musterhaften bureaukratisch - militärischen Uhrwerks, nach Stämmen und Provinzen zerfallen müßte, um in Deutschland aufzugehn?"
Gott bewahre Deutschland vor kleinen Krawatten. Begierig suchen die Schwarzenberg'schen in den auswärtigen Zeitungen nach telegraphischen Depeschen über Proletaricrtumnlte, rothe Kinderstreiche und improvisirte Barrikaden. Dar¬ über sprächen sie ihren Segen.
Was sie ernsthaft erschrecken würde, ist: -- entweder eine Revolution im großen Maßstabe, -- oder, noch mehr, die gesetzliche Agitation nach dem Beispiel der trefflichen Würtenberger.
Ein Wink mit dem Zaunpfahl. -- In Pesth herrscht vollständige Anar¬ chie, meldet die Wiener Zeitung. Natürlich, denn seit dem Abzüge der Kaiserli¬ chen ist dort die Herrschaft des Standrechts unterbrochen, und Kossuth hat ver¬ künden lassen, daß Niemand seiner Gesinnung wegen verfolgt werden solle. Das eben ist Anarchie. -- Als Windischgrätz vor drei Monaten merkte, daß er den wohlorganisirten Kräften der Magyaren Nichts anhaben konnte, warf er ihnen in feldmarscharrlicher Bannbulle den "Communismus" an den Kopf. Und indem die Wiener Zeitung heute die Heerschaaren Nicolai's anmeldet und alle Flügelthüren und Hinterpförtchen Oestreichs, die der Magyar nicht verrammelt hat, vor ihnen weit aufreißt, ruft sie laut aus: der Czar, der edle Czar kämpft in Ungarn uur gegen die allgemeine europäische Seuche, er kommt, die Menschheit vor der "Auf¬ lösung aller gesellschaftlichen Bande" zu retten. -- Hütet euch, zu glaube", dieser Kolophoniumblitz gelte blos dem aristokratischen Magyarcuvolk; auch dem demo¬ kratischen Deutschland gilt er. Die geleckten Gesandschaftsattachos und die außer¬ ordentlichen Hofemissäre, die hier im Interesse eines gewissen Königreichs gegen die deutsche Einheit wühlen, flüstern und säuseln es überall laut genug: Es han¬ delt sich in Deutschland um den Bestand der Familie, ^des Eigenthums, ja beim wahrhaftigen Gott, des Eigenthums. -- Ich hätte es nie geglaubt, daß Gagern und Consorten Communisten geworden sind, aber so ist es. Ich hab es von di¬ plomatischen Lippen, und diese trügen niemals, wenn sie aus der Schule schwatzen.
Nachschrift: So eben erzählt mir ein Mann aus der Grüuangergasse, -- wo Juden und Christen mit Staatspapieren spielen -- es sei "Befehl" nach Berlin ergangen, 40,000 Mann preußischer Truppen gegen Ungarn zu stellen. Wissen Sie etwas Näheres darüber?
Damit Sie nicht für Verleumdung halten, was ich Ihnen letzthin über die rechtlose Assentirungswirthschast in Oestreich schrieb, mache ich Sie auf ein Akten¬ stück aufmerksam, welches zuerst die "Deutsche Zeitung aus Böhmen" mittheilte. Dies ist ein Präsidiale Ur. is? -- oder ein RegicrungSerlaß an die Werb- bezirkskommandos und die Mitglieder der Asseutiruugskomission, des Inhalts:
musterhaften bureaukratisch - militärischen Uhrwerks, nach Stämmen und Provinzen zerfallen müßte, um in Deutschland aufzugehn?"
Gott bewahre Deutschland vor kleinen Krawatten. Begierig suchen die Schwarzenberg'schen in den auswärtigen Zeitungen nach telegraphischen Depeschen über Proletaricrtumnlte, rothe Kinderstreiche und improvisirte Barrikaden. Dar¬ über sprächen sie ihren Segen.
Was sie ernsthaft erschrecken würde, ist: — entweder eine Revolution im großen Maßstabe, — oder, noch mehr, die gesetzliche Agitation nach dem Beispiel der trefflichen Würtenberger.
