Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. I. Band.Es kann hier versichert werden, daß der Baums diese exceptionelle Lage, in Nach der Einnahme Wiens eilte Jellachich, den peinlichen Eindruck, welchen v. U>. (Erklärung. Jedem, der die gegenwärtige Wiener Jynrnalistik kennt, dürften die maß- Ich habe bisher zu allen diesen Jncriminationeu geschwiegen, ich habe sie Durch die traurigen Ereignisse des ki. März, die mich nöthigten, mein un¬ Es kann hier versichert werden, daß der Baums diese exceptionelle Lage, in Nach der Einnahme Wiens eilte Jellachich, den peinlichen Eindruck, welchen v. U>. (Erklärung. Jedem, der die gegenwärtige Wiener Jynrnalistik kennt, dürften die maß- Ich habe bisher zu allen diesen Jncriminationeu geschwiegen, ich habe sie Durch die traurigen Ereignisse des ki. März, die mich nöthigten, mein un¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0487" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/278475"/> <p xml:id="ID_2717"> Es kann hier versichert werden, daß der Baums diese exceptionelle Lage, in<lb/> welche er gekommen war, stets als ein Unheil beklagt hat, und daß er die dop¬<lb/> pelte Verpflichtung fühlte, Milde und Erbarmung walten zu lassen. Sein einziger<lb/> Wille war und ist ein einiges Oestreich, was kümmert sich der Kroatenhänpt-<lb/> ling um Deutschland. Aber Deutschlands Feind war er nie in seinen Reden und<lb/> Manifesten; er ist nur der Feind aller Widersacher des einigen Oestreichs, und<lb/> ward erst gegenüber dem Ausdruck des modernen Deutschlands (20. Oct.), durch<lb/> seinen Brief an die glov-ruft» una nach Prag (22. Oct.) wegen seiner Sympathien<lb/> mit dem Slaventhum zum Gegner deutscher Einheit mit Unrecht gestempelt. — Es<lb/> lag vor dem Aufstand in Wien keineswegs im Plan des Baums, nach Wien zu<lb/> dringen und keine vorhergehenden Verbindungen fanden mit Windischgrätz statt, diese<lb/> Männer standen sich mehr als fern; Jellachich rückte auf Wien los, als östreichischer<lb/> General, der durch die Nachrichten von der Ermordung des Kriegsministers und<lb/> der Flucht deS Kaisers, wenn er nicht ein Verräther war, dazu gezwungen wurde.</p><lb/> <p xml:id="ID_2718"> Nach der Einnahme Wiens eilte Jellachich, den peinlichen Eindruck, welchen<lb/> ihm die Situation der Stadt machte, dnrch Kampf gegen die Ungarn loszuwer¬<lb/> den. Seine Thätigkeit im ungarischen Feldzug und sein Portrait folgen.</p><lb/> <note type="byline"> v. U>.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> (Erklärung.</head><lb/> <p xml:id="ID_2719"> Jedem, der die gegenwärtige Wiener Jynrnalistik kennt, dürften die maß-<lb/> uud grundlosen Angriffe, die Beschimpfungen, die dnrch keinen einzigen Be¬<lb/> weis erhärteten Beschuldigungen, welche von vielen Blättern derselben tagtäglich<lb/> gegen mich geschleudert wurden, in frischer Erinnerung sein.</p><lb/> <p xml:id="ID_2720"> Ich habe bisher zu allen diesen Jncriminationeu geschwiegen, ich habe sie<lb/> mit jener stillen Verachtung behandelt, die des ehrlichen Mannes beste Waffe ist,<lb/> frechen Lügen, entstellten Thatsachen gegenüber. Ich hielt eS unter meiner Würde,<lb/> gegen gemeine, in den pöbelhaftesten Ausdrücken vorgebrachte Schmähungen eine<lb/> Polemik zu eröffnen, wenn auch diese vom Belagerungszustände, der wohl den<lb/> Reichstag und die einzelnen Mitglieder desselben unausgesetzt beschimpfen ließ, ge¬<lb/> stattet worden wäre.