Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. II. Band.taken trennte und der letztem in kurzer Zeit den Platz räumte, wurde dieser Club taken trennte und der letztem in kurzer Zeit den Platz räumte, wurde dieser Club <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0422" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/278932"/> <p xml:id="ID_1371" prev="#ID_1370" next="#ID_1372"> taken trennte und der letztem in kurzer Zeit den Platz räumte, wurde dieser Club<lb/> in einen demokratischen Verein auf nationaler Basis umgewandelt, während er<lb/> sich früher einen nationalen Verein auf demokratischen Grundlagen nannte. Damals<lb/> sah die slovimskit lin.i und mit ihr die Rechte des Reichstags die demokratische<lb/> Monarchie für einen festen und unwandelbaren Boden an, der durch die Siege<lb/> des Wiener Volkes ein für alle Mal gewonnen war und gar nicht mehr wanken<lb/> könne unter den erhitzten Kämpfen der parlamentarischen Gegner, die über diese<lb/> Grundlage mit einander einig, nur noch um ihre nationalen Palladien streiten.<lb/> Nach den Märzereignissen des Jahres 1849 gelangte aber dieser Verein zu der<lb/> Ueberzeugung, daß das lebendige Nationalgefühl nur eine Voraussetzung sei und erst<lb/> durch das demokratische Streben einen Gehalt bekomme, so wie das Herz für<lb/> einen bestimmten Gegenstand schlagen und sich mit demselben erfüllen muß. Hätte<lb/> die «Ivviuislvii ki^in mehr gereifte und zuverlässige Elemente gehabt, so würde ihr<lb/> diese neue Grundlage vielleicht Gelegenheit zu erfreulichem Wirken dargeboten<lb/> haben; so waren es aber größtentheils unreife Jungen, welche unter dem geän¬<lb/> derten Motto willkommenen Anlaß für neue Tollheiten fanden. Derselbe Verein,<lb/> der in den Tagen des Oktobers die Verbreitung revolutionärer Flugschriften unter<lb/> dem czechischen Landvolk und die möglichen Zuzüge ans denlschböhmischen Gegen¬<lb/> den noch weit energischer, als die Behörden selbst, zu verhindern suchte und für<lb/> diese loyale Haltung das offen ausgesprochene Lob des Ban Jellachich erntete, hielt<lb/> nnn die Hand über dasselbe Feuerbecken hin, in welchem sich die Anta und der<lb/> demokratische Centralverein von Wien die Finger verbrannt hatten und gab sich<lb/> Mühe, die Gotteslästerungen, die er früher über den „Weltgeist" der Wiener<lb/> ausgestoßen, in sehr barokker Weise zu sühnen. Er debütirte als demokratischer<lb/> Verein mit dem Entwurf einer Petition, worin nichts weniger verlangt wird, als:<lb/> Se. Majestät möge das Ministerium Schwarzenberg-Station entlassen, alle von<lb/> demselben erlassenen Gesetze annuliren, die vom Reichstag entworfene Charte oc-<lb/> troyiren und jene vom 4. März zurücknehmen. Da aber die Hitzköpfe der slo-<lb/> Viuislvii, Il>>ii den» doch später einsahen, daß sie auf diese Art viel zu auffallend mit<lb/> dem Strange der kaum zur Ruhe gebrachten Sturmglocke spielten, so veröffent¬<lb/> lichten sie endlich diese Petition in einer mildern Fassung, so daß sie beiläufig fol¬<lb/> genden Inhalt hatte: „Se. Majestät geruhe dem östreichischen Volke jene Grund¬<lb/> rechte zuzugestehen, welche der Reichstag schon zum Theil angenommen hat, und<lb/> zugleich dem Verfassungsentwurf seine Sanction zu ertheilen, wie er aus den Be¬<lb/> rathungen des ConstitutionsauSschusses hervorgegangen ist." Aber auch in dieser<lb/> Form beunruhigte sie den politischen Quietismus der „Gutgesinnten" und rief<lb/> eine Gegeuadrcsse hervor, für die noch immer unter dem Schutze des Belagerungs¬<lb/> zustandes Unterschriften gesammelt werden. „Schon in der Constitutionsurkunde<lb/> vom 25. April 1848," heißt es darin, „erblickten die besonnenen Patrioten die<lb/> Grundlage für das Gebäude der fortschreitenden Staatswohlfahrt. Aber durch</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0422]
taken trennte und der letztem in kurzer Zeit den Platz räumte, wurde dieser Club
in einen demokratischen Verein auf nationaler Basis umgewandelt, während er
sich früher einen nationalen Verein auf demokratischen Grundlagen nannte. Damals
sah die slovimskit lin.i und mit ihr die Rechte des Reichstags die demokratische
Monarchie für einen festen und unwandelbaren Boden an, der durch die Siege
des Wiener Volkes ein für alle Mal gewonnen war und gar nicht mehr wanken
könne unter den erhitzten Kämpfen der parlamentarischen Gegner, die über diese
Grundlage mit einander einig, nur noch um ihre nationalen Palladien streiten.
Nach den Märzereignissen des Jahres 1849 gelangte aber dieser Verein zu der
Ueberzeugung, daß das lebendige Nationalgefühl nur eine Voraussetzung sei und erst
durch das demokratische Streben einen Gehalt bekomme, so wie das Herz für
einen bestimmten Gegenstand schlagen und sich mit demselben erfüllen muß. Hätte
die «Ivviuislvii ki^in mehr gereifte und zuverlässige Elemente gehabt, so würde ihr
diese neue Grundlage vielleicht Gelegenheit zu erfreulichem Wirken dargeboten
haben; so waren es aber größtentheils unreife Jungen, welche unter dem geän¬
derten Motto willkommenen Anlaß für neue Tollheiten fanden. Derselbe Verein,
der in den Tagen des Oktobers die Verbreitung revolutionärer Flugschriften unter
dem czechischen Landvolk und die möglichen Zuzüge ans denlschböhmischen Gegen¬
den noch weit energischer, als die Behörden selbst, zu verhindern suchte und für
diese loyale Haltung das offen ausgesprochene Lob des Ban Jellachich erntete, hielt
nnn die Hand über dasselbe Feuerbecken hin, in welchem sich die Anta und der
demokratische Centralverein von Wien die Finger verbrannt hatten und gab sich
Mühe, die Gotteslästerungen, die er früher über den „Weltgeist" der Wiener
ausgestoßen, in sehr barokker Weise zu sühnen. Er debütirte als demokratischer
Verein mit dem Entwurf einer Petition, worin nichts weniger verlangt wird, als:
Se. Majestät möge das Ministerium Schwarzenberg-Station entlassen, alle von
demselben erlassenen Gesetze annuliren, die vom Reichstag entworfene Charte oc-
troyiren und jene vom 4. März zurücknehmen. Da aber die Hitzköpfe der slo-
Viuislvii, Il>>ii den» doch später einsahen, daß sie auf diese Art viel zu auffallend mit
dem Strange der kaum zur Ruhe gebrachten Sturmglocke spielten, so veröffent¬
lichten sie endlich diese Petition in einer mildern Fassung, so daß sie beiläufig fol¬
genden Inhalt hatte: „Se. Majestät geruhe dem östreichischen Volke jene Grund¬
rechte zuzugestehen, welche der Reichstag schon zum Theil angenommen hat, und
zugleich dem Verfassungsentwurf seine Sanction zu ertheilen, wie er aus den Be¬
rathungen des ConstitutionsauSschusses hervorgegangen ist." Aber auch in dieser
Form beunruhigte sie den politischen Quietismus der „Gutgesinnten" und rief
eine Gegeuadrcsse hervor, für die noch immer unter dem Schutze des Belagerungs¬
zustandes Unterschriften gesammelt werden. „Schon in der Constitutionsurkunde
vom 25. April 1848," heißt es darin, „erblickten die besonnenen Patrioten die
Grundlage für das Gebäude der fortschreitenden Staatswohlfahrt. Aber durch
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