Ein Wink mit dem Zaunpfahl. — In Pesth herrscht vollständige Anar¬ chie, meldet die Wiener Zeitung. Natürlich, denn seit dem Abzüge der Kaiserli¬ chen ist dort die Herrschaft des Standrechts unterbrochen, und Kossuth hat ver¬ künden lassen, daß Niemand seiner Gesinnung wegen verfolgt werden solle. Das eben ist Anarchie. — Als Windischgrätz vor drei Monaten merkte, daß er den wohlorganisirten Kräften der Magyaren Nichts anhaben konnte, warf er ihnen in feldmarscharrlicher Bannbulle den „Communismus" an den Kopf. Und indem die Wiener Zeitung heute die Heerschaaren Nicolai's anmeldet und alle Flügelthüren und Hinterpförtchen Oestreichs, die der Magyar nicht verrammelt hat, vor ihnen weit aufreißt, ruft sie laut aus: der Czar, der edle Czar kämpft in Ungarn uur gegen die allgemeine europäische Seuche, er kommt, die Menschheit vor der „Auf¬ lösung aller gesellschaftlichen Bande" zu retten. — Hütet euch, zu glaube«, dieser Kolophoniumblitz gelte blos dem aristokratischen Magyarcuvolk; auch dem demo¬ kratischen Deutschland gilt er. Die geleckten Gesandschaftsattachos und die außer¬ ordentlichen Hofemissäre, die hier im Interesse eines gewissen Königreichs gegen die deutsche Einheit wühlen, flüstern und säuseln es überall laut genug: Es han¬ delt sich in Deutschland um den Bestand der Familie, ^des Eigenthums, ja beim wahrhaftigen Gott, des Eigenthums. — Ich hätte es nie geglaubt, daß Gagern und Consorten Communisten geworden sind, aber so ist es. Ich hab es von di¬ plomatischen Lippen, und diese trügen niemals, wenn sie aus der Schule schwatzen.
Nachschrift: So eben erzählt mir ein Mann aus der Grüuangergasse, — wo Juden und Christen mit Staatspapieren spielen — es sei „Befehl" nach Berlin ergangen, 40,000 Mann preußischer Truppen gegen Ungarn zu stellen. Wissen Sie etwas Näheres darüber?
Damit Sie nicht für Verleumdung halten, was ich Ihnen letzthin über die rechtlose Assentirungswirthschast in Oestreich schrieb, mache ich Sie auf ein Akten¬ stück aufmerksam, welches zuerst die „Deutsche Zeitung aus Böhmen" mittheilte. Dies ist ein Präsidiale Ur. is? — oder ein RegicrungSerlaß an die Werb- bezirkskommandos und die Mitglieder der Asseutiruugskomission, des Inhalts:
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zerfallen müßte, um in Deutschland aufzugehn?"
Gott bewahre Deutschland vor kleinen Krawatten. Begierig suchen die
Schwarzenberg'schen in den auswärtigen Zeitungen nach telegraphischen Depeschen
über Proletaricrtumnlte, rothe Kinderstreiche und improvisirte Barrikaden. Dar¬
über sprächen sie ihren Segen.
Was sie ernsthaft erschrecken würde, ist: — entweder eine Revolution im
großen Maßstabe, — oder, noch mehr, die gesetzliche Agitation nach dem Beispiel
der trefflichen Würtenberger.
Ein Wink mit dem Zaunpfahl. — In Pesth herrscht vollständige Anar¬
chie, meldet die Wiener Zeitung. Natürlich, denn seit dem Abzüge der Kaiserli¬
chen ist dort die Herrschaft des Standrechts unterbrochen, und Kossuth hat ver¬
künden lassen, daß Niemand seiner Gesinnung wegen verfolgt werden solle. Das
eben ist Anarchie. — Als Windischgrätz vor drei Monaten merkte, daß er den
wohlorganisirten Kräften der Magyaren Nichts anhaben konnte, warf er ihnen in
feldmarscharrlicher Bannbulle den „Communismus" an den Kopf. Und indem die
Wiener Zeitung heute die Heerschaaren Nicolai's anmeldet und alle Flügelthüren
und Hinterpförtchen Oestreichs, die der Magyar nicht verrammelt hat, vor ihnen
weit aufreißt, ruft sie laut aus: der Czar, der edle Czar kämpft in Ungarn uur
gegen die allgemeine europäische Seuche, er kommt, die Menschheit vor der „Auf¬
lösung aller gesellschaftlichen Bande" zu retten. — Hütet euch, zu glaube«, dieser
Kolophoniumblitz gelte blos dem aristokratischen Magyarcuvolk; auch dem demo¬
kratischen Deutschland gilt er. Die geleckten Gesandschaftsattachos und die außer¬
ordentlichen Hofemissäre, die hier im Interesse eines gewissen Königreichs gegen
die deutsche Einheit wühlen, flüstern und säuseln es überall laut genug: Es han¬
delt sich in Deutschland um den Bestand der Familie, ^des Eigenthums, ja beim
wahrhaftigen Gott, des Eigenthums. — Ich hätte es nie geglaubt, daß Gagern
und Consorten Communisten geworden sind, aber so ist es. Ich hab es von di¬
plomatischen Lippen, und diese trügen niemals, wenn sie aus der Schule schwatzen.
Nachschrift: So eben erzählt mir ein Mann aus der Grüuangergasse,
— wo Juden und Christen mit Staatspapieren spielen — es sei „Befehl" nach
Berlin ergangen, 40,000 Mann preußischer Truppen gegen Ungarn zu stellen.
Wissen Sie etwas Näheres darüber?
Damit Sie nicht für Verleumdung halten, was ich Ihnen letzthin über die
rechtlose Assentirungswirthschast in Oestreich schrieb, mache ich Sie auf ein Akten¬
stück aufmerksam, welches zuerst die „Deutsche Zeitung aus Böhmen" mittheilte.
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Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341563_278509/254>, abgerufen am 24.01.2025.
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