Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. I. Band.das Auge, die sorgende Hand eines Vaters. Er ist allein, ein einsames Reis (ab.) Vater ihn zweimal von sich gestoßen hat. Wald. Bei Gott, ein hochherziges Mädchen, und welche Bußpredigt! Ich sah mich bereits sitzen, einen weißhaarigen, rothbäckigen Bengel auf dem Schooß , (er schellt) den Satan in seiner eignen Hölle am Bart zu ziehenBox. Wald. Wirst Du das Mädchen wieder erkennen, wenn Du ihr begegnest? Box (bei Seite). (laut) Da haben wir das Unglück, Gewiß, Herr Graf,den" ich kenne sie bereits. Wald. Was weißt Du von ihr? Box (bei Seite), Jetzt nur nicht zu sehr gelobt, (laut) Je uun, sie gilt für ein gutes Ding, sie hat in früher Jugend ihre Mutter verloren und hilft Das trifft sich gut. Wald. Box. Die würdige Frau hat den Wunsch, ans mir und dem Mädchen eine Partie zu machen. Doch sie ist arm und so gewöhnlich, nichts apartes, und da (kühl) habe ich mich zurückgehalten, Sonst wäre sie eine recht brauchbare Frauürmi. Für Dich?! -- Vorläufig wirst Du die Güte haben, Deine Absicht Wald. auf das Mädchen aufzuschieben. O weh! Box (bei Seite). Wald. Ich will auffahren. Hut und Handschuh! -- Box, man spricht übel von uns unter den Leuten. Ich fürchte auch, Herr Graf, man nennt unsern Box (den Hut präsentirend). Wandel unmoralisch. Wald, (mit verstellter Gutmüthigkeit). Das schmerzt mich um Deinetwillen, 32*
das Auge, die sorgende Hand eines Vaters. Er ist allein, ein einsames Reis (ab.) Vater ihn zweimal von sich gestoßen hat. Wald. Bei Gott, ein hochherziges Mädchen, und welche Bußpredigt! Ich sah mich bereits sitzen, einen weißhaarigen, rothbäckigen Bengel auf dem Schooß , (er schellt) den Satan in seiner eignen Hölle am Bart zu ziehenBox. Wald. Wirst Du das Mädchen wieder erkennen, wenn Du ihr begegnest? Box (bei Seite). (laut) Da haben wir das Unglück, Gewiß, Herr Graf,den» ich kenne sie bereits. Wald. Was weißt Du von ihr? Box (bei Seite), Jetzt nur nicht zu sehr gelobt, (laut) Je uun, sie gilt für ein gutes Ding, sie hat in früher Jugend ihre Mutter verloren und hilft Das trifft sich gut. Wald. Box. Die würdige Frau hat den Wunsch, ans mir und dem Mädchen eine Partie zu machen. Doch sie ist arm und so gewöhnlich, nichts apartes, und da (kühl) habe ich mich zurückgehalten, Sonst wäre sie eine recht brauchbare Frauürmi. Für Dich?! — Vorläufig wirst Du die Güte haben, Deine Absicht Wald. auf das Mädchen aufzuschieben. O weh! Box (bei Seite). Wald. Ich will auffahren. Hut und Handschuh! — Box, man spricht übel von uns unter den Leuten. Ich fürchte auch, Herr Graf, man nennt unsern Box (den Hut präsentirend). Wandel unmoralisch. Wald, (mit verstellter Gutmüthigkeit). Das schmerzt mich um Deinetwillen, 32*
