Zeit, in welcher die deutsche
Poesie gerade in Weimar in ihrer herrlichsten Blüthe sich entfaltete. Am Abend dieses
Tages war im Theater unter der Leitung des Hvskapellmeistcrs »>. Liszt Concert.
Ich unterlasse hier alle genaue Beurtheilung, unsere Capelle bewährte ihren alten
Ruhm auss Glänzendste; so wie auch der Montag'sche Singverein seinem Dirigenten
große Ehre machte. Bei Allem bemerkte man nun auch Liszt's musikalische Allgewalt,
sonst hätte man nicht bei den wenigen Proben, welche stattfinden konnten, Mendel-
sohn's Meeresstille und Beethoven's !). Symphonie mit so ausgczeichner Präcision hören
können. Chor der Engel aus Faust, von Liszt, Finale ans dem l. Ti,l, des Faust.
von R. Schumann, fanden ebenfalls stürmischen Beifall. — Die ganze Feier wurde
mit einem solennen Fackelzug selbigen Abends geschlossen.
Außerdem verdient auch noch hervorgehoben zu wcxdcn, daß die Dichterzimmer des
Grvßherzoglichcn Schlosses, so wie Göthe's und Schiller's Wohnung Jedem geöffnet
waren.
Es gab hier eine gewisse Partei, welche, von verletzter Eitelkeit getrieben, das
Festcomitv schon vor der Feier schonungslos angriff, weil es sich „ oktroyirt" habe.
Obgleich dies Wort und seine Bedeutung im Übeln Rufe steht, so muß man es doch
den Herren Dank wissen, daß sie die Sache aus eigenem Antriebe in die Hand nah¬
men; es herrscht in einem solchen frei zusammengetretenen, sogenannten „vctroyirten"
Comite eher Uebereinstimmung im Handeln. Hatte man erst in einer Versammlung
ein Comite gewählt, wie es jene in ihrer Eitelkeit verletzten Herren wollten, die Feier
wäre nicht so ein Ganzes geworden, man würde ihr in Vielem das Gepräge des
Stückwerks angesehn haben.
Die polnische Sprache an den Breslauer Schulen»
Es ist auffallend, daß in einer Stadt wie Breslau, die doch in so vielfacher Beziehung
su dem benachbarten Polen steht, und Hauptstadt einer Provinz ist, wo das polnische
leinene so bedeutend vertreten ist, bis jetzt noch so wenig für den Unterricht in der
Punschen Sprache gethan worden ist. Keinenfalls kann man die Ursache hiervon in
Abneigung gegen die Sprache oder gar gegen das Volk suchen, welches Jahr
qriW Breslau's häufigste Gäste bildet, und gewohnt ist, von hier aus den
> Mer Theil seiner Bedürfnisse zu entnehmen; es ist vielmehr hier die allgemeine
emnng, hie Erlernung dieser Sprache als etwas Ueberflüssiges zu betrachten, als ja
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |