Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. II. Band.sten Inhalt, über den er sprechen mag, entgegentritt. Darum macht sein Vortrag Bmary's äußere Thätigkeit ist ziemlich bedeutend. Die Schwierigkeit, die sten Inhalt, über den er sprechen mag, entgegentritt. Darum macht sein Vortrag Bmary's äußere Thätigkeit ist ziemlich bedeutend. Die Schwierigkeit, die <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0186" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/278696"/> <p xml:id="ID_553" prev="#ID_552"> sten Inhalt, über den er sprechen mag, entgegentritt. Darum macht sein Vortrag<lb/> einen sehr unangenehmen Eindruck, namentlich bei den akademischen Vorlesungen,<lb/> in denen er sich mehr gehen laßt. Bei seinen Clubreden schien er sich in Bezug<lb/> auf das Aeußere etwas zusammenzunehmen und sprach weniger monoton, als ge¬<lb/> wöhnlich. Vergleicht man das Wesen Beuary's mit dem des Mathematiker Jacobi,<lb/> so tritt ein bedeutender Unterschied hervor. Jacobi ist bei aller Geringschätzung,<lb/> die er haben mag, immer höflich, freundlich und wohlwollend; Bmary rücksichtslos<lb/> und gleichgiltig gegen Fremde. Jacobi wird nie einen Anwesenden angreifen oder<lb/> lächerlich machen, vielmehr windet er sich, selbst angegriffen, mit der glattesten<lb/> Geschmeidigkeit durch; Bmary sucht absichtlich Gelegenheiten, bald diesen, bald<lb/> jenen vor aller Welt auf die wohlfeilste Manier zu verhöhnen und dem Gelächter<lb/> preiszugeben. Daher trauen viele Jacobi nicht, wenige hassen ihn; über Bmary<lb/> ist Niemand im Zweifel, den Meisten aber, die ihn kennen, ist er ein Dorn im<lb/> Auge. Dieser Grundzug bewährt sich auch in der politischen Richtung, die beide<lb/> eingeschlagen haben. Mau weiß nicht recht, welcher Partei Jacobi zuzuzählen ist;<lb/> von Bmary wissen es Alle, daß er der radikalen Partei angehört. Bei Wenigen<lb/> ist Bmary beliebt, am wenigsten bei deu Lehrern der Berliner Gymnasien. Sein<lb/> Erscheinen in einer Versammlung von Lehrern der Provinz Brandenburg im Herbst<lb/> vorigen Jahres erregte einen wahren Sturm. Schon als er in den Saal trat,<lb/> begann ein leises Geflüster. Als er darauf mit seinem unangenehmen Organ, ohne<lb/> sich von seinem Sitz zu erheben, die Rede eines Andern unterbrach, wurde er durch<lb/> Trommeln zum Schweigen gebracht. Derselbe Auftritt wiederholte sich mehrmals<lb/> mit gesteigerter Heftigkeit vou beiden Seiten, bis zuletzt Beuary erklärte: er sei<lb/> an diesen Ton gewöhnt und pflege sich durch ihn nicht einschüchtern zu lassen. >—<lb/> Solche Scenen trugen sich zu in einer Versammlung der Gymnasiallehrer der Pro¬<lb/> vinz Brandenburg.</p><lb/> <p xml:id="ID_554" next="#ID_555"> Bmary's äußere Thätigkeit ist ziemlich bedeutend. Die Schwierigkeit, die<lb/> darin liegt, die Gymnasialstelluug mit der akademischen Wirksamkeit zu verbinden,<lb/> löst er nicht ohne Glück. Wenn er außerdem nicht allein Zeit gewinnt, sich durch<lb/> wissenschaftliche Werke, wie die römische Lautlehre, bekannt zumachen, sondern auch<lb/> sich so lebhaft an dem öffentlichen Leben zu betheiligen, wie er es namentlich im<lb/> letzten Jahre gethan hat, so kann man annehmen, daß er bei größerer Beschrän¬<lb/> kung sehr Bedeutendes geleistet haben würde. Man muß dies mit in Rechnung<lb/> bringen, wenn man den Werth, den er als Universitätsdvcent hat, richtig schätzen<lb/> will. Er tritt jedenfalls in den Hintergrund gegen Männer, wie Böckh, Lachmann,<lb/> Bopp. Dennoch aber gehört er zu den Philologen, die man nicht nur mit Ver¬<lb/> gnügen, sondern auch mit Nutzen hört. Durch eine eigene Combination von Kennt¬<lb/> nissen nimmt er sogar eine eigenthümliche Stellung ein. Er gehört nämlich erstens<lb/> zu denen, die das Sanskrit und die verwandten Sprachen auf das Griechische und<lb/> Lateinische angewandt haben. Bopp macht diese Anwendung nicht in der Aus-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0186]
sten Inhalt, über den er sprechen mag, entgegentritt. Darum macht sein Vortrag
einen sehr unangenehmen Eindruck, namentlich bei den akademischen Vorlesungen,
in denen er sich mehr gehen laßt. Bei seinen Clubreden schien er sich in Bezug
auf das Aeußere etwas zusammenzunehmen und sprach weniger monoton, als ge¬
wöhnlich. Vergleicht man das Wesen Beuary's mit dem des Mathematiker Jacobi,
so tritt ein bedeutender Unterschied hervor. Jacobi ist bei aller Geringschätzung,
die er haben mag, immer höflich, freundlich und wohlwollend; Bmary rücksichtslos
und gleichgiltig gegen Fremde. Jacobi wird nie einen Anwesenden angreifen oder
lächerlich machen, vielmehr windet er sich, selbst angegriffen, mit der glattesten
Geschmeidigkeit durch; Bmary sucht absichtlich Gelegenheiten, bald diesen, bald
jenen vor aller Welt auf die wohlfeilste Manier zu verhöhnen und dem Gelächter
preiszugeben. Daher trauen viele Jacobi nicht, wenige hassen ihn; über Bmary
ist Niemand im Zweifel, den Meisten aber, die ihn kennen, ist er ein Dorn im
Auge. Dieser Grundzug bewährt sich auch in der politischen Richtung, die beide
eingeschlagen haben. Mau weiß nicht recht, welcher Partei Jacobi zuzuzählen ist;
von Bmary wissen es Alle, daß er der radikalen Partei angehört. Bei Wenigen
ist Bmary beliebt, am wenigsten bei deu Lehrern der Berliner Gymnasien. Sein
Erscheinen in einer Versammlung von Lehrern der Provinz Brandenburg im Herbst
vorigen Jahres erregte einen wahren Sturm. Schon als er in den Saal trat,
begann ein leises Geflüster. Als er darauf mit seinem unangenehmen Organ, ohne
sich von seinem Sitz zu erheben, die Rede eines Andern unterbrach, wurde er durch
Trommeln zum Schweigen gebracht. Derselbe Auftritt wiederholte sich mehrmals
mit gesteigerter Heftigkeit vou beiden Seiten, bis zuletzt Beuary erklärte: er sei
an diesen Ton gewöhnt und pflege sich durch ihn nicht einschüchtern zu lassen. >—
Solche Scenen trugen sich zu in einer Versammlung der Gymnasiallehrer der Pro¬
vinz Brandenburg.
Bmary's äußere Thätigkeit ist ziemlich bedeutend. Die Schwierigkeit, die
darin liegt, die Gymnasialstelluug mit der akademischen Wirksamkeit zu verbinden,
löst er nicht ohne Glück. Wenn er außerdem nicht allein Zeit gewinnt, sich durch
wissenschaftliche Werke, wie die römische Lautlehre, bekannt zumachen, sondern auch
sich so lebhaft an dem öffentlichen Leben zu betheiligen, wie er es namentlich im
letzten Jahre gethan hat, so kann man annehmen, daß er bei größerer Beschrän¬
kung sehr Bedeutendes geleistet haben würde. Man muß dies mit in Rechnung
bringen, wenn man den Werth, den er als Universitätsdvcent hat, richtig schätzen
will. Er tritt jedenfalls in den Hintergrund gegen Männer, wie Böckh, Lachmann,
Bopp. Dennoch aber gehört er zu den Philologen, die man nicht nur mit Ver¬
gnügen, sondern auch mit Nutzen hört. Durch eine eigene Combination von Kennt¬
nissen nimmt er sogar eine eigenthümliche Stellung ein. Er gehört nämlich erstens
zu denen, die das Sanskrit und die verwandten Sprachen auf das Griechische und
Lateinische angewandt haben. Bopp macht diese Anwendung nicht in der Aus-
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