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0259" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/278247"/> <p xml:id="ID_1039" prev="#ID_1038"> das Auge, die sorgende Hand eines Vaters. Er ist allein, ein einsames Reis<lb/> in fremden Garten gesetzt! Wenn er, wie Kinder thun, frägt, wo seine Aeltern<lb/> bleiben, wann sie zu ihm kommen werden, was soll man ihm antworten? Er<lb/> hat keine Aeltern! — Und Sie selbst — was Ihr größtes Glück wäre, das fröh¬<lb/> liche Lachen des Kleinen zu hören, für ihn zu sorge», an seinem Lager zu wachen<lb/> und sich zu freuen, wenn er fleißig und brav ist, das Alles müssen auch Sie<lb/> verliere»! —Ich muß weinen, daß es so gekommen ist gegen die Natur und gegen<lb/> deu heiße» Wunsch meiner Seele. Ihnen aber, Herr Gras, soll das Schicksal<lb/> dieses Knabe» niemals mehr heitere Laune errege», er soll nie erfahren, daß sein<lb/><stage> (ab.)</stage> Vater ihn zweimal von sich gestoßen hat. </p><lb/> <note type="speaker"> Wald.</note><lb/> <p xml:id="ID_1040"> Bei Gott, ein hochherziges Mädchen, und welche Bußpredigt! Ich</p><lb/> <p xml:id="ID_1041"> sah mich bereits sitzen, einen weißhaarigen, rothbäckigen Bengel auf dem Schooß<lb/> und vor mir drei bis vier größere nullo, wie Gänse mit ausgestreckten Hälsen<lb/> schreiend: Vater, Brot! während mir der Jüngste in aller Stille den Rockschooß<lb/> unsauber macht. — Und welche Lobsprüche sie meinem Charakter gab, lasterhaft<lb/> war das wenigste, — aber es stand ihr nicht schlecht, es war Ueberzeugung. —<lb/> Bei alle dem kann die Sache so nicht bleiben, sür den unnützen Jungen muß ge¬<lb/> sorgt werden, und Du, schöne Gertrud, sollst erfahren, daß es nicht rathsam ist,<lb/><stage> , (er schellt)</stage> den Satan in seiner eignen Hölle am Bart zu ziehen</p><lb/> <stage> Box.</stage><lb/> <note type="speaker"> Wald. </note><lb/> <p xml:id="ID_1042"> Wirst Du das Mädchen wieder erkennen, wenn Du ihr begegnest?</p><lb/> <note type="speaker"> Box</note><lb/> <stage> (bei Seite). </stage><lb/> <p xml:id="ID_1043"><stage> (laut) </stage> Da haben wir das Unglück, Gewiß, Herr Graf,</p><lb/> <p xml:id="ID_1044"> den» ich kenne sie bereits.</p><lb/> <note type="speaker"> Wald. </note><lb/> <p xml:id="ID_1045"> Was weißt Du von ihr?</p><lb/> <note type="speaker"> Box </note><lb/> <stage> (bei Seite),</stage><lb/> <p xml:id="ID_1046"> Jetzt nur nicht zu sehr gelobt, (laut) Je uun, sie gilt</p><lb/> <p xml:id="ID_1047"> für ein gutes Ding, sie hat in früher Jugend ihre Mutter verloren und hilft<lb/> ihrem alten Bater bei der Gärtnerei; meine Mutter wohnt in ihrer Nähe.</p><lb/> <p xml:id="ID_1048"> Das trifft sich gut.</p><lb/> <note type="speaker"> Wald. </note><lb/> <note type="speaker"> Box.</note><lb/> <p xml:id="ID_1049"> Die würdige Frau hat den Wunsch, ans mir und dem Mädchen eine</p><lb/> <p xml:id="ID_1050"> Partie zu machen. Doch sie ist arm und so gewöhnlich, nichts apartes, und da<lb/><stage> (kühl)</stage> habe ich mich zurückgehalten, Sonst wäre sie eine recht brauchbare Frau<lb/> ürmi.</p><lb/> <p xml:id="ID_1051"> Für Dich?! — Vorläufig wirst Du die Güte haben, Deine Absicht</p><lb/> <note type="speaker"> Wald. </note><lb/> <p xml:id="ID_1052"> auf das Mädchen aufzuschieben.</p><lb/> <p xml:id="ID_1053"> O weh!</p><lb/> <note type="speaker"> Box</note><lb/> <stage> (bei Seite). </stage><lb/> <note type="speaker"> Wald.</note><lb/> <p xml:id="ID_1054"> Ich will auffahren. Hut und Handschuh! — Box, man spricht</p><lb/> <p xml:id="ID_1055"> übel von uns unter den Leuten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1056"> Ich fürchte auch, Herr Graf, man nennt unsern</p><lb/> <note type="speaker"> Box </note><lb/> <stage> (den Hut präsentirend).</stage><lb/> <p xml:id="ID_1057"> Wandel unmoralisch.</p><lb/> <note type="speaker"> Wald,</note><lb/> <stage> (mit verstellter Gutmüthigkeit).</stage><lb/> <p xml:id="ID_1058" next="#ID_1059"> Das schmerzt mich um Deinetwillen,</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> 32*</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0259]
das Auge, die sorgende Hand eines Vaters. Er ist allein, ein einsames Reis
in fremden Garten gesetzt! Wenn er, wie Kinder thun, frägt, wo seine Aeltern
bleiben, wann sie zu ihm kommen werden, was soll man ihm antworten? Er
hat keine Aeltern! — Und Sie selbst — was Ihr größtes Glück wäre, das fröh¬
liche Lachen des Kleinen zu hören, für ihn zu sorge», an seinem Lager zu wachen
und sich zu freuen, wenn er fleißig und brav ist, das Alles müssen auch Sie
verliere»! —Ich muß weinen, daß es so gekommen ist gegen die Natur und gegen
deu heiße» Wunsch meiner Seele. Ihnen aber, Herr Gras, soll das Schicksal
dieses Knabe» niemals mehr heitere Laune errege», er soll nie erfahren, daß sein
(ab.) Vater ihn zweimal von sich gestoßen hat.
Wald.
Bei Gott, ein hochherziges Mädchen, und welche Bußpredigt! Ich
sah mich bereits sitzen, einen weißhaarigen, rothbäckigen Bengel auf dem Schooß
und vor mir drei bis vier größere nullo, wie Gänse mit ausgestreckten Hälsen
schreiend: Vater, Brot! während mir der Jüngste in aller Stille den Rockschooß
unsauber macht. — Und welche Lobsprüche sie meinem Charakter gab, lasterhaft
war das wenigste, — aber es stand ihr nicht schlecht, es war Ueberzeugung. —
Bei alle dem kann die Sache so nicht bleiben, sür den unnützen Jungen muß ge¬
sorgt werden, und Du, schöne Gertrud, sollst erfahren, daß es nicht rathsam ist,
, (er schellt) den Satan in seiner eignen Hölle am Bart zu ziehen
Box.
Wald.
Wirst Du das Mädchen wieder erkennen, wenn Du ihr begegnest?
Box
(bei Seite).
(laut) Da haben wir das Unglück, Gewiß, Herr Graf,
den» ich kenne sie bereits.
Wald.
Was weißt Du von ihr?
Box
(bei Seite),
Jetzt nur nicht zu sehr gelobt, (laut) Je uun, sie gilt
für ein gutes Ding, sie hat in früher Jugend ihre Mutter verloren und hilft
ihrem alten Bater bei der Gärtnerei; meine Mutter wohnt in ihrer Nähe.
Das trifft sich gut.
Wald.
Box.
Die würdige Frau hat den Wunsch, ans mir und dem Mädchen eine
Partie zu machen. Doch sie ist arm und so gewöhnlich, nichts apartes, und da
(kühl) habe ich mich zurückgehalten, Sonst wäre sie eine recht brauchbare Frau
ürmi.
Für Dich?! — Vorläufig wirst Du die Güte haben, Deine Absicht
Wald.
auf das Mädchen aufzuschieben.
O weh!
Box
(bei Seite).
Wald.
Ich will auffahren. Hut und Handschuh! — Box, man spricht
übel von uns unter den Leuten.
Ich fürchte auch, Herr Graf, man nennt unsern
Box
(den Hut präsentirend).
Wandel unmoralisch.
Wald,
(mit verstellter Gutmüthigkeit).
Das schmerzt mich um Deinetwillen,
32*
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |