Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. II. Band.die Behaglichkeit und würde wahrscheinlich die verlockende Seite der Oeffentlichkeit Fischhof hat viel Bildung im gewöhnlichen Sinne, -- besitzt viel Takt und Stadion. Das alte System hatte eine ganz eigene Art, seine Auserwählten Der Anfänger begann seine Laufbahn bei irgend einer höheren Behörde Das anch ist Stadion. Dabei aber hat er auch nicht den geringsten Anflug Stadion hatte aus Trieft, wo er Gouverneur war, den Ruf eines sogenann¬ Kein Land der östreichischen Monarchie hatte so sehr zu leiden unter dem die Behaglichkeit und würde wahrscheinlich die verlockende Seite der Oeffentlichkeit Fischhof hat viel Bildung im gewöhnlichen Sinne, — besitzt viel Takt und Stadion. Das alte System hatte eine ganz eigene Art, seine Auserwählten Der Anfänger begann seine Laufbahn bei irgend einer höheren Behörde Das anch ist Stadion. Dabei aber hat er auch nicht den geringsten Anflug Stadion hatte aus Trieft, wo er Gouverneur war, den Ruf eines sogenann¬ Kein Land der östreichischen Monarchie hatte so sehr zu leiden unter dem <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0226" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/278736"/> <p xml:id="ID_707" prev="#ID_706"> die Behaglichkeit und würde wahrscheinlich die verlockende Seite der Oeffentlichkeit<lb/> und des Rufes, vielleicht mit erleichterten Herzen mit der rurst lire «lap eines<lb/> Viciu- ok 'WilclivliM vertauschen.</p><lb/> <p xml:id="ID_708"> Fischhof hat viel Bildung im gewöhnlichen Sinne, — besitzt viel Takt und<lb/> den sogenannten Großen gegenüber eine keineswegs gemachte Nonchalance, worin<lb/> er sich besonders von der oft widerlichen Affektation und sich in die Brust werfen¬<lb/> den, gespielten Novlesse seiner Glaubensgenossen unterscheidet.</p><lb/> <p xml:id="ID_709"> Stadion. Das alte System hatte eine ganz eigene Art, seine Auserwählten<lb/> zu Ruf zu bringen.</p><lb/> <p xml:id="ID_710"> Der Anfänger begann seine Laufbahn bei irgend einer höheren Behörde<lb/> als Volontier, man nennt das überzählig, — bald darauf bekam er einen<lb/> höheren Posten bei einer untergeordneten Behörde, ebenfalls als unzähliger<lb/> unbesoldeter Beamte. Das ging leicht und schien unschuldig, Niemand konnte sich<lb/> dadurch gekränkt fühle», denn Niemand wurde dadurch materiell beeinträchtiget.<lb/> Daraus wurde der junge Herr Dillettant, Gubernial- oder Kameralrath, noch<lb/> immer ohne Gehalt, zugleich aber wurde sein Name in Cours gebracht, als<lb/> Kandidat für irgend einen leitenden Posten in der Provinz. Durch die lange<lb/> Stufenleiter seiner Dienstleistung, bei verschiedenen Verwal-<lb/> tungszmeigen, hatte er dazu die vollsten Ansprüche erlangt, — er hatte sich<lb/> Vielseitigkeit erworben, er verstand nichts gründlich, nichts von der Staatsökonomie,<lb/> nichts von Gesetzgebung, nichts von der politischen Administration, aber er wußte<lb/> von Allem Etwas, er war Encyclopädist.</p><lb/> <p xml:id="ID_711"> Das anch ist Stadion. Dabei aber hat er auch nicht den geringsten Anflug<lb/> von Geistesfrische und Genialität. Selbst auch nicht die Gabe besitzt er, seinem<lb/> Wissen eine scheinbar originelle Form zu geben. Er ist durchaus keine productive,<lb/> sondern lediglich nur eine executive Individualität, wiewohl er sich einbildet, das<lb/> Gegentheil zu sein.</p><lb/> <p xml:id="ID_712"> Stadion hatte aus Trieft, wo er Gouverneur war, den Ruf eines sogenann¬<lb/> ten erleuchteten Sldministrateurö mitgebracht. Galiz-im hat ihm selbst diesen, wie¬<lb/> wohl sehr werthlosen Nimbus abgestreift.</p><lb/> <p xml:id="ID_713" next="#ID_714"> Kein Land der östreichischen Monarchie hatte so sehr zu leiden unter dem<lb/> Drucke der Bureaukratie, als Galizien. Stations Aufgabe war es, die Schroff¬<lb/> heit, welche zwischen Bureaukratie, d. h. der Regierung und der gesammten In¬<lb/> telligenz dieses Landes bestand, zu mildern. Er mußte, wenn nicht mehr dem<lb/> alten Systeme wenigstens eine minder verletzende Form geben, worin die bei wei¬<lb/> tem größere Mehrzahl der gemeinen Menschheit nnr zu häufig das Wesen der<lb/> Sache erblickt. Er that es nicht. Er ging vielmehr in dem breit getretenen Ge¬<lb/> leise der metternichischen Politik weiter, — aber er vereitelte selbst die Vor¬<lb/> theile, welche man früher für das System gewann. Die Absichtlichkeit,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0226]
die Behaglichkeit und würde wahrscheinlich die verlockende Seite der Oeffentlichkeit
und des Rufes, vielleicht mit erleichterten Herzen mit der rurst lire «lap eines
Viciu- ok 'WilclivliM vertauschen.
Fischhof hat viel Bildung im gewöhnlichen Sinne, — besitzt viel Takt und
den sogenannten Großen gegenüber eine keineswegs gemachte Nonchalance, worin
er sich besonders von der oft widerlichen Affektation und sich in die Brust werfen¬
den, gespielten Novlesse seiner Glaubensgenossen unterscheidet.
Stadion. Das alte System hatte eine ganz eigene Art, seine Auserwählten
zu Ruf zu bringen.
Der Anfänger begann seine Laufbahn bei irgend einer höheren Behörde
als Volontier, man nennt das überzählig, — bald darauf bekam er einen
höheren Posten bei einer untergeordneten Behörde, ebenfalls als unzähliger
unbesoldeter Beamte. Das ging leicht und schien unschuldig, Niemand konnte sich
dadurch gekränkt fühle», denn Niemand wurde dadurch materiell beeinträchtiget.
Daraus wurde der junge Herr Dillettant, Gubernial- oder Kameralrath, noch
immer ohne Gehalt, zugleich aber wurde sein Name in Cours gebracht, als
Kandidat für irgend einen leitenden Posten in der Provinz. Durch die lange
Stufenleiter seiner Dienstleistung, bei verschiedenen Verwal-
tungszmeigen, hatte er dazu die vollsten Ansprüche erlangt, — er hatte sich
Vielseitigkeit erworben, er verstand nichts gründlich, nichts von der Staatsökonomie,
nichts von Gesetzgebung, nichts von der politischen Administration, aber er wußte
von Allem Etwas, er war Encyclopädist.
Das anch ist Stadion. Dabei aber hat er auch nicht den geringsten Anflug
von Geistesfrische und Genialität. Selbst auch nicht die Gabe besitzt er, seinem
Wissen eine scheinbar originelle Form zu geben. Er ist durchaus keine productive,
sondern lediglich nur eine executive Individualität, wiewohl er sich einbildet, das
Gegentheil zu sein.
Stadion hatte aus Trieft, wo er Gouverneur war, den Ruf eines sogenann¬
ten erleuchteten Sldministrateurö mitgebracht. Galiz-im hat ihm selbst diesen, wie¬
wohl sehr werthlosen Nimbus abgestreift.
Kein Land der östreichischen Monarchie hatte so sehr zu leiden unter dem
Drucke der Bureaukratie, als Galizien. Stations Aufgabe war es, die Schroff¬
heit, welche zwischen Bureaukratie, d. h. der Regierung und der gesammten In¬
telligenz dieses Landes bestand, zu mildern. Er mußte, wenn nicht mehr dem
alten Systeme wenigstens eine minder verletzende Form geben, worin die bei wei¬
tem größere Mehrzahl der gemeinen Menschheit nnr zu häufig das Wesen der
Sache erblickt. Er that es nicht. Er ging vielmehr in dem breit getretenen Ge¬
leise der metternichischen Politik weiter, — aber er vereitelte selbst die Vor¬
theile, welche man früher für das System gewann. Die Absichtlichkeit,
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