Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. III. Band.glaubt man eines jener räthselhaften Steingebilde vor sich zu haben, wie sie auf Sein Territorium ist ausschließlich die sutterreiche Haide, namentlich um Zu erwähnen sind hier noch dieHal-isze (syr. Hat-löse). Es sind dies Fischer, Alle vier, von uns hier geschilderten Menschenklassen sind rein magyari¬ Grenzboten. in. 1849.5
glaubt man eines jener räthselhaften Steingebilde vor sich zu haben, wie sie auf Sein Territorium ist ausschließlich die sutterreiche Haide, namentlich um Zu erwähnen sind hier noch dieHal-isze (syr. Hat-löse). Es sind dies Fischer, Alle vier, von uns hier geschilderten Menschenklassen sind rein magyari¬ Grenzboten. in. 1849.5
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glaubt man eines jener räthselhaften Steingebilde vor sich zu haben, wie sie auf
der Sandfläche vor Gizeh den Eingang in die große Wüste bezeichnen.
Sein Territorium ist ausschließlich die sutterreiche Haide, namentlich um
Grvßwardein und Debrezin. Dort ist er König und beherrscht mit seinen breit-
hörnigen Unterthanen ein Gebiet, dessen Flächenraum manches souveräne deutsche
Fürstentum dreimal an Ausdehnung übertrifft. > Einmal in der Woche erhält er
Proviant von seinem Herrn und zu diesem Zwecke findet sich der Guly-rs am Sonn¬
tag regelmäßig zur selben Stunde (er liest die Uhr am Himmel ab bei Tag und
Nacht) an ein und demselben Brunnen ein. — Bezeichnend für sein Aeußeres
ist der eiserne Kochkessel, den er immer am Gurt hängen hat. Darin kocht er
sein Fleisch, das er früher in kleine Stücke zertheilt, dann mit einer Brühe und
türkischem Pfeffer schmackhaft zubereitet. Dies ist das sogenannte Gulyusfleisch,
welches man in civilisirten Speisehäusern in und außer Ungarn zuweilen zu kosten
bekömmt, das aber nirgends so schmackhaft zubereitet wird, als im Kochkessel auf
der Haide.
Zu erwähnen sind hier noch dieHal-isze (syr. Hat-löse). Es sind dies Fischer,
welche längst der Theiß in einzelnen Uferhütten und ganzen Dörfern beisammen-
wohnen. Ein stämmiges, kräftiges Völklein, das ein wahres Amphibienleben
führt. Es müßte sonderbar zugehen, wenn nicht gerade ans diesen das Ponto-
niercorps der ungarischen Armee zusammengesetzt wurde, welches die von den Oest-
reichern anfangs so sehr verspotteten Faßbrücken nach und nach über die Theiß,
Gran, Donau und Waag schlug und den schweren kostspieligen Pontons der
Kaiserlichen überall den Rang ablief.
Alle vier, von uns hier geschilderten Menschenklassen sind rein magyari¬
scher Race. Ohne eben Proletarier zu sein, haben sie sämmtlich viel zu wenig
zu verlieren und viel zu viel angebornen kriegerischen Geist, um nicht mit Freu¬
den für das theure Ungarland in den Kampf zu gehn. Sie machen zusammen¬
genommen keinen unbedeutenden Theil des magyarischen Heeres aus, und mögen
sie auch uicht zu den liebenswürdigsten Eigenthümlichkeiten eines civilisirten
Landes gehören — in gewissen Perioden, wo das Faustrecht wieder von den
Burgen und Schlössern der hohen Herrn herab in Anerkennung gebracht wird,
kann die rohe Naturkraft solcher Menschen vieles und wünschenswerthes leisten. —
Grenzboten. in. 1849.5
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