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Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. I. Band.

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Erzherzog Johann gab dem Benus die Versicherung, daß ihm dieser königliche
Erlaß ebenso fremd gewesen sei, als ersterem.

Ueber diesem Ereignis; wird wohl ein sterrs Dunkel schweben: wo die Lüge
anfängt und die Wahrheit aufhört, in wie weit man in Jnspruck eine Komödie
mit dem Baums spielte, und ob die Thränenbäche des Esterhazy falsch gewesen
sind. So viel ist gewiß, daß in Wien eher, als in Pesth, ohne daß man die
Gegenzeichnung des ungarischen Ministeriums abgewartet hatte, dieser königlich
ungarische Befehl in den Zeitungen erschien, und daß theilweise von Wien, teil¬
weise von Pesth an alle Postämter Kroatiens und Slavoniens dieser Erlaß der
Absetzung schnell befördert wurde. Man hat später einem Gerücht nicht wider¬
sprochen, welches erzählte, daß dieser Befehl vom Kaiser (als König von Ungarn)
durch eine Pesther Deputation halb erzwungen gewesen sei; später, nach der
so glänzenden Rechtfertigung des Benus wurde der abgereisten Deputation so¬
gleich ein Courier nachgesendet, um die Aufhebung des Befehls zu verkünden,
doch die ungarische Deputation soll mit unglaublicher Eile gereist sein, der kaiser¬
liche Courier hat dieselbe nickt eingeholt.

Der Baums stand nun allein, er war jetzt ganz Kroäk, in seiner männlichen
Brust, durchbebt von nationalen Gefühlen, stand der Entschluß fest, "lieber als
Rebell zu sterben, als seine Nation in diesen Zeiten zu verlassen."
Die kroatische und slavonische Bevölkerung hielt fest an ihm, und hätte dem Kroa¬
ten Jellachich auch keinen andern Weg übrig gelassen. Hätten nicht Ereig¬
nisse in der Folge der Politik Oestreich eine andere Wendung gegeben, Jellachich
hätte auch ohne diese, uuter eigner Firma so gehandelt, wie er gehandelt, wenn
auch dernngarischeKönig, wie er selbst äußerte, ihm mehr als 17 Hand¬
billets zugesendet hätte; immer mehr trat sein Wille hervor, für sein
Vaterland und für die Majestät des Kaisers und ein freies einiges Oestreich die
Waffen zu ergreifen. -- Wir haben jetzt und später nie Ursache gehabt, den
Baums in einen Bund mit einer geheime" Slavenverbindung verwickelt zu glau¬
ben, alle diese Verleumdungen sind grundlos, sein Wille war ein einiger Staat,
fern lag ihm, einem Phantom des Panslavismus zu huldigen, er überzog den
König von Ungarn mit Krieg, indem er den Kaiser von Oestreich ehrte. Obgleich
sich die Ranzen in Ungarn von Neuem unter ihrem Metropoliten Rajachich erho¬
ben und Titel und Weißkirchen besetzt hatten, schritt der Baums noch nicht zu di¬
rekten Feindseligkeiten, sondern erwartete die gütliche Beilegung der Angelegenhei¬
ten auf der besprochenen Zusammenkunft in Wien. Die Reise nach der östreichi¬
schen Hauptstadt glich durch die deutschen Provinzen einem Triumphzuge, man
empfing Jellachich mit Jubel, als den Mann, der das konstitutionelle Oestreich
vereinigen werde. Selbst in Wien wurden ihm Abendserenaden, große Fackelzüge,
donnernde Vivats und schöne Reden gebracht, die Sympathien mit Ungarn wa¬
ren noch geschlossen in der verhängnißvollen Büchse der Pandora, über Deutsch-


Erzherzog Johann gab dem Benus die Versicherung, daß ihm dieser königliche
Erlaß ebenso fremd gewesen sei, als ersterem.

Ueber diesem Ereignis; wird wohl ein sterrs Dunkel schweben: wo die Lüge
anfängt und die Wahrheit aufhört, in wie weit man in Jnspruck eine Komödie
mit dem Baums spielte, und ob die Thränenbäche des Esterhazy falsch gewesen
sind. So viel ist gewiß, daß in Wien eher, als in Pesth, ohne daß man die
Gegenzeichnung des ungarischen Ministeriums abgewartet hatte, dieser königlich
ungarische Befehl in den Zeitungen erschien, und daß theilweise von Wien, teil¬
weise von Pesth an alle Postämter Kroatiens und Slavoniens dieser Erlaß der
Absetzung schnell befördert wurde. Man hat später einem Gerücht nicht wider¬
sprochen, welches erzählte, daß dieser Befehl vom Kaiser (als König von Ungarn)
durch eine Pesther Deputation halb erzwungen gewesen sei; später, nach der
so glänzenden Rechtfertigung des Benus wurde der abgereisten Deputation so¬
gleich ein Courier nachgesendet, um die Aufhebung des Befehls zu verkünden,
doch die ungarische Deputation soll mit unglaublicher Eile gereist sein, der kaiser¬
liche Courier hat dieselbe nickt eingeholt.

Der Baums stand nun allein, er war jetzt ganz Kroäk, in seiner männlichen
Brust, durchbebt von nationalen Gefühlen, stand der Entschluß fest, „lieber als
Rebell zu sterben, als seine Nation in diesen Zeiten zu verlassen."
Die kroatische und slavonische Bevölkerung hielt fest an ihm, und hätte dem Kroa¬
ten Jellachich auch keinen andern Weg übrig gelassen. Hätten nicht Ereig¬
nisse in der Folge der Politik Oestreich eine andere Wendung gegeben, Jellachich
hätte auch ohne diese, uuter eigner Firma so gehandelt, wie er gehandelt, wenn
auch dernngarischeKönig, wie er selbst äußerte, ihm mehr als 17 Hand¬
billets zugesendet hätte; immer mehr trat sein Wille hervor, für sein
Vaterland und für die Majestät des Kaisers und ein freies einiges Oestreich die
Waffen zu ergreifen. — Wir haben jetzt und später nie Ursache gehabt, den
Baums in einen Bund mit einer geheime» Slavenverbindung verwickelt zu glau¬
ben, alle diese Verleumdungen sind grundlos, sein Wille war ein einiger Staat,
fern lag ihm, einem Phantom des Panslavismus zu huldigen, er überzog den
König von Ungarn mit Krieg, indem er den Kaiser von Oestreich ehrte. Obgleich
sich die Ranzen in Ungarn von Neuem unter ihrem Metropoliten Rajachich erho¬
ben und Titel und Weißkirchen besetzt hatten, schritt der Baums noch nicht zu di¬
rekten Feindseligkeiten, sondern erwartete die gütliche Beilegung der Angelegenhei¬
ten auf der besprochenen Zusammenkunft in Wien. Die Reise nach der östreichi¬
schen Hauptstadt glich durch die deutschen Provinzen einem Triumphzuge, man
empfing Jellachich mit Jubel, als den Mann, der das konstitutionelle Oestreich
vereinigen werde. Selbst in Wien wurden ihm Abendserenaden, große Fackelzüge,
donnernde Vivats und schöne Reden gebracht, die Sympathien mit Ungarn wa¬
ren noch geschlossen in der verhängnißvollen Büchse der Pandora, über Deutsch-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341563_277987/484>, abgerufen am 23.07.2024.