</p><lb/> <p xml:id="ID_2721" next="#ID_2722"> Durch die traurigen Ereignisse des ki. März, die mich nöthigten, mein un¬<lb/> glückliches Vaterland zu verlassen, hat sich meine Stellung geändert, jetzt halte<lb/> ich es für meine Pflicht, mich über die Ursachen meiner Entfernung zu erklären.<lb/> Am Morgen des für Oestreich so verhängnißvollen 6. März wurde ich durch einen<lb/> Freund von der Auflösung des Reichstags benachrichtigt und unter Hinweisung<lb/> auf das vor meiner Wohnung aufgestellte Militär zur schnellen Flucht gedrängt.<lb/> Später kamen mehrere Freu nde, die mit Eifer dasselbe forderten, da man bereits</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0487]
Es kann hier versichert werden, daß der Baums diese exceptionelle Lage, in
welche er gekommen war, stets als ein Unheil beklagt hat, und daß er die dop¬
pelte Verpflichtung fühlte, Milde und Erbarmung walten zu lassen. Sein einziger
Wille war und ist ein einiges Oestreich, was kümmert sich der Kroatenhänpt-
ling um Deutschland. Aber Deutschlands Feind war er nie in seinen Reden und
Manifesten; er ist nur der Feind aller Widersacher des einigen Oestreichs, und
ward erst gegenüber dem Ausdruck des modernen Deutschlands (20. Oct.), durch
seinen Brief an die glov-ruft» una nach Prag (22. Oct.) wegen seiner Sympathien
mit dem Slaventhum zum Gegner deutscher Einheit mit Unrecht gestempelt. — Es
lag vor dem Aufstand in Wien keineswegs im Plan des Baums, nach Wien zu
dringen und keine vorhergehenden Verbindungen fanden mit Windischgrätz statt, diese
Männer standen sich mehr als fern; Jellachich rückte auf Wien los, als östreichischer
General, der durch die Nachrichten von der Ermordung des Kriegsministers und
der Flucht deS Kaisers, wenn er nicht ein Verräther war, dazu gezwungen wurde.
Nach der Einnahme Wiens eilte Jellachich, den peinlichen Eindruck, welchen
ihm die Situation der Stadt machte, dnrch Kampf gegen die Ungarn loszuwer¬
den. Seine Thätigkeit im ungarischen Feldzug und sein Portrait folgen.
v. U>.
(Erklärung.
Jedem, der die gegenwärtige Wiener Jynrnalistik kennt, dürften die maß-
uud grundlosen Angriffe, die Beschimpfungen, die dnrch keinen einzigen Be¬
weis erhärteten Beschuldigungen, welche von vielen Blättern derselben tagtäglich
gegen mich geschleudert wurden, in frischer Erinnerung sein.
Ich habe bisher zu allen diesen Jncriminationeu geschwiegen, ich habe sie
mit jener stillen Verachtung behandelt, die des ehrlichen Mannes beste Waffe ist,
frechen Lügen, entstellten Thatsachen gegenüber. Ich hielt eS unter meiner Würde,
gegen gemeine, in den pöbelhaftesten Ausdrücken vorgebrachte Schmähungen eine
Polemik zu eröffnen, wenn auch diese vom Belagerungszustände, der wohl den
Reichstag und die einzelnen Mitglieder desselben unausgesetzt beschimpfen ließ, ge¬
stattet worden wäre.
Durch die traurigen Ereignisse des ki. März, die mich nöthigten, mein un¬
glückliches Vaterland zu verlassen, hat sich meine Stellung geändert, jetzt halte
ich es für meine Pflicht, mich über die Ursachen meiner Entfernung zu erklären.
Am Morgen des für Oestreich so verhängnißvollen 6. März wurde ich durch einen
Freund von der Auflösung des Reichstags benachrichtigt und unter Hinweisung
auf das vor meiner Wohnung aufgestellte Militär zur schnellen Flucht gedrängt.
Später kamen mehrere Freu nde, die mit Eifer dasselbe forderten, da man bereits
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |