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Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. I. Band.

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Gertr.

Ihre Mutter ist eine gute Frau, ich freue mich, wenn Sie ihr

ähnlich sind.


Box
(sich verbeugend).

Die Familienähnlichkeit ist noch nicht bezweifelt worden.

Aber Sie hier, und Sie wollen den Herrn Grafen sprechen -- und allein?

Ja, mein Herr. ,


Gertr.
(kopfschüttelnd).

Es ist unbegreiflich, könnte denn nicht vielleicht ich


Box

die Sache besorgen, ich sage das wirklich aus guter Meinung.

Ist Ihr Herr denn so arg?


Gertr.
Box.

So arg? -- Das grade nicht, aber sehen Sie, er ist jungen Damen

gegenüber doch manchmal --


Gertr.

Sie essen sein Brot, sprechen Sie gut von ihm. Daß

(bittend).

ich hier bin, sei Ihnen ein Zeichen, daß mich etwas Ernstes herführt.


Box.

Nun, ich habe Sie gewarnt. -- Erwarten Sie den Herrn, er wird

s

(Box ab.)
ogleich kommen.

Hier also wohnt er, der übermüthige, lasterhafte Mann!

(allein).

Gertr.

-- Und doch sieht er aus, wie ein edles Menschenbild. Neulich ritt er an unsrer
Thür vorüber, die Nachbarin nannte seinen Namen und sprach eine Verwünschung
dazu, er aber sah so gleichgiltig und stolz in die Welt, als könne ihn kein Un¬
glück treffen. -- Er hat keine Eltern, kein Weib? -- ob er Jemanden hat, an
dem sein Herz hängt? (Zwei Schüsse hinter der Scene. Gertr. zusammenfahrend)
Ha, was ist das?

Wald, (aufgeregt, schnell eintretend, die abgeschossene Pistole in der Hand)

Gertr.
(entsetzt).

Wen haben Sie getödtet?


Wald,
(in einen Sessel sinkend).

Meinen Freund (Gertr. wendet sich zur Flucht,

Wald, die Pistole wegwerfend) Mein Lieblingsthier. (Pause -- aufblickend) Wie
kommen Sie Hieher?

Ihr Kammerdiener hat mich eingeführt.


Gertr.
(finster).

Box ist sehr gütig, so zu rechter Zeit für meine Unterhaltung zu


Wald.

sorgen. -- Wer sind Sie?


Gertr.

Gertrud Hiller, die Tochter eines Gärtners aus der Vorstadt.


Wald.

Und was führt Sie zu mir, mein Kind?


Gertr.

Ich werde es Ihnen sagen, sobald mich kein fremdes Ohr hö¬

ren kann.

Ich bin allein. -- Wenn Sie mit einer Bitte kommen, so wenden


Wald.

Sie sich an meinen Secretair.

Ich komme zu bitten.


Gertr.

Für sich selbst, oder für Andere?


Wald.

Für einen Andern.


Gertr.
Wald.

So lassen Sie hören.

Es sind jetzt sieben Jahr, da lag ein armes verlassenes Mädchen


Gertr.
Gertr.

Ihre Mutter ist eine gute Frau, ich freue mich, wenn Sie ihr

ähnlich sind.


Box
(sich verbeugend).

Die Familienähnlichkeit ist noch nicht bezweifelt worden.

Aber Sie hier, und Sie wollen den Herrn Grafen sprechen — und allein?

Ja, mein Herr. ,


Gertr.
(kopfschüttelnd).

Es ist unbegreiflich, könnte denn nicht vielleicht ich


Box

die Sache besorgen, ich sage das wirklich aus guter Meinung.

Ist Ihr Herr denn so arg?


Gertr.
Box.

So arg? — Das grade nicht, aber sehen Sie, er ist jungen Damen

gegenüber doch manchmal —


Gertr.

Sie essen sein Brot, sprechen Sie gut von ihm. Daß

(bittend).

ich hier bin, sei Ihnen ein Zeichen, daß mich etwas Ernstes herführt.


Box.

Nun, ich habe Sie gewarnt. — Erwarten Sie den Herrn, er wird

s

(Box ab.)
ogleich kommen.

Hier also wohnt er, der übermüthige, lasterhafte Mann!

(allein).

Gertr.

— Und doch sieht er aus, wie ein edles Menschenbild. Neulich ritt er an unsrer
Thür vorüber, die Nachbarin nannte seinen Namen und sprach eine Verwünschung
dazu, er aber sah so gleichgiltig und stolz in die Welt, als könne ihn kein Un¬
glück treffen. — Er hat keine Eltern, kein Weib? — ob er Jemanden hat, an
dem sein Herz hängt? (Zwei Schüsse hinter der Scene. Gertr. zusammenfahrend)
Ha, was ist das?

Wald, (aufgeregt, schnell eintretend, die abgeschossene Pistole in der Hand)

Gertr.
(entsetzt).

Wen haben Sie getödtet?


Wald,
(in einen Sessel sinkend).

Meinen Freund (Gertr. wendet sich zur Flucht,

Wald, die Pistole wegwerfend) Mein Lieblingsthier. (Pause — aufblickend) Wie
kommen Sie Hieher?

Ihr Kammerdiener hat mich eingeführt.


Gertr.
(finster).

Box ist sehr gütig, so zu rechter Zeit für meine Unterhaltung zu


Wald.

sorgen. — Wer sind Sie?


Gertr.

Gertrud Hiller, die Tochter eines Gärtners aus der Vorstadt.


Wald.

Und was führt Sie zu mir, mein Kind?


Gertr.

Ich werde es Ihnen sagen, sobald mich kein fremdes Ohr hö¬

ren kann.

Ich bin allein. — Wenn Sie mit einer Bitte kommen, so wenden


Wald.

Sie sich an meinen Secretair.

Ich komme zu bitten.


Gertr.

Für sich selbst, oder für Andere?


Wald.

Für einen Andern.


Gertr.
Wald.

So lassen Sie hören.

Es sind jetzt sieben Jahr, da lag ein armes verlassenes Mädchen


Gertr.
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[0256] Gertr. Ihre Mutter ist eine gute Frau, ich freue mich, wenn Sie ihr ähnlich sind. Box (sich verbeugend). Die Familienähnlichkeit ist noch nicht bezweifelt worden. Aber Sie hier, und Sie wollen den Herrn Grafen sprechen — und allein? Ja, mein Herr. , Gertr. (kopfschüttelnd). Es ist unbegreiflich, könnte denn nicht vielleicht ich Box die Sache besorgen, ich sage das wirklich aus guter Meinung. Ist Ihr Herr denn so arg? Gertr. Box. So arg? — Das grade nicht, aber sehen Sie, er ist jungen Damen gegenüber doch manchmal — Gertr. Sie essen sein Brot, sprechen Sie gut von ihm. Daß (bittend). ich hier bin, sei Ihnen ein Zeichen, daß mich etwas Ernstes herführt. Box. Nun, ich habe Sie gewarnt. — Erwarten Sie den Herrn, er wird s (Box ab.) ogleich kommen. Hier also wohnt er, der übermüthige, lasterhafte Mann! (allein). Gertr. — Und doch sieht er aus, wie ein edles Menschenbild. Neulich ritt er an unsrer Thür vorüber, die Nachbarin nannte seinen Namen und sprach eine Verwünschung dazu, er aber sah so gleichgiltig und stolz in die Welt, als könne ihn kein Un¬ glück treffen. — Er hat keine Eltern, kein Weib? — ob er Jemanden hat, an dem sein Herz hängt? (Zwei Schüsse hinter der Scene. Gertr. zusammenfahrend) Ha, was ist das? Wald, (aufgeregt, schnell eintretend, die abgeschossene Pistole in der Hand) Gertr. (entsetzt). Wen haben Sie getödtet? Wald, (in einen Sessel sinkend). Meinen Freund (Gertr. wendet sich zur Flucht, Wald, die Pistole wegwerfend) Mein Lieblingsthier. (Pause — aufblickend) Wie kommen Sie Hieher? Ihr Kammerdiener hat mich eingeführt. Gertr. (finster). Box ist sehr gütig, so zu rechter Zeit für meine Unterhaltung zu Wald. sorgen. — Wer sind Sie? Gertr. Gertrud Hiller, die Tochter eines Gärtners aus der Vorstadt. Wald. Und was führt Sie zu mir, mein Kind? Gertr. Ich werde es Ihnen sagen, sobald mich kein fremdes Ohr hö¬ ren kann. Ich bin allein. — Wenn Sie mit einer Bitte kommen, so wenden Wald. Sie sich an meinen Secretair. Ich komme zu bitten. Gertr. Für sich selbst, oder für Andere? Wald. Für einen Andern. Gertr. Wald. So lassen Sie hören. Es sind jetzt sieben Jahr, da lag ein armes verlassenes Mädchen Gertr.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341563_277987/256>, abgerufen am 23.12.